Der Welsche Gast - III

by Thomasin von Zerklaere

ed. HEINRICH RÜCKERT 
(Quedlinburg/Leipzig 1852)

 machine-readable text by Minoru Shigeto (Tokyo, 1997)
conversion from TUESTEP format by Uta Recker (Tübingen, 1999)
corrections and HTML rendering by Steven M. Wight (Los Angeles, 1999)
Prosa Prolog -
Teil 1 - Teil 2 - Teil 3: [3.1][3.2][3.3][3.4][3.5][3.6][3.7][3.8][3.9][3.10][3.11][3.12][3.13]  - Teil 4 - Teil 5 -
Teil 6 - Teil 7 - Teil 8 - Teil 9 - Teil 10



[3.1]   Ich hân geseit nâch mînem wân
daz ich von der unstæte kan,   [2530]
und hânz noch niht geseit gar.
Ir sippe machet breite schar:
swelch untugent mac niht gesîn
ir mâc, diu ist doch ir geswî.
Dâ von muoz ich mêr von ir sagen,   [2535]
sîn ensol iuch niht betrâgen.
    Ich wart gevreit von einem manne,
er sprach alsô: “Nu sage, von wanne
kumt daz, lieber vriunt mîn,
daz wir sô gar unstæte sîn?   [2540]
Wan Got hât uns geben die kraft
daz wir haben meisterschaft
übr alliu dinc.  Diu beste getât
sî wir, die Got geschaffen hât:
die engel muoz ich ûz nemen.   [2545]
Dâ von solt du mir vernemen
und sage wâ von niht ensî
der unstæt sô nâhen bî,
ezn sî stætiger danne wir?
Des dich dunkt, daz sage mir.”   [2550]
Dâ antwurte ich im alsô:
Got gap dem êrsten manne dô
stæte, dô er im gap sin.
Do verlôs er der stæte gewin
von sîm willen und von schulde,   [2555]
wan er verworhte Gotes hulde
und viel dô an unstætekeit.
Do er von liebe kom ze leit,
sît muose wir unstæte sîn,
wande sînr unstæte pîn   [2560]
ist uns von im an geborn:
er erwarp dermite Gotes zorn.
Dehein ander dinc verworhte niht
sîn stæt.  Dâ von, swaz uns geschiht
zunstæte, daz kumt durch den man,   [2565]
als ich ouch ê gesprochen hân.
Dar über hât er uns die sinne
gegeben, daz wir werden inne
wol, waz sî übel ode guot.
Betwunge er danne unsern muot,   [2570]
daz wir trüegn der stæte krône,
zwiu gæbe er uns dan iht ze lône?
Er wil daz unser stæter muot
uns bring zer stætekeite guot,
wan Âdâm, der êrste man,   [2575]
von sîner unstæt schiet dan.
Er hât uns vrîe wal gegeben: 
wir mugen swie wir wellen leben.
    Eins dinges wundert mich niht kleine:
ich hân gehœret dick daz eine:   [2580]
man sprichet, unde woldez Got,
man tæt niht wider sîn gebot.
Ez ist wider sînen willen gar,
daz sagich iu wol vür wâr,
swaz man getuot wider in.   [2585]
Ein ieglîchr möhte hân den sin
daz er möht gedenken wol
daz er uns niht dwingen sol
anders dan mit sîme gebot.
Swelch man danne vürhtet Got,   [2590]
der sol betwungen sîn dâ mite.
Jâ hât ein herre ouch den site,
swaz er dem knehte seit,
tuot erz niht, er tuot im leit,
und twingt in doch niht anders zuo   [2595]
niwan daz er sprichet “tuo.”
Sam ist umb unsern herren Got:
zebreche wir sîn gebot,
er bringt uns inne harte wol
daz man nu wol verstên sol   [2600]
daz bœsiu dinc sint wider in;
daz merke swer wil haben sin.
[3.2]   Von dem himel unz an den mân,
als ich ê gesprochen hân,
sint mit stæt die sterne siben   [2605]
an ir orden gar beliben.
Von dem mân unz an die erd
sint vier natûre widerwert
beliben ouch nâch ir gewalte: 
diu heize ist hôher dan diu kalte.   [2610]
Ein ieglîch dinc sîn orden hât,
daz ist von der natûre rât,
âne alters eine der man
der sînen ordn niht halten kan.
Swaz in der werlde gar ringe ist,   [2615]
daz ziuhet hôhe zaller vrist.
Daz swære niht anders gert
wan daz ez valle zuo der erd.
Zem centrum ziuhet elliu swære:
diu erd anders zervallen wære.   [2620]
Daz îsen hât ouch den sit
daz ez ziuhet hin zer calamît.
Diu salamandrâ niht enstrebet
ûzem viuwer dâ si lebet.
Diu wazzer îlent hin zem mer.   [2625]
Ez ist in der werlde niht sô hêr
daz ûz sîm orden welle bestân,
wan alterseine der tœrsche man.
Die vogel vliegent imme luft;
daz wilde ist in des berges gruft   [2630]
und in dem wald; die vische swebent
in dem wazzer dâ si lebent.
Anders uns ze tuon geschiht,
wan wir welln behalten niht
unsern ordn noch unser leben.   [2635]
Ein ieglîchr wolt daz sîne geben
durch des andern arbeit;
daz ist ein grôz unstætekeit.
    Der gebûre wolt sîn kneht,
wan in des leben dunket sleht.   [2640]
Der kneht wære gerne gebûr, 
swenn in sîn leben dunket sûr.
Der phaffe wolt gern rîter wesen,
swenn in betrâgt sîn buoch ze lesen.
Vil gern der rîter phaffe wær,   [2645]
swenn er den satel rûmt dem sper.
Swenn der koufman gwinnet nôt,
sô spricht er: “Wê und wær ich tôt!
Mir ist unsælikeit gegeben.
Der wercman hât guot leben:   [2650]
jâ ist deheim der wercman.
Daz ich niht würken kan,
des muoz ich varn hin und her
und bin gemuot harte sêr.”
Sô sprichet der wercman: “Wol   [2655]
dem koufmanne, wan ich sol
würkent nahtes wachen vil:
der koufman slæfet swenner wil.”
Swaz dem ist liep, ist disem leit,
daz ist ein grôz unstætekeit.   [2660]
Wolt der hunt ziehen den wagen
und der ohse de hasen jagen,
si diuhtn uns beidiu wunderlîch.
Daz ist noch alsô gemelîch,
daz sich deheiner niht enschampt,   [2665]
ern well durch nît des andern ampt.
Kneht gebûr, gebûre kneht,
daz und ditze ist unreht.
Der phaffe ist rîtr, der rîter phaffe:
der und der tuot als der affe,   [2670]
wan der aff sich niht enschampt,
ern welle haben alliu ampt.
Alsô sî wir betrogen gar. 
Ich wil iu sagen wol vür wâr,
deheiner wolt daz sîne geben   [2675]
erkant er wol des andern leben.
[3.3]   Der arm hât müe und ouch der rîche:
ez ist allez geteilt gelîche.
Derz wol mit sinne ersehen kan,
jâ hât niht wirs der arme man.   [2680]
Dem armn ist wê mit der armuot,
dem rîchen wê mit sînem guot.
Sol man mir iht, sô ist mir leit
daz diu werunge ist niht bereit.
Sol aver ich iht, sô ist mir swær   [2685]
daz ich nien hân wâ mit ich wer.
Derz allez wol erahten wil,
si habent nâch gelîchez zil.
Swer nien hât, dem nimt man niht,
dem rîchen man vil abe briht.   [2690]
Der rîche durch sîn eigen guot
muoz dicke haben trüeben muot,
urliuge, zorn und grôzen haz:
im wær der âne lîhte baz.
Der rîch durchz guot muoz vil vertragen   [2695]
unwirde di ich niht wolt vertragen:
wil erz ave vertragen niht,
leit im amme guot geschiht.
    Der arme man muoz haben guot,
so bedarf wol der rîche huot.   [2700]
Umbe guot der arme man bit,
so ist der rîche gemuot dâ mit
daz er umb helfe biten muoz.
Wol gelîche gât ir vuoz.
Dem armen ist wê nâch dem guote,   [2705]
so ist noch wirser ze muote
dem rîchen, wier müg rîcher sîn.
Rîchtuom macht niemen sorgen vrî.
