Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1800
Textgrundlage:Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 2, Gedichte nach 1800Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1946
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Der Archipelagus
Kehren die Kraniche wieder zu dir, und suchen zu deinenUfern wieder die Schiffe den Lauf? umathmen erwünschteLüfte dir die beruhigte Fluth, und sonnet der Delphin,Aus der Tiefe gelokt, am neuen Lichte den Rüken?Blüht Ionien? ists die Zeit? denn immer im Frühling,Wenn den Lebenden sich das Herz erneut und die ersteLiebe den Menschen erwacht und goldner Zeiten Erinnrung,Komm' ich zu dir und grüß' in deiner Stille dich, Alter!
Immer, Gewaltiger! lebst du noch und ruhest im SchattenDeiner Berge, wie sonst; mit Jünglingsarmen umfängst duNoch dein liebliches Land, und deiner Töchter, o Vater!Deiner Inseln ist noch, der blühenden, keine verloren.Kreta steht und Salamis grünt, umdämmert von Lorbeern,Rings von Stralen umblüht, erhebt zur Stunde des AufgangsDelos ihr begeistertes Haupt, und Tenos und ChiosHaben der purpurnen Früchte genug, von trunkenen HügelnQuillt der Cypriertrank, und von Kalauria fallenSilberne Bäche, wie einst, in die alten Wasser des Vaters.Alle leben sie noch, die Heroënmütter, die Inseln,Blühend von Jahr zu Jahr, und wenn zu Zeiten, vom AbgrundLosgelassen, die Flamme der Nacht, das untre Gewitter,Eine der holden ergriff, und die Sterbende dir in den Schoos sank,Göttlicher! du, du dauertest aus, denn über den dunkelnTiefen ist manches schon dir auf und untergegangen.
Auch die Himmlischen, sie, die Kräfte der Höhe, die stillen,Die den heiteren Tag und süßen Schlummer und AhnungFernher bringen über das Haupt der fühlenden MenschenAus der Fülle der Macht, auch sie, die alten Gespielen,Wohnen, wie einst, mit dir, und oft am dämmernden Abend,Wenn von Asiens Bergen herein das heilige MondlichtKömmt und die Sterne sich in deiner Wooge begegnen,Leuchtest du von himmlischem Glanz, und so, wie sie wandeln,Wechseln die Wasser dir, es tönt die Weise der BrüderDroben, ihr Nachtgesang, im liebenden Busen dir wieder.Wenn die allverklärende dann, die Sonne des Tages,Sie, des Orients Kind, die Wunderthätige, da ist,Dann die Lebenden all' im goldenen Traume beginnen,Den die Dichtende stets des Morgens ihnen bereitet,Dir, dem trauernden Gott, dir sendet sie froheren Zauber,Und ihr eigen freundliches Licht ist selber so schön nichtDenn das Liebeszeichen, der Kranz, den immer, wie vormals,Deiner gedenk, doch sie um die graue Loke dir windet.Und umfängt der Aether dich nicht, und kehren die Wolken,Deine Boten, von ihm mit dem Göttergeschenke, dem StraleAus der Höhe dir nicht? dann sendest du über das Land sie,Daß am heißen Gestad die gewittertrunkenen WälderRauschen und woogen mit dir, daß bald, dem wandernden Sohn gleich,Wenn der Vater ihn ruft, mit den tausend Bächen MäanderSeinen Irren enteilt und aus der Ebne KaysterDir entgegenfrohlokt, und der Erstgeborne, der Alte,Der zu lange sich barg, dein majestätischer Nil iztHochherschreitend aus fernem Gebirg, wie im Klange der Waffen,Siegreich kömmt, und die offenen Arme der sehnende reichet.
Dennoch einsam dünkest du dir; in schweigender Nacht hörtDeine Weheklage der Fels, und öfters entflieht dirZürnend von Sterblichen weg die geflügelte Wooge zum Himmel.Denn es leben mit dir die edlen Lieblinge nimmer,Die dich geehrt, die einst mit den schönen Tempeln und StädtenDeine Gestade bekränzt, und immer suchen und missen,Immer bedürfen ja, wie Heroën den Kranz, die geweihtenElemente zum Ruhme das Herz der fühlenden Menschen.
