BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Daniel Stoppe

1697 - 1747

 

Drama auf den erlebten Namenstag

Frauen Annen Barbaren Emrichten

 

1732

 

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ACTUS I.

 

Scena I.

 

Pflaumatuffel, Blöckabalzer u. Mühl-Casper.

 

Pflaumatuffel.

Mit Gunst an Derlaub! ich hätt ah Wörtla ze gedenka.

 

Blöckabalzer.

Redet lieber Freund! ihr sollt unsre Gnade haben.

 

Pflaumatuffel.

Ja wenn ichs nu raicht förmlich fürbrenga könnde. Ich weeß ver Freden nich, wu ich oafangen soal. Ma ihs ju goar ze vergasserlich. Ich hatt mers su schmuck eigefadelt, nu dos zum Traffa kimmt, wehs ich mich weder uffs hingerste, noch uffs vörderste ze besinn. Kinnter mer ne ah Bissel druff halffa?

 

Mühl-Casper.

Ihr müßt es am besten selber wissen, was ihr zu sagen habt.

 

Pflaumatuffel.

Je nu, ich dächt ihr söllts wissa, wies mit ünser ehm ihs. Wir schlachte Loite kinn de Wurte nich immer oanam Schnürla hoan. Lustmer ack noch ah kle Bissel Lufft! S'weltzt mer uff der Zunge rim, s' wird wul endlich noch rauskumma. S' mag sich nu su lange brinckaln, as wiel.

 

Blöckabalzer.

Machts nur nicht zu lange! wir haben mehr zu thun.

 

Pflaumatuffel.

Herr! Schulze! nu kimmts. Ich hoa an friliche Boothschafft, die em ganze Lande dersprißlich seen wird. Ich hoa su was derschnapt, wie uns arma Loita ze rotha wär, daß wer könnda uff emohl su reich waarn, daß wer sei lahtige kene Nuth leda dörffa.

 

Blöckabalzer.

Nu das gesteh ich. Es wird euch vielleicht jemand das Goldmachen gelehrt haben.

 

Pflaumatuffel.

Guld an Silber, wie's ehs hoan wiel.

 

Mühl-Casper.

Wir befehlen euch, als eure Obrigkeit, uns nicht länger aufzuhalten, und kurz und gut zu erzehlen, worinn die Sache besteht.

 

Pflaumatuffel.

Gnadiger Herr Schulze! an au Herr Mühl-Casper! ihr wardtich no ze besinn wissa, doaß ich gen Tag an Brieff mit am gantza Kober vuhl Kerms-Kucha oa inses Herr Pfarrs Fro Mutter uff Hirschberg troan muste. Se hättmer wul kundt an Bihma Tranckgeld gahn, aleen se liß be zwä Gröschlan bewenda. Was wullich nu thun? ich hätts sist wul ne genumma, weil se aber s' Herr Pfarrs Mutter woar, se hildich ser zu gute. Ich hoaser ne amohl gesoat, daß se su an grobe Tese war, an grieff sich ne besser oa. Be menner Siel! wemmers sist jemand gewaast wär, ich hattder nich winger als an Bihma genumma, s' hätt au miga hie kumma wu's gewullt hätte. Ich wiß au nich, woas ich macha wär, wenns no geschahn söll. Uff de letzte wärrnse ehm goar nischte gahn. Je ne ne, ma muß druffe hahln.

 

Blöckabalzer.

Das sind alles Dinge, die niemand wissen will. Bleibt doch bey der Sache und erzehlt dasjenige, was ihr zusagen versprochen habt!

 

Pflaumatuffel.

Ich bi ah Bissel hitzig. Hoot mich nu de Galle überloffa, se verzeiht mers ack! Nu wiel ich sich au uffemohl soan. Doas muß ich ack noch melda, S' roit mich wul nich ah kle wing, doaßicher de 2 Gröschla ne ver de Füße geschmissa hoa. Nu war achtse? de Sunn ihs undergeganga, ich will ken Zorn wetter hega. S' war schun finster, wie icher ah Kucha medem Briefe übergoab, an fulglich must ich über Nacht bleiba. Ich gieng in einan Gasthof. Sihs grade ah Brudt-Bäncka gleich über. S'hoot vorn ah Schild haussa hänga. Es stiht ern ah Thier drusse, ich wiß nich, soals an gale Katze oder ah guldner Hund seen. An wie ich nu su ah Bissel drinne gesassa hatte, se koamen an grussen Heffen Loite zum Biere hie. Die redten nu su eis Wasen nei, wies nu halt Brauch ihs, wenn gude Froinda uffa Glasel Bier zusamme kumma. Dar ene soite, ah hätte sei Weib gar derschreckerlich medem Spanscha Ruhre ausgegarbt, der ander derzahlte, ah hätte sen Schatz mit der Kucha-Schusse Stabesingernackicht 3 mohl ums Haus rim gejoat, der dritte derwähnte, ah hätte sene Schickse medam Schete Büchan Hulze halb zu Tude gekitzelt, der vierte soate, an ich hoa menner Kasche an Kannvel Wasser überm Kuppe runger gegussa, an weil se schmaalte, doaß icher ah Küttel ah Bissel zesihr eigeweecht hätte, se must ich mich schun ihrer derbarma, an machte se wieder troige, o ich hoader se medem Uxa-Ziemer abgetroigt, daß an Art hatte. Der fünfte derzehlte, ah hätte sem Weibe ah halb Schoock gale Zwecka an Podex geschloan. S' woar nu grade as wenn ich unger dä Weiberschinder leibhaffig gerotha wär, bis der sechste ze reda oafieng, dar soate, ich hoa über mei Weib goar ne ze kloan, wer laba medanander ei Fried an Enikeet, an wenn wer ju an Zank medanander hoan, sä is gemeniglich der Suppe halber, do wielsemer immer's Negla aleene lohn, an ich sähgs nu garne doaß sie eh poar Löffel Suppe mehr kriegte. Se hoot nu's klene Kind ze träncka, do dächt ich wenn se wacker viel supte, se käms der Mutter annem Kinde ze statta. Moan! spricht se denn, ich dächte wenners salber äst, ihr müst ah gantza Tag schwer arbta, doaßer ah Bissel Krafft kriegt. An do ihrtse sich nu mit mer, bis ich niedlich war. Wenn se nu sitt, daß nich Herr ei dem Nahma ihs, se gittsemer an Eitze an supt daß se derwurga möchte. Siste kumma wer sei lahtige ne medamander ze Striete. Gestarn hoa ichse zer Kercha geschickt.