Swer hât genuoc und mêre wil,
dem hilft sîn guot alsô vil   [2710]
als der rouch hilft den ougen,
des mag er mir nimmer gelougen.
Der ist vil arm mit grôzem guot,
swem mêre geret sîn muot.
Der hât an kleinen dingen vil,   [2715]
swer danne niemêr haben wil.
Swelch man hât einen rîchen muot,
der ist niht arm mit kleinem guot.
Swen niht genüeget des er hât,
des armuot mac niht werden rât,   [2720]
wan bœses mannes argen muot
genüeget niht dehein guot.
Der arge hiet an lützel vil,
möht ervollet werdn sîn will.
Swer niene kan mit kleime leben,   [2725]
der muoz sînn lîp ze eigen geben.
Der vrum man kan sich wol genôzen
ze kleinem dinge und zem grôzen.
    Der man bedarf niht ze vil,
swer nâch sîner durft leben wil.   [2730]
Swer nâch sîner durft leben kan,
der mac niht sîn ein arm man.
Hungert, dürst und vriust dich niht,
von rîchtuom dir nimêre geschiht.
Swenne der man den vollen an   [2735]
rîchtuom hât, von tœrschem wân
kumt daz er wænt bedürfen mêre; 
daz müet den rîchen harte sêre.
Des man bedarf ist schier verent:
tœrscher wân der ist ân ent.   [2740]
Ein tôre mac niht werden rîche
und ist dem dürftegen ungelîche,
wan ern bedarf nihtes niht.
Anders dem wîsen manne geschiht,
wan der bedarf zaller zît   [2745]
und hât doch erbe harte wît.
    Ein man ist rîch durch tœrscheit,
der ander arm durch nerrescheit.
Swen durch sînen hôhen muot
dunket daz er habe guot,   [2750]
der ist rîche durch sîn tœrscheit.
So ist der arm durch nerrescheit
den durch sînen swachen muot
dunket, er enhabe niht guot
und doch genuoc guotes hât.   [2755]
Ez ist mîn wille und ouch mîn rât
daz man mit grôzem vlîze sol
sich und sîn guot erkennen wol
und ouch sîn vriunde: swer daz tuot,
ez ist im dick vür schaden guot.   [2760]
Wan swelch man hât den sin,
der enkumt niht dar in,
ern müge mit gewarheit
kêren in sîn sicherheit.
    Swelch man niht getrouwet leben   [2765]
dâ mit und im Got hât gegeben,
ich wolde gern daz er erkande
daz vil manic helphande
in dem walde genesent wol. 
Dâ bî ein biderbe man sol   [2770]
wizzen daz er gewinnet daz
des er bedarf michels baz
danne der helphant gewinne:
er ist kleine und hât grôze sinne.
Swie grôz der helphant ist,   [2775]
er gewinnt doch zaller vrist
in einem walde reht genuoc:
wie ist ein man sô ungevuoc
daz er niht entrout gewinnen
genuoc mit allen sînen sinnen,   [2780]
unde hât doch gar in sîner hant
viuwer, wazzer, luft und lant?
Er hât ez gar und hât doch niht:
von grôzer erge daz geschiht.
    Wir wenden mêre müe und list   [2785]
dar an dâ uns undurft ist
denn dar dâ wirs bedorften hart:
daz ist ein wunderlîchiu vart.
Man læt deheime kint und wîp
und vert arbeiten sînen lîp   [2790]
vil dicke durch einn kleinen gwin.
Sô wære daz ein bezzer sin
daz man mit lîhter arbeit
würb nâch tugent: sô wære bereit
uns beidiu rîchtuom unde guot;   [2795]
daz meine ich an dem rîchen muot.
Man gilt vil oft sîn selbes lîp,
vrîtuom, sêle, kint und wîp
umb niht (nu merket wie daz kumt)
und solt wirz koufen umbe ein phunt,   [2800]
wir liezenz under wegen bestân. 
Vil dicke vüert der tœrsche man
sîn lîp veil und enweiz umb wiu,
niwan umb sorgen, müe und riu.
    Swaz mit im selben kouft der tôr,   [2805]
daz dunket in, er hab ez vor,
und enweiz denne des niht
daz im ze geben ez meiste geschiht.
Der arge wær sîn, wær sîn guot
niht: sus hât er sînen muot   [2810]
und sînen sin dem guot gegeben:
er muoz in eigenschefte leben.
Swelch man verkouft sînn vrîen muot,
der nimt niht gelîchez guot.
Swem sîn rîchtuom loufet vor,   [2815]
der volget im nâch als ein tôr.
Swer sînem guot unrehte tuot,
der undermacht im sînen muot.
Swer sînem guot niht hêrschen kan,
der ist der phenning dienestman.   [2820]
    Nu hœret grôz unstætekeit:
von grôzer lieb kumt grôzez leit.
Daz man erwirbt mit grôzer nôt,
daz muoz man lâzen doch zem tôt.
Rîchtuom macht niemen gesunt,   [2825]
wirt er siech ze deheiner stunt.
Swer hin zim grôze liebe hât,
mit grôzem leit er in verlât,
und ist doch unmissewende,
er muoz in lâzen doch zem ende.   [2830]
    Leit im von liebe geschehen mac
ouch ê im kome des tôdes tac:
vîent, viur, spil, tôt und diebe, 
die kunnen machen leit von liebe.
Dâ von sô wolt ich daz der rîche   [2835]
gæb sîn guot umb ungelîche
bezzer guot.  Waz wære daz?
Gotes huld, diu kœme im baz,
wan diu gæbe im immer mêre
êwigen rîchtuom unde êre.   [2840]
Daz kouft dem armen reiner muot,
dâ von hânt si glîchez guot.
    Der arme kumt ze sînem zil
schierer, ob erz tuon wil:
der rîche under wegen lît.   [2845]
Der arm vert ringe zaller zît,
unde vert ouch âne vorht.
Sô vert der rîche geladen dort
mit angest und mit argem wân
und swaz er hœrt, dâ stœzt er an.   [2850]
Rüert sich inder dehein mûs,
er wænt daz diebe in sîn hûs
komen sîn und schrîet “diebe,”
daz macht der phenninge liebe.
Die wîl sô dringt der arme vür   [2855]
dem rîchen zuo der vrône tür.
Swer sîn guot behalten welle,
der sol ez geben harte snelle
den armen, wan si bringentz dar
da ez im ist behalten gar.   [2860]
Swer wænet hie sîn kamer machen,
er mac nimmer sô vil gwachen,
ern müeze ez hie verliesen gar
und ouch dort, daz wizzt vür wâr.
Diu Helle und der arge man   [2865]
werdent nimmer sat; von dan
wæn ich daz ez rehte sî
daz einer sî dem andern bî.
Swelch man ist der Helle gelîche,
der mac niht haben Gotes rîche.   [2870]
[3.4]   Wær uns daz guot niht unmære
durch Got, ez solt uns wesen swære
durch sich selbe: wan sîn kraft
machet niemen tugenthaft.
    Nu merkt, daz wîze machet wîze   [2875]
und swerze swarz mit allem vlîze,
aver daz daz wir dâ heizen guot
gît niemen tugenthaften muot.
Dem bœsen glücke und guot geschiht
der armuot zende, der bôshit niht.   [2880]
Swem armuot gît einn bœsen muot,
im bezzert ez niht dehein guot.
Daz uns die armuot müelîch macht,
macht uns am guot untugenthaft.
Untugent ist niht imme guot,   [2885]
sist imme herzn und imme muot.
Daz selbe ouch deheine vrist
diu tugent imme guote ist,
wan si ist in des mannes muot
der dâ ist biderbe unde guot.   [2890]
Ich hân ouch ie und ie geseit,
die tugende sint hüfscheit.
Wâ von heiz wir dan daz guot
daz uns niht reinet unsern muot?
Swaz guot ist machet tugenthaft,   [2895]
daz muoz tuon der tugende kraft.
Die tugende bezzernt den man: 
rîchtuom des niht getuon kan.
Ein bœser armman wirt er rîche,
er wirt dem bœsen niht unglîche.   [2900]
Ich weiz wol daz dehein guot
machet rîch den armen muot.
    Lege den siechen sus und sô,
nu ûfem bet nu ûfem strô,
sîn siechtuom doch wol volgen kan.   [2905]
Alsô kumt umbe den bœsen man,
er sî arm od er sî rîche:
sîn bôsheit vert mit im gelîche.
