B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[166]
      Melancholie
      an Laura.
      _________

      Laura – Sonnenaufgangsglut
Brennt in deinen goldnen Bliken,
      In den Wangen springt purpurisch Blut,
      Deiner Thränen Perlenflut
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Nennt noch Mutter das Entzücken –
      Dem der schöne Tropfe thaut,
      Der darinn Vergöttrung schaut,
Ach dem Jüngling der belohnet wimmert,
Sonnen sind ihm aufgedämmert!

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      Deine Seele gleich der Spiegelwelle
      Silberklar und Sonnenhelle,
Mayet noch den trüben Herbst um dich;
Wüsten öd und schauerlich,
      Lichten sich in deiner Stralenquelle,
[167]
Düstrer Zukunft Nebelferne
Goldet sich in deinem Sterne;
Lächelst du der Reizeharmonie?
Und ich weine über sie. –

Untergrub denn nicht der Erde Veste
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      Lange schon das Reich der Nacht?
Unsre stolz aufthürmenden Palläste,
      Unsrer Städte majestätsche Pracht
Ruhen all auf modernden Gebeinen,
      Deine Nelken saugen süßen Duft
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Aus Verwesung, deine Quellen weinen
      Aus dem Beken einer – Menschengruft.

Blik empor – die schwimmenden Planeten,
Laß dir Laura seine Welten reden!
      Unter ihrem Zirkel flohn
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      Tausend bunte Lenze schon,
Thürmten tausend Throne sich,
Heulten tausend Schlachten fürchterlich.
[168]
      In den eisernen Fluren,
      Suche ihre Spuren.
35
Früher später reif zum Grab
Laufen ach die Räder ab
      An Planetenuhren.

      Blinze dreimal – und der Sonnen Pracht
      Löscht im Meer der Todennacht!
40
Frage mich, von wannen Deine Stralen lodern!
      Pralst du mit des Auges Glut?
      Mit der Wangen frischem Purpurblut?
Abgeborgt von mürben Modern?
      Wuchernd fürs geliehne Roth,
45
      Wuchernd Mädchen, wird der Tod
Schwere Zinsen fodern!

Rede Mädchen nicht dem Starken Hohn!
      Eine schönre Wangenröthe
Ist doch nur des Todes schönrer Thron,
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      Hinter dieser blumigten Tapete
Spannt den Bogen der Verderber schon –
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Glaub es – glaub es Laura deinem Schwärmer,
      Nur der Tod ist's dem dein schmachtend Auge winkt,
      Jeder deiner Stralenblike trinkt
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Deines Lebens karges Lämpchen ärmer;
      Meine Pulse, pralest Du,
Hüpfen noch so jugendlich von dannen –
Ach! die Kreaturen des Tyrannen
      Schlagen tükisch der Verwesung zu.

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      Aus einander bläßt der Tod geschwind
      Dieses Lächeln, wie der Wind
Regenbogenfarbigtes Geschäume,
      Ewig fruchtlos suchst du seine Spur,
      Aus dem Frühling der Natur
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Aus dem Leben, wie aus seinem Keime,
      Wächst der ew'ge Würger nur.

[170]
Weh! entblättert seh ich deine Rosen liegen,
      Bleich erstorben deinen süßen Mund,
      Deiner Wangen wallendes Rund
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Werden rauhe Winterstürme pflügen,
      Düstrer Jahre Nebelschein
Wird der Jugend Silberquelle trüben,
Dann wird Laura – Laura nicht mehr lieben,
      Laura nicht mehr liebenswürdig seyn.

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Mädchen – stark wie Eiche stehet noch dein Dichter,
      Stumpf an meiner Jugend Felsenkraft
      Niederfällt des Todenspeeres Schaft,
Meine Blike brennend wie die Lichter
      Seines Himmels – feuriger mein Geist,
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Denn die Lichter seines ew'gen Himmels,
Der im Meere eignen Weltgewimmels
      Felsen thürmt und niederreißt.
Kühn durchs Weltall steuern die Gedanken,
Fürchten nichts – als seine Schranken.

[171]
Glühst du, Laura? Schwillt die stolze Brust?
Lern' es, Mädchen, dieser Trank der Lust,
      Dieser Kelch, woraus mir Gottheit düftet –
      Laura – ist vergiftet!
Unglükselig! Unglükselig, die es wagen,
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 Götterfunken aus dem Staub zu schlagen.
      Ach die kühnste Harmonie
Wirft das Saitenspiel zu Trümmer,
      Und der lohe Aetherstral Genie
Nährt sich nur vom Lebenslampenschimmer –
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      Wegbetrogen von des Lebens Thron
      Frohnt ihm jeder Wächter schon!
Ach! schon schwören sich mißbraucht zu frechen Flammen
Meine Geister wider mich zusammen!
      Laß – ich fühls – laß Laura noch zween kurze
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Lenze fliegen – und diß Moderhaus
Wiegt sich schwankend über mir zum Sturze,
      Und in eignem Strale lösch ich aus. – –

[172]
Weinst du Laura? – Thräne, sey verneinet,
Die des Alters Strafloos mir erweinet,
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      Weg! Versiege Thräne Sünderin!
Laura will, daß meine Kraft entweiche,
Daß ich zitternd unter dieser Sonne schleiche,
      Die des Jünglings Adlergang gesehn? –
Daß des Busens lichte Himmelsflamme
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Mit erfrornem Herzen ich verdamme,
Daß die Augen meines Geists verblinden,
Daß ich fluche meinen schönsten Sünden?
      Nein! versiege Thräne Sünderin! –
Brich die Blume in der schönsten Schöne,
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Lösch, o Jüngling mit der Trauermiene!
      Meine Fakel weinend aus,
Wie der Vorhang an der Trauerbühne
Niederrauschet bei der schönsten Scene,
      Fliehn die Schatten – und noch schweigend horcht das Haus. –

Y.