BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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aus Liebe giebt sie sich ihm, durch die Kraft der Erlösung, zum lebendigen Opfer dar.

 

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Bern.   

Neulich, als ich in die Bibelgesellschaft ging, in der Absicht mir dort ein englisches Testament zu kaufen, fand ich keines, lernte aber dafür den Prediger M... kennen. *) Erst hielt er mich für eine Engländerin, bis deutsche Of­fenherzigkeit ihn eines andern überzeugte. Am nächst­folgenden Sonntag war ich zu Tische bei ihm eingeladen. Eine freundliche, liebe Hausfrau, umgeben von einer muntern Kinderschaar, begrüßte mich. Bald war ich in dem traulichen Familienkreise keine Fremde mehr, und unvergeßlich sind mir jene segensreichen Stunden.

 

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So oft noch mein Geist eine falsche Richtung genom­men, hat immer noch Gott mir Hülfe zugesendet. Nun geschieht es durch den ehrwürdigen Capitain S..., Freund der  Familie  P...  Er  hat  väterliche  Geduld  mit  mir, unterweist  mich  in  der  heiligen  Schrift,  und  hat  große Mühe  mich  zu  überzeugen,  daß  ich  das  Gefühl  nicht zum  Maaßstab  der  Religion  zu  nehmen  habe.  Oft wie­derholt  er  mir:  «Verlassen  Sie  sich nicht auf Ihre Gefüh­le,   sie   seien   auch   die  andächtigsten,  denn  Sie  stützen

 

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*) Anmerkung. Das vor einiger Zeit erschienene Werkchen: Christoh Irenäus, ent­hält des Predigers interessante Lebensbeschreibung, von ihm selbst geschrieben. 

 

sich so auf Ihre eigene Schwachheit. Vertrauen Sie lieber dem, was Gott sagt; Er ändert sich nicht; seine Worte und theuern Verheißungen bestehen ewiglich!»

 

 

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Lausanne.   

Von Bern reisten wir wieder zurück nach Lausanne, um in dem Landhause Belvedere zu überwintern Die Einförmigkeit meines Lebens wurde auch hier, durch den Umgang mit geliebten Freunden unterbrochen. Herzliche Aufnahme fand ich in den Familien Th... und G... -Viel hörte ich von der Wiederbringung aller Dinge reden, (eine Lehre, nach welcher die Verdammten und auch der Teufel noch selig werden), so daß ich zweifelhaft wurde, ob diese Meinungen anzunehmen seyen. Bald darauf ging ich eines Sonntags in die hiesige Hauptkirche. Adolphe Monod war gerade an diesem Tage nach Lausanne, um zu predigen, gekommen. Auf das kräftigste und eindringlichste hörte ich von ihm das Irrthümliche dieser Lehre widerlegen, und dankte Gott, für diesen neuen Beweis gnädiger Fürsorge.

 

 

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Im März 1836.   

Dem Kaminfeuer entschlüpft, erquicke ich mich nun an den Strahlen der Sonne. Schon jagen Frühlingslüfte die winterlichen Wolken, und in den Weinbergen seh' ich emsige Hände. Schwärme von Vögeln ziehen über den See,

 

 


 

Adolphe Monod (1802- 1856) war ein reformierter Theologe und begnadeter Prediger. Nach einem Theologiestudium an der Universität Genf wurde er 1828 als Pastor der reformierten Gemeinde nach Lyon berufen. Wegen sich zuspitzenden Meinungs­verschiedenheiten mit dem Kirchenvor­stand in theologischen Fragen, enthob ihn dieser 1832 seines Amtes. Als Reaktion auf die Suspendierung gründete er eine eigene Freikirche, die Église evangélique de Lyon. 1846 war Monod an der Gründungs­versammlung der Evangelischen Allianz in London beteiligt. (Wikipedia)