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hoch empor die Riesenquelle, ein so prächtiger Springbrunnen, wie kein Kaiser und König in seinem Pallast ihn aufzuweisen hat. Hier östlich, auf einer hochragenden Klippe, sehe ich einige zerstreute Pfeiler, die man freilich etwas prosaischer Weise: chimney tops (Schornstein-Spitzen) betitelt hat, wiewohl die Schiffsmannschaft der unüberwindlichen Armada von Spanien einst bei dem Anblicke dieser unschuldigen Säulen, und in der Meinung, eine Burg vor Augen zu haben, tapfer darauf losfeuerte. Wahrlich eine feine Lehre, daß man es mit seinen Luftschlössern (châteaux d'Espagne) eben auch nicht besser machen sollte. – Von diesem Schornstein-Manoeuvre stammt auch der Name des nächst gelegenen Ortes, jener kleinen Bucht: Port-na-Spagna. –
Das Land an der Küste hin ist kalkreich und ärmlich genug. Das Volk, zum Theil sehr schön, lebt kümmerlich. In den jähen Klippen, die über den Riesensteg herein hängen, findet man auch eine merkwürdige Substanz, für welche bis jetzt, nach einigen Naturforschern, noch keine technische Bezeichnung konnte ausgemittelt werden; sie gleicht ausgeglühten Kohlen, und ist schwammartig und leicht.
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Laugh-Morne!
Lache Morgen!
Auf der Straße nach Larne, erblicke ich erst eine öde Strecke, dann aber zur Rechten den erhabenen See von Laugh-Morne! Es nimmt diese Wasserfläche den
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Gipfel einer Anhöhe von 500 Fuß Höhe über der Meeresfläche ein. Die Ufer find unfruchtbar. Der See selbst enthält Aale und Hechte, und im Winter ist er der Sammelplatz von zahllosen Seevögeln.
Den Namen Laugh-Morne erklärt das Volk mit einer Legende. Hier, vor Zeiten, lag, wie man sagt, eine große Stadt, wohin eines Abends ein alter Bettler, um Aufnahme bittend, gekommen war. Nachdem man ihn unbarmherzig abgewiesen, rief er ernst und feierlich aus: Laugh-Morne! lache Du Morgen! Er selbst eilte sogleich auf einen der hervorragenden Felsen. Nun sinkt der Boden mehr und mehr, aus den Häusern entschlüpfen Aale in Menge, und bald ist die Stadt hinab in den Abgrund, und drüber hin rauschen die Gewässer, wie noch heute zu sehen ist. Von nun an, sagt die Legende, hieß der See Laugh-Morne, lache Morgen!
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XV.
Dungannon, 15. August.
Eben tönt über den See herüber, wie jeden Morgen so auch heute, meine liebe Hirtenflöte, mit dem sehnsüchtigen Liede: I give thee all, I can no more! Ich lausche, den Athem anhaltend, und schleiche näher an's Fenster. Alles ist wieder still. I give thee all – so tönt es in mir fort und fort. Auch ohne idyllisch gesinnt zu seyn, finde ich, daß in den Tönen einer solchen einfältigen, irischen Querpfeife sich wirklich eine rührende Wahrheit aus-
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