|
|
- O d e n u n d E l e g i e n .
L i e b e s l i e d .
Z u r N a c h a h m u n g
d e s T r i n k l i e d e s .
- __________________________________________
- Noch währt der Schmaus! Noch fließt der Wein!
Doch auf, vom Becher weg!
Das liebste Mädchen küßt mich heut
Im Europäerland!
- 5
- Schon rauscht ihr leicht gehobner Fus,
Und kündigt sie mir an.
Heil Phillis dir und deiner Brust
Und ihrem vollen Wuchs!
Ihr Antliz glüht von süser Lust,
- 10
- Und herscht mich zu sich hin!
Schon ist ihr sanft geschwoll'ner Mund
Von meinem Kusse heis.
Sprich lächelnd Weisheit um mich her,
Mund, heis von meinem Kuß!
- 15
- Daß aller Welt Glükseligkeit
Gar nichts dagegen sey!
Die ihr nicht eben nüchtern sizt
Am bechervollen Tisch!
Flieht, flieht den Becher, Phillis küßt
- 20
- Den Durst nach Weine weg.
Willkommen, Herz für mich gemacht!
Wenn seelenvoll ihr Blik
Von Wollust glüht; dann sink ich sanft
An ihre volle Brust.
- 25
- Wenn nun mein trunken Auge schwimmt,
Entzükung ohne Maas
Weit um sich her; dann bebt mein Herz
Zu ihrem Herzen hin.
Dann treten wir viel seliger,
- 30
- Als Könige daher;
Und fühlen, daß dies Wahrheit sey.
Das geht durch Mark und Bein!
Uns preist mit frohem Ungestüm
Der Bräut'gam und die Braut.
- 35
- Er schaut auf uns nacheifernd hin,
Und küßt sie feuriger.
Und drükt sie milder an sein Herz,
Und lispelt ihr ins Ohr:
Sind wir den Göttern auch nicht gleich;
- 40
- So lieben wir doch auch!
Uns preist, voll Freuden einer Braut,
Die Mutter ihrem Sohn;
Sie drükt ihn an ihr Herz und spricht:
Sey wie dein Vater war!
- 45
- Nur uns gehört die Ewigkeit,
Wenn wir gestorben sind,
Damit der Enkelinnen Sohn
Versteh, was Liebe sey.
|
|