Schubartgymnasium Aalen
gegründet 1912
Abiturjahrgang 1939
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Raftl“Abiturjahrgang 1939_____________
Die 25jährigen“_____________
Ein Foto des Abitur-Jahrgangs 1939, aufgenommen im Herbst 1937 (7. Klasse). Das Bild wurde zur Verfügung gestellt von Dr. Albrecht Bezler. Zu sehen sind in der 1. Reihe von links: Günther Schniepp, Werner Uz, Kurt Fischer, Wilhelm Klumpp. 2. Reihe: Wilfried Palm, Hermann Wunder, Rudolf Hengel, Achim Montigel. 3. Reihe: Gerhard Mösch, Berthold Bezler, Hermann Baur, Hubert Hosch, Richard Schwarz. 4. Reihe: Hannes Mutschler, Klassenlehrer Friedrich Heintzeler, Wolfgang Enßlin, Theo Bojus, Karl Ladenburger.
Daß aus dem Abiturjahrgang 1939, der an diesem Jubiläum seiner alten Schule sein eigenes 25jähriges“ feiert, etwas Rechtes geworden ist, haben wir wohl zu einem großen Teil denen zu verdanken, die uns acht Jahre lang in eine mehr oder weniger harte Lehre“ genommen haben. So möge am Anfang dieser kleinen Erinnerung zuerst der Dank an all die Lehrkräfte stehen, die sich um uns gemüht haben. Bis auf unseren verehrten Herrn Heintzeler, der uns siegreich zum Abitur führte, ist heute niemand mehr am Schubart-Gymnasium tätig. Die anderen sind in den Ruhestand, ja die meisten sogar in den ewigen Ruhestand versetzt. Sie alle mögen verzeihen, wenn blitzartig ein paar Begebenheiten der damaligen Zeit aufleuchten, auch wenn es auf ihre Kosten geht. Vielleicht freut es sie auch, daß sie damit unvergessen bleiben!Denn nur das Ungewöhnliche haftet, beschäftigt und drängt nach Erkenntnis. Um dieses Erkennen ist es mir zu tun, nicht ums Erlustieren, um ein Denkmal späterer Rührung und Dankbarkeit.“ (Ernst Heimeran)Adam Möck war unser erster Klassenlehrer. Er nahm zu allen möglichen Mitteln seine Zuflucht, um nur unsere Aussprachetechnik in der französischen Sprache zu vervollkommnen. Doch was ich heute noch an Vokabeln weiß, geht bestimmt auf ihn zurück. Und noch eine besondere Erinnerung verbindet uns mit ihm: Das Kennenlernen der Vogelstimmen, die wir interessierten Buben unter seiner Führung gleich nach Tagesanbruch im Rohrwang belauschten.Zur selben Zeit unterrichtete Friedrich Feihl (Lättle). Unerschöpflich sein Vorrat an Standard-Aussprüchen, mit denen er, der namhafte Botaniker, seinen Unterricht würzte. – Jeder Mensch hat seinen Vogel, doch der Enßlin hat mehrere, denn er hat Hühner.“ Ich werfe Dich bäuchlings zum Fenster hinaus!“Als Telepfonist an der pfordersten Pfront“ ist uns Studienrat Bauer (Repeatit) im Gedächtnis geblieben. Wenn es gelang, die Sprache auf den 1. Weltkrieg zu bringen, war die Stunde gerettet, denn sonst wurden wir nach allen Regeln der Kunst in französischer Grammatik gedrillt.Chemie-Buck lag auf der gleichen Linie. Als einmal bei einem chemischen Versuch eine größere Explosion entstand und die ganze Klasse bleich hinter Mappen und Bänken in Deckung ging, meinte Gustav ganz trocken: So ähnlich müßt Ihr Euch den Knall einer Handgranate denken!Professor Rall (Grambo) war eine Persönlichkeit mit vielseitigem Wissen, auch wenn wir das damals noch nicht so richtig zu würdigen wußten. What did we read about last time?