BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Daniel Stoppe

1697 - 1747

 

Drama auf den erlebten Namenstag

Frauen Annen Barbaren Emrichten

 

1732

 

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ACTUS I.

 

Scena II.

 

Passatempo allein.

Ich weis nicht, wie mir die Welt itzo vorkommt. Sie muß wohl nicht mehr an ihrer alten Stelle stehn oder die alten Historienschreiber müssen alle miteinander Lügner seyn. Vor diesem hat doch noch, wie man aus den Geschichtbüchern sehen kan, der Vorzug der Geburt, das Ansehn der Gestalt und die Geschicklichkeit groß zu thun in der Welt vor andern was gegolten. Itzund aber ist der Wind auf die See verbannt, zu Lande hilft er niemanden heut zu Tage sonderlich fort. Der Mechanicus, der die berühmten Luftschiffe bauen konnte, ist in das Reich der Todten abgesegelt. Die Reisen in die Officia geschehen itzo mehrentheils zu Wagen, der Kutscher heist Promitte multa, der fährt so schnell und so geschickt, daß man sich billig über seine Geschwindigkeit verwundern muß. Kommt ja zuweilen eine Pfütze, worinnen der Wagen hängen bleibt, oder ist der Boden zu leimigt, daß die Räder zu tief einschneiden: so darf man nur das Vorgespan der gelben Füchse nehmen; damit ist der Sache gleich gerathen. O die Schindmähren ziehen gar vortrefflich und lassen so leichte niemanden in der Noth stecken. Wer die Reise nach Sparta zu Fusse verrichten will, der mag den Ranzen der Geduld nur bald auf den Buckel nehmen und sich die Schuhe mit ewigen Kalbleder besohlen lassen. Denn er wird seine Reise doch wohl kaum 2 Stunden vor seinem Tode zu Ende bringen. Und wenn er lange gnug gelaufen und allen Pfützen die Augen ausgetreten haben wird, so wird er doch seinem Zwecke kaum etliche Schritte näher seyn, als er damals war, ehe er zu laufen angefangen. Experto crede Ruperto! Hätt ich Geld gehabt, so hätt ich mir vorm Jahre schon den Magister-Tittul in einem Kober von Wittenberg per posta übermachen lassen. Vielleichte sässe ich schon längst in einem austräglichen Officio. Da nun der Nominativus nicht mehr gehen will, so muß man freylich sehen, wie man per Dativum in der Welt fortkommt. Ich wolte nach etliche 1000 Fl. nichts fragen, wenn ich sie nur erst hätte. Wenn ich auch gleich davor nur Beichtvater bey dem Könige in Frankreich würde, was würde mir abgehen? Ich hätte doch wenigstens jährlich eine Pensée von 50000 Louis blanc einzustreichen. Wiewohl ich habe einen Vogel singen hören, daß allen armen Leuten im Dorfe auf einmal wird gerathen seyn. Denn wenn das Project, das der Gemeinbote, der ehrliche Pflaumentoffel aufs Tapet gebracht hat, die Probe richtig hält, so soll mirs verhoffentlich an Gelde künftig nicht fehlen. O was wird das vor eine goldne Zeit seyn, wenn das Geld auf dem Felde wachsen wird. Was wird das vor eine lustige Ernte werden! O wie werden die harten Thaler auf dem Tenne in der Scheune herum schwirren! wenn dieses heilsame Korn wird gedroschen werden. Ich kan mir den angenehmen Prospect nicht gnug im Geiste vorstellen, was das vor eine herzerqvickende Abwechselung allem Ansehn nach abgeben wird, wenn bey aufgegangener Saat auf dem einen Acker lauter wilde Mannsthaler, auf dem andern lauter Raben-Ducaten, auf dem dritten lauter Lüneburgische Zweidrittelstücke, auf dem vierten Spanische Pistoletten, auf dem fünften lauter Louis-blanc, auf dem sechsten lauter Brügische Siebzehnkreuzer und so ferner jede Münze nach ihrer Art in der schönsten Blüte stehen wird! Indessen will ich allen Geyer aufborgen und alles zu Gelde machen, was nur möglich ist. Je mehr ich auszusäen habe, desto reichlicher wird auch die Ernte seyn. juch he!

(Gehet ab.)