BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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XIV.

 

Dungannon, am 20. July.   

 

Welche erhabene Naturscenen bietet Irlands nördliche Küste dar! nnd was sind sie in der Beschreibung? höchstens ein kraftloser Gedankenabsud. Doch wie dem sei, so gut ich's eben vermag, will ich Dir, lieber Vater! vor Allem erzählen von

 

Dunkerrys-Höhle.

Westlich vom Hafen Coon Cave and Dyke birgt ein finsterer, steiler Felsen eine eben so tiefe als hohe Höhle, die nur zu Wasser zugänglich ist. Der Eingang bildet die Form eines spitzigen Bogens und ist von merkwürdiger Regelmäßigkeit. Unergründlich ist die innere Tiefe der Dunkerrys-Höhle, und die Eigenthümlichkeit ihres Baues verwehrt und macht gefährlich das Anlanden eines Kahns. Doch tritt auch hier die Natur versöhnend ein,  denn  längs  des  starren  Felsens  erhebt  sich  über  der  Wasser­fläche  ein  grüner  Kranz  von  Seepflanzen.  Das  Aufwogen  des  Meeres  an  dieser  Küste  ist  aber  besonders  betäubend,  da  jede  Welle  der  andern  donnernd  in  die  Höhle  folgt.  Oft  in  den  Winter­nächten  ist  das  Getöse  so  heftig,  daß  die  Hütten­bewohner,  wenn  auch  eine  Weile  davon  entfernt,  im  Schlafe  aufgeschreckt  werden.  Der  Eingang  ist  sechs  und   zwanzig   Fuß   breit,  und   eingeschlossen   zwi­schen  zwei   natürlichen   Mauern  von  dunklem  Basalt,  flößt er  Schauer  und  Bewunderung  ein.  Nachdem  man

 

gelandet, verfolgt man einen Weg von einer Viertel-Meile durch öde Klippen, dem Riesendamme zu.

 

Giant's Causeway

Dort erhebt es sich wie weite Brückenpfeiler, schwarz und feierlich, und möchte man doch gerne dem Volk nachglauben, das von diesem Naturwunder erzählt: es hätten einst Riesen diese kolossale Chaussee nach Schottland hinüber zu bauen angefangen, und nur durch Irlands Helden, die sie vertrieben, wären sie, das große Werk fortzusetzen, verhindert worden. Zwischen Port-na-Baw und Port-na-gange erblickt man einige nackte, vorragende Felsen, Stookings genannt. Etwas westlich, nächst der Küste, erhebt sich noch der isolirte Felsen: Sea Gall Isle, und dort in der Mitte zwischen Port-na-gange und Port-Nosser ragt der Riesenweg hinaus in das Meer. Er besteht aus drei Pfeilern von Steindämmen, 400 Fuß hoch, die auf dem Grund einer aufgeschichteten Klippe hervorragen, und aus vieleckigen Säulen von dunkelfarbigem Basalt, die so fest vereinigt sind, daß nicht mehr als eine Messerklinge eingeschoben werden kann; an Genauigkeit übertreffen sie die kunstreichste Bildnerei. Jeder Pfeiler ist an sich selbst ein besonderes Meisterstück, und, trennbar von den angränzenden Säulen, besteht er wieder für sich aus unterschiedenen Theilen, wovon die Absätze so vollkommen sind, als kaum die höchste menschliche Anstrengung sie hätte zu bilden vermocht. Ich muß  unwillkürlich  in  diesen  Felsen  die  Größe  des ewigen  Baumeisters   anstaunen.   Dort,  an  der westlichen  Seite, sprudelt zwischen den  erhabenen Säulen

 

 


 

 

Die Dunkerrys-Höhle.

 

Der Giant's Causeway.