    Daz wir dâ alle heizen guot
uns dicker leit dan liebe tuot.   [2910]
War umbe ist rîchtuom guot genant,
von dem uns dicke kumt grôz schant?
Swer in hât, treit zwô bürde swære.
Daz ein ist daz er gerne wære
rîcher, diu heizt girescheit:   [2915]
so ist der andern bürde leit
vorhte dier muoz immer kiesen,
wan er sîn dinc vürhtet vliesen.
Hab gar daz Alexander hiet,
silber, golt, bürge, lant, diet,   [2920]
si gebent dir der girescheit muot,
daz dir wirt wirser nâch dem guot.
    Swenne ein man genuoc hât,
so gedenket er: “Mîn dinc stât
noch niht ze wol: mîn nâchgebûr  [2925]
ist noch rîchr,” und gwinnt ein sûr
leben durch eins rîcheit,
unz er gewinnt mit arbeit
daz er wirt alsô rîch sam er. 
Sô spricht er dan: “Noch wil ich mêr[2930]
der andr ist rîcher danne ich,
des mac ich wol schamen mich,
wan ich bin edeler danne er.”
Swenner dan gewinnet mêr,
sô spricht er aver: “Ich bin niht rîche[2935]
ich bin dem harte ungelîche
an rîchtuom,” unde hât die nôt
immer unz an sînen tôt.
    Swer sich am reht verstên kan,
swenn vor im gêt ein rîcher man,   [2940]
sô sol er sehen hinder sich
und spreche: “Ist einer rîchr dan ich,
so ist der armern lîht wol drî.”
Daz sol man alsô lâzen sîn.
Des tuot man niht: man siht ot vür,   [2945]
wer vor im gê ûz der tür,
unde wil daz niht ersehen,
gêt einer vür, nâch gênt wol zehen.
Werltlîch rîchtuom ist armuot,
er machet ermer armen muot   [2950]
und macht den rîchen rîcher niht:
sîn name ist valsch und enwiht.
Des himels rîchtuom der ist guot,
er machet rîch lîp unde muot:
so ist sîn name guot unde wâr,   [2955]
sît er den man rîchet gar.
    Dem hilft dehein guot daz er hât,
der niht envolget disem rât,
daz er dar ûf ahtet niht,
ob im ze vliesen geschiht.   [2960]
Des muot vil sicher wesen sol, 
swer sîn guot wil niezen wol,
wan guot ist âne sicherheit
kleine vreud mit grôzem leit.
Jâ wær dehein übel amme guot,   [2965]
kêrt man dar an niht sînen muot.
Swer dem guote volgen wil,
der hât erhaben harte vil
und daz er immer tragen muoz
beidiu ze rosse und ze vuoz.   [2970]
Sô mag ez gar niht guot sîn.
Des ist ouch dar an worden schîn
daz ez bî übelen liuten ist:
des enist tugent deheine vrist.
Daz guot mac niht im übel wesen,   [2975]
im guot mag übel niht genesen.
Wær rîchtuom als er heizet guot,
sô müester vliehen argen muot.
Die tugende vliehent alle vast,
swenn in zuo kumt ein bœser gast.   [2980]
[3.5]   Ir habt gehôrt in dirre vrist,
daz iu genuoc gesaget ist,
wie unnütze der rîchtuom sî:
nu sult ir ouch hœren wî
der rîchtuom dem armen tuot,   [2985]
der niht enhât vil grôzez guot.
Er müet den armen harte vil,
swenn er dernâch gedenken wil.
Mag er gedenken zuo der vrist
ze gewinnunge einen kleinen list,   [2990]
in dunkt zehant, er habe daz guot
des er gert in sînem muot.
Swenn er daz mit gedanken hât, 
zehant sô suocht er danne rât
und ouch liste in sînem muot,   [2995]
wier bezzer daz selbe guot
und wier mêr derzuo gewinne,
dar kêrt er an gar sîne sinne.
Swenner dan hât in sînem muot
mit wân erworven grôzez guot,   [3000]
sô zimbert er zuo der zît
hôhe bürge und stete wît
und kêrt dar an sîne sinne,
wier mache sîn palas dar inne.
Swennerz danne gemachet hât,   [3005]
sô suocht er danne vürbaz rât,
wan erz vil wol vesten sol,
daz ez wær vür stürme wol:
und gwinnet man die stat gar,
er wil niht vürhten umbe ein hâr.   [3010]
Dâ von macht er mit grôzem sinne
umb sîn palas ein graben, dâ inne
rinnet umbe ein wazzer grôz:
ez ist niht grôzer vische blôz.
Umbe ûf dem graben macht er snelle   [3015]
vil hôhe türne und sinewelle.
Die sint vür antwerc guot;
wand der stein slîfent tuot
sô grôzen schaden dem turne niht,
ob ez lîhte alsô geschiht.   [3020]
Swenner dan mit tœrschem rât
ligent daz gemachet hât
unde hât gewunnen guot
reht genuoc in sînem muot,
so gedenket er alrêst wie er sol   [3025]
dan sîn guot behüeten wol
und waz er koufen well zehant,
welhe stete und welhiu lant.
Sô pâget er dan mit den nîdæren
die durchz guot in wellnt beswæren,   [3030]
die in nîdent durch daz guot.
Er hât urliuge in sînem muot
und gedenkt ouch waz er tuo,
daz die dieb nien komen zuo
sîme guot daz er dâ hât:   [3035]
dâ suochet er danne manegen rât.
    Swenn er sô ein lange vrist
mit gedanke gemartert ist,
sô hât nimêr der selbe man
wan daz er hiet, dô ers began,   [3040]
unde hât sich doch gemuot
mit gedanke in sînem muot.
Alsô hânt vil manege hînt
urliuge gehabet âne vînt,
wan si kemphent die naht lanc   [3045]
mit ir gireschem gedanc.
Sine ruowent sâ niht zuo der zît,
swenn ir lîp vil sanfte lît.
Ez ist reht daz girescheit
gebe vor dem guote leit,   [3050]
wan si gîtz ouch mit dem guot,
ob ir sîn rehte war tuot,
unde gît ouch nâch dem guote leit:
daz hân ich allez vor bescheit.
    Nu habt ir vernomen wol   [3055]
wâ von der arme behalten sol
sînn orden gern und ouch der rîche, 
wan si sint bêde nâch gelîche.
Ze wâre ez ist in bêden samt
vil wundernwê in ir amt.   [3060]
Der rîch treit vorhte und girescheit:
der arme niht anders entreit
den girescheit, diu ist gemeine,
die vorhte hât der rîche eine.
Der arm wolt niht daz sîne geben,   [3065]
erkant er wol des rîchen leben.
[3.6]   Daz selbe ich sprechen wil,
der herre und daz volc hânt ein zil;
und swer ez wol ersehen kan,
daz volc lebt baz dan der man   [3070]
der mit hêrschaft bekumbert ist,
wan dem ist wê zaller vrist.
Daz volc bedarf daz man im riht:
der herre ruowet nimmer niht
mit gedanken, wan er sol   [3075]
ervinden wie er rihte wol.
Dem volke seit sîn tœrscher muot
daz niemen anders habe guot
niwan der herr, swenn man in treit
zwischen henden.  Daz volc seit   [3080]
daz der herr hab swaz er wil:
sô hât er müe und sorgen vil.
Swenn daz volc slâfen mac,
sô rît der herre durch den tac
umb ir aller dinc gemeine.   [3085]
Swaz dem volke wirret, muoz er eine
umbe haben sorge und arbeit.
Er sol sîn zallen zîtn bereit
daz er ez allez büezen sol, 
geschiht dem volke iht min dan wol,   [3090]
ez tuon vînde od ez tuon dieb.
Daz volc sol im sîn alsô lieb
als im sîn selbes lîp ist.
Den herren unser herre vrist
dem er hât gegeben den muot   [3095]
daz er sô tugentlîchen tuot.
    Tœrchez volc, nu sage mir,
von welhen schulden wünschstu dir
daz du woldest herre wesen?
Ich hân gehœret unde gelesen,   [3100]
swer ûz sînr natûre komen wil,
daz ez im schadet dicke vil.
Nu wâ von wünschet ein gebûr
daz er sî herre und gwinnt ein sûr
leben, daz erz niht enist,   [3105]
gedenkent dar nâch zaller vrist?
