Joseph von Eichendorff
1788 - 1857
Gedichte
1841
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vi. Geistliche Gedichte.__________
Der Umkehrende.
ii.
Hier bin ich, Herr! Gegrüßt das Licht,Das durch die stille SchwüleDer müden Brust gewaltig bricht,Mit seiner strengen Kühle.Nun bin ich frei! ich taumle nochUnd kann mich noch nicht fassen –O Vater, du erkennst mich doch,Und wirst nicht von mir lassen!
Erstdruck 1819 (2. Strophe), 1841 (das ganze Gedicht), hier nur die 2. Strophe in der Fassung von 1826 __________
Mondnacht.
Es war, als hätt' der HimmelDie Erde still geküßt,Daß sie im Blüthen=SchimmerVon ihm nun träumen müßt'.Die Luft ging durch die Felder,Die Aehren wogten sacht,Es rauschten leis die Wälder,So sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannteWeit ihre Flügel aus,Flog durch die stillen Lande,Als flöge sie nach Haus.
Entstanden um 1830, Erstdruck 1837 __________
Nachtlied.
Vergangen ist der lichte Tag,Von ferne kommt der Glocken Schlag;So reis't die Zeit die ganze Nacht,Nimmt manchen mit, der's nicht gedacht.
Wo ist nun hin die bunte Lust,Des Freundes Trost und treue Brust,Des Weibes süßer Augenschein?Will keiner mit mir munter seyn?Da's nun so stille auf der Welt,Ziehn Wolken einsam übers Feld,Und Feld und Baum besprechen sich –O Menschenkind! was schauert dich?Wie weit die falsche Welt auch sey,Bleibt mir doch Einer nur getreu,Der mit mir weint, der mit mir wacht,Wenn ich nur recht an Ihn gedacht.Frisch auf denn, liebe Nachtigall,Du Wasserfall mit hellem Schall!Gott loben wollen wir vereint,Bis daß der lichte Morgen scheint!
Entstanden 1810/12, Erstdruck 1815, 1826 5. Lied im Zyklus «Nachtbilder», hier Fassung von 1826 __________
Warnung.
Aus ist dein Urlaub und die Laut' zerschlagen,Nachts aus der stillen Stadt nun mußt du gehen,Die Wetterfahnen nur im Wind sich drehen,Dein Tritt verhallt, mag niemand nach dir fragen.Doch draußen waldwärts, wo du herstammst, ragenDie Zinnen noch der goldnen Burg, es gehenDie Wachen schildernd auf dem Wall, das WehenDer Nacht bringt ihren Ruf ins Land getragen.Der Engel dort mit seinem FlammendegenSteht blankgerüstet noch, das Thor zu hüten,Und wird dich mit den ernsten Blicken messen,Die manches Herze schon zu Asche glühten.Hast du Parol' und Feldgeschrei vergessen:Weh! wo nun willst dein müdes Haupt hinlegen?
Erstdruck 1838 |