Kaspar Hauser
1812 - 1833
Rezeption
Georg TraklKaspar Hauser Lied1913
Quelle:Georg Trakl: Die DichtungenLeipzig: Kurt Wolff, 1919, S. 113
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Kaspar Hauser Lied
Für Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hügel hinabstieg,Die Wege des Walds, den singenden SchwarzvogelUnd die Freude des Grüns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des BaumsUnd rein sein Antlitz.Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:O Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;Die dunkle Klage seines Munds:Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,Haus und Dämmergarten weißer MenschenUnd sein Mörder suchte nach ihm.
Frühling und Sommer und schön der HerbstDes Gerechten, sein leiser SchrittAn den dunklen Zimmern Träumender hin.Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, daß Schnee fiel in kahles GezweigUnd im dämmernden Hausflur den Schatten des Mörders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin. |