BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clemens Brentano

1778 - 1842

 

Gedichte 1820 - 1833

 

1826

Juli: Lernt in Koblenz den katholischen Orden

der Barmherzigen Schwestern kennen.

Dezember: Nicht autorisierter Druck eines Teils

der Rheinmärchen im Almanach «Iris».

 

_______________________________________________________________________

 

 

 

Am St. Nicolaustag 1826.

 

Nimm' hin den Plan zum neuen Labyrinth

Das schrecklicher als jenes alte ist,

In dessen Ausweglosem Pfadgewind,

Ein greulich Ungeheur den Wandrer frißt;

Denn hier, mein Freund schreckt dich kein scheußlich Thier,

Hier trägt der Drache menschliche Gestalt,

Hier ist die Schlange Weib, der Satan Kavalier,

Hier übet, Sang und Klang und Glanz und Tanz Gewalt,

Hier ist die Sitte Kuppler, Freundschaft Seelverkäufer,

Die Treu Falschmünzer und die Unschuld Werber,

Herzbruder ein Spion, die Ehre Ueberläufer,

Mit Lilien selbst schmückt hier sich der Verderber,

Mit Rosen dekt sich hier schaamlose Schande,

Wie Veilchen duftet hier die feile Pest,

Hier läuft der Weg so spiegelglatt am Höllenrande,

Und überm Untergang schwebt hier der Jugend Nest

O lausch' auf die Sirene nicht am Strande

Trau nicht der Ebbe, halt zur Kirche fest,

Sie steht allein auf Felsen hier im Sande,

Die Fluth reißt jeden weg, der's Kreuz verlässt

 

_____

 

Du wagst dich hin, Gott stärk den jungen Helden,

Mach für die Sünd ihn taub und blind und Lahm,

Auf daß er dieses Blatt mög' Lügen schelten,

Wenn besser er zurückkehrt, als er kam!

C. B.

 

1826 zur Paris-Reise des Sohns von Dietz (FBA Bd. 3,3 2002)

vgl. die spätere Fassung