BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Eilhart von Oberg

um 1170/80

 

 

Tristrant

 

Die Regensburger Fragmente

 

Ende 12. Jahrhundert

Rm: Bayerische Staatsbibliothek München Cgm 5249/31.

Rd: Fürstl. Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen Hs. Nr. 69.

Rr: Proske'sche Musikbibliothek beim Bischöflichen Generalvikariat Regensburg

Ergänzungen nach der Ausgabe von Hadumod Bußmann, Tübingen 1969

 

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Regensburger Fragment Rd recto (Fürstl. Fürstenbergische Hofbibliothek Hs. Nr. 69)

Verse 5-55

 

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Rm

Lst 1608-1623

 

recto . . .] dâ war<t> abir wol schîn

daz der hêrre Tristrant

was ein chuone wîgant.

er gedâht er wold sînen lîf

5

wâgen umb daz magedîn

und ioh durh den willen,

daz die sîn gesellen

des baz gedingen muosen.

und sold er den lîp verliesen,

10

daz tæte er vil gerne von dem wurme,

den <daz> er ân wer sturbe.

 

Zehant des morgens vruo

dô wâfenôt sih dar zuo

Tristrant der helt guot

15

vil hart vlîzichlîche

und reit vil manlîche,

wan er was ein chuon degen.

aleine reit er after [wegen].

 

Lst 1655-1679

verso . . . ] svert in der hant.

ioh brant der serpant

daz ros undir im ze tôt.

an lief in der helt guot.

5

er hiv in vil vaste

mit dem besten sahse

daz inchein sîn genôz truoch.

svâ man iz mit zorne sluoch,

dar ne mohte niuht vor bestân.

10

der helt dô den sich genam.

den chouft er vil tiure,

wan er was von dem fiure

nâh ze tôde verbrunnen.

er sneit im ûz die zungen

15

und stah si in sîn hosin.

dô chêrt er gegen einem mose.

dâ wold er sih chuolen

dô war der <helt> schône

von dem fiure s[war]z [a]ls [ein] b[rant].

 

 

―――――――

 

Rd

Lst 1726-1843

 

recto . . . ] im gæbe sîn tohter.

der chu[nic]h erne mohte

des niht wol wider chomen.

ioh hêt er gerne baz vernomen

5

wer den trachen sluoge.

«daz wære vil ungevuoge»

sprah der truhsatze,

«daz ih mih vermêze,

ob iz wære gelogen.»

10

den hêrren hêt er nâh betrogen.

er wânt iz wâr wære.

der chunich dô daz mære

sîner tohtir selbe sagete,

daz der truhsatze habete

15

si gewunnen ze wîbe

mit sîn selbes lîbe

vil harte mænlîche,

und sprah offenlîche,

er sold si im ze wîbe geben.

20

ouch mohte sî in gern nemen,

wan er hêt erslagen den serpant.

dô sprah diu vrowe al zehant:

«vater, daz geloubet mir,

erne hât niht rehte gesaget dir!

25

ioh begieng er nie dehein vrumicheit.

wâ nam er nû die manheit,

daz er in torste bestân?

nû lâ dînen muot zigân

und vernim die wârheit rehte:

30

sage dem guoten chnehte,

daz er bîte biz morgen vruo.»

dô tet der chunich alsô.

 

Der truchsatze manete

den chunich des er habite

35

gelobet mit sîner wârheit.

im was innechlîche leit

daz er iz sô lange vriste.

nû vernemet, mit welhen listen

vrowe Ysalde dô ervuore,

40

ob er den trachen sluoge.

si sprach zuo Peronîse

daz er bræhte lîse

driu phærith als iz tagete.

Brangênen sî dô sagete

45

einer ir junchvrouwen,

si wolde selbe schouwen,

wie der wurm gewunt wære.

Peronîs, der chamerære,

der brâhte diu pharit frô.

50

ûf sâzen sî dô

unde riten gelîche.

diu schône vrouwe rîche

Tristrandis slâwe dô gesach.

ze Peronîse sî dô sprah:

«sîh, wâ diz ros was be verso slagin,

daz den helt hâ[t her] getragen,

der den trachin bestuont!

daz ist uns allen wol chunt:

man besleht niht diu ros hie.

60

svane sô er chomen sî,

dirre der hie geriten is,

des sît ze wâr gewis,

der h[â]t geslagen den serpant.»

dô quâmen die vrouwen al zehant

65

dâ der trache lach tôt.

dô vunden sî den schilt guot

verbrunnen alsô garwe,

daz si in bî der varwe

ne mohten niht erchennen.

70

ouch lach daz ros besenget,

daz si chûme erchanden,

daz iz in dem lande

niht was gezogen.