 

Mühl-Casper.

Der Henker hohl euch mit eurem Erzehln. Es hat ja nimmermehr kein Ende. Ihr habt uns sollen das Geheimniß communiciren, wie wir auf einmal zu grossem Geld und Gute gelangen könnten. Wie andre Männer mit ihren Weibern leben, das geht uns nichts an, wir verlangen es auch nicht zu wissen.

Wenn ihr weiter nichts zu melden habt, so mögt ihrs Maul halten.

 

Pflaumatuffel.

Kinter denn nune ah Brinkel Geduld hoan. Ich derzähl an Sache garne racht umständlich. Ihr fallt mer nu groad ei de Rede. S' wird mich goar bahl verdrüssa. Wuhrhafftig wenner mer noch amohl su groob kummt, se soa ich sich goarne woas ich wehs. Muß ich da ne.

 

Blöckabalzer.

Macht fort und bringt eure Erzehlung zu Ende, oder es wird nicht gut werden. Wir haben lange gnug Geduld gehabt. Wo nicht; so wollen wir euch schon weisen, daß wir eure Obrigkeit sind. Der Stock soll euch gedohne anliegen.

 

Pflaumatuffel.

Dafür bedanklich mich wul, Herr Schulze! Eh ich mich lusse an Stoock warffa, sä soa ich alls woas ich wehs. Doas biet ich mer oaber aus, daß mer Herr Mühl-Casper nimme ei de Rede fällt: denn wenn ichs vergasse wu ich bin stihn geblieba, se muß men Tischkursch goar vo vorne wieder oafanga, an dernoch wahrts noch länger. War wehs, wehs ichs itze noch. Woas soat ich zuletzte? soatmers amohl wenners wist! S'ihsich gesund doaß ich mich aber besinne. Wu mer raicht ihs, so redt ich zeletzte dervon, daß der Moan gesoat hatte, ah hätte sei Weib gestern zer Kirche geschickt. Dä andern Gäste frohtan, oba au ah gruß Gevatter-Assa gemacht hätte? um gut wul, soata, de Gevattern hatta sich befrassa, doaßa der Bittich hätte zerspringa miga. He! soate, an schlug medem Kannla uffa Tisch, zwölff Thoaler seen mer richtig uffgeganga. Doas ihs ne viel, soate der andre druff, dar sei Weib mit der Kucha-Schusse ums Haus gejoat hatte, da verwichna Summer seen mer dreßig Thoaler aufgeganga. Der fünffte Gast, dar sei Weibe de gala Zwecka an Hingarn geschloan hatte, goab au sei Wörtla derzu. He! soata, ich sölls wull ne soan, ich hoa de vergangene Wuche ah Hauffa Geld versät s'ihsmer meher as zwanzig Thoaler uffgeganga. Ich soaß nu su derbeyn, an thoat as wenn ich ne Achtge druff gäbe, aleen ich hoa mer alls hingers Uhr geschrieba. Ich duchte, redt immer! redt! ihr sillts kem Narrn gesoat hoan. Was meenter nu? Herr Schulze! an au ihr Herr Mühl-Casper! Seen wer nich rachte Tümmliche, daß wer ne au su küglich handaln, an sän's Geld uff dä Aecker. Wenn wer ah Boden hisch zurichta, sä dächt ich es wär uns su viel uffgihn ahsa Bergarn ei der Stadt.

 

Blöckabalzer.

Je nu! es läßt sich hören. Was taugt unversucht? Wenn die Ernte gut einschlüge, so wär uns allen gerathen.

 

Mühl-Casper.

O wie gut! die Welt wird doch immer klüger. Ich habe vielmal sagen hören, daß den Leuten in der Stadt viel Geld des Jahrs aufgehe; ich habe aber der Sache soweit nicht nachgedacht, daß so ein tröstliches Geheimniß dahinter stecke.

 

Pflaumatuffel.

Es kimmt hahlich uff an Versuch oa. Werr wallns prufirn wie de Grunner ah Toback.

 

Blöckabalzer.

Wir werden der gemeinen Wohlfahrt zum Besten bey der nächsten Seßion über diese Materie weitläuftiger deliberiren. Habt ihr indessen Dank vor eure Nachricht!

(Gehen alle drey ab.)