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- O d e n u n d E l e g i e n .
H e n o c h .
E i n F r a g m e n t .
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- Als ich das kleine Leben noch lebte, da noch die Stunde
Meiner neuen Herrlichkeit säumte; da saß ich oft einsam
An der Ceder im Haine; dann rauschten wallende Lüfte
Durch die Ceder ihr Leben; es fühlten sich alle Naturen
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- Um mich herum: ich aber empfand die unsterbliche Seele!
Damals, o, da schon ergrif mich in Stunden, die ich noch seegne,
Oft, mit so unaussprechlicher Neuheit und Wonne, der beste
Aller Gedanken, der grosse Gedanke, vom ersten der Wesen!
Daß von seinem Anschaun die Seele zur tiefsten Bewundrung
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- Schauernd hinunter erstaunte! so neu, so niemals empfunden
War sein Gefühl mir! Ich rief, der zitternde Mund nicht! der starrte!
Jede Stunde war todt! Der Athem stand bebend! Das Leben
Stutzt', hielt inne! Die Zeit gieng nicht fort! Doch laut aus der Tiefe,
Laut, mit allen Empfindungen, rief die betende Seele:
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- O, wer bist du? - Wer bist du? - du Wesen der Wesen, wer bist du?
GOtt! - Unendlich! - der Erste! - Da war es einsam! - du Schönster!
Wesen ohn Ursprung! - Doch wars nicht ewig einsam! Du Liebe!
Ach! - (nun kam mir die Stimme zurük, nun flossen die Thränen!)
Ach! mein Schöpfer! mein GOtt! ich vergeh in den mächtigen Freuden!
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- Dicht, denn dicht um mich ruht deiner Allgegenwart Fülle!
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