[2.1] Am êrsten teil hân ich
geseit
daz man zuht und hüfscheit
in sîner jugent haben muoz.
Swer
daz verlât, der habe ze buoz [1710]
daz er sî an sîme alter
guot;
wan swelch man daz niht entuot,
der hât sîn leben gar
verlorn:
er wær noch bezzer ungeborn.
Dirre mînen
gmeinen lêre [1715]
wil ich ervinden michels mêre
an
den vürsten und an den herren:
von den schînt guot bild von verren.
Tuon
ich unreht, deist mîn eine:
der vürsten sünde diust gemeine.
[1720]
Siht der geleite bœslîchen,
er wîst uns alle angestlîchen.
Ist daz
houbet zaller stunt
einem manne ungesunt,
ez wirret den geliden
vaste. [1725]
Jâ dörrent ouch eins boumes aste,
ob den wurzen wirret iht.
Swaz ze vliezen geschiht
in einem phlûm,
ist ez unreine,
ez wirt den bachen ouch gemeine. [1730]
Daz
selbe sagich, swelich lant
ist in eines herren hant
der dâ niht verenden
kan,
vürhtent einn ieglîchen man,
und getar gerihten niht,
[1735]
daz lant ist mit eim bœsewiht
verirrt. Ez muoz im
schaden vil,
swer in dem lande belîben wil,
wande der herren trâkeit
den armen liuten dicke scheit. [1740]
Ein herre der rihten niht
getar,
der macht sîn liute tumbe gar.
Ein herre zage machen kan
küen
wider sich einn lîhten man.
Ob er gebieten niht getar, [1745]
er krenket sîn gebet gar.
Daz mer ist âne wazzer niht:
bœslîchen tuon dem bœsen geschiht.
Der walt ist ouch niht âne wilde:
ein bœser herre ân bœse bilde [1750]
niht ze wol gesîn mac.
Wir müezen sehen durch den tac
an iu herren waz man sol
tuon.
Ist daz ir tuot wol,
wir volgen harte gern daz guot. [1755]
Ob
aver ir unrehte tuot,
wirn wizzen waz wir suln volgen,
und varn irre
nahts unz an den morgen.
Tuot ir unreht, ir sît diu naht
diu uns nimt
des liehtes kraft. [1760]
Wir suln uns gar an iu schouwen:
ir sît der
spiegel, wir die vrouwen.
Ist der spiegel ungelîche,
man siht sich
selben wunderlîche:
man dunkt ze kurz sich od ze lanc, [1765]
ode ze
breit, ode ze kranc.
Ein herre sol schiuhen di enge,
die preit, die
kürze und die lenge.
Die eng, daz er behabe daz reht,
so ist diu strâze
wît und sleht. [1770]
Ern sol der êren lâzen niht
die im
von reht ze hân geschiht.
Ein herre sol schiuhen die breite,
daz er sîn
maht sô beleite
daz im der vuoz niht entslîfe [1775]
daz er
iemens reht übergrîfe.
Die kürz, wan er sol niht ze hart
gâhen in sîns willen vart.
Ein herre sol tuon minner niht
denne im von reht ze tuon geschiht. [1780]
Die lenge ein herre
schiuhen sol,
und sûm sich niht ze tuon wol.
Ein herre sol tuon nimêr
dan daz reht ze tuon ger.
Ist der spiegel lieht als er sol,
[1785]
ganz, sinwel, man siht sich wol.
Ein herre der sol vil lieht sîn,
daz er an guotem bilde erschîn.
Er sol sîn ganz an stætekeit,
daz in
niht wandel lieb noch leit; [1790]
trete ûz der tugent kreize niht,
swaz halt in der werlde geschiht.
Man sol an tugent stæte sîn,
daz
was ie der rât mîn.
Ob ein herre an tugent ist [1795]
bekumbert mit bœsem list,
den ahte ich gar in mînem muot
zeinem
liehte daz man tuot
ûf hôhe: erlischetz etewenne,
ez wære baz her abe
denne. [1800]
Swelch man ein erloschen lieht
ûf
ein kerzen stal gestecket hiet,
er möht sichs schamen, ob er wolde
und
ob er tæte daz er solde.
Er solt ez halt werfen nider [1805]
und
stecken dar ein brinnend wider.
Ob man den bœsen herren tæte
alsam, ich
hiet sîn lîhte ræte:
man sol di untugent gar verlân
ê man die tugent werde an. [1810]
Man sol den acker reinen
wol,
swer guoten sâmen sæen sol;
sint dar inne steine und dorn,
sô
wirt verdrücket lîht daz korn.