“ – Sein Bleistiftstummel, mit dem er beharrlich und seitenlang für jede gute und schlechte Leistung Zeugnisnoten seinem Notizbüchlein einverleibte, war höchstens 2 cm lang und wohl immer derselbe. Daß wir an Fastnacht mit Knallerbsen im Klassenzimmer nach ihm warfen, tut uns noch immer leid und müssen wir ihm nachträglich abbitten.Auch Studienrat Obert muß uns manchen Bubenstreich verzeihen. Sein stetes Bemühen, uns Spezialitäten der französischen Literatur zu vermitteln, haben wir in unseren Flegeljahren manchmal gestört.Dr. Dürrs Geschichtsunterricht in einprägsamen dürren Worten“ hatte seinen besonderen Stil. Von der Mätressenwirtschaft bis zum Büttnerbauer, über die Krügerdepesche und den Romantiker auf dem Königsthron bis zum Elend, das von a Fabriken kommt“ war der Unterricht dadurch besonders fesselnd. Wir denken auch gerne an das Theaterstück bei unserer Abschlußfeier zurück, das er über den Besuch Schillers bei Schubart auf dem Asperg schrieb und das wir mit großer Begeisterung aufführten. Mit Dr. Dürr ist ein wahrer Grandseigneur von uns gegangen.Auf allgemeinen Wunsch der Herren – die Damen werden wohl nichts dagegen haben – machen wir heute eine Klassenarbeit“, also sprach Professor Mahler (Schloride). – Ich drücke auf den Schneller und lasse die Stoppuhr fallen“ – der berühmte und immer gerne gehörte Spruch beim Versuch zum freien Fall im Treppenhaus. Souverän seinen Stoff beherrschend und ihn durchsichtig gliedernd, lehrte er uns die schwierigen Gebiete der Physik.Auch an die Mathematik mit Sb (Studiendirektor Seibold) an der Spitze sei kurz erinnert. Wenn es auch hier nicht so viel zu lachen gab – an Dummheiten war schon gar nicht zu denken –, so verlief der Unterricht doch meist spannend und die Köpfe rauchten.In das schwierige Gebiet der Logarithmen führte uns Oberstudiendirektor Haug (der Direx) ein: auch dem mathematisch weniger Erleuchteten ging durch eindringliches Erklären das berühmte Licht auf. In einer Stunde übertraf er sich selbst durch 147maligen Gebrauch von eben“, wie durch Strichliste festgestellt wurde.Angewandte Mathematik im Gelände (mit Kompaß und Marschzahl) brachte uns Studienrat Urban (Quaddle) bei, so daß wir nicht einmal beim Militär dazuzulernen brauchten.Buba, herhöra“, sprach Heiner Rampf (der Vetter) und versammelte uns ums Klavier der Turnhalle, den Grünen Sportbericht in der Hand. Dem VfR geschieht's recht, daß er verloren hat.“ Buba, ich sag Euch, arbeitet, sieben Jahre habt Ihr gebummelt, jetzt rächt es sich!“ Nichts rächte sich“, wir machten ein gutes Abitur und lieferten eine stattliche Anzahl Spitzensportler aus der Schule Rampf.Heiner Brucklacher, der Zeichenlehrer, kam in kurzen Lederhosen in die Schule, wurde von uns als damaliger HJ-Kamerad ganz selbstverständlich mit Du angeredet – eine ungeheuerliche Sache! Er brachte uns nebenher Volkstanz bei, den damals Beteiligten drängt sich wohl heute noch ein leises Schmunzeln auf.Er war so ganz das Gegenteil von Studienrat Zeller (Semätter), bei dem jeder still vor seinem Zeichenrahmen zu sitzen hatte und sich mit figürlichen Darstellungen befassen mußte. Jätzt fraßt däser Kerl seinen Gägenstand auf!“ (als einer den zu zeichnenden Apfel angebissen hatte). Wänn Ähr nächt ruhig seid, dann sätze ich einen Haufen vor die Tär!“ Da hast Du eine (klatsch) und nochmal eine (klatsch), auch wänn Du der Palm bist!