Heinrich Mann
1871 - 1950
Lidice
1943
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Das Hauptquartier des Generals ist nahe dem engen Übergang nach anderen Bergen. Maultiere beschreiten den Paßweg. Von Knaben und Frauen geführt, tragen sie den Nachschub der Armee herbei, die Schläuche mit Öl, die Körbe Brotes, die Munition.Der General und sein Adjutant stehen unter einer vertieften Wölbung der Wand, wo sie am schroffsten aufragt. Ein Adler, den sie nicht sehen, kreist über ihnen.Ein Soldat, erklimmt die letzten Felsblöcke, tritt stolz vor den General hin.Der Soldat: Kamerad General, wir haben gesiegt.“Der Adjutant: Der General weiß es.“Der Soldat: Der Adler oben weiß es.“ Er erschrickt: Väterchen!Du warst unten, bis in den Qualm der Feuersbrunst, dein Gesicht ist davon geschwärzt. Tu das nicht noch einmal! Was wären wir ohne dich.“Der General: Ich war nicht in Gefahr.“Der Soldat: Die sprechen anders, die dich gesehen haben wollen. Vergib mir; deshalb komme ich!“Der General: Ihr ließet den Feind nicht über den Gießbach, ganz unten, wo der Feind in den Rauch seiner Brandstiftung gehüllt und unsichtbar war. Euer Land freut sich über tapfere Söhne, sag es allen!“Der Soldat, für den Adjutanten: Ich habe nicht, wie der General, den Maschinen eines verqualmten Feindes standgehalten.“Der General, fragt den Adjutanten etwas.Der Adjutant: Ich glaube, daß es so ist.“ An den Soldaten gewendet: Du und dein Feind, ihr wäret sehr sichtbar über dem Abgrund, den er heraufgeschlichen kam, dir im Rücken. Du sähest früher sein Bajonett als ihn, du schlugst es weg, du umarmtest ihn nach Art der Bären. Als er in den Sturzbach fiel, riß der Bach keinen Mann mehr fort, nur Weichteile und die zerbrochene Brust.“Der Soldat wagt nicht, von dem Adjutanten hinweg auf den General zu blicken: Das sah der Mann, den ich nicht sah!“Der Adjutant: Dies und vieles. Er ist überall, Kamerad.“Der Soldat: Kamerad Ivo, wir sind unbesieglich.“ Er macht kurz Kehrtum, schon springt er die nächste der Felsenstufen hinab. |