Jâ solde der selbe gebûre,
der dâ wil ûz sînr natûre,
gedenken, swenner sanfte lît,
sô hât der herre unsælege zît.  [3110]
Swenn der gebûr mit sîme gesinde
spilt und lachet mit sîm kinde,
sô wirt gemüet harte sêre
mit manger slahte klage der herre,
und mit gedrange und mit rât.   [3115]
Die kumber die er danne hât,
die kan ich dir niht zelen wol.
Einer sprichet dort: “Mîn herre sol
alsô tuon;” der ander giht
anders unde sprichet niht.   [3120]
Dâ scheidents sich in manic teil: 
ein ieglîchr machet sîn urteil,
daz man in hab vür einn wîsen man.
Ern ruochet, spricht er wirser dan,
und spricht vil oft widr sînen sin   [3125]
durch sîn vriunde od durch gewin.
Der ist unsælic der daz tuot,
der wider reht spricht durch guot.
Man sol dem vriunde wider Got
niht helfen, daz ist sîn gebot.   [3130]
Swer aver des verlât niht,
unsælde in beiden lîht geschiht,
wan in wirt an gesiget gar,
daz geloubet wol vür wâr.
[3.7]   Ez sprichet ofte ein lîhter man,   [3135]
der lützel ode niht enkan,
“Wær ich ein herre, ich tæte wol:
sus und sô man tuon sol,”
und enweiz niht waz er seit,
wande ez sint vil übel beleit   [3140]
unde beriht mit sînem rât
driu hüebel diu er hât.
    Tœrschez volc, gedenk dar an,
swer ein schef niht rihten kan
und kumt vür einen vergen drin,   [3145]
daz er nien hât guoten sin.
Wan kan er dan niht sîn amt,
dâ mit sint si alle samt
verlorn, die komen sint dar in:
der meister hât ouch sînen gwin.   [3150]
Alsam mag ich sprechen, swer
gerne wolt hân grôze êr,
kan er danne dermite niht, 
unêr im von sîner êre geschiht.
Ez muoz ouch sînen liuten werren,   [3155]
habent si einen bœsen herren.
Diu êre meldet grôze unêre,
swer hêrschaft hât âne lêre.
Ein lîht man ist oft unerkant:
wirt er ein herre, da ist sîn schant   [3160]
an alrêst erkant wol,
ein ieglîch man daz wizzen sol.
Wie kumt dan daz ein man wil
haben gerne hêrschaft vil?
Wær hêrschaft an ir selber guot,   [3165]
sô gæbes uns ouch guoten muot.
Des entuot aver hêrschaft niht,
wan si ze haben geschiht
vil dicke einem bœsen man
der nihtes niht dermit enkan   [3170]
und nimmer gelernen mac,
und lebt er unz an den suontac.
    Wær hêrschaft guot in ir natûre,
si tæt daz ieglîch crêatûre
von ir selbr natûre tuot:   [3175]
swaz in der werlde ist hie guot,
daz sol ouch guot sîn anderswâ.
Daz viuwer daz ist heiz dâ
und ouch hie: swâ ez ist,
ez machet heiz zaller vrist.   [3180]
Des entuot hêrschaft niht.
Wan ob dem herren geschiht
ze varen in ein ander lant,
dâ er lîhte ist unerkant,
ich sagiu daz dâ alsô vil   [3185]
ûf in iemen ahten wil
als ûf einn der in dem lant
ist ouch lîhte unerkant.
Jâ hât sâ niht diu hêrschaft
von ir selber sô vil kraft   [3190]
daz si uns zeig wer sî der herre,
er sî uns nâhen ode verre.
Man muoz uns sagen: “Seht wâ er ist,”
wan diu hêrschaft hât niht den list
daz si uns sage wer er sî,   [3195]
sî wir im halt vil nâhen bî.
Dâ von dunkt si mich niht ze guot.
War umbe dan des iemen muot
daz er wolde hân grôz êre?
Die hôhen türn die vallent sêre,   [3200]
ist diu gruntveste niht harte guot.
Alsô geschiht dem der hôher muot
dan sîn vrümkeit müge tragen:
der vellet lîhte undern wagen.
Die grôzen steine ûf dem berge   [3205]
walgent mit krefte herab zer erde:
die stein die ûf der eben sint,
die ligent samft.  Wizzt daz der wint,
der schütet die hôhen boume veste,
daz er bricht vil gar ir este.   [3210]
Dem kleinen wirret niht sô vil,
der sich nâhem winde neigen wil.
Alsô sprich ich daz man sol
undern herren leben wol;
wan der herre hât ze schaffen vil,   [3215]
ob er mit êren leben wil.
Von urliug wirt eins herren muot
und von angsten dicke gemuot,
und als ich iu hân geseit,
er lebt mit grôzer arbeit.   [3220]
    Ich hân gesaget ein lange zît
waz kumbers hêrschaft gît:
nu hœret ouch wie si den man
bekumbert der si nie gewan.
    Swenn ein giresch man nâch êre   [3225]
dar an gedenket harte sêre,
ervindet er einen listegen rât.
Alsô er in erwischet hât,
so ist er alsô vrô zehant
sam er erworven habe ein lant.   [3230]
In dunkt er habe swaz er wil:
er hât êre und hêrschaft vil.
Er hât sîn lant harte wol,
als erz von rehte haben sol:
er ist volkomen gar an êr.   [3235]
Daz schenken ampt lîhet er,
und wer ze truhsæzn sî guot,
daz stift er gar in sînem muot.
Sîn ampt verliuset denne
der guot dar inn was etewenne.   [3240]
Er gît ez swem erz geben wil,
wan er hât danne hêrschaft vil.
Sô gênt die kamerære umb in
mit grôzer zühte und mit sin
und werent vaste daz gedranc:   [3245]
sô ist im wol in sîme gedanc.
    Ob in lüst ze jagen lîht,
sô sint in vil kurzer zît
die hunde bereit, die jeger sint 
alle komen und ir wind.   [3250]
Dâ vâhents hasen alsô vil
daz ir ze tragen ist ze vil.
Ein eber kumbert vast die hunde,
der in zuo kumt zuo der stunde.
Er bringt die hunde in grôze nôt,   [3255]
doch wirt ouch er ze jungest tôt.
Dâ wirt mit sînen hornen langen
mit gedanke ein hirz gevangen.
Ze jungest sticht der selbe herr
einn pern ze tôd mit sînem sper.   [3260]
Hei wie küene er danne ist,
unz im wert der gedanke vrist!
Sô blâsent si ir horn sâ:
si hânt genuoc gejaget dâ.
Si varent heim, si und ir hunde   [3265]
mit grôzer vreude zuo der stunde.
Sô koment dan die valkenære
und sagent von ir valken mære:
sô hât der herr vil grôz gedranc.
Diu hêrschaft ist niht ze lanc,   [3270]
wan smorgens swenner ûf stât
und altersein ze gazzen gât,
sô sprichet niemen “Sitzet, herre:”
im ist sîn stuol harte verre.
Sîn kamerære entwichen sint:   [3275]
er hât vor im niht ein kint.
Ern weiz wâ daz wiltpræte ist
nâch dem er ranc sô lange vrist.
Der eber mit sînn zenden lanc
genist wol vor sîme gedanc.   [3280]
Nu lât albald daz er gedenke; 
der truhsæze und der schenke
verliesent dâ von niht ir amt:
jâ habent siz noch bêde samt.
[3.8]    Ir habt nu genuoc gehœret   [3285]
wie der man ist betœret
und wie kumberlîche er lebet,
der nâch hêrschaft ze harte strebet.
Swer ouch nâch maht streben wil,
dern weiz des niht daz ein zil   [3290]
hât diu maht und diu unmaht:
si kumbernt uns tag unde naht.
Doch ist dem unmehtegen baz,
man mac vil lîht verstên daz.
    Der unmehtege ruowet dicke,   [3295]
swenn der mehtege in dem stricke
louft den er niht brechen kan:
wan ist er ein mehteger man,
er wil die andern vâhen alle
durch übermuot in sîner valle   [3300]
und kumt selber harte dick
in einen schentlîchen stric.
Ein gebûre und mac er iht,
er wil die andern hân vür niht.
Er kêrt dar an gar sîne kraft,   [3305]
unz er die andern undermacht.
Er wil si haben als er wil.
Reit deheiner kleine od vil
wider in, den rüeget er denne
und erwirbt daz etewenne   [3310]
sîn herr kêrt an in sînen zorn,
sô hât der armman vil verlorn.