Sage, wo ist Athen? ist über den Urnen der MeisterDeine Stadt, die geliebteste dir, an den heiligen Ufern,Trauernder Gott! dir ganz in Asche zusammengesunken,Oder ist noch ein Zeichen von ihr, daß etwa der Schiffer,Wenn er vorüberkommt, sie nenn' und ihrer gedenke?Stiegen dort die Säulen empor und leuchteten dort nichtSonst vom Dache der Burg herab die Göttergestalten?Rauschte dort die Stimme des Volks, die stürmischbewegte,Aus der Agora nicht her, und eilten aus freudigen PfortenDort die Gassen dir nicht zu geseegnetem Hafen herunter?Siehe! da löste sein Schiff der fernhinsinnende Kaufmann,Froh, denn es wehet' auch ihm die beflügelnde Luft und die GötterLiebten so, wie den Dichter, auch ihn, dieweil er die gutenGaaben der Erd' ausglich und Fernes Nahem vereinte.Fern nach Cypros ziehet er hin und ferne nach Tyros,Strebt nach Kolchis hinauf und hinab zum alten Aegyptos,Daß er Purpur und Wein und Korn und Vließe gewinneFür die eigene Stadt, und öfters über des kühnenHerkules Säulen hinaus, zu neuen seeligen InselnTragen die Hoffnung ihn und des Schiffes Flügel, indessenAnders bewegt, am Gestade der Stadt ein einsamer JünglingWeilt und die Wooge belauscht, und Großes ahndet der Ernste,Wenn er zu Füßen so des erderschütternden MeistersLauschet und sizt, und nicht umsonst erzog ihn der Meergott.
Denn des Genius Feind, der vielgebietende Perse,Jahrlang zählt' er sie schon, der Waffen Menge, der Knechte,Spottend des griechischen Lands und seiner wenigen Inseln,Und sie deuchten dem Herrscher ein Spiel, und noch, wie ein Traum, warIhm das innige Volk, vom Göttergeiste gerüstet.Leicht aus spricht er das Wort und schnell, wie der flammende Bergquell,Wenn er furchtbar umher vom gährenden Aetna gegossen,Städte begräbt in der purpurnen Fluth und blühende Gärten,Bis der brennende Strom im heiligen Meere sich kühlet,So mit dem Könige nun, versengend, städteverwüstend,Stürzt von Ekbatana daher sein prächtig Getümmel;Weh! und Athene, die herrliche, fällt; wohl schauen und ringenVom Gebirg, wo das Wild ihr Geschrei hört, fliehende GreiseNach den Wohnungen dort zurük und den rauchenden Tempeln;Aber es wekt der Söhne Gebet die heilige AscheNun nicht mehr, im Thal ist der Tod, und die Wolke des BrandesSchwindet am Himmel dahin, und weiter im Lande zu erndten,Zieht, vom Frevel erhizt, mit der Beute der Perse vorüber.
Aber an Salamis Ufern, o Tag an Salamis Ufern!Harrend des Endes stehn die Athenerinnen, die Jungfraun,Stehn die Mütter, wiegend im Arm das gerettete Söhnlein,Aber den Horchenden schallt von Tiefen die Stimme des MeergottsHeilweissagend herauf, es schauen die Götter des HimmelsWägend und richtend herab, denn dort an den bebenden UfernWankt seit Tagesbeginn, wie langsamwandelnd Gewitter,Dort auf schäumenden Wassern die Schlacht, und es glühet der Mittag,Unbemerket im Zorn, schon über dem Haupte den Kämpfern.Aber die Männer des Volks, die Heroënenkel, sie waltenHelleren Auges jezt, die Götterlieblinge denkenDes beschiedenen Glüks, es zähmen die Kinder AthenesIhren Genius, ihn, den todverachtenden, jezt nicht.Denn wie aus rauchendem Blut das Wild der Wüste noch einmalSich zulezt verwandelt erhebt, der edleren Kraft gleich,Und den Jäger erschrökt; kehrt jezt im Glanze der Waffen,Bei der Herrscher Gebot, furchtbargesammelt den Wilden,Mitten im Untergang die ermattete Seele noch einmal.Und entbrandter beginnts; wie Paare ringender MännerFassen die Schiffe sich an, in die Wooge taumelt das Steuer,Unter den Streitern bricht der Boden, und Schiffer und Schiff sinkt.
