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Freitage ab und nun ging es durch die irländischen Trauergefilde dem Schlosse zu. Wir übernachteten in Newry. Trotz der eiligen Reise, mußte ich mich wundern, stets die Diners zu derselben Stunde und in der nämlichen Form servirt zu sehen, wie dies zu Hause geschah. Auch das Ale fehlte nicht. Ich gedachte diesmal dabei des ein[st]igen Biertrinkers: Jean Paul. Ein simples baireuther Bier reichte hin, ihn so zu begeistern, daß er den Humor der Engländer trefflich nachahmte; aber wie viel dunkler und tiefer würden seine Werke für die gefühlvolle Welt seyn, wenn er seine Poesie auf englischen Boden, an eine Alequelle verpflanzt hätte. – Überhaupt, lieber Vater! muß ich herzlich lachen, so oft ich mich gewisser deutschen Jungfrauen erinnere, die bei den humoristischen Stellen Jean Pauls verschämt ihre Gesichter verhüllen, während sie bei den gefühls-schwülstigen Phrasen ihm, zu Thränen gerührt, den Lorbeer reichen, und fast sich in Äther auflösen. Ihr liebstes ambrosianisches Futter ist z. B. folgende Stelle aus Titan: Die schönen Frühlinglüfte ihrer geendigten Liebe ließ sie wieder wehen, aber in höherer Stelle, es waren dünne, milde Äther-Zephyre, Blumen-Hauche. Ihre Thränen entfloßen so süß wie Seufzer, wie Abendroth – wie man selig-wogend sinkt in heitern Träumen, so floß sie mit schimmerndem Körper-Gewand aus dem Todesfluße, lange getragen, langsam angezogen!“
Jean Paul ist, wie ich meine, wahr, wenn er witzig ist, und so gefällt er mir; aber seine sentimentalen Ergüße kommen mir vor, wie die Nachwehen eines sogenannten
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Katzenjammers, wie der Dampf einer geöffneten Champagner-Flasche. Humor aber ist ein feuriger Wein. Seinen ganzen Kram süßer Empfindungen überlasse ich ihm, und jenem zarten Jungfrauen-Chor. Von etlichen sagt man sogar, daß sie ihrem Meister Jean Paul einst so sehr huldigten, daß sie sich von des Dichters Spitzhund, seinem beneideten Compagnon, Haare abgeschnitten, um sie, in ein Medaillon eingefaßt, am Hals zu tragen. – Es giebt Krankheiten, die man Knochenerweichungen nennt; so möchte ich auch die Empfindsamkeit eine seelenerweichende, markverzehrende Krankheit nennen. – Daß aus der Schule der Empfindsamkeit (die Schwester der Lüge) sogar große Verbrecher hervorgegangen sind, hast Du, lieber Vater! hinlänglich in Deinem Werke: Criminalfälle bewiesen. Auch sind ... Eben kommt meine Emily, das liebe Kind, herein, singend, und hält einen Stecken in der Hand, den sie vorgiebt, in Taminos Zauberflöte verwandelt zu haben. Die Töne, welche sie ihr entlockt, find eben nicht zauberisch – o weh! mir schwindelt! Da ist an kein Schreiben mehr zu denken – sie schlingt das Ärmchen um mich und küßt mich auf die Stirne.
Adieu! Mein nächstes Ruhe- und Mußestündchen wird Dir angehören.
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Am 28. April langten wir in Dungannon an. Welch ein Unterschied, England und Irland! Welche armselige Hütten!
sie sind von Erde gebaut, aus dem Strohdach
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