Ich wil daz man sîn arbeit
[1815]
alrêrst an die stætekeit
wende, sô gewinnt man baz
die andern
tugende, wizzet daz.
Die andern tugende sint enwiht,
und ist dâ bî diu
stæte niht. [1820]
Niemen mac die stæte hân,
ern well
di unstætekeit verlân.
Swer unstætekeit verlât,
die stæte er begriffen
hât.
Dâ von sol diu unstætekeit [1825]
von mir alrêst werdn
geseit.
Ich hân gehôrt dick unde vil,
swer ein brükke machen wil,
daz er daz bœse breche gar
und mach daz guote danne dar:
[1830]
wir suln der unstæte brükke
genzlîchen lân ze rükke
und suln alrêste
mit getæte
sîn an guoten dingen stæte.
Der unstæt der ist harte
vil, [1835]
der ich iu ein teil sagen wil.
[2.2] Waz ist unstæte? Herren schande,
irresal
in allem lande.
Unstæte ist stæte an bœsen dingen:
niemen mac si des
betwingen [1840]
daz si an guoten dingen sî.
Unstætekeit diu ist niht vrî.
Unstætekeit gar eigen ist
der untugende zaller vrist.
Unstæte volgt die untugent
[1845]
beidiu an alter und an jugent.
Ein ieglîch untugent hât
beidiu ir
dienst und ir rât.
Unstæte gar unmüezec ist
mit allen
dingen zaller vrist. [1850]
Swaz unstæte hiute tuot,
daz
dunket si niht morgen guot.
Si zimbert daz vil schiere hât
zebrochen ir
unstæter rât.
Unstætekeit verkêret snelle [1855]
daz
vierekke an sinewelle.
Daz sinwel si niht verlât,
wan ez baz an vier
ekken stât.
Daz ist immer ir bezzer spil
daz si muotet des si niht
enwil. [1860]
Der wandelung si nie bedrôz:
daz
wênege machet si ze grôz,
daz grôze macht si aver kleine.
Nu loufet si,
nu gêt si seine,
nu stîget si, nu vellt si nider, [1865]
hiut
vert si hin, morgen wider,
nu hin ze gebirg, nu hin ze mer,
hiut ist si
eine, morgn mit her,
nu hin ze holz, nu in der stat:
dort und dâ ist ir
mat, [1870]
wan si ez in ir herzen treit
daz
si dâ allenthalben jeit.
Von stat ze stat si varn mac,
ave von ir herzn niht einen tac.
Swer dem welf zem zagel
bindet [1875]
ein schelln, er loufet unde windet
sich hin und her und en weiz niut
daz er dâ treit daz er dâ vliuht.
Sam ist umb den unstæten man
der
da enweiz noch enkan [1880]
waz im werr; wizzt daz er treit
daz in von stat ze stat jeit.
Unstæte versuochet vil der spîse
der
si niht enmac deheine wîse,
wan ir der mage ist erkalt [1885]
von
bœser rihte manicvalt.
Unstæte ouch ir magen hât,
deist ir gelust der
schier zergât,
wan swes si smorgens lüsten mac,
daz wert nimmer durch
den tac: [1890]
ir gelust ist kalt von rihte vil.
Swer nâch mêr dinges streben wil,
der ist niht stæte an ir deheinem.
Swer stæt wil sîn, der sî an einem.
Swer an einem wil niht stæte
sîn, [1895]
ez ist uns dicke worden schîn
daz
er ir driu vür einez lât:
seht, waz er erworven hât!
Swer in der werlde
umb varn wil,
der gewinnt herberge vil, [1900]
und
vriuntschaft ninder deheine.
Alsô geschiht dem der gemeine
an allen
dingen sîn wil,
der lât ir under wegen vil.
Der pfaffe der vil buoche
hât [1905]
sî stæte an eim von mînem rât,
wan wil ers eins tags
übersehen
gar, so mac daz niht geschehen
daz er vernem ir aller sin.
Swer von buochen wîstuomes gewin [1910]
suochen wil, der habe
vast,
swenner begrîft des sinnes ast.
Man siht niht wol durch eine tür,
ob man ze snell wil loufen vür.
Ez ist dehein sô guot getât
[1915]
daz ez iht helfe, ob manz verlât.
Swelch man hœret ein guot wort,
er
sol niht hangen vor der port:
er sol dar in mit grôzer stæte,
unz er von
grunde vinde ir ræte. [1920]
Den stein der trophe dürkel macht
dicke vallent, niht mit kraft.
