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IV.
Die wahre Freiheit.
Von Freiheit hört man viel in unsern Tagen,
Und Jeder ringt nach diesem Ziele hin;
Kaum ist ein Ungemach da zu beklagen,
Wünscht man sich los von aller Last zu zieh'n.
Wie? ist es würdig auch stets so zu leiden?
Mit festem Willen ist ja viel gethan;
Wirst du dem Schicksal stolz entgegen schreiten,
So blickt es dich schon mild versöhnter an.
Fast scheinet es, daß es dem Held gelungen,
Er baut, verwirft, verbindet und zertrennt;
Schon wähnet er, der Lorbeer sey errungen,
Indeß er längst des Andern Stirne krönt.
Betrogen selbst, muß viele er betrügen
Mit Weisheit, die sein Lämpchen kaum erhellt.
Weh dem! der es nur waget, ihn zu rügen,
Sein Ich ist Gott, sein Geist beherrscht die Welt.
Ist der nicht frei? wer möcht' ihn nicht beneiden?
Doch still mein Herz, und schau in ihm dich an.
Wer Ehre sucht und Lust in Eitelkeiten
Ist schon ein Sklav, um Freiheit ist's gethan.
Der Eigenwille, den wir hoch gepriesen,
Verkettet uns an Tod, Vergänglichkeit –
Was hilft es doch den Traum sich zu versüßen,
Wenn das Erwachen uns nur Unruh beut?
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Die Nacht verging, das Licht ist angebrochen,
Als Gott im Fleisch zur Freiheit uns erschien.
Es will der Herr, den wir am Kreuz durchstochen,
Uns Sünder in das Herz des Vaters ziehn.
«Recht seid ihr frei, wenn euch der Sohn befreiet,»
Die Wahrheit ruft's, Gefangne höret! hört!
Ein Kind der Nacht, wer dieses Licht noch scheuet,
Ein Satansknecht, wer nicht den Sohn begehrt.
Auch mir ist nun sein Blut in's Herz geflossen,
Wie selig bin ich doch, mein Herr, mein Gott!
Ich bin nicht mehr aus deinem Bund gestoßen,
Die Stricke sind entzwei, die mich bedroht.
Ein freies Kind hat Zutritt zu dem Throne
Des Vaters, der nun nicht mehr zürnen kann;
Die Seele ist ihm angenehm im Sohne,
Der Geist fängt nun in ihr zu herrschen an.
Sein sanftes Joch lohnt mir mit tiefem Frieden,
Im Sündenkampf will meine Kraft Er seyn.
O welch' ein Loos! das schönste ist beschieden –
Der Glaube siegt, die Wahrheit wird befrei'n.
Der Geist hat selbst es mir in's Herz geschrieben,
Gewisse Hoffnung künft'ger Herrlichkeit;
Wenn Alles weicht – Sein Wort ist treu geblieben,
Das frei, umsonst, uns die Versöhnung beut!
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