«owî, war ist der helt chomen

75

der ditze ros her reit?»

sprah diu vrowe gemeit,

«wie gern ih daz wiste.»

si sprah aber enrihte:

«in habent die mordære erslagen,

80

er liget hie etteswâ bigraben!»

 

Zuo Peronîs sî dô sprah,

daz er sûhte daz grab,

ob er iz vinden mohte.

si sprah, sver sô souhte

85

daz er funde den degen,

si wold im hundirt mark geben.

dô ne sôhten sî niht lange,

ê Brangêne cham gegangen

zuo dem mose dâ er lach.

90

diu junchvrowe in gesah

den helm glîzen

sam ein carbuncel wîze.

«ih hân den helt funden

vil harte ungesunden.

95

nû chomit îlande here,

ob ir in mohte ernern!»

sprah diu guote Brangêne.

der vrowen wart vil liebe

dô sî des siechen wart gewar,

100

vil schier cham si dar.

den helm sî im ab bant.

do gehôrte wol Tristrant,

daz dâ wâren vrôwen.

ûf warf er die ougen

105

und vrâgete, wer dâ wære,

der im den helm næme.

 

Diu vrowe antwurt im dô:

«ne habe ne hein vorhten nû

er wirt [ . . .

 

―――――――

 

Rr

 

Lst 3028-3131

fol. 1 recto

 

[. . .]

[zuo d]er vrowen chemenâten.

 

Dô sî diu [chunegîn] gesah,

nû hôrent wie sie sprah:

«willechomen lie[bez wîp,

5

daz d]û behalden hâst den lîp,

des lob ih got von hime[le].

er w[as zvâre hie nidere

und hât dir geholfen [ûz der nôt.

têt] er mir nû den selben tôt,

10

den ih dir hât ge[dâht,

oder ver]senchit mih sîn chraft

alsô verre in abgrun[de,

oder verg]êbe mir mîne sunde,

sô riht er cheiserlîche!»

15

dô [mit viel] diu vrowe rîche

Brangêne ze vuoze.

si bôt ir [grôze buoze

und] minnechlîchiu wort,

daz sî vergæze den mort,

20

[den si wolde m]it ir begân.

ouch sûhte Brangêne sân

der chu[neginne genâ]de,

daz si ir vergæbe,

ob siu ieht hât getân

25

[daz sî vermid]en solde hân.

dâ lâgin sî beide,

mit michelm [leide

wâren] sî bevangin.

dâr lâgin sî sô lange,

30

daz si niemen [ûf huob,

biz e]z si beide dûhte guot,

daz si ûf stuonden

und den nît versûnden.

 

[Dô chust]in sih die vrowen zvô.

35

[diu ch]uneginne dâht dô,

wie si ergezte Brangêne

[diu leide mit] liebe,

die si ir habite getân.

dô was der vil chuo[ne man

40

Tris]trant dâ niht ze hûse.

er was mit dem chuni[ge ûz

gerite]n birsen in den walt.

dô im daz mære wart [gezalt

von] Kurvenâle sînem trût,

45

dô wart dem hêrren [an sîm muot

beide] leid und zorn.

«dizze wære bezzer verborn,»

[sprah er zuo de]r chuneginne,

«nû des niht moht sîn,

50

nu sal [den mort Brangêne]

verchiesen durh mîn liebe.

ir muozint ge[suonet wesi]n.

daz si chûme ist genesin,

des ergetzint sî [mit êren]!»

55

dô sprach diu chunigîn hêre,

daz sî iz gerne tæte.

dô wart diu suone stæte.

fol. 1 verso

Dô chustin sih die vrouwen.

dô wart â[ne wunden

60

Tris]trant sêre versniten.

nû merchet [reht wâ mite]:

er wart gevêht an dem hove

von einem rîc[hen herzoge]

und von vier grâvin,

65

die des chuniges hoves [phlâgin.

ih wil] iu sagin umbe waz:

si hâtin micheln haz,

daz e[r mit tugen]den lebete

und nâh den êren strebite

70

und daz [beste tet zallir] zît.

dar umb hâtin sî den nît,

wan si wârin s[elb niht fru]me,

als iz vil diche is schîn chomen

und geschi[ht noh mani]gem frumen manne,

75

daz im der bôse niht en[gan

daz man] wol spreche sîn wort.

swenne so er in lobin hôr[t,

sô mag er] iz niht wider reden,

er gêt lîhte von dem we[ge

80

und spri]chet lîhte: «iz ist ein lugene.»

daz gezæme uns al[lin ubele

wol]den wir iz merchin,

wand mit solichin werc[hin

selten oder] nie nehein man

85

sô grôzin brîs ne gewan.

und [. . . . . .], alsô stæte an der minne.

Nurâ, jungelinge,

ged[enchet an diu] vrumecheit

und lâzint iu die bôsheit wesin [leit!]

