B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Gottlieb Klopstock
1724 - 1803
     
   



O d e n   u n d   E l e g i e n .

A n   F a n n y .

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Wenn du entschlafend über dich sehen wirst
Den stillen Eingang zu den Unsterblichen,
      Und die erhabenen Pforten Gottes
      Aufgethan, und den enthülten Schauplaz

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Der Ewigkeit, und nahe dir hören wirst
Die Donnerrede, welche der Richter spricht.
      So majestätisch spricht die Gottheit,
      Wenn sie das Urtheil der Tugend ausspricht.

Wenn du denn lächelnd näher dir hören wirst
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Die Stimme Salems, welcher dein Engel war,
      Und mit des Seraphs sanfter Stimme,
      Deines entschlafenen Freundes Stimme:

Dann werd' ich vor dir lange gestorben seyn,
Den lezten Abend sprach ich: und lehnte mich
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      An deines Bruders Brust, und senkte
      Meine Hand weinend in seine Hand hin:

Mein Schmid, ich sterbe, bald werd' ich um mich sehn
Die grosen Seelen, Pope und Addison,
      Den Sänger Adams neben Adam,
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      Neben ihm Even mit Palmenkränzen.

Den Schläfen Miltons heilig; die himmlische,
Die fromme Säng'rin, bey ihr die Radikin,
      Und den, den ich in seiner Unschuld
      Sterben sah, meinen früh edlen Bruder,

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Und noch viel andre von den Unsterblichen.
Bald tret' ich feyernd in die Versamlungen,
      Hin ins Getön, ins Halleluja,
      In die Gesänge der Seraphinen!

Heil mir! mein Herz bebt, feurig und ungestüm
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Zittert die Freude durch mein Gebein dahin!
      Heil mir! die ewig junge Seele
      Flieset von Göttergedanken über.

Schon halb gestorben, lebt er von neuem auf,
Mein müder Körper; so werd' ich auferstehn,
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      Der süse Schauer wird mich fassen,
      Wenn ich mit dir von dem Tod erwache.

Wie es so sanft schlägt! leg' an mein Herz dich, Freund!
Ich lebt', und, daß ich lebte, bereu' ich nicht,
      Ich lebte dir und unsern Freunden,
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      GOtt lebt ich auch, der nun bald mich richtet:

Ich hör', ich höre fern schon der Wage Klang,
Nah ihr der Gottheit Stimme, die Richterin,
      Die eine Schale steiget aufwärts,
      Aber vor GOtt sinkt die andre nieder.

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Ich sang den Menschen menschlich den Ewigen,
GOtt, den Messias: unten am Throne liegt
      Mein grosser Lohn mir, eine goldne,
      Heilige Schale voll Christenthränen.

Ach, schöne Stunden! traurige schöne Zeit,
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Mir immer heilig, die ich mit dir gelebt!
      Die erste floß uns frey und lächelnd,
      Jugendlich hin, doch die lezte weint' ich!

Mehr, als mein Blik sagt, hat dich mein Herz geliebt,
Mehr, als es selbst sagt, hat dich mein Herz geliebt;
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      Weine nicht vor mir; sonst vergeh' ich!
      Auf! sey ein Mann! Geh', und liebe Rothen!

Ach, himmlisch solt' hier noch nicht mein Leben seyn,
Drum liebte die mich, die ich so liebte, nicht.
      Geh, Zeuge meines bangen Lebens,
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      Geh, wenn ich tod bin, zu deiner Schwester.

Sag' ihr, nicht jene mir unvergesliche,
Durchweinte Stunden nicht, wie ein trüber Tag,
      Wie Wetter, die sich langsam fortziehn,
      Mein nun vollendetes kurzes Leben;

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Nicht jene Schwermuth, die ich an deiner Brust
Verstummend weinte; Heil dir, mein theurer Freund!
      Weil du mit allen meinen Thränen
      Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast.

