Clemens Brentano
1778 - 1842
Gedichte 1820 - 1833
18249. Februar: Tod Anna Katharina Emmericks. März - Juli: Ruhelose Reisen nach Bocholt, Bonn, Wiesbaden, Frankfurt. Herbst: Freundschaft mit dem Koblenzer Stadtrat und Fabrikanten Dietz.
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An eine schöne Erscheinungam 3 König Tag.
Nicht allen war der Himmel gleich geneigt,Und jeglichem ist andre Pflicht gegebenWie mancher betet an, in (des die Lippe) schweigt,Der andere darf nur die Blicke heben,Der König Gold der Weise Mirhen reichtUnd Weihrauch wölken läßt der M. . . schweben,Der Rinder Lallen und der Liebe stammeln,Des Sängers Lied muß sich zum Dienste sammlen.
Es hat der Herr sich eine Welt erbaut,Er hat sie mit der Schönheit ausgeschmücket,Er hat sie dem Gesetze anvertraut,Sein Siegel auf des Menschen Stirn gedrücket,O seelig wer in solche Augen schaut,Die solche Seeligkeit der Welt entzücket,Ihm ist der Herr, ihm ist das Reich erschienenEr weiß, er weiß, wo's lieblich ist zu dienen.
Wie gütig ist der Herr, der überall,Da, wo ich bin, da will er mir erscheinen,Und wo ich singe grüßet ihn der WiederhallUnd wo ich dencke kann ich ihn nur meinen,Ihn lobt ich lachend minder Freude Schall,Ihn ehrt der Trauer stillbescheidnes Weinen,Und waß mich rührte, darf ich stolz auch singen,Denn nur zu ihm erheben sich die Schwingen.
Mir ward ein Aug, waß herrlich ist, zu sehenEin Herz ward mir, waß würdig ist zu hegen,Die Sonne will mir auf und untergehn,Der Anmuth geh ich treu und from entgegen,Vor dir du schöne<r> Mensch mag gern ich stehn,Dir, mir zu lieb nicht, nein nur Gottes Wegen.Sei irrdisch Himmel mir, und Himmlisch ErdeDaß Freundes Dienst ein Gottes Dienst mir werde.
1824 (FBA Bd. 3,3 2002)
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Bewahrt das schöne BlumenkörbchenDas junge Lorberbäumchen mirIch kann nicht mehr.
Ich habe den Frühling gesehenEs sind mir fünf Rosen erblühtIch hörte der Nachtigall flehenSie lehrt mich mitleidig ihr Lied.
Die Nachtigall sah ich erkranketDa tränckt sie mit Leben mein MundNimm wieder dein Lied, sey bedanket,Du singst es noch einmal so rund.
Nun singt sie die Lieder all wiederGeht zu ihr, ihr Kinder und horchtIch sinke am Dornenstrauch nieder,ach wäre doch alles besorgt
Der Herr seiner Braut wohl gedenketEr hat mir in heiliger NachtDer Nachtigall Weisheit geschenketUnd hat mir fünf Rosen gebracht.
Die Rosen ich hab sie getragenDie Weisheit, ich hab sie gelehrtDa ward mir nach mühvollen TagenDer Sabbath der Arbeit beschert.
Es half mir die Nachtigall flehenEin lieblich mitleidiges LiedIch habe den Frühling gesehenEs haben 5 Rosen geblüht.
Sie kömmt nicht! Besuchst du alleineO St. Apolonia mich?Ich weiß, wie dem Kind es wohl meineGehorsam versagt sie es sich.
Bezahle das Licht vor St. AnnenBezahle den Kreuzweg der FrauO Jesu! o nimm mich von dannenDas Ende des Wegs ist so rauh
Fort Blumen! Ihr mehrt meine QualenWer lobt mich? Daß Gott sich erbarm,Die Blumen auch muß ich bezahlen,Und bin doch so nackt und so arm
Herr könnt ich laut schreiend verkündenDaß Alle es hörten so laut,Noch mehr als der Schächer voll SündenGanz schlecht ist die elende Braut.
Der Schächer ohn Obdach, ohn SpeißeOhn Kirche und ohn SakramentIch Hülle und Fülle zur ReiseUnd doch mich vom Führer getrennt
Streut Blumen mir nicht auf den Wegen,Verlassen, verachtet allein,So muß ich dem Herren entgegen,Komm Jesu dein Blut wäscht mich rein!
Das Kreuz an die Lippen noch drückenEin Seufzen wehmüthig und lautDie Hülle sinckt hin an die Krücken,Der Bräutigam schmükt seine Braut
1824 (FBA Bd. 3,3 2002) |