Der hât ein guote rede vür niht
dem
si ze merken niht geschiht,
swers aver wol merken kan, [1925]
der
vindet grôze vreude dran.
Swer niht vernimet daz er list,
der verliust
dick lange vrist.
Swer ein guot wort vernemen mac,
der hât verlorn niht
gar den tac. [1930]
Der sol an guote rede vil
gedenken, swer vernemen wil.
Ich verwirf lîht hiute daz
daz mir
morgn gevellet baz.
An guoten dingn man haben muoz [1935]
vil
stille der stætekeite vuoz.
Ist der vuoz dâ under wunt,
daz gên macht in niht gesunt:
ein wîl man stille ligen
muoz,
wil man dar nâch gên mit dem vuoz. [1940]
Daz
ezzen hilft dem lîbe niht
dem dâ belîben niht geschiht.
Swelher siech
wil sîn gesunt,
der sol niht wandeln zaller stunt
sîn ezzen: wil er
schier genesen, [1945]
von der arzte rât sol daz wesen.
Der siech ist niht wol behuot
an dem man erzenîe versuoht.
An allen
dingn sol stæte wesen:
swer von einer erzenîe genesen [1950]
möht,
der wære ein tôre gar
versuoht er ir mêr, deist wâr.
Swer gern versuoht
daz er niht solde,
der vindet oft daz er niht wolde.
Swer ein dinc hât
undern henden, [1955]
er sol daz alrêste verenden
ê er
sich neme ein anderz an,
daz ist reht und wol getân:
wan swer beginnet
dinges vil,
der endet niht swaz er wil. [1960]
Swer
vil gedenket, krenkt den sin.
Von teiln wirt daz geteilte min.
Swer
allenthalbn ist, ninder ist,
daz weiz ich wol vor langer vrist.
Swaz ist ganz, muoz sîn
eine: [1965]
unstætekeit diu ist gemeine,
wan si allenthalben wil.
Si ist niht
ganz und hât niht zil.
Si ist ze minnst in vier
geteilt:
ein teil ist liep, daz ander
leit, [1970]
daz dritte jâ, daz vierde niht.
Si
ist zebrochen und zebricht:
wan swer ir volget, schiltet den
den er muoz
loben etewenn.
Wan der im hiute ist harte unmære, [1975]
dem
gunde er lîhte morgen êre.
Niemen man sô schelten sol,
man müg in loben
dâ nâch wol,
wande der nu vil bœse ist,
der wirt lîht vrum zeinr andern
vrist. [1980]
[2.3] Unstæte diu ist nâch gemeine,
doch enstêt si niemen sô unreine
als den herrn, wan der getât
sol
sîn an allen dingen stât.
Swaz der herre spricht od tuot,
[1985]
er sol dar an hân stæten muot.
Jâ hât sîn schande ein
lîhter man,
der sich vor lüge niht hüeten kan:
nu seht, wie ein herr ist
bewart,
ob er kumt in der lüge vart. [1990]
Der
amme reht uns wîsen solde
und an der wârheit, ob er wolde,
gît uns der
lüge bilde gar,
wan er seit selbe selten wâr.
Ez ist deheiner der sô
gerne liege [1995]
oder mit lüge die liute triege,
ez
ensî im dannoch swære
swer in heizet lügenære.
Hie neme ein herre bilde
bî,
ob er daz selbe welle sîn [2000]
des sîn rîter laster
hât.
So ist lüge ein seltsæniu wât,
ob si den
herren êren wil
und bringt dem rîter lasters vil.
Iedoch sagich iu vür
wâr, [2005]
swaz den rîter lastert gar,
dâ
wirt der herre niht von gêrt,
wan swaz des rîters ist unwert,
daz kumt
niht dem herren wol,
und swaz den herren zieren sol, [2010]
daz
muoz gezierde dem rîter sîn.
Hie sult ir nu merken bî,
sît lüge dem rîter übel stêt,
dem herrn si an sîn êre gêt.
Zewâre ez stêt
unedelîche, [2015]
swes rede und herz sint ungelîche,
wande über elliu übel ist
guotiu rede mit bœsem list.
Einvaltiu
rede, zwivalter muot
die machent übel dunken guot. [2020]
Nu
merket, swer beschorn wære
ungelîch, ez diuht in swære,
aver uns dunkt
niht lasterlîche
daz herze und rede sint ungelîche:
uns dunket laster an
dem hâr. [2025]
Daz wir im herzn behalten gar
dar
inne liep, her ûze leit,
daz ist ein grôz unstætekeit.