Aber in schwindelnden Traum vom Liede des Tages gesungen,Rollt der König den Blik; irrlächelnd über den AusgangDroht er, und fleht, und frohlokt, und sendet, wie Blize, die Boten.Doch er sendet umsonst, es kehret keiner ihm wieder.Blutige Boten, Erschlagne des Heers, und berstende Schiffe,Wirft die Rächerin ihm zahllos, die donnernde Wooge,Vor den Thron, wo er sizt am bebenden Ufer, der Arme,Schauend die Flucht, und fort in die fliehende Menge gerissen,Eilt er, ihn treibt der Gott, es treibt sein irrend GeschwaderÜber die Fluthen der Gott, der spottend sein eitel Geschmeid ihmEndlich zerschlug und den Schwachen erreicht' in der drohenden Rüstung.
Aber liebend zurük zum einsamharrenden StromeKommt der Athener Volk und von den Bergen der HeimathWoogen, freudig gemischt, die glänzenden Schaaren herunterIns verlassene Thal, ach! gleich der gealterten Mutter,Wenn nach Jahren das Kind, das verlorengeachtete, wiederLebend ihr an die Brüste kehrt, ein erwachsener Jüngling,Aber im Gram ist ihr die Seele gewelkt und die FreudeKommt der hoffnungsmüden zu spät und mühsam vernimmt sie,Was der liebende Sohn in seinem Danke geredet;So erscheint den Kommenden dort der Boden der Heimath.Denn es fragen umsonst nach ihren Hainen die Frommen,Und die Sieger empfängt die freundliche Pforte nicht wieder,Wie den Wanderer sonst sie empfieng, wenn er froh von den InselnWiederkehrt' und die seelige Burg der Mutter AtheneÜber sehnendem Haupt ihm fernherglänzend heraufgieng.Aber wohl sind ihnen bekannt die verödeten GassenUnd die trauernden Gärten umher und auf der Agora,Wo des Portikus Säulen gestürzt und die göttlichen BilderLiegen, da reicht in der Seele bewegt, und der Treue sich freuend,Jezt das liebende Volk zum Bunde die Hände sich wieder.Bald auch suchet und sieht den Ort des eigenen HaußesUnter dem Schutt der Mann; ihm weint am Halse, der trautenSchlummerstäte gedenk, sein Weib, es fragen die KindleinNach dem Tische, wo sonst in lieblicher Reihe sie saßen,Von den Vätern gesehn, den lächelnden Göttern des Haußes.Aber Gezelte bauet das Volk, es schließen die altenNachbarn wieder sich an, und nach des Herzens GewohnheitOrdnen die luftigen Wohnungen sich umher an den Hügeln.So indessen wohnen sie nun, wie die Freien, die Alten,Die, der Stärke gewiß und dem kommenden Tage vertrauend,Wandernden Vögeln gleich, mit Gesange von Berge zu Berg' einstZogen, die Fürsten des Forsts und des weitumirrenden Stromes.Doch umfängt noch, wie sonst, die Muttererde, die treue,Wieder ihr edel Volk, und unter heiligem HimmelRuhen sie sanft, wenn milde, wie sonst, die Lüfte der JugendUm die Schlafenden wehn, und aus Platanen IlissusIhnen herüberrauscht, und neue Tage verkündend,Lokend zu neuen Thaten, bei Nacht die Wooge des MeergottsFernher tönt und fröhliche Träume den Lieblingen sendet.Schon auch sprossen und blühn die Blumen mälig, die goldnen,Auf zertretenem Feld, von frommen Händen gewartet,Grünet der Ölbaum auf, und auf Kolonos GefildenNähren friedlich, wie sonst, die Athenischen Rosse sich wieder.