Undern rîtrn alsam geschiht: 
die phaffen lâze ich ûze niht.
Der mehtege wil die andern gar   [3315]
machen under sîner schar.
Swer aver des im widerstât,
dem ziuht er zuo mit valschem rât,
mit werken und mit allen dingen,
wan er wil in des betwingen   [3320]
daz er tuo allez daz er wil.
Er vüegt im danne leides vil
von sînen liuten.  Swenne der man
vür in kumt, kleit erz dan,
sô sprichet er “Ich enweiz es niht:   [3325]
ân mîn wizzen ez geschiht,”
und schaffet gar daz man im tuot,
unz er mit übel od mit guot
in überwindet, daz er muoz
ligen under sînem vuoz.   [3330]
    Swenn er wænet vür hân brâht
swaz wider sîn herze stât,
so ist ein anderr wider in.
Dâ kêrt er ave zuo sînen sin
wie er den müge undermachen.   [3335]
Dâ muoz er sorgen unde wachen,
unz er den selben undermacht.
Sô væht der dritte danne kraft
und ist im danne aver wider,
unz er den alsam bringet nider.   [3340]
Der vierde im dar nâch widerstât:
wizzt daz er unmuoze hât
die wîle im ze leben geschiht,
wan deheiner mac niht
die andern alle überwinden.   [3345]
Man kan an der schrift niht vinden
daz ie dehein man hiet die kraft
daz er under sîner meisterschaft
möhte hân die werlde gar.
Daz mag ich sagen wol vür wâr,   [3350]
diez wolden, der ist vil gewesen,
aver ir wille, sô wir lesen,
wart niht verendet.  Unser herre Got
vüeget mit sînem gebot
vil kumbers: suocht man arbeit,   [3355]
sô hât er müe vil bereit.
    Ein man sich lœsen wænet dicke,
swenn er kumt in wirser stricke.
Er spricht: “Slah i'n, den einen man,
sô bin ich vor mînn vînden dan  [3360]
immer sicher.”  Er sleht in
und hât dervon den gewin
daz er vür einn vînt drî hât:
sus ist zestœret sîn rât.
Swer wænt sîn kumber mit dem tôt   [3365]
minnern, der mêret sîne nôt.
Alsam sag ich iu vür wâr,
swer uns wænet undermachen gar,
der hât immer müe vil
und mac doch niht tuon daz er wil.   [3370]
Alexander kom unz an sînen tôt,
daz er dermit het immer nôt.
Swenn man vol vihtet nâch der maht,
sô hât si doch unlange kraft.
Alexander lebete zwelif jâr   [3375]
und muoste si doch lâzen gar.
    Daz selbe ich iu sagen wil 
von Julîus der harte vil
der werlde hete undermacht.
Dône half in niht sîn kraft:   [3380]
wan dô er heim wider kêrt,
als er êr vil hete behert,
dô lebt er niwan zwei jâr
und verlôs sîn maht gar.
Da er baz wânte gewis sî,   [3385]
dâ stuont im niht sîn maht bî,
ern würde doch dâ erslagen.
Hector wart ouch als ein wagen
umb sîn stat gezogen tôt,
daz was ein jæmerlîchiu nôt.   [3390]
    Waz sag ich von den die ir maht
liezen durch des tôdes kraft?
Wan der was vil die bî ir leben
muosten gar ir maht begeben.
Die dâ heten maht und êre   [3395]
wurden ze Troje genidert sêre.
Dô Trojâ gewunnen wart,
si wurden dô gelastert hart:
wan diu vil alte küneginne
von Trojâ wart mit unminne   [3400]
im horwe gezogen vür einen kneht:
daz was niht hüfscher liute reht.
Dô wart Anchîses der alte
ouch vertriben mit gewalte.
Der het im viuwer grôze nôt   [3405]
und lac doch ûf dem wazzer tôt.
    Dô Hannibal den sic gewan,
dô kom ze Rôme manic man
von sîner maht ze grôzr unmaht; 
dâ wart genidert wol ir kraft.   [3410]
    Waz sag ich daz vor langer vrist
in der werlde geschehen ist?
Wan ez bî unsern zîten geschiht
daz man sîn maht behaltet niht.
Nu hœrt an maht grôz unkraft:   [3415]
ich weiz den grâven der sîn grâfschaft
verlorn hât; ich weiz ir vil.
Daz selbe ich iu sagen wil,
ich weiz die marke und daz bistuom
unde ouch den herzentuom,   [3420]
die bî mînen zîten vlorn sint,
der maht unkraft ane wint.
Ich erkenne ouch lîhte den
künic der wol etewenn
hiete eins rîchen keisers maht   [3425]
und hât nu niht eins küneges kraft.
    Maht, wir sîn an dir betrogen;
man hât uns vil von dir gelogen.
Nu sage mir, zwiu bistu maht?
Wan du hâst sâ niht die kraft   [3430]
daz du selbe werest dich.
Zwiu wil du danne voiten mich?
Swie mehtic Alexander wære,
er sant immer einen kamerære,
swenn er zuo sîner vrouwen wolde,   [3435]
daz er gar ersuochen solde
ob da inne wære mezzer iht:
er wolt dar in ê komen niht.
Sîn maht half niht sînen lîp,
ern hiet vorhte hin zem wîp.   [3440]
    Der mehtege muoz sîn maht ân 
von den unmehtegen: varent dan
die unmehtegen gar, sô sint
die mehtegen an ir maht kint.
    Als ich vor gesprochen hân,   [3445]
ez sint driu dinc, diu hât der man,
diu niht envolgent ir natûre:
daz tuot dehein crêatûre.
Daz guot machet dicke unguot.
Sô hât diu hêrschaft ouch den muot   [3450]
daz von ir dicke kumt unêre.
Diu maht diu hât ouch die lêre
daz si gît vil grôze unmaht,
swer sich verlæzet an ir kraft.
[3.9]   Nu hân ich iu genuoc geseit   [3455]
waz kumbers und waz arbeit
dem mehtegen von der maht geschiht.
Sine læt ouch âne kumber niht
der nihtes niht mehtic ist,
dem ziuht si ouch zuo mit ir list.   [3460]
Wan swenner lît in sîme gedanc
den er hât die naht lanc,
ervindet er danne einen rât
daz er lîht von hîrât
ode lîht von andern sachen   [3465]
müge vüegen unde machen
daz er mehtic müge sîn:
dâ hât er grôze vreude bî.
Dar nâch gedenkt er sâ zehant
welhen schaden od welhe schant   [3470]
er sînen vînden tuon welle.
In sînem muot hât er snelle
gemachet ein vil michel her: 
die vînt sint dan gar âne wer.
Sô richet er sich harte wol,   [3475]
als ein biderbe man sol.
Dem einn heizt er sîn hûs brechen:
niemen getar derwider sprechen.
Den andern heizt er henken sâ:
einn sleht man dort, den andern dâ,   [3480]
man sleht daz volc die naht lanc
mit unreinem und mit bœsem gedanc.
    Dem herren ist dan harte zorn:
die vînde die sint gar verlorn.
Swie schier er si erslagen hât,   [3485]
swenner smorgens ûf stât,
sô siht er sîner vînde maht
die er sluoc durch die naht.
Sô hât er zuo der selben stunde
niht erworven niwan sunde;   [3490]
und wesse iemen den gedanc
den er hât die naht lanc,
ez tæte im wê in sînem muot.
Wie hât er danne sich behuot
vor Got, dem man niht vor   [3495]
gesliezen mac dehein tor?
Dâ von solt man sînen muot
reinen mit tugent und mit guot:
wan des mac ich wol gejehen
daz er vil wol kan ersehen   [3500]
in eins iegelîchen muot,
ist drinne übel ode guot.
    Ist daz niht ein nerrischeit?
Daz dem manne wære leit,
ob manz hôrt von sînem munde,   [3505]
daz erzeiget er zaller stunde
Got mit gedanke in sînem muot.
Seht wie der tôre ist behuot:
swenner hât die naht lanc
liute erslagen mit gedanc,   [3510]
smorgens wil er ze kirchen gân
und getar vor Gote stân;
und wær ein herr von im sô sêr
geschendet unde wessez der,
sône getorste der selbe man   [3515]
nimmer den herren sehen an.
