BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Schubartgymnasium Aalen

gegründet 1912

 

Abiturjahrgang 1932

 

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Helmut Bezler

Rechtsanwalt, Aalen

Abiturjahrgang 1932

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„Der Alte“

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Prof. Bihl (von 1907 bis 1930 am Realgymnasium)

 

Die Älteren unter uns haben ihn in guter Erinnerung, unseren Lateinlehrer der Oberstufe, den Prof. Bihl, manchmal sarkastisch, manchmal derb, immer gütig und humorvoll. Die Anekdoten um ihn sind zahllos. Hier folgen einige wenige. Die 30 Jahre, welche verstrichen sind, beeinträchtigen die historische Exaktheit, der Kern der Sache ist aber wahr.

1. Prof. Bihl kündigt für die nächsten Tage eine Klassenarbeit an. In der Klasse befindet sich ein Sohn Bihls. Er erhält den Auftrag, in der Nacht aufzustehen und in der Rocktasche seines Vaters nach der Klassenarbeit zu forschen, den Text bei Auffinden rechtzeitig vor Unterrichtsbeginn in die Schule zu bringen, daß man sich vor Beginn der Klassenarbeit ordentlich präparieren könne.

Die Stunde der Klassenarbeit ist gekommen. Der Sohn Bihls fehlt. Vater Bihl erscheint und verkündet mit süffisantem Lächeln, die Klassenarbeit werde doch geschrieben, wenn auch sein Sohn fehle. Er habe ihn erwischt, als er sich nächtens an seinem Rock zu schaffen gemacht habe. Dafür liege er jetzt zu Bett und schreibe später eine andere Arbeit nach.

2. In der 7. Klasse befindet sich im Schuljahr 1929/30 ein Mitschüler, der künstlerisch hoch begabt, in den anderen Fächern aber gerade noch ausreichend ist und der auch im übrigen sehr unpraktisch ist. Es wird das Nibelungenlied in mittelhochdeutsch gelesen. Als er an die Stelle kommt, an der Siegfried seine Kriemhilde küßt, unterbricht Prof. Bihl und wendet sich an den genannten Schüler mit der Frage: „U., haben Sie auch schon geküßt?“ U. wird rot bis hinter beide Ohren, worauf Prof. Bihl ihm schadenfroh lächelnd entgegendonnert: „Natürlich nicht, Sie Esel“.

3. In derselben Klasse wird im Herbst eine Nachmittagswanderung an den Limes beim Bockschafhaus gemacht. Prof. Bihl wird dabei auch photographiert. In einer der nächsten Unterrichtsstunden praktiziert ihm eine Mitschülerin, während er im Gang der beiden Bankreihen steht, das Bild, ein 10-Pfennigstück und einen abgenagten Apfelbutzen in die Rocktasche. Prof. Bihl tut, als merke er nichts. Am andern Tag pflanzt er sich vor dieser Schülerin auf, greift in die Rocktasche und holt das Bild, den Groschen und den Apfelbutzen heraus, legt diese Gegenstände auf den Tisch mit den Worten: „Das haben Sie natürlich gemacht, Sie Gans“, nahm das Bild wieder an sich und legte ihr 20 Pfennige auf den Tisch und sagte, das Bild behalte ich.

 

[aus: 50 Jahre Schubart-Gymnasium, Aalen: 1914 – 1964,

Hrsg.: Friedrich Heintzeler, Aalen: Schubart-Gymnasium, 1964, S. 129]