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V.
Bitte um Erleuchtung.
Herr! lehr' mich doch, dich, wie du bist, erkennen,
Daß ich ein Sünder sey, verloren ohne dich;
Was hilft es mich, den Namen Christi nennen,
Wenn nicht dein Wesen auch kann offenbaren sich.
Drum stör' die falsche Ruh und allen Heuchelschein,
Womit mein arges Herz will stets betrogen seyn.
Das Waizenkorn, ach! wirf es in die Erden,
Daß es ersterbe ganz, und bringe viele Frucht.
Wie mag doch die Natur so herrlich sich geberden -
Zum Himmel möcht' sie wohl, doch ohne Geisteszucht.
Doch wie sie sich auch sträubt, es bleibet fest dabei,
Daß Christi Tod allein das ew'ge Leben sey.
Ich gebe mich dir hin, zum Leiden und zum Sterben,
Daß mir geschehe nun, wie es mir heilsam ist.
Zum Himmel auf! es gilt ein Reich zu erben,
Wo du mein Herr und Gott, in Allen Alles bist.
Leit' du mich, Schritt für Schritt, in dieser Lebensnacht,
Sonst werde ich, mein Licht! um meine Kron' gebracht.
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VI.
Erst die Dornen, dann die Krone!
Sich mit Fleisch und Blut besprechen,
Heißt das Christi Bild auch tragen?
Solches Schonen wird sich rächen
Einst an dem, der nichts will wagen;
Halben Weges bleibst du stehn?
Nein! ich will den Heiland seh'n!
Muß ich vieles auch entbehren,
Gibt mir Jesus voll Genüge,
Und mit Ihm, dem Herrn der Ehren,
Geht's durch heil'gen Kampf zum Siege.
Lieber Thränen ausgesä't,
Als die Lust, die bald vergeht.
Was verachtet ist gewesen,
Wird im Kleid des Heils dort prangen;
Nur wer innerlich genesen,
Wird den Heiland selbst umfangen.
Kreuzesweg, o sel'ger Pfad!
Friede dem, der dich betrat!
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