[3.10]   Ich hân von drin dingen geseit
dar nâch und mich mîn sin treit,
von der maht und von dem guote,
von der hêrschaft: mirst ze muote   [3520]
daz ich wil sagen nâch der maht
von dem manne der namehaft
gerne wære.  Daz ist wâr,
der dunket mich ein tôre gar.
Wan swenn wir haben wol gepreit   [3525]
unsern namen mit arbeit,
sô hilft uns unser name niht,
wan uns ze varen doch geschiht
dâ die andern hin sint.
Dem vater varent nâch diu kint   [3530]
gelîche al nâch ir getæte,
nâch rehte od nâch missetæte.
Swar in ze varne geschiht,
ir name hilft si nihtes niht.
Seht, Artûs was wol erkant   [3535]
und ist ouch hiute genuoc genant:
nu sage mir, waz hilft in daz? 
Im tæte ein pâter noster baz.
Ob Artûs Gots hulde haben sol,
er enbirt unsers lobes wol:   [3540]
ist aver er in der Helle grunde,
unser lop mêrt sîne sunde,
wan er uns materge gît
grôzer lüge zaller zît.
Dar umbe sô wundert mich   [3545]
wâ von kumt daz sumelich
gerent vaste in ir muot
daz man jehe si sîn guot
und hövesch unde tugenthaft,
et daz si werden namehaft.   [3550]
Si gebent dar umbe niht,
ob dem ze liegen geschiht,
der si dan dâ lobt alsô:
sîn lüge hevet in vil unhô.
Doch sold ein herre der ze guote kan,   [3555]
swenn in lobt ein ander man,
gedenken ob er sage wâr.
Erkennt er niht an im vil gar
des der mit lobe von im giht,
er sol ân schame wesen niht.   [3560]
    Swer einem herren sprichet wol
ân reht, von rehte zürnen sol
der herr dâ von daz in der man
sô offenlîchen liuget an.
    Ein biderbe man sol hân den muot,   [3565]
merke waz der man tuot
der in lobt; wan ein bœsewiht
mac einn andern loben niht.
Ich dunk mich niht getiuret vil, 
ob mich der man loben wil   [3570]
den ich niht wider loben kan,
ich enwelle in liegen an.
Swenn mich ein man loben wil
der selbe hât lobes vil,
des lobes dunk ich mich gemeit:   [3575]
diu andern lop sint mir leit.
    Ez geschach zeiner stunt
daz Alexander wart wunt:
er sprach “Man liuget vast dar an
daz ich sî Got: ich bin ein man.   [3580]
Daz hât mir wol gemachet kunt
eines kleinen phîles wunt.”
Sô macht uns kunt diu girescheit,
diu erge und diu unstætekeit
daz wir niht sîn alsô volkomen   [3585]
sô wir vil dicke hân vernomen.
    Wir sagen unser tröume niht,
swenn uns ze troumen geschiht:
swenn ich sage den troum mîn,
ich wache, daz ist wol dan schîn.   [3590]
Alsam ist umb einen man
der enwil noch enkan
verstên wie er bekumbert ist,
unz im wert der untugende vrist.
Daz selbe ich iu sagen wil,   [3595]
der hât sich gebezzert vil
dem sîn untugende sint erkant.
Der geloubt ouch niht zehant
daz der lôser von im seit,
des dunket er sich niht gemeit.   [3600]
    Ein biderbe herre gedenken sol, 
swenne man im sprichet wol
“Ist daz wâr daz ener seit?”
Liugt aver er, sô sî im leit
daz in der lôser triegen wil   [3605]
mit sô getânem tocken spil:
wan dar nâch zeiner andern vrist,
swenner von im komen ist,
sô erzeiget er vil wol
daz man niht wænen sol   [3610]
daz ein tocke ein kint sî.
Daz erzeigt er wol dâ bî
daz er die tocken birget gar
und saget danne vür wâr
daz ener sî ein bœsewiht:   [3615]
des vorlobes gedenkt er danne niht.
    Man mac nimmer schelten baz
danne lobent vaste daz
daz niht lobelîch enist,
wan sô machet man ze der vrist   [3620]
daz die liute sprechent gar
“Geselle, dîn lob ist niht wâr,”
und werdent scheltent mêre
alle den einen: so ist der herre
niht wol geêret zuo der vrist,   [3625]
swenn lop mit lüge gemischet ist.
    Nu merket daz swenn diu kint
in einen spiegel sehende sint,
daz kumt niht von grôzem sinne
daz si wænent daz dar inne   [3630]
ein kint sî daz mit in spil.
Der ist noch nerrischer vil,
der einem andern geloubet 
daz im niht werre an sîm houbet,
ob im wê daz houbet tuot.   [3635]
Dâ meine ich mit des herren muot
der dâ geloubet dem lôsære
und dem bœsen volke mêre
denne er im selben tuot.
Wie weiz ein ander baz sîn muot?   [3640]
Des muoz vil wol wundern mich
daz er alsô læt triegen sich.
Swenn zuo im spricht der lôsær,
er tuo vil wol, sô wænet der
daz ez reht sî zuo der vrist,   [3645]
daz doch vil unreht ist.
Alsam sprich ich, swenn die croirære
vor den rîtern schrîent sêre
“Zâh schewaliers, rîter guot,
edel und ouch hôh gemuot”,   [3650]
sô dunkt sich der ein lewe gar,
der ein schande ist der vrumen schar.
    Daz ein vrumer herre solde
vür übel haben, ob er wolde,
daz habent sumelîch vür guot:   [3655]
daz kumt von ir swachem muot.
Si solden alle trügenheit
lüge und ouch lôsheit
vür übel hân: der lügenære
wær niht sô vil und der lôsære.  [3660]
    Dâ von sag ich noch sô vil,
ob ein herre reht tuon wil
und ist an tugent volkomen gar,
er sol niht ahten umb ein hâr
daz man von im sage vil.   [3665]
Wan ein biderbe herre wil
gerner durch Got wesen guot
dan durch ruom: wol dem derz tuot!
Ich weiz wol daz ein biderbe man,
der am rehte ahten kan,   [3670]
niht engert in sînem muote
daz man vil sage von sîner guote.
Dehein man wenden mac
der sunnen schîn durch den tac:
spræche ich daz si lieht wære,   [3675]
sô wæren überic mîne lêre.
Man sol vür mære sagen niht
daz ein iegelîch man siht.
Der ist gelobt nâch rehte wol,
den sîn werc loben sol.   [3680]
Niemen mac schelten den man
den sîn werc loben kan.
Ez ist ouch âne durft gar
daz man den lobe, daz ist wâr,
den dâ lobent diu werc sîn,   [3685]
wan sîn lop ist genuoc schîn.
Einem namegiregen man
ist wê zallen zîten, wan
er wil tuon mêr danner mac,
unde sorget durch den tac   [3690]
wes er vürbaz leben sol.
Im wirt harte selten wol,
swer sîn ze rehte war tuot.
Sîn name ist vür niht anders guot
niwan daz er mit grôzem schalle   [3695]
und mit geudn ze Helle valle
und daz man nâch im slahe die hende, 
swenner nimt ein bœsen ende,
und daz man sage mit grôzem schal,
daz er sî tôt über al:   [3700]
daz hât im sîn name gegeben
den er erwirbt mit müelîch leben.
Ich wolde gerner tougenlîche
ze himel varn sicherlîche
denn ich mit schalle wolde varn   [3705]
ze Helle: er sol sich vast bewarn
vor ruom, der ze Himel stîgen sol.
Man sol tuon reht unde wol
ân schallen, deist der rât mîn,
wan ez wirt wol ze Himel schîn.   [3710]
Doch ist der herren vil, deist wâr,
die sich dunkent glastert gar,
man ensage ir vrümkeit und ir prîs:
die dunkent mich des niht ze wîs.
Wan swelch herre rehte tuot,   [3715]
der minnert dâ mit sîn guot,
tuot erz dar umbe daz er wil
daz man sage von im vil.
    Swaz von tugent niht komen ist,
daz ist untugent zaller vrist.   [3720]
Swelch man rehte tuot,
des sol in dwingen sîn muot:
wan ob in werltlîch ruom dwinget,
diu tugent grôz untugent bringet.
Leider doch ist ir harte vil,   [3725]
vür wâr ich iu daz sagen wil,
daz si tuont durch ruom mêre
danne durch der tugende êre.
