BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

 

 

Diese Reime sind von Haller. Mir rief die Aufer­standene Klopstocks Worte zu:

 

Tag des Danks! der Freudenthränen Tag!

Du meines Gottes Tag!

Wann ich im Grabe

Genug geschlummert habe,

Erweckst du mich!

 

―――――

 

 

Ueber die Liebe.

 

O seliges Geheimniß zweier Seelen, die in Gott sich lieben! der Friedensbund ist aufgerichtet und – auf immer. Das Herz muß lieben oder sterben.

 

―――――

 

Die Liebe ist ein fortwährender Kuß.

 

―――――

 

Die Liebe wächst in dem Anschauen des Geliebten, wie die Pflanze unter dem Einfluß der mütterlichen Sonne.

 

―――――

 

Die Liebe hat weder Anfang noch Ende, weder Höhe noch Tiefe, sie ist überall; sie ist das Feuer von dem Altar des Herrn, das nie erlöschen kann.

 

―――――

 

Die Liebe verdoppelt unser Wesen; sie brennt alle Schlacken der Erde weg, und macht uns durchsichtig wie Glas.

 

―――――

 

 

Ohne die Liebe träumt die Seele einen schweren Traum; sie ist der Posaunenruf unserer Auferstehung.

 

―――――

 

Die Liebe mischt ihre Gespräche in die der Seligen; beredter ist sie als alle Weltweisen und zugleich ein unmündiges Kind.

 

―――――

 

Die Liebe erfährt in einem Augenblick mehr und erforscht tiefer, als der schärfste Verstand.

 

―――――

 

Wer die Liebe entbehrt, entbehrt Alles.

 

―――――

 

Die Liebe leidet nicht viele Worte, sie will mehr geahnet, empfunden, als beschrieben seyn.

 

―――――

 

Die Liebe Jesu Christi ist leibhaftig unter uns erschienen, und hat uns ein Exempel gelassen, daß wir nachfolgen sollen ihren Fußstapfen; «sie verträgt Alles, sie glaubt Alles, sie hoffet Alles, sie duldet Alles.»

 

―――――

 

Der wahre Glaube ist der Baum, aus dem die Liebe wächst!

 

―――――

 

Das Christenthum ist ein Bund der heiligsten Lie­be. Aus Liebe gab der Herr sich für die verlorene Seele;