Unstæte der lüge muoter ist:
unstæte mac deheine vrist [2030]
sîn an
dem wâr: zorn, lüge sint
der unstætekeite kint.
Die hânt noch
geswistrede vil
die ich iu alle zelen wil
ê ich
gebe der rede ein end: [2035]
wirt ez aver niht schier verent,
ir sultz durch iuwer zuht vertragen,
wan vil mac ich niht schier
gesagen.
Swenn ich an der unstætekeit
gesleht gedenke, swer ichs einen
eit, [2040]
ichn vinde under allm ir künne
des
ich den herren wirser günne
denn liegen, daz geloubt vür wâr:
lüge ist
mir widerzæme gar.
In einer hant si vreude treit, [2045]
in der
andern sorge und leit.
Diu eine halst, diu ander sleht,
diu eine minnt,
diu ander vêht,
diu eine triut, diu ander roufet,
diu eine gît, diu andr
verkoufet, [2050]
diu eine villt, diu ander kleit,
swenn einiu lobt, diu ander seit
daz ez gelogen sî vil gar,
und
koment alsô dick ze hâr.
Sîn ensol iuch niht betrâgen, [2055]
ich
wilz iu kurzlîchen sagen,
der lüge geheiz ist harte guot
und hât doch
wurze an valschem muot.
Der lügenær hât rede schôn
und guot geheize und
bœsen lôn. [2060]
Der herr sol mit der zühte schar
eben den willen, schrôten gar
di unnütze rede, daz bêdiu muot
unde
ouch sîn rede sî guot.
Swes hemde gêt dem rocke vor [2065]
einer
ellen, er dunkt ein tôr.
Swer sînen roc vor langen hât,
ob er dan hinden
hôhe gât
unz an daz knie, den hât ouch
ein wîse man vür einen
gouch. [2070]
Dar umbe gibich einen rât
der
vrumen herren wol an stât,
daz ir hemde sî gelîche
dem rocke, ich mein
daz alsô rîche
ir gâbe sî als ir geheiz, [2075]
wan
ich vor langer zît weiz,
swer mêr geheizet danner gît,
daz er sîn lüge
breitet wît.
Umbesihtic sî der herre:
jâ sol er sehen
harte verre [2080]
bêdiu vür sich und hinder sich.
Jâ
möhtestu wol schamen dich,
geheizstu, hâstuz danne niht,
swenne dir ze
geben geschiht.
Swes roc vor zen vüezen gêt, [2085]
der
sehe hinden wie er stêt:
swer nâch geheize riuwe hât,
den riuwet sîn
geheiz ze spât,
ern welle velschen sînen muot.
Doch ist schade bezzer
amme guot: [2090]
wan in dem muot und in dem herzen
ist schade ein schentlîcher smerze.
Nu mac sprechen lîht ein herre:
“Ich muoz geheizen ofte mêre
dan geben, wan versagen
vil [2095]
daz ist des ich niht enwil,”
sô sprich ich: man verseit baz
mit grœzern êrn,
mit minnern haz
ê man werde von geheize schol:
dar nâch verseit man niht
ze wol. [2100]
Swelch herre nâch geheiz verseit,
der wil niht beherzen unde scheit
dem vast dem er geheizen hât,
wan
er sich gar an in verlât.
Swelch herre geheizen wil [2105]
iht,
ez sî kleine ode vil,
er sol gedenken wol vür wâr,
er hab ez entnomen
gar.
Swaz lîhent der wuocherære
und der herre geheizent
wære, [2110]
daz solt vergolten werden wol.
Von
wuocher man sich lœsen sol:
der herr sol lœsen ouch sîn triuwe,
wan nâch
geheiz gehœrt niht riuwe.
Ich lœse mîn phant vor dem zil:
[2115]
daz sol sîn eins herren will
daz er sîn wârheit lœsen sol
vil
schiere, daz stât hêrlîch wol.
Ich lœs mînn brief zem wuocherære,
daz er
dermit mich niht beswære: [2120]
der herr sol lœsen sîn wort,
wan
liegen ist der helle port.
Swaz ein herre spricht iâ ode niht,
daz sol
gar sîn schephen schrift.
[2.4] Ich underdinge der herren
zorn: [2125]
diu stæte diu ist gar verlorn
von ir willn und von ir schulde:
ezn
sol niht sîn wider ir hulde
daz ich spriche, ich sprichz durch guot.
Hât mîn herre unstæten muot, [2130]
ich
muoz ze der unstætekeit
mit samt im sîn bereit.
