BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Max Herrmann-Neiße

1886 - 1941

 

Empörung, Andacht, Ewigkeit

 

1918

 

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Lob des Mondes

(Der Bresthaften Trostgesang)

 

In ehrfürchtiger Zuneigung

Else Lasker-Schüler gewidmet

 

Mitternacht ladet zu Gast die Gelähmten,

hat für die Blinden Früchte und Wein;

die sich des Leids vor der Sonne schämten,

hüllt sie behutsam in Mondenschein.

 

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Fiebernde kühlt die Milch ihrer Sterne,

Stotternde singen mit ihrem Wind,

aus dem Geröll der verfallnen Zisterne

hebt die Verlorne ihr aussätzig Kind.

 

Bucklige, die sich mit Eifersucht grämten,

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finden den Sesam, Götter zu sein –

Die sich des Leids vor der Sonne schämten,

gehn durch den Mond in den Himmel hinein.

 

Und der Taube, im Rauschen der Sterne,

lächelt, weil Hymnen im Herzen ihm sind.

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Aus dem Geröll der verfallnen Zisterne

hebt die Verlorne ihr aussätzig Kind.

 

Daß aus den blutenden Wachtfeuer-Bächen

eine Hand seine Wunden berührt.

Stummgeborene glühn von Gesprächen,

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in das Pathos der Wolken entführt.

 

Flüchtige Schwalbe die Hand des Gelähmten,

Blick des Blinden im spiegelnden Wein:

die sich des Leids vor der Sonne schämten,

gehn durch den Mond in den Himmel hinein.