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 M a t h a l    -    N a m e h.   

 B u c h    d e r    P a r a b e l n.   
 

 
 
     

10,1
 
     
   

   Vom Himmel sank, in wilder Meere Schauer,
Ein Tropfe bangend, gräßlich schlug die Flut,
Doch lohnte Gott bescheidnen Glaubensmuth
Und gab dem Tropfen Kraft und Dauer.
 5Ihn schloß die stille Muschel ein
Und nun, zu ew'gem Ruhm und Lohne,
Die Perle glänzt an unsers Kaisers Krone
Mit holdem Blick und mildem Schein.
 

     
10,1

10,2
 
     
   

   Bulbuls Nachtlied, durch die Schauer,
Drang zu Allahs lichtem Throne,
Und dem Wohlgesang zu Lohne
Sperrt er sie in goldnen Bauer.
 5Dieser sind des Menschen Glieder.
Zwar sie fühlet sich beschränket;
Doch wenn sie es recht bedenket,
Singt das Seelchen immer wieder.
 

     
10,2

10,4
 
     
   

   Die Perle die der Muschel entrann,
Die schönste, hochgeboren,
Zum Juwelier, dem guten Mann,
Sprach sie: ich bin verloren!
 5Durchbohrst du mich, mein schönes All
Es ist sogleich zerrüttet,
Mit Schwestern muß ich, Fall für Fall,
Zu schlechten seyn geküttet.
 
   ,,Ich denke jetzt nur an Gewinn,
10Du mußt es mir verzeihen:
Denn wenn ich hier nicht grausam bin,
Wie soll die Schnur sich reihen?"
 

     
10,4

10,5
 
     
   

   Ich sah, mit Staunen und Vergnügen,
Eine Pfauenfeder im Coran liegen,
Willkommen an dem heilgen Platz!
Der Erdgebilde höchster Schatz.
 5An dir wie an des Himmels Sternen
Ist Gottes Größe im Kleinen zu lernen.
Daß er, der Welten überblickt,
Sein Auge hier hat aufgedrückt,
Und so den leichten Flaum geschmückt
10Daß Könige kaum unternahmen
Die Pracht des Vogels nachzuahmen.
Bescheiden freue dich des Ruhms,
So bist du werth des Heiligthums.
 

     
10,5

10,6
 
     
   

   Ein Kaiser hatte zwey Cassire,
Einen zum Nehmen, einen zum Spenden;
Diesem fiel's nur so aus den Händen,
Jener wußte nicht woher zu nehmen.
 5Der Spendende starb, der Herrscher wußte nicht gleich,
Wem das Geber-Amt sey anzuvertrauen,
Und wie man kaum thät um sich schauen,
So war der Nehmer unendlich reich,
Man wußte kaum vor Gold zu leben,
10Weil man Einen Tag nichts ausgegeben.
Da ward nun erst dem Kaiser klar
Was Schuld an allem Unheil war.
Den Zufall wußt' er wohl zu schätzen
Nie wieder die Stelle zu besetzen.
 

     
10,6

10,8
 
     
   

   Alle Menschen groß und klein
Spinnen sich ein Gewebe fein,
Wo sie mit ihrer Scheeren Spitzen
Gar zierlich in der Mitte sitzen.
 5Wenn nun darein ein Besen fährt,
Sagen sie es sey unerhört,
Man habe den größten Pallast zerstört.
 

     
10,8

10,9
 
     
   

   Vom Himmel steigend Jesus bracht'
Des Evangeliums ewige Schrift,
Den Jüngern las er sie Tag und Nacht;
Ein göttlich Wort es wirkt und trifft.
 5Er stieg zurück, nahm's wieder mit;
Sie aber hatten's gut gefühlt
Und jeder schrieb, so Schritt vor Schritt,
Wie ers in seinem Sinn behielt
Verschieden. Es hat nichts zu bedeuten:
10Sie hatten nicht gleiche Fähigkeiten;
Doch damit können sich die Christen
Bis zu dem jüngsten Tage fristen.
 

     
10,9

10,10
Es ist gut.
 
     
 E s    i s t    g u t.   

   Bey Mondenschein im Paradeis
Fand Jehova im Schlafe tief
Adam versunken, legte leis'
Zur Seit' ein Evchen, das auch entschlief.
 5Da lagen nun in Erdeschranken
Gottes zwey lieblichste Gedanken. -
Gut!!! rief er sich zum Meisterlohn,
Er ging sogar nicht gern davon.
 
   Kein Wunder daß es uns berückt,
10Wenn Auge frisch in Auge blickt,
Als hätten wir's so weit gebracht
Bey dem zu seyn der uns gedacht.
Und ruft er uns, wohlan! es sey!
Nur, das beding' ich, alle zwey.
15Dich halten dieser Arme Schranken,
Liebster von allen Gottes-Gedanken.
 

     
10,10
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