Daniel Stoppe
1697 - 1747
Erste Sammlung von Daniel Stoppes Siles.Teutschen Gedichten
1728
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S. 20 |
Aria.
1.Die Nacht muß in die Fremde wandern,So bald der Tag nach Hause kömmt;Bey Lust und Last folgt eins dem andern,Die Freude wird zwar offt gehemmt,Und von Betrübniß unterdrückt,Doch aber niemahls gar erstickt.
2.Dringt dich die Noth mit vollem Hauffen,So mercke diesen Trost, mein Geist!Das Wasser kan sich leicht verlauffen,Das alle Ufer nieder reist.Je grösser Kummer, Angst und Pein:Je näher wird ihr Ende seyn.
3.Gehts heute schlimm, so kans wohl MorgenUm sechszehn Groschen besser gehen.Wenn sich die ungezähmten SorgenBis auf den höchsten Grad erhöhn,So wendet sich alsdenn der SchmertzNicht vor sich, sondern hinterwerts.
4.Kann man sich nicht auf Rosen betten,Man lege sich zur Magd aufs Stroh.Und wenn wirs auch so gut nicht hätten,Die Erde drückt den Leib nicht roh,Und sollt auch gleich ein harter SteinAn statt der Unterbette seyn.
5.Regiert der Unbestand auf Erden,So muß der Noth BeständigkeitAuch einst noch unbeständig werdenGedult erwartet noch der Zeit,Da alles in die Piltze geht,Was itzt der Lust im Wege steht. |