Swenn mîn herre hiute
giht,
er welle morgn von hinnen niht,
sô kumt im hînt ein ander
muot [2135]
daz in dunket aver guot
daz er
morgen var anderswar,
sô muoz ich danne aver dar.
Ich bin nu daz stunt
gelêrt,
swar man daz stiuwerruoder kêrt, [2140]
daz
daz schef muoz dâ hin:
wandelt ein herre sînen sin,
sîn liute müezn
unstæte sîn.
Jâ ist uns dicke worden schîn
daz der unstæten herren
muot [2145]
vil in der werlde unstæte tuot.
Alsô ist diu werlt gar
nâch unserm willen manicvar
worden, untriu und unstæte:
daz ist durch unser
missetæte. [2150]
Diu werlt wart gar stætic gemacht,
nu hât si niht an stæte kraft,
daz mac sehen swer der wil.
Der
werlde unstæte ist harte vil:
sumers ist uns vor schûwer wê;
[2155]
winters vor îse und vor snê;
hiute ist regen und morgen wint,
die
uns oft beidiu schade sint;
der donerslac nâch liehtem blicke
der
bringet vinster tôde dicke; [2160]
ich sihe daz ez vil ofte snît
hin gegen des sumers zît,
vil ofte ouch vil heiz ist,
und kumt der vrost in kurzer vrist.
Uns koment wolken dick ze
lône, [2165]
swenn uns daz weter dunket schône.
Diu werlt hât unstæte site,
unser unstæte si volgt mite.
Ich getar sîn wol gejehen,
jâne möht nimmer geschehen, [2170]
wære unser unstæte niht,
unstæt diu an der werlde geschiht.
Nu zwiu wære regen od wint?
Wær
Âdâm und sîniu kint
gewesen stæt, zwiu solt der snê? [2175]
Uns
würde nimer von kelte wê.
Alsô ich gesprochen hân:
dô diu werlt alrêst
wart getân,
si wart vil stæte gemacht.
Daz schînet dar an daz diu
naht [2180]
vert vor dem tage zaller zît.
Deheine hitze der sumer gît
wan nâch dem winter, deist wâr.
Diu
werlt wær noch stæte gar,
als si wart stæte gemacht, [2185]
wær
niht unsr unstæte kraft.
Diu gît ir vil unstætekeit
diu si verkêrt an
unser leit:
wan ir unstæt diu schât ir niht,
der schade uns vil gar
geschiht. [2190]
Si gît uns siehtuom vür gesunt,
swenn si sich wandelt zaller stunt.
Diu werlt behaltet noch ein teil
der stæte, daz kumt uns ze heil:
wan wir behalten nihtes
niht, [2195]
daz ist ein wunderlîch geschiht.
An der werlde stæte lît
daz ieglîch dinc hât sîne zît.
Bluomen und loup, obez und gras
ie nâch sînen zîten was.
[2200]
Der obeze einz vürz ander gât:
einz kumt vruo, daz ander spât.
Nâch
sîner zît vellt loup und gras
und dörret daz ê grüene was.
Sumers ist
lanc der tac, [2205]
daz winters niht gesîn mac.
Sumers
ist diu hitze grôz,
des vrosts den winter nie verdrôz.
Aver wir behalten
deheine zît:
swaz in unserm muote lît, [2210]
ez sî
übel od ez sî guot,
wir wellen volgen unserm muot.
Ern aht ûf deheinn
heiligen tac,
swer sîn gelust verenden mac.
Diu werlt hât an der stæte
sin [2215]
daz diu sunne tages schîn
ûf der erde, nahtes under.
Des sol iuch
niht nemen wunder,
wan ir natûre und ir site
ist daz si vert dem himel
mite [2220]
und ouch wider zaller vrist.
Daz
an dem buoche geschriben ist:
“Wan daz was ie der werlde stæte
daz der himel umbe di erde dræte.”
Der siben sterne
widerganc [2225]
machet daz diu erde
kranc
wider die sterke des himels wert,
daz er si niht hât umbe gekêrt.
Ein ieglîchr sînen kreiz hât
dâ er inne umbe gât: [2230]
er
vert ûz sînem ringe niht,
als uns ze varn dicke geschiht.
Wan wir varn
hin und her
und versuochen wege mêr
denn einen, und sîn doch
unstæte [2235]
an alln von unser missetæte.