Aber der Muttererd' und dem Gott der Wooge zu EhrenBlühet die Stadt izt auf, ein herrlich Gebild, dem Gestirn gleichSichergegründet, des Genius Werk, denn Fesseln der LiebeSchafft er gerne sich so, so hält in großen Gestalten,Die er selbst sich erbaut, der immerrege sich bleibend.Sieh! und dem Schaffenden dienet der Wald, ihm reicht mit den andernBergen nahe zur Hand der Pentele Marmor und Erze,Aber lebend, wie er, und froh und herrlich entquillt esSeinen Händen, und leicht, wie der Sonne, gedeiht das Geschäfft ihm.Brunnen steigen empor und über die Hügel in reinenBahnen gelenkt, ereilt der Quell das glänzende Beken;Und umher an ihnen erglänzt, gleich festlichen HeldenAm gemeinsamen Kelch, die Reihe der Wohnungen, hoch ragtDer Prytanen Gemach, es stehn Gymnasien offen,Göttertempel entstehn, ein heiligkühner GedankeSteigt, Unsterblichen nah, das Olympion auf in den AetherAus dem seeligen Hain; noch manche der himmlischen Hallen!Mutter Athene, dir auch, dir wuchs dein herrlicher HügelStolzer aus der Trauer empor und blühte noch lange,Gott der Woogen und dir, und deine Lieblinge sangenFrohversammelt noch oft am Vorgebirge den Dank dir.
O die Kinder des Glüks, die frommen! wandeln sie fern nunBei den Vätern daheim, und der Schiksaalstage vergessen,Drüben am Lethestrom, und bringt kein Sehnen sie wieder?Sieht mein Auge sie nie? ach! findet über den tausendPfaden der grünenden Erd', ihr göttergleichen Gestalten!Euch das Suchende nie, und vernahm ich darum die Sprache,Darum die Sage von euch, daß immertrauernd die SeeleVor der Zeit mir hinab zu euern Schatten entfliehe?Aber näher zu euch, wo eure Haine noch wachsen,Wo sein einsames Haupt in Wolken der heilige Berg hüllt,Zum Parnassos will ich, und wenn im Dunkel der EicheSchimmernd, mir Irrenden dort Kastalias Quelle begegnet,Will ich, mit Thränen gemischt, aus blüthenumdufteter SchaaleDort, auf keimendes Grün, das Wasser gießen, damit doch,O ihr Schlafenden all! ein Todtenopfer euch werde.Dort im schweigenden Thal, an Tempes hangenden Felsen,Will ich wohnen mit euch, dort oft, ihr herrlichen Nahmen!Her euch rufen bei Nacht, und wenn ihr zürnend erscheinet,Weil der Pflug die Gräber entweiht, mit der Stimme des HerzensWill ich, mit frommem Gesang euch sühnen, heilige Schatten!Bis zu leben mit euch, sich ganz die Seele gewöhnet.Fragen wird der Geweihtere dann euch manches, ihr Todten!Euch, ihr Lebenden auch, ihr hohen Kräfte des Himmels,Wenn ihr über dem Schutt mit euren Jahren vorbeigeht,Ihr in der sicheren Bahn! denn oft ergreiffet das IrrsaalUnter den Sternen mir, wie schaurige Lüfte, den Busen,Daß ich spähe nach Rath, und lang schon reden sie nimmerTrost den Bedürftigen zu, die prophetischen Haine Dodonas,Stumm ist der delphische Gott, und einsam liegen und ödeLängst die Pfade, wo einst, von Hoffnungen leise geleitet,Fragend der Mann zur Stadt des redlichen Sehers heraufstieg.Aber droben das Licht, es spricht noch heute zu Menschen,Schöner Deutungen voll und des großen Donnerers StimmeRuft es: denket ihr mein? und die trauernde Wooge des MeergottsHallt es wieder: gedenkt ihr nimmer meiner, wie vormals?Denn es ruhn die Himmlischen gern am fühlenden Herzen;Immer, wie sonst, geleiten sie noch, die begeisternden Kräfte,Gerne den strebenden Mann und