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VII.
Bitte um die beste Gabe.
Durchdringe mich, o Geist der Gnaden!
Erleuchte mich, o Geist des Lichts!
Und heile meinen Seelenschaden,
Denn ich bin elend, ja ein Nichts;
Ein Schatten ohne Gott, der Leben
Und alle Gaben mir verleiht -
Was hab' ich, das Er nicht gegeben?
Was bin ich? Sünd' nnd Eitelkeit.
Ein schwaches Rohr, wenn Er nicht bindet,
Ein harter Stein, wenn Er nicht rührt;
Wer ward je, ohne Ihn, entzündet,
In's sel'ge Liebesmeer geführt?
O Geist der Gnaden schlage kräftig
Den Fels, bis Lebenswasser quillt,
Du willst es thun, du bist allmächtig,
Mein Tröster, der den Jammer stillt.
Verheißner Geist, dich zu empfangen,
Geb' ich mich dir nun wie ich bin.
An deiner Mutterbrust zu hangen,
Sei mir der reichlichste Gewinn.
Gib mir, was dir beliebt zu geben,
Zerstöre was ein Gräu'l dir ist.
Ich sterbe gern – sei du mein Leben!
Wohn du in mir, Herr Jesu Christ!
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So wird dein Kommen mich nicht schrecken,
Wenn der Posaunenruf ertönt,
Wirst du mit Flügeln mich bedecken,
Denn ach! mein Herz sich nach dir sehnt.
Mit aller Kreatur ich ringe
Um die Erlösung von dem Bann,
Ach! wann wird's seyn, daß ich dir singe?
Im Engelchor dich bete an?
―――――
VIII.
Mai.
Es meldet sich der Frühling wieder,
In Knospen, Blüthen, friedlich an,
Nach langem Kampf, ins Thal hernieder
Er wandelt seine Siegerbahn.
Den müden Wandrer auch ergreifet
Ein Doppelheimweh, und ich seh,
Wie er bald dort, bald dahin schweifet,
Mit seiner Sehnsucht tiefem Weh.
Ihn lockt der Himmels-Frühling oben,
Ihn zieht's zur Erde wieder hin,
Sein Herz muß hoffen, lieben, loben,
In Thränen seh' ich lächeln ihn.
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