 

90

Swer gôt mit herzin minnet

und nâh d[den tugenden rin]get,

dem volgit selten unheil,

ouch mag [er wol sîn teil]

gewinnen al des er bedarf.

95

ôwol in, daz er ie [des warp!

sver] biderbe und getriu ist

und dan wîslîche list

[mit gutem si]ten an sîn herze hât,

der mag des habin guotin [rât,

100

daz in diu] bôsin nîden,

wan sie ne mugin iz niht vermîd[en:

si muozint] im unwillich sîn.

sô is im abir mîn træhtîn

[und alle guote lûte] holt.

105

daz hât er verdienet und verscholt

und [noh al tage] tuot.

dennoh sô ist der bôsin muot

sô hart zuo [im erbolgen.]

 

Lst 3449-3559

fol. 2 recto

 

Dô der chunich in den walt quam

und der wênige man

vil reht hêt vernomen,

daz Tristrant zuo der vrowen solde chomen,

5

er sprah zuo dem chunige sân:

«hêrre, ir sult mir mit mir gân

und tuon, als ih iuh heizen!»

dô giengen [sî] ageleize

zuo der linden, diu bî dem brunnen stuont.

10

«ih sage [iu h]êrre, waz ir tuont,»

sprah der gotleidige twerch,

«wir ne habin anders neheinen berch,

wan ir sult her ûf stîgen

und vil stille svîgen.

15

ûf disem selben boume

sule wir [ne]men goume,

waz ir gesehet von disen zvein.»

der mâne sô liehte schein,

als iz tach wære.

20

dô steich der chunich hêre

[ûf] den boum, als er in hiez.

der twerch des niuht ne liez,

er ne stige nah im dar ûf.

ih wæne, in sîn geselle dar ûf

25

huob, Satanâs der tievel.

ih bin iôh ân zvîvel:

er hulfe im sicherlîche,

wan er wil sîn rîche

mit im hân gemeine.

30

wie moht er in dan sô eine

ûf den boum stîgen lâzin?

daz si beide got verwâzze!

 

Dô ne stuonden si niht [l]ange,

ê Tristrant cham gigangen.

35

des loubes er brah

[und] warf iz in des brunnen wâch,

er liez ir den spân nâh,

[dô d]az chrûze ûf was angescriben.

in dem brunne sah [er bî]me schimen

40

dise zvein oben im stân.

dô tet er als ein wîse man,

daz er niuht ûf ne sah.

zuo im selben er dô [spr]ah:

«nû muz ih leider tôt sîn!

45

owî, westu chunegîn

[diu] huot, diu uns ist getân!»

dô flôz daz loup und der spân

durch die chemnâtin.

diu vrowe dô vil drâte

50

zuo dem nezzelîne giench,

dâ si den spân mit viench.

fol. 2 verso

si begunde daz chrûze schowen.

dô wiste wol diu vrowe

Tristranden in der warte.

55

dô îlete sî harte

dâ sî den chuonen helt vant.

dô saz der hêrre Tristrant

und winchte alliz wider sih.

«der rîche got gesegen mich,»

60

dâht diu chuneginne,

«waz ist disem jungelinge,

daz er niht ûf nest[et]

und niht engegin mir gêt?

des was ih harte ungew[ane],

65

ich ne weiz niht, wâ von iz nû cham[e.»]

 

Dô gesah si daz winchin

und begund sân denchin,

«im wirret svaz, sô iz sî.

ih wæne, hier is etteswer bî,

70

der unsir habe g[ehuo]t.»

bî dem brunne si gestuont

und wart der spehære gewar.

der mâne truoch den scate dare

an den brunnen von d[en] mannen zvein.

75

der vrowen wîsheit da schein,

daz si diu ougen niht dar ne cârde

und reht alsô gebârde,

als si ir niene wiste,

und sprah mit grôzem liste:

80

«Tristrant, waz sold ich her zuo dir?»

«vrowe, daz ir helfent mir,

daz mir mîn herre sîn hulde gebe

und mih abir lâze wesin

[als] ih ê was in sînem hove.»

85

«ich wil dir zvâre geloubin:

d[ar zuo] ne hilf ih dir niht,

wan mir ist harte liep,

daz er d[ir sô] gram is.

des wis zewâre gewis,

90

daz ih dir dar zuo n[iht] ne frume,

wan ih bin ze worte chomen

von dir ân[e] schult.

ih was dir durh mînen hêrren holt,

wan dû sî[n] neve wærist

95

und sîner êren phlâgest

baz denne d[ie] andirn alle.

nû bin ih ze schalle

von dir chomen [âne] nôt.

tæte dir mîn hêrre nû den tôt,

100

daz wære mir unmære.»

«Nein, vrowe, durh dîn êre

dû salt mih des ge[. . .