Ich mac ez iu vür wâr gesagen, 
der einn phenninc kan versagen   [3730]
eim armen, gît ein phert drât
dem der sîn wol möht haben rât,
wan erz hin und her seit:
ouwê armiu êre girescheit!
Dem armen der dâ nacket gât,   [3735]
dem gît er deheinen rât
und kleidet den zaller vrist
der genuoc gekleidet ist.
Diu gâb kumt von untugent vil,
mit der nâch tugent er streben wil.   [3740]
    Von bœsen wurzen dörrent di este;
swelch man machet ein gruntveste
von strô, wil er drûf mûren iht,
diu mûre diu hât stæte niht.
Alsam sprich ich, swer rehte tuot   [3745]
durch werltlîch ruom niht durch sîn guot,
daz mac heizen tugende niht,
wan ez von tugenden niht geschiht.
Ist daz man wænet zeiner kurzen vrist
daz diu untugent tugent ist,   [3750]
sô mag ez doch niht weren vil:
jâ ist niht verre des rüemens zil.
Ruom hât vil krankiu bein,
er muoz hinden blîben ein.
Swaz man aver mit tugenden tuot,   [3755]
daz hât stæte und ist ouch guot,
wan des vergizzet Got niht.
Dâ von dicke ouch daz geschiht
daz ein lîht man wirt erkant
über die künege in elliu lant.   [3760]
    Die ie und ie nâch ruome strebten 
und durch ruom müelîche lebten
und heten ie durch ruom gegeben,
dine möhten niht den tac geleben
daz ir gâbe deheiniu wær sô breit   [3765]
daz man dâ von immer seit.
Alexander gap manic lant,
von den er ist lützel nu genant:
er gab ouch manic gâbe schôn,
von der er hât hiut kleinen lôn.   [3770]
Wan als ich gesprochen hân,
swaz durch ruom wirt getân,
daz mac niht haben langen vuoz,
wan ez hinden blîben muoz:
swaz aver durch tugent wirt getân,   [3775]
tuot ez ouch ein lîhter man,
daz muoz wîten werdn gepreit.
Ez sol immer werdn geseit
daz ein armer rîter guot
von kleiner habe, von rîchem muot,   [3780]
eines mantels gab ein teil:
daz teil kom im ze ganzem heil.
Seht, er gap genuoc kleine,
wan daz sîn herze was sô reine,
daz erz von tugenden gap: er ist   [3785]
dervon genant zaller vrist.
Dar umbe sol ein ieglîch man
der an reht gedenken kan
den armen übersehen niht.
Swelhen ze geben geschiht   [3790]
varnden liutn, daz si von in
liegen, die haben ouch den sin
daz si der armen niht vergezzen gar, 
wan si von in sagent wâr.
Doch ist ez alsô komen her,   [3795]
daz wir durch êre geben mêr
dan durch Got: dâ von geschiht
daz unser lop mac wern niht.
Dehein man suochen solde
ûf eim kerspoum birn, ob er wolde:   [3800]
der dunket mich ouch niht ze wîs,
der dâ wænt bejagen prîs
dâ aller slahte ende hât.
Der hât erwischt einn guoten rât,
der dâ lop erwerven wil   [3805]
dâ man vindet lobes vil
und dâ dehein dinc ende hât,
wand diu werlde niht zergât.
[3.11]   Ich hân iu nu genuoc geseit
waz kumbers namen girescheit   [3810]
dem namehaften manne gît.
Si kumbert ouch zaller zît
den der niht genant ist:
wan ob er ze deheiner vrist
wil ouch werden namehaft,   [3815]
er gedenkt tag unde naht
wierz ane vâhen wil
daz von sîner vrümkeit werde vil
geseit, daz ot er vrum erschîn:
er enwil niht vrum sîn;   [3820]
wan swer vrum sîn wil,
der bedarf ruomes niht ze vil.
So gedenket er “Tuon ich daz,
dâ spricht man mir von aver baz:”
er gedenket niht waz bezzer ist,   [3825]
der ruomes gert zaller vrist.
Er gedenkt oft daz er wil
ze dem hove geben vil
und gedenkt niht wie er sol
tuon, daz erz gebe wol.   [3830]
    Sô leit er ûf in sînem muot
einn turnei dâ manec guot
rîter zuo bekomen sol,
dâ wil erz tuon harte wol.
Sô machet manegen satel lær   [3835]
sîner tœrschen gedanke sper.
Niemen mac sich zim gelîchen:
si müezen im alle entwîchen.
Wartâ, wie sîn vrümekeit
ist in der werlde umbe geseit!   [3840]
Si redent ouch gemeinlîche
daz sîn zimier stê hüfschlîche.
Sîn wâfenroc ist harte rîche:
im ist niemen dâ gelîche.
Sîn ors daz vert harte wol:   [3845]
sîn harnasch stêt im als er sol.
Sîn îsenhosen umb diu bein.
Die sint ze grôz noch ze klein.
Hei wie der selbe man
sîniu bein vüeren kan!   [3850]
Niemen rît im dâ gelîche:
er ist aller vrümkeit rîche.
Des dunket in in sînem muot:
“Daz was ein troum harte guot.”
[3.12]       Daz adel uns alsam kan   [3855]
machen troumen.  Swelich man
edeler danne ein ander ist, 
er wænt sîn tiuwer zaller vrist
unde triuget sich dar an:
niemen ist edel niwan der man   [3860]
der sîn herze und sîn gemüete
hât gekêrt an rehte güete.
    Ist ein man wol geborn
und hât sîns muotes adel verlorn,
ich kan iu sagen wol vürwâr,   [3865]
in schendet sîn geburt gar:
wan swer wol geborn ist,
sîn geburt gert zaller vrist
daz er wol und rehte tuo.
Ob er sich niht dwingt derzuo,   [3870]
sô hât er danne lasters mêre:
sîn geburt minnert sîne êre.
    Des wundert mich ouch harte vil
daz dehein vrumman wil
durch sîner vorvarn guot   [3875]
und durch ir adel hân übermuot.
Mag er selbe tuon daz
dâ von er möhte heizen baz
von im edel denn von in,
daz diuhte mich ein bezzer sin.   [3880]
    Vater halbe ist ein ieglîch man
edel: derz verstên kan,
swer sîn geburt behalten wil,
der hât adels harte vil.
Die sint alle Gotes kint,   [3885]
die sîn gebot leistende sint.
Swer niht enleistet sîn gebot,
der hât daz adel daz im Got
gap von sînen schulden vlorn 
und hât im dar zuo erkorn   [3890]
einen vater der unedel ist
von sînem übel zaller vrist.
Swer sînn edelen vater lât,
sîn adel er verworht hât.
    Got hât uns alle geschaft;   [3895]
uns hât sînes willen kraft
ze der werlde brâht, daz ist wâr,
dâ von sî wir sîniu kint gar,
ân den derz verworht hât
mit sîner übelen getât.   [3900]
Hie bî möht ir merken wol
daz niemen edel heizen sol
niwan der der rehte tuot.
Swer hât einn unrehten muot,
der muoz âne tugende leben   [3905]
und hât sînn edeltuom gegeben
durch der untugende minne:
daz kumt niht von grôzem sinne.
Er hât bœsen kouf getân,
der sîns adels ist worden ân   [3910]
durch erge und durch bôsheit,
durch lüge und durch unstætekeit,
durch unzuht und durch untugent,
ez sî an alter ode an jugent.
    Habt ir mich vernomen reht,   [3915]
sô ist ez ze verstên sleht
daz der ist hüfsch zaller vrist,
swer in der werlde edel ist:
wan als ich hân ouch ê geseit,
reht tuon daz ist hüfscheit.   [3920]
Swelch man hât einn hüfschen muot, 
der tuot mit rehte swaz er tuot.
Swer rehte tuot zaller vrist,
wizzet daz der edel ist:
sô wizzet daz die edel sint,   [3925]
die sint alle Gotes kint.
[3.13]       Nâch dem adel gert mîn muot
ze sagen, dunket ez iuch guot,
wiez umbe den gelust stât.
Ein ieglîchr sînn gelust hât:   [3930]
der eine minnet vast daz spil,
der ander phleget zezzen vil,
der dritte phleget ze beizen gerne;
der vierde lît ze der taverne,
der vümfte jeit zaller zît,   [3935]
der sehst bî wîben sich verlît.
Si varent ungelîche vart,
die ir gelust volgent hart.