Vielleicht ein Mädchen, welches auch edel ist,
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Wird, meine Lieder lesend, weit um sich her
      Die Edlen ihrer Zeit betrachten,
      Und mit wehmüthiger Stimme sagen:

Ach! lebte der noch, welcher so zärtlich war,
Der fromme Jüngling! Die wird dich segnen Freund!
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      Weil du mit meinen vielen Thränen
      Mitleid gehabt, und mit mir geweint hast!

Geh, wenn ich tod bin, lächelnd, so wie ich starb,
Zu deiner Schwester, doch sag' ihr dieses nicht;
      Sag' ihr, daß ich mit heitrem Blike
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      Sterbend noch also von ihr gesprochen:

Des Herzens Sprache, wenn sie mein toder Blik
Anders noch redet, sag' ihr: Wie liebt' ich dich:
      Wie ist mein unbemerktes Lieben,
      Dir nur geheiligt, dahin gegangen!

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Des besten Bruders Schwester! Nimm, Göttliche,
Den Abschiedssegen, welchen dein Freund dir giebt:
      Du wirst doch meines treusten Freundes
      Sterbendes Stammeln, das hören wollen!

Womit der lohnet, welcher die Unschuld kennt,
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Von aller hohen himmlischen Seligkeit,
      Von jener Ruh der frommen Tugend
      Fliese dein göttliches Herz dir über!

Du müssest weinen Thränen der Menschlichkeit,
Viel theure Thränen, wenn du die Unschuld siehst,
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      Die vor dir leidet, durch dich müsse
      Deinen Gespielinnen fühlbar werden

Die heil'ge Tugend, Gottes erhabenstes,
Hier nicht erkanntes Meisterstük. Selige,
      Von ihrem Jubel volle Freuden,
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      Müssen dein jugendlich Haupt umkränzen,

Dir schon bereitet, da du aus Gottes Hand
Mit deinem Lächeln heiter gebildet kamst,
      Schon da gab dir, den du nicht kanntest,
      Heitere Freuden, mir aber Thränen.

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O schönste Seele, von mir so ehrfurchtsvoll,
So sehr geliebt! Doch auch so ehr' ich dich,
      GOtt, schönstes Wesen! Ach! viel schöner,
      als dich die Endlichen denken können!

Hin, ausgebreitet vor dem, der ewig ist,
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Wenn ich anbetend tief an des Thrones Fus
      Die Krone niederleg', und für dich
      Hier unempfundne Gebete stammle:

Dann muß ein Schauer von dem Unendlichen,
      Ein sanftes <B>[L]eben derer, die GOtt nun sehn,
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      Ein süser Schauer jenes Lebens
Dich überfallen, und deine Seele

Ganz überströmen. Ueber dich müssest du
Erstaunend stehn, und lächelnd gen Himmel schaun!
      Ach, dann komm' bald im weisen Kleide,
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      Schön übersprengt mit dem Blute des Bundes!

Ich sprach's: und sah noch einmal ihr Bildnis an,
Und starb. Er sah das Antliz des Sterbenden,
      Und klagt' ihr nicht, weil er sie liebet,
      Daß ihm sein Freund viel zu früh gestorben.

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Wenn ich so vor dir werde gestorben seyn,
O meine Schmidtin: und du auch sterben wilst;
      Wie wirst du deines toden Freundes
      Dich in der richtenden Stund' erinnern?

Was wirst du von ihm denken, der edel war,
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Und dich so liebte? was von den traurigen,
      Trostlos durchweinten Mitternächten,
Und von der Bangigkeit seiner Seele?

Von jener Wehmuth, mit der der Jüngling oft,
Dir kaum bemerkt, zitternd dein Auge bat,
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      Und schweigend, nicht zu stolz dir vorhielt,
      Daß die Natur ihn für dich geschaffen?

Ach denn! was wirst du denken, wenn schnell dein Blik
Und ernst, ins Leben hinter den Rüken schaut?
      Das schwör' ich dir, du hatt'st ein groses
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      Göttliches Herz, und das mehr verlangte.

Stirb sanft! O, die ich mit unaussprechlicher
Empfindung liebte! Schlummer' in die Ewigkeit
      Ruhig hinüber, wie dich GOtt schuf,
      Als er dich machte voll schöner Unschuld.