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siegreich – ein kriegerischer Jüngling! Sein reiches, über die Schultern hinabwallendes Haar giebt ihm Kraft und Anmuth. – Was soll ich sagen von den Leonardo da Vinci's, Luini's, Guido Reni's, welche mich umstehen und in einen Zauberkreis den Geist festbannen, dem es trotz der süßen Gefangenschaft anfängt zu schwindeln. Denn viele Gemälde auf einmal sehen, verursacht nur eine geistige Ueberladung. Eben hab' ich noch so viel Besinnung, mich dem Höllenbreugel zuzuwenden, der als Maler das ist, was Hoffmann als Dichter. Da hilft nichts – je toller, je besser. Auch starke Speisen curiren den Magen. Dort seh ich die Zerstörung, den Brand Sodoma's, auf Holz gemalt, hier Daniel in der Löwengrube, mit vielem Geist ausgeführt. Ich lasse seitwärts Alles Andere, und wende mich wieder meinem Hofmannischen Breugel zu. Die Hölle öffnet ihren Schlund. Kochen, Sieden, Braten, Drachen, Räder, Flammen, Dampf, Gluten, Wasser, nackte Körper und geputzte Leichname – Alles dieß wühlt durch- und ineinander, Qual auf schwarzen Klippen, Qual in den Fluthen, Qual in den Schlünden, Durst und Hunger und Nacht, so schwarz, so hoffnungslose Nacht!! – Ich lasse die Hölle der Bibliothek Ambrosienne und trete ein in den wundervollen Marmor-Dom. Da bin ich keiner Sprache, keiner Bewunderung mächtig. Die Seele ist mir umklammert. Diese Riesen-Säulen, tragen sie [in] den Himmel? Sind es Menschen oder Engelhände, welche diese Decke einem Gewebe von Spitzen gleich so kunstvoll ausgeschnitten? Sind diese weiten, gemalten Bogen Fenster oder Himmelspforten? Diese beiden Riesen-Kanzeln von Erz, wie mächtig Alles,
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wohin mein Auge schweift! Wie viel Hände, welch ein Aufwand gehörte dazu, diese Schöpfung hervorzurufen! Und diese Marmorsänlen, so hoch, kühn und eisern, stehen, weil Gott, der ewige Baumeister, es will, und werden sinken, wann er es will. Eben wälzt der Donner über dem Dome sich hin und seine Schläge hallen vervielfacht wieder, gleich dem Posaunenruf: Wachet auf ihr Todten! Mein Geist blickt auf zu dem erhabensten Tempel. «Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, des Herrn Stuhl ist im Himmel, seine Augen sehen darauf, seine Augenlieder prüfen die Menschenkinder.»
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Ein junger Mann, in schwarzem Kirchenrocke, eine Fackel in der Hand, leuchtete uns hinab in die unterirdische Kapelle, dem Begräbnißorte des heiligen Karl Boromeo. Zwei Thüren mit eisernem Gitter führen zur ersten Kapelle, Scurolo genannt. Sie ist runder Bauart; acht Marmorsäulen tragen die Wölbung und in der Mitte ist ein Altar mit zierlicher Einfassung und seltsamen Zeichnungen nach dem Plan Pellegrini's ausgeführt. Von da geht es neun Stufen tiefer. Der Sarg ist von Silber, mit kostbaren Steinen besetzt – und doch nur ein Sarg! Basreliefs von Silber, das Leben des Heiligen darstellend, dazwischen acht Figuren von Silber und eine Tapete von rother Seide, reich mit Gold durchwirkt, bekleiden die Wände der Capelle, in deren Mitte, hinaus durch das Gitter sehend, man die durchbrochene Wölbung des Domes bemerkt, von wo ein Strahl des Lichts in diese Tiefe dringt.
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