Man
versuocht der wege vil,
dem besten man niht volgen wil:
der bœse wec und
der unreht
der dunket uns guot unde sleht. [2240]
Dem
volge wir unz er uns dar
bringet dâ wir sîn vil gar
geschendet ode lîhte
tôt,
ode wir komen mit grôzer nôt
wider; wan swer varen wil
[2245]
verre, kumt mit arbeit vil
heim, ich meinez an der buoz
die man nâch
sünden haben muoz.
An der werlde ist stæte zaller vrist:
swenn diu
sunne nâhen ist [2250]
zuo dem mân, sô wirt er smal;
dar
nâch wirt er über al
grœzer, unde sô ie verrer,
sô wirt er ie mêre und
mêrer.
Alsam swenn uns daz vergêt [2255]
daz uns durch unser sünde
bestêt,
sone bezzer wir uns nihtes niht.
Dâ von
der tiusche man giht:
“Dô der siech man genas,
dô was er als
er ê was.” [2260]
Daz muoz immer stæte sîn
daz diu sunne tages
schîn.
Ir lieht birget tages gar
der himelischen sterne schar,
wand
ir lieht machet daz [2265]
daz wir nahtes sehen baz
die stern
denn tages: deist wâr,
daz meiste nimt daz minnest gar.
Ave wir haben
des liehtes niht
daz uns berge di ungeschiht [2270]
vor,
die wir hân, daz ist ze klagen.
Ich mag ez iu vür wâr gesagen
daz ez ist
nu komen dar
daz man sich nien schamt umbe ein hâr
tuon vor den liuten
offenlîchen [2275]
unrehtiu dinc und bœslîchen.
[2.5] Daz ist noch stæt swaz inder lebet,
kriuchet,
gât, vliugt ode swebet,
und swaz ist niderhalbe des mân,
daz muoz vier
elmente hân. [2280]
Ich mein die natûre vier
von den
gemeinlîchen wier
gemünzet sîn unde geslagen.
Der vier gevert wil ich iu
sagen.
Viuwer, luft, wazzer, erde, [2285]
die vier natûr sint
widerwerte.
Diu erde ist trucken unde kalt.
Daz wazzer in sînem gewalt
kelte und ouch nezze hât.
Der luft ouch des niht
verlât [2290]
ern sî heiz unde ouch naz.
So ist
daz viuwer ave baz
heiz unde trucken ouch.
Nu merke swer niht sî ein
gouch,
sît sich vereinent dise vier [2295]
an unserm lîp, daz danne
wier
an unserm willn vereinen niht,
von grôzem nîde daz geschiht.
Zwischen wazzer unde erd
ist nihtes niht, der luft gert
[2300]
ouch nihtes niht zwischen sî
unde dem wazzer. Oben bî
dem
lufte daz viuwer ist.
Ez ziuhet hôhe zaller vrist,
ez ensîget niht her
abe baz: [2305]
wizzet daz sîn ringe machet daz.
Seht, wie einz bî dem andern vert,
swie si halt sîn
widerwert.
Ich wæn daz dise vier elmente
habent etlîchez
gebende [2310]
daz si underbinden mac:
si
enscheident sich niht naht noch tac.
Idoch swie trucken sî diu erd,
daz
wazzer si niht trucken gert.
Daz wazzer hât niht den gewalt
[2315]
daz ez den luft mache kalt.
Der luft nezt, daz viuwer niht;
wan daz
deheine wîs geschiht
daz diu natûre der elemente
sich müge wandeln
andern ende. [2320]
Man mac ein wazzer heizen vil,
ein viuwer leschen, swer der wil:
daz viuwer doch niht
verlât
sîn hitze und trücken die ez hât.
Man nimtz im mit deheinem
list [2325]
die wîle ez niht erloschen ist.
Daz wallend wazzer lât ouch niht
kelte und nezz diu im geschiht
vor
sînr natûr, daz merkt dâ bî:
swie heiz einem manne sî, [2330]
er
küelt sich mit dem wazzer heiz.
Ich sagiu ouch, wan ich ez weiz,
daz
beidiu luft und erde mac
von ir natûr niht einen tac:
wie kumt der man
dan alsô wît [2335]
von sînr natûre zaller zît?
Man
bringet uns ûz harte schier,
Wan zaller zît, swenne wier
ezzen und
trinken über maht,
daz ist ûz der natûre kraft. [2340]
Swer
sînr natûre volgen wil,
der sol dehein dinc tuon ze vil.
Dem vihe ist
ezzen vil unmære,
swenne vol ist sîn bûch lære;
ez trinket ouch ân durst
niht. [2345]
Wan swaz uns ze tuon geschiht
über
maht, daz ist vil gar
ûz der natûr, daz wizzt vür wâr.
