Friedrich Hölderlin
1770 - 1843
Gedichtein chronologischer Folge
1800
Textgrundlage:Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke, Bd. 1, Gedichte vor 1800Hrsg. von Friedrich Beißner, Stuttgart: Cotta, 1946
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
Geh unter, schöne Sonne...
Geh unter, schöne Sonne, sie achtetenNur wenig dein, sie kannten dich, Heilge, nicht,Denn mühelos und stille bist duÜber den mühsamen aufgegangen.
Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht!Und wohl erkennt mein Auge dich, herrliches!Denn göttlich stille ehren lernt' ichDa Diotima den Sinn mir heilte.
O du des Himmels Botin! wie lauscht ich dir!Dir, Diotima! Liebe! wie sah von dirZum goldnen Tage dieses AugeGlänzend und dankend empor. Da rauschten
Lebendiger die Quellen, es athmetenDer dunkeln Erde Blüthen mich liebend an,Und lächelnd über SilberwolkenNeigte sich seegnend herab der Aether. |