Kaspar Hauser
1812 - 1833
Rezeption
Rainer Maria RilkeDer KnabeWinter 1902/03
Quelle:Rainer Maria Rilke: Das Buch der Bilder.2. vermehrte Auflage. Berlin: Axel Juncker, [1907], S. 30
|
|
______________________________________________________________________________
|
|
Der Knabe.
Ich möchte einer werden so wie die,die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,mit Fackeln, die gleich aufgegangenen Haarenin ihres Jagens großem Winde wehn.Vorn möcht ich stehen wie in einem Kahne,groß und wie eine Fahne aufgerollt.Dunkel, aber mit einem Helm von Gold,der unruhig glänzt. Und hinter mir gereihtzehn Männer aus derselben Dunkelheitmit Helmen, die wie meiner unstät sind,bald klar wie Glas, bald dunkel, alt und blind.Und einer steht bei mir und bläst uns Raummit der Trompete, welche blitzt und schreit,und bläst uns eine schwarze Einsamkeit,durch die wir rasen wie ein rascher Traum:die Häuser fallen hinter uns ins Knie,die Gassen biegen sich uns schief entgegen,die Plätze weichen aus: wir fassen sie,und unsre Rosse rauschen wie ein Regen. |