“Piccolo, der Biologe (Dr. Keller), führte uns in die Geheimnisse seines Fachgebiets ein. Wir wurden erfahrene Mendel-Schüler, züchteten und kreuzten im Geiste Meerschweinchen und Blumen, vererbten Rot-Grün-Blindheit und Bluterkrankheit und sprachen gelehrt von Gen-Mutationen. Seinem lebendigen und umfassenden Unterricht verdankten wir so große Kenntnisse, daß selbst späteren Medizinern dies zum Physikum genügte. So wäre noch von manchem der alten Lehrer zu berichten, aber das werden die Gespräche beim Zusammensein während des Jubiläums ergeben, und der eine wird sich an dies, der andere an jenes mit Freude, mit Lachen, auch mit ernsten Gedanken erinnern.Zu guter Letzt sei aber aus. dem Lehrerzimmer noch unseres guten Jambus (Oberstudienrat Heintzeler) gedacht, mit dem uns auch nach 25 Jahren noch ein besonderes Verhältnis verbindet. Der damalige Junggeselle hatte es bei uns nicht leicht, wurden doch in prekären Situationen unsere Damen vorgeschickt, um mit weiblichem Charme das weiche Herz unseres Klassenlehrers zu betören. Was blieb dem armen Mann anders übrig, als mit sanfter Miene die schon zweimal verschobene Klassenarbeit erneut zu vertagen!Im Mittelhochdeutschen, z. B. beim Vortrag von Minnesinger-Gedichten, war er in seinem Element, bei der Besprechung Goethescher Gedichte ging es ihm ans Gemüt, und sechsfüßige Jamben zu deklamieren war ihm eine Delikatesse!Er war immer bereit, in jedem von uns das Positive zu sehen und zu fördern, das werden wir ihm auch weiterhin danken.Noch ein kleiner Rückblick auf unsere Klasse.Der Geburtsjahrgang 1920/21 war zahlenmäßig sehr stark, kein Wunder bei soviel nachgeholten Ehen nach dem ersten Weltkrieg. 38 Abiturienten zur damaligen Zeit!Unser Jahrgang hatte es nicht leicht. Während der schlimmsten Arbeitslosenzeit begannen wir mit der Oberschule, nach 1933 waren wir sehr stark in die damalige Jugendbewegung eingeschaltet und später spürten wir, daß die spannungsgeladene Zeit nach politischer Entladung drängte. War unsere Arbeitsdienstzeit noch verhältnismäßig unbeschwert, so brachte der Krieg härteste Bewährungsproben. Und unsere Besten sollten zum großen Teil nicht mehr zurückkehren! Stellvertretend für all die vielen gefallenen Kameraden sei der Name Werner Uz genannt, der als unser Jüngster, aber auch als unser Bester das Examen bestand und aus dem sicherlich später eine ganz besondere Persönlichkeit geworden wäre.Die Klasse hielt immer vorbildlich zusammen, fast käme einem der Vergleich mit dem Fähnlein der 7 Aufrechten“. Dabei sei auch besonders unserer Klassenmutter Tati“ Fischer gedacht, die ihre Buben und Mädchen so sehr ins Herz geschlossen hatte und Mittelpunkt und Heimat für die Klasse zu allen Zeiten war.Gerade im Krieg hat sie viel dazu beigetragen, daß der Kontakt untereinander nicht abriß und jeder vom Schicksal des anderen erfuhr. Wie wir 1939 vor dem Auseinandergehen beschlossen, wurde dann auch nach dem Kriege alle 5 Jahre ein Jubiläumstreffen der alten Klassen 8a und 8b durchgeführt. Anfänglich mußte Rich“ noch schwarz geschlachteten Braten zum Festessen im Ochsen“ organisieren, zum 20jährigen“ brauchten wir schon den Eintracht“-Saal, um die stattliche Zahl von früheren Mitschülern unterzubringen, kamen wir doch mit den in der Zwischenzeit eroberten besseren Hälften, die sofort in unseren Freundeskreis einbezogen wurden und heute nicht mehr daraus wegzudenken sind. Unsere Kinder gehen nun zum Teil auch schon in die alte Schule, ja die ersten werden sogar in Kürze dort wieder Abitur machen. Panta rhei!Und so wünschen wir dem Schubart-Gymnasium, seinen Lehrern und Schülern, uns Ehemaligen und den Kommenden für die Zukunft alles Gute weiterhin, viel Glück und Erfolg!Ad multos annos!
[aus: 50 Jahre Schubart-Gymnasium, Aalen: 1914 – 1964, Hrsg.: Friedrich Heintzeler, Aalen: Schubart-Gymnasium, 1964, S. 141-144] |