|
|
|
|
|
| | Welch Vermächtniß, Brüder, sollt' euch kommen |
| | Von dem Scheidenden, dem armen Frommen? |
| | Den ihr Jüngeren geduldig nährtet, |
| | Seine letzten Tage pflegend ehrtet. |
|
5 | | Wenn wir oft gesehn den König reiten, |
| | Gold an ihm und Gold an allen Seiten, |
| | Edelstein auf ihn und seine Großen |
| | Ausgesät wie dichte Hagelschloßen. |
|
| | Habt ihr jemals ihn darum beneidet? |
10 | | Und nicht herrlicher den Blick geweidet, |
| | Wenn die Sonne sich auf Morgenflügeln |
| | Darnawends unzähligen Gipfelhügeln |
|
| | Bogenhaft hervorhob. Wer enthielte |
| | Sich des Blicks dahin? Ich fühlte, fühlte |
15 | | Tausendmal in so viel Lebenstagen |
| | Mich mit ihr, der kommenden, getragen. |
|
| | Gott auf seinem Throne zu erkennen, |
| | Ihn den Herrn des Lebensquells zu nennen, |
| | Jenes hohen Anblicks werth zu handeln |
20 | | Und in seinem Lichte fortzuwandeln. |
|
| | Aber stieg der Feuerkreis vollendet, |
| | Stand ich als in Finsterniß geblendet, |
| | Schlug den Busen, die erfrischten Glieder |
| | Warf ich, Stirn voran, zur Erde nieder. |
|
25 | | Und nun sey ein heiliges Vermächtniß |
| | Brüderlichem Wollen und Gedächtniß: |
| | Schwerer Dienste tägliche Bewahrung, |
| | Sonst bedarf es keiner Offenbarung. |
|
| | Regt ein Neugeborner fromme Hände, |
30 | | Daß man ihn sogleich zur Sonne wende! |
| | Tauche Leib und Geist im Feuerbade, |
| | Fühlen wird es jeden Morgens Gnade. |
|
| | Dem Lebendigen übergebt die Todten, |
| | Selbst die Thiere deckt mit Schutt und Boden |
35 | | Und so weit sich eure Kraft erstrecket |
| | Was euch unrein dünkt, es sey bedecket. |
|
| | Grabet euer Feld in's zierlich Reine, |
| | Daß die Sonne gern den Fleiß bescheine, |
| | Wenn ihr Bäume pflanzt, so sey's in Reihen, |
40 | | Denn sie läßt Geordnetes gedeihen. |
|
| | Auch dem Wasser darf es in Kanälen |
| | Nie am Laufe, nie an Reine fehlen, |
| | Wie euch Senderud aus Bergrevieren |
| | Rein entspringt, soll er sich rein verlieren. |
|
45 | | Sanften Fall des Wassers nicht zu schwächen, |
| | Sorgt die Gräben fleißig auszustechen, |
| | Rohr und Binse, Molch und Salamander, |
| | Ungeschöpfe! tilgt sie mit einander. |
|
| | Habt ihr Erd' und Wasser so im Reinen, |
50 | | Wird die Sonne gern durch Lüfte scheinen, |
| | Wo sie, ihrer würdig aufgenommen, |
| | Leben wirkt, dem Leben Heil und Frommen. |
|
| | Ihr, von Müh zu Mühe so gepeinigt, |
| | Seyd getrost, nun ist das All gereinigt, |
55 | | Und nun darf der Mensch, als Priester, wagen |
| | Gottes Gleichniß aus dem Stein zu schlagen. |
|
| | Wo die Flamme brennt erkennet freudig, |
| | Hell ist Nacht und Glieder sind geschmeidig, |
| | An des Heerdes raschen Feuerkräften |
60 | | Reift das Rohe Thier- und Pflanzensäften. |
|
| | Schleppt ihr Holz herbey, so thut's mit Wonne, |
| | Denn ihr tragt den Saamen irdscher Sonne, |
| | Pflückt ihr Pambeh, mögt ihr traulich sagen: |
| | Diese wird als Docht das Heilge tragen. |
|
65 | | Werdet ihr in jeder Lampe Brennen |
| | Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen, |
| | Soll euch nie ein Mißgeschick verwehren |
| | Gottes Thron am Morgen zu verehren. |
|
| | Da ist unsers Daseyns Kaisersiegel, |
70 | | Uns und Engeln reiner Gottesspiegel, |
| | Und was nur am Lob des Höchsten stammelt |
| | Ist in Kreis' um Kreise dort versammelt. |
|
| | Will dem Ufer Senderuds entsagen, |
| | Auf zum Darnavend die Flügel schlagen, |
75 | | Wie sie tagt ihr freudig zu begegnen |
| | Und von dorther ewig euch zu segnen. |
|
|