Alsô ich gesprochen hân:
her abe niderhalbe des mân [2350]
sint diu vier element
und werdent bî dem mân verent.
Diu vierd natûre endet dâ,
diu vümfte diu beginnet sâ.
Der himel und die sterne
siben [2355]
sint an der vümstn natûre beliben.
Die andern sterne haftent al
an dem himelischen sal,
ave dise siben
haftent niht:
dâ von ze hangen in geschiht. [2360]
Ir
urhap ist hôhe und ir ende
ist her abe zem vierden elemente.
Der êrste
ist Sâturnus gnant,
an dem ist kelte und trücken erkant.
Der ander
heizet Jupiter, [2365]
heiz und naz ist ouch der.
Der
drite ist Mars, der zaller vrist
heiz und ouch trucken ist.
So ist der
vierde stern diu sunne,
heiz und trucken ist ir wunne. [2370]
Geheizen ist Vênus der vumft,
kalt und naz ist sîn kumft.
Mercurîus
der sehste ist,
heiz und naz an sînem list.
Der sibende ist geheizen
mân, [2375]
der kelte und nezz hât dicke getân.
Man sihtz an allen dingen wol,
der mân der macht si nezze vol.
Swenn
der mâne voller ist,
die âder sint vol zuo der vrist. [2380]
Ein sterne heizet dâ von kalt,
daz er hât den gewalt
daz von im kelte geschiht:
dehein sterne ist
kalt niht.
Dâ von heizet er heiz, trucken, naz, [2385]
daz er ofter machet daz,
daz der luft ist trucken hart,
heiz ode naz nâch sîner vart.
Wan als ich gesprochen hân,
swaz
oberhalbe ist des mân, [2390]
daz hât ein vümft natûre besunder.
Dâ von sol iuch niht nemen wunder,
swaz zwischen mân und himel ist,
daz hât stæte zaller vrist.
Da ist niemêr natûr denn eine,
[2395]
dâ von muoz sîn ir site gemeine.
Gelîche der mit dem andern gât
der
sîn natûre ganzlîch hât.
Swes einer muot, der ander gert:
dâ oben ist
niht widerwert. [2400]
Ave her abe ist niht
stæte an,
swaz niderhalbe ist des mân,
wand diu elemente vier
sint
widerwert: geloubet mier,
dâ von ist niht her abe stæt. [2405]
Swie
der viere deheinez læt
sîn natûr di wîl ez ist,
ez læt sich selbe zaller
vrist.
Wan der luft wil tegelîch
ze viur; daz wazzer
semelîch [2410]
ze lufte; alsam tuot diu erd:
daz
machet ir natûre widerwert.
Hitz wider kelte ruowet niht,
und swenne
ouch daz geschiht
daz nezze vihtet wider trücken, [2415]
dâ
geschiht dem eime gelücke,
wan swelher dâ sterker ist,
der ander wîchet zuo der vrist
und muoz im sich selben
lân:
der strît wirt alle tage getân. [2420]
Ob dem
mân ist stætekeit,
dâ ist niht widerwertikeit.
Swaz sich gar vereinet wol,
von reht daz stæte wesen sol:
nimmer uns vereinen wier,
[2425]
swâ unser drî sint ode vier.
Die wîl Rôme vereinte ir sin,
het si an
êre grôzen gwin:
sît si sich niht vereinte mêre,
dô rücket hinder gar ir
êre. [2430]
Do si sich vereint, wizzt daz ir hant
der werlde vil überwant,
ave dô si niht vereinte, sît
was ouch ir
kraft niht ze wît.
Allenthalben was ir vorht, [2435]
disehalbe mers und ouch dort.
Nu ist ir êre gar enwiht:
man vürht si
ze Biterbe niht.
Zwiu sag ich daz vor langer vrist
in der werlde
geschehen ist? [2440]
Wan ez sint bî unser zît
von
unvereinunge und von nît,
von urliuge und von ungeschiht
manege stete
worden enwiht.
Ich bin niht alt drîzec jâr [2445]
und
gedenke doch, deist wâr,
daz Berne an êre truoc den kranz,
ir türne und
hiuser wâren ganz:
die sint bestriuwet ûf die erd.
Presse ist worden ouch unwert [2450]
durch urliuge und durch
nît;
daz ist wordn bî unser zît.
Von Vincence und von Ferrære
möht
man sagen diu selben mære.
Daz ich zel ist ein kleiner garte.