über Bergen der HeimathRuht und waltet und lebt allgegenwärtig der Aether,Daß ein liebendes Volk in des Vaters Armen gesammelt,Menschlich freudig, wie sonst, und Ein Geist allen gemein sei.Aber weh! es wandelt in Nacht, es wohnt, wie im Orkus,Ohne Göttliches unser Geschlecht. Ans eigene TreibenSind sie geschmiedet allein, und sich in der tosenden WerkstattHöret jeglicher nur und viel arbeiten die WildenMit gewaltigem Arm, rastlos, doch immer und immerUnfruchtbar, wie die Furien, bleibt die Mühe der Armen.Bis, erwacht vom ängstigen Traum, die Seele den MenschenAufgeht, jugendlich froh, und der Liebe seegnender OthemWieder, wie vormals oft, bei Hellas blühenden Kindern,Wehet in neuer Zeit und über freierer StirneUns der Geist der Natur, der fernherwandelnde, wiederStilleweilend der Gott in goldnen Wolken erscheinet.Ach! und säumest du noch? und jene, die göttlichgebornen,Wohnen immer, o Tag! noch als in Tiefen der ErdeEinsam unten, indeß ein immerlebender FrühlingUnbesungen über dem Haupt den Schlafenden dämmert?Aber länger nicht mehr! schon hör' ich ferne des FesttagsChorgesang auf grünem Gebirg' und das Echo der Haine,Wo der Jünglinge Brust sich hebt, wo die Seele des Volks sichStillvereint im freieren Lied, zur Ehre des Gottes,Dem die Höhe gebührt, doch auch die Thale sind heilig;Denn, wo fröhlich der Strom in wachsender Jugend hinauseilt,Unter Blumen des Lands, und wo auf sonnigen EbnenEdles Korn und der Obstwald reift, da kränzen am FesteGerne die Frommen sich auch, und auf dem Hügel der Stadt glänzt,Menschlicher Wohnung gleich, die himmlische Halle der Freude.Denn voll göttlichen Sinns ist alles Leben geworden,Und vollendend, wie sonst, erscheinst du wieder den KindernÜberall, o Natur! und, wie vom Quellengebirg, rinntSeegen von da und dort in die keimende Seele dem Volke.Dann, dann, o ihr Freuden Athens! ihr Thaten in Sparta!Köstliche Frühlingszeit im Griechenlande! wenn unserHerbst kömmt, wenn ihr gereift, ihr Geister alle der Vorwelt!Wiederkehret und siehe! des Jahrs Vollendung ist nahe!Dann erhalte das Fest auch euch, vergangene Tage!Hin nach Hellas schaue das Volk, und weinend und dankendSänftige sich in Erinnerungen der stolze Triumphtag!
Aber blühet indeß, bis unsre Früchte beginnen,Blüht, ihr Gärten Ioniens! nur, und die an Athens SchuttGrünen, ihr Holden! verbergt dem schauenden Tage die Trauer!Kränzt mit ewigem Laub, ihr Lorbeerwälder! die HügelEurer Todten umher, bei Marathon dort, wo die KnabenSiegend starben, ach! dort auf Chäroneas Gefilden,Wo mit den Waffen ins Blut die lezten Athener enteilten,Fliehend vor dem Tage der Schmach, dort, dort von den BergenKlagt ins Schlachtthal täglich herab, dort singet von OetasGipfeln das Schiksaalslied, ihr wandelnden Wasser, herunter!Aber du, unsterblich, wenn auch der Griechengesang schonDich nicht feiert, wie sonst, aus deinen Woogen, o Meergott!Töne mir in die Seele noch oft, daß über den WassernFurchtlosrege der Geist, dem Schwimmer gleich, in der StarkenFrischem Glüke sich üb', und die Göttersprache, das WechselnUnd das Werden versteh', und wenn die reißende Zeit mirZu gewaltig das Haupt ergreifft und die Noth und das IrrsaalUnter Sterblichen mir mein sterblich Leben erschüttert,Laß der Stille mich dann in deiner Tiefe gedenken. |