    Swer niht wol gevolgen mac
sîme geluste durch den tac,   [3940]
der dunket sich unsælic gar,
doch sagich iu wol vürwâr
daz der vil unsæliger ist
der im dâ volget zaller vrist:
wan hât er eine vreude dran,   [3945]
so gewinnet doch der selbe man
zehant derbî ein leit sô grôz
daz wol der vreude ist genôz.
    Dem spiler wirt nimmer baz,
swenner gwinnet, wizzet daz,   [3950]
im enwerde wirser vil,
swenn er verliuset sîn spil.
Die würfel die er in der hant 
hât bescheident im zehant
daz einhalbe lieb ist,   [3955]
anderhalbe leit zer vrist.
Ir sult wizzen daz ob dem spil
ist zwischen lieb und leit niht vil:
zwischen in ist niwan ein bein
und daz selbe ist ouch klein.   [3960]
Dem vrâze wart nie ezzent baz,
im entæt noch wirser daz,
do er dervon wart ungesunt:
wan sô hiet er zehen stunt
gâz des man im gap niht:   [3965]
von reht dem vrâze sô geschiht.
Man sol mir ouch gelouben wol,
beizende geschiht niemen sô wol,
im enwerde wirser vil,
swenn er verliust sîn vederspil.   [3970]
Ir sult mir gelouben daz,
niemen tuot daz trinken baz,
im enmüeze wirser sîn,
swenn im zem houbet sleht der wîn:
wan er ensihet noch enhœret,   [3975]
sô hât in der wîn betœret.
Swer umbe wîn gît sînen sin,
der wehsel heizet ungewin.
Ein ieglîch man wizzen sol
daz dem jeger ist harte wol,   [3980]
doch ist im wirser, swenn sîn hunt
wirt von einem eber wunt.
    Ez enwart nie dehein man
sô vrô, dô er ein wîp gewan,
ern sî danne unvrôer vil,   [3985]
ob si einn andern minnen wil, 
ich sprich, ob si im lieb ist.
Wan daz geschiht zaller vrist,
an swiu grôziu vreude lît,
dâ lît grôz leit zaller zît.   [3990]
    Swem gewinnunge lieb ist,
der mac vertragen zaller vrist
verlust wirser danne ein man
der guot samnen niht enkan.
Swer ein unstæte wîp hât,   [3995]
ist si im liep, bî liebe stât
grôzez leit und grôziu swære:
ichn wolde niht daz ich ez wære.
    Ein ieglîch biderbe man sol,
swes wîp tuot min danne wol,   [4000]
wizzen daz dehein man
mit deheiner tugent enkan
eime wîbe wol gevallen,
ist si unstæte, daz si vallen
lâze di andern ûz ir muot:   [4005]
wan tæte siz, sô wær si guot.
Swelhiu ir êr niht wil bewarn,
diu lât ir mannes tugent varn
und ahtet ûf sîn tugent niht,
swenn ir unreht ze tuon geschiht.   [4010]
Swelhiu ir êre bewarn wil,
hât ouch ir man untugende vil,
si tuot doch daz si tuon sol,
daz sult ir mir gelouben wol.
Wizzt daz ein guot wîp rehte tuot,   [4015]
ir man sî übel ode guot:
ist ave er swie guot iemen wil, 
sîn übel wîp begât doch vil.
    Dâ von wil ich einn rât geben,
swer mit gemache welle leben,   [4020]
der habe vrœlîchen muot,
swaz halt sîn wîp tuot.
Ist er selbe ein biderbe man,
sô weiz swer sich verstên kan,
daz ez ist gar in ir muot,   [4025]
daz dâ machet daz siz tuot.
Ez ist ir mannes schulde niht,
swaz ir sô getâns geschiht:
sî et er dar an stæte wol
daz er tuo daz er tuon sol.   [4030]
Des entuo wir aver niht:
der selbe ist ein bœsewiht,
der wil ein biderbe wîp hân.
Wolder sîne unzuht lân,
ich wæn daz wær ein bezzer list.   [4035]
Wie der man begoukelt ist
der sîn wîp guot machen kan
und ist selbe ein unreht man;
der wil hân sîns wîbes huot
und ist selbe niht ze guot.   [4040]
Swer sich selben hüetet wol,
der hât getân daz er sol.
Swer sîns wîbes hüetet baz
dan sîn selbes, wizzet daz,
daz er die triuwe die er solde   [4045]
an sich kêren, ob er wolde,
die kêrt er dan mit vlîze dar
dâ mans im niht dankt umb ein hâr.
Diu huote hilfet niht ze vil, 
wan swer sich selben schenden wil,   [4050]
der mac ervinden tousent list
daz erz tuot zetlîcher vrist.
    Ich wolt daz ieglîchr sînen lîp
behüeten solt, man unde wîp:
daz wære getân gezogenlîche.   [4055]
Sus wænent aver sumelîche
daz ez sî hüfscheit unde êre,
swer der wîbe gewinnet mêre.
Dar umb von rehte in geschiht,
sît si ir schande hânt ver niht,   [4060]
daz ir wîbe missetât
kêrt an ir laster alsô drât.
Swaz ein man mit wîben tuot,
daz sol allez wesen guot.
Daz reht habe wir uns gemacht   [4065]
mit unsers gewaltes kraft
und mugen uns erwern niht
des unrehts daz uns geschiht,
wan missetritet unser wîp,
sô ist gelastert unser lîp.   [4070]
Der gewalt den man tuot
den wîben durch übermuot,
der mac nimmer wesen sô grôz,
im ensî doch wol genôz
der gewalt den wir vertragen,   [4075]
daz kan ich iu vür wâr gesagen.
Grôz gewalt von uns geschiht,
wir haben unser schant vür niht:
diu wîp tuont uns gewaltes mêre,
wand ir schande ist unsr unêre.   [4080]
Daz ist von unserm willen komen, 
ob ir mir rehte habt vernomen.
    Wolde wir den wîben lân
ir zuht und ir unzuht hân
und hieten uns die unsern, daz   [4085]
wære getân michels baz.
Der ist ein wunderlîcher man,
der eins andern baz hüeten kan
dan er sich selben künne bewarn.
Durch die kunst wil ich nimmer varn   [4090]
ze schuol: diu schuol wær mir unmære,
ob dâ niht bezzer kunst wære.
Ez sî tœrscheit ode sin,
mir selben ich lieber bin
danne mir dehein man sî:   [4095]
diu wîp lâze ich ouch dâ bî.
Ob ich ein wîp haben solde,
tæt si dan niht daz ich wolde,
ich wolde ir die schande lân:
mich dunket daz wær wol getân.   [4100]
Wan ez mac dehein wîp
mit ir undinge ir mannes lîp
schenden sô vil, er müge mêre
mit sîner tugent bejagen êre.
    Nu hân ich iu genuoc geseit   [4105]
waz kumbers und waz arbeit
bî unserm geluste stât
und wie leit bî liebe gât.
Swer aver sînn gelust niht
verenden mac, dem geschiht   [4110]
ouch wê dâ von zaller vrist,
ob er dar nâch gedenkend ist.
Swenn der spiler niht enhât 
daz er verspile, hey wie er gât
hin und her von spil ze spil!   [4115]
Er gewinnt gedanke vil.
Swenn der vrâz hât zezzen niht,
hey wie wê im danne geschiht,
ob er danne gedenken wil
daz guoter spîse ist harte vil!   [4120]
Swer jeit ode beizet gerne
und swer gern ist bî der taverne,
gebrist in dar an ihtes iht,
si sint âne grôz leit niht.
    Swer einem wîb ze holt ist,   [4125]
dem ist wê zaller vrist.
Swenners niht gesehen mac,
sô tobet er naht unde tac.
Hey waz er gedenkend ist
unnützer dinge zaller vrist!   [4130]
Und sæhe man waz er tuot
mit gedanke in sînem muot,
er müeste sich sîn schamen sêre.
Nu möht er sich des schamen mêre
daz im der siht under d'ougen   [4135]
dem dehein gedanc ist tougen
und der wol die kraft hât,
swenners nien wil haben rât,
daz er in versenken mac
dâ nimmer schînt der liehte tac.   [4140]
Vor dem sol man sich bewarn
wâ man hin welle varn
mit gedanke und mit getât:
daz ist wîser liute rât. 
    Daz drite teil sol hie ende nemen:   [4145]
daz vierd man sol hin vür vernemen.