[2455]
Untriu hât
sich gebreit sô harte
daz nu niemen vinden mac
triuwe und stæte einn
halben tac.
Wâ ist nu stæt bî unser zît?
Diu werlt hât erwelt
strît, [2460]
erge, lüge, spot, haz, nît, zorn:
die tugende sint nu gar verlorn.
Diu werlt ist vol unstætekeit:
wâ
ist nu triuwe und wârheit?
Si ist nu allenthalbn unwert,
[2465]
swâ man sich inder umbe kêrt.
Si ist von Engelant vertriben:
ze
Kerlingen ist si niht bliben,
wand die zwên künege urliugære
hânt ir
lant gemachet lære. [2470]
Si ist ouch von Provenze gejeit:
die ketzer tâten ir dâ leit.
Ist si ze Spange? Nein si niht,
wan ir dâ grôz leit geschiht
von heiden und von vernogierten
[2475]
kristen dies dâ übel zierten.
Ze Püllen ist si niht beliben,
wan si
ist stunt von danne vertriben.
Nu wie ob si ze Rôme ist?
Daz ervert in
kurzer vrist [2480]
swer dâ iht ze schaffen hât
an der Rômær valschem rât.
Ze Tuskâne mans niht suochen
sol:
die pilgerîne wizzenz wol,
swenn man in ab ziuht ze Mont
Flaskôn, [2485]
ob triuwe ze Tuscâne won.
Si ist
ouch niht ze Lamparten,
wan dâ habents erschrecket harte
die Meilânære
mit unglouben,
mit prant, mit urliuge und mit rouben. [2490]
Ob si
ze tiuschen landen sî,
daz weiz man wol verre und bî.
Ze Ungern ist ouch
niht ir wesen,
wan dâ ists lange niht gewesen:
der Ungern untriu und
unsinne [2495]
schein wol an ir küneginne.
Ich möht der lande nennen mêr:
ichn vinde weder dort noch her
weder triu noch wârheit;
daz hât
gemacht unstætekeit. [2500]
Ir seht wol der
unstæte maht:
vil grôziu zeichn gît uns ir kraft
daz diu werlt welle
schier
nemen end; jâ mugen wier
der werlde ende wizzn derbî
[2505]
daz wir alle mit unminne sîn.
Wan
unminne und strit [2506a]
sint warzæichen zaller zit,
daz ein dinch welle nemen ent.
Daz habet ir an den element
unde an manigen dingen vornomen.
[2506e]
Ob ir sin war habt genomen.
Swenne ein man sol ersterben,
so moht der siehtum verderben
die nature. So muz unminn
unde strit sin zwischen in.
[2506j]
Swa unminne ist und strit,
da sol man warten zaller zit
endes an etlichen dingen.
Swem ez muz misslingen,
stritet man gemæinliche [2506o]
mit unveræinunge sicherliche,
so ist daz ende ouch gemæin.
Ich enweiz an wen ich mich
lein,
ob si gar strebent ze
dem valle.
Alsam, ob si
stritent alle, [2506t]
sone wizzt ich werz versunen sol.
Da von muget ir merchen wol,
sit uns ein ieglicher strit,
ob er wert, ein ende git,
daz diu gemeine unminne
und der gemæine strit bringet
inne, [2506z]
daz diu werlde welle ende nemen.
[2506aa]
Welt ir die zæichen gar vernemen,
diu vor des sulen geschehen,
so moht ir mir wol mit iehen.
[2506dd]
Wir haben daz geschriben wol
daz vor der werlde ende sol
hunger sîn und bœsiu jâr,
schûr,
erdpidem: man sihtz nu gar. [2510]
Urliug, haz, zorn und nît,
daz sol
ouch sîn vor der zît;
rîch wider rîch, lant wider lant.
Dar nâch kumt niht zehant
der werlde ende alsô
drât. [2515]
Die sint boten die si vür lât:
untriu, lüge, meineit, unstæte
und aller hande missetæte.
Uns sint
komen boten und bot:
nu stætigt iuwer herz ze Got, [2520]
daz ir
niht volgt der unstæt
der werlde, wan si schier zergêt,
und daz ir komt
ze sînem rîche.
Dâ sît ir immer stætelîche
mit aller wunne âne
leit: [2525]
dâ ist der vreude stætekeit.
[2526]
Da muz immer wesen stæte,
[2526a]
swer sich behutet vor missetæte:
in dirre werlde Got bring uns
baz
dar, denne wir verdienen
daz. [2526b]
Daz ander teil
hie ende hât: [2527]
mîn griffel an daz dritte
gât.