Max Herrmann-Neiße
1886 - 1941
Empörung, Andacht, Ewigkeit
1918 | |
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Bettler, wo kehrtest du ein, mit dem ich einst sprach,der seines Lebens Pein wie Brot mit mir brach?
Deine Stimme fiel hart, wund, wie ein Stein ins Gras,ich fühlte mich schuldig und schenkte dir was.
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5 | Du logst mich an, aber dein Blick bat: Ich kann ja nicht anders, verzeih!Und dein ins Joch gezwängtes Rückgrat sprach dich von allem frei.
Dann schrittest du weiter, das Haupt verklärt von Weh und Hohn;über dir sangen die Vögel im Laub: Das ist mein lieber Sohn!
Manchmal bange mit trostlosen Träumen allein |
10 | ruf ich dich lange: Bettler du, liebe Lüge, wo kehrtest du ein? |