BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Zedlers Universal-Lexicon

1732 - 1754

 

Grosses vollständiges Universallexikon

aller Wissenschaften und Künste

 

Band IX (F)

1735

 

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Faustus, (D. Joannes,) soll ein berühmter Schwartz-Künstler zu Anfang des 16. Seculi gewesen seyn, von welchem erzehlet wird, daß er von Knittlingen aus Schwaben, oder aus Anhalt, oder aus der Marck Brandenburg, bey Soltwedel, eines Baueren Sohn gewesen, welcher ihn zu seinen Verwandten nach Wittenberg geschickt, da er mit grossem Fleiß zur Schule gehalten, und wegen seines herrlichen Verstandes sehr geliebt worden. Im 16. Jahr seines Alters sey er nach Ingolstadt kommen, die Theologie zu studiren, und 3. Jahr hernach Magister worden; er habe aber nachgehends die Theologie verlassen, und sich mit grossem Eiffer auf die Medicin und Wahrsager-Kunst aus denen Gestirnen geleget, immittelst von seines Vaters Bruder zu Wittenberg einen ziemlichen Reichthum geerbet, solchen aber in allerhand Uppigkeiten verschwendet, und sich gantz und gar denen Zauber-Künsten und Beschwerungen derer Geister ergeben, sich die dazu gehörige Bücher angeschaffet, und eines Priesters Sohn von Wasserburg, Namens Joh. Wagner, zu seinem Diener angenommen, und zu gleicher Gottlosigkeit angeführet, auch sich 2. Jahr lang der Unterrichtung Christoph Kaylingers, so in der Chrystallen-Seher-Kunst beruffen war, bedienet. Hierauf habe er den Teufel beschworen, mit ihm auf 24. Jahr einen Bund gemacht, und von ihm einen Geist, Namens Mephistopheles, zu seinem Dienst bekommen. Da er denn viele wunderbare Dinge, [341] und auch an des Kaysers Maximiliani I. Hofe soll ausgerichtet haben, endlich aber in dem Dorffe Rimlich, des Nachts zwischen 12. und 1. Uhr, im 41. Jahre seines Alters von dem Teufel grausamlich seyn umgebracht worden; wie solches alles von Georg Rudolph Wiedemann in denen Wahrhafftigen Historien, von denen greulichen Sünden D. Johann Faustens, erzehlet wird. Allein, es zweifeln viele nicht unbillig, ob iemahls dieser D. Faust warhafftig in der Welt gewesen, und stehen einige gar in denen Gedancken, als ob der Buchdrucker, Johannes Faust, von welchem der vorige Articel handelt, unter dieser Erzehlung gemeynet sey, dessen Geschichte unter dieser Verdeckung damahls herum getragen worden; wiewohl im Gegentheil Philippus Melanchthon und andere, so zu gleicher Zeit gelebet, seiner gedencken. Und ist die Fabel, oder Historie von seinem Leben und Thaten in Teutschland so bekannt, daß auch die Comödianten selbige, als eines von ihren vornehmsten Stücken, auf allen Schau-Bühnen vorstellen. Man schreibt ihm einen Necromantischen Tractat, der Höllen-Zwang genannt, zu. Manlius Loc. Comm. Camerar. Hor. subcisiu. Neumann Dis. de Fausto Praestig. Hannover. Auszug de an. 1701. p. 58. Tengels curieuse Bibl. Fache III. Reposit. 3. Strun. Bibliotheca antiqua. An. 1706. Jun. p. 232. seq. Jo. Conrad. Durrius Epistola ap. Schelhorn. Amoenit. Litt. To. V. p. 50.

 

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