B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sigismund von Herberstein
1486 - 1566
     
   


M o s c o v i a
d e r   H a u p t s t a t   i n   R e i s s e n   [ . . . ]
W i e n   1 5 5 7


§ §   5 0 0   -   5 5 1

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§ 500 

     Als ich zum andern mal in der Potschafft gewest bin / hat der Großfürst deren vil gehebt / und in die Mosqua bringen lassen / die ich weib und man gesehen hab / ursach erdacht als wolten sy von jme abtretten / hat die gegen den Litischen Gränitzen außgethailt / darnach vil derselben in Littn gewichen / die völckher von der WIATKA und WOLOCHDA hintz zu dem fluß KAMA weit und prait wonen on alle heuser / seind al man und weiber resch / und behend im lauffen / maisterliche Pogenschützen / der Pogen khumbt selten auß der handt / geben auch jren etwas erwachsnen khindern die Speiß nit / sy haben dann zuvor geschossen / und sich damit wol gehalten.

§ 501 

     Die weiber haben von pamrinden wie ain Diadem den heiligen gemalt wirdt / Und geschnitten / in ain runden raiff eingelassen auf jren heubtern / und mit ainem leinen tuech bedeckht / Als ich sy fragte / weil sy so offt durch die pam und staudn lauffen muesten / wie sy mit solcher höhe durchkhämen? Antworten sy / wie khumt ain Hiersch durch / hat vil höhers auf dem khopf.

§ 502 

     Zwo meyl under dem Niderneugarten seind vil heuser als ain Stätl oder Dorff gewest / darinn man Saltz gemacht hat / aber von Tatern abgeprennt gleichwol verordent gewest wider zu erpauen.

§ 503 

     MORDWA auch ain volckh undterhalb Neugarten an der Wolga an dem gestat gegen Mittentag / den Czeremissen aller sachen gleich / allain das die in heusern wonen.

§ 504 

     Hiemit beschleuß ich des Moscoviter gepiet.

§ 505 

     Hernach wil ich von der Nachperschafft der Moscoviter sagen / und gleich die ordnung von Aufgang nemen / und dann nach Mittentag / und fürt wider gar herumb khumen.

 

Von Tatern.

§ 506 

     Von den Tatern und jrem ursprung / wie man das in der Polnischen Cronickhen und in dem Püchl von baiden Sarmacien vertzaichent findt / und jr vil darvon geschriben haben / wil ich der khains hie einleiben / wäre meer verdrießlich dann nutzlich.

§ 507 

     Sovil ich aber auß der Reissischen geschicht schrifften / und viler leüt undterweisen gehaben mügen / wil ich hie einbringen / Sy sprechen die völcker MOABITHENI die hernach Tatern genent seind / abgesundert wordn von aller anderer leut wesen / sprachen / Sitten / Klaidern / und gewonhaiten / haben sich bey dem fluß CALCA nidergelassen / von wannen die heerkhumen / was glaubens sy auch gewest sein / hat niemandts gewist / wiewol sy von etlichen TAURIMENI genant worden / von andern PICENIGI / ander sy anderst genent haben.

§ 508 

     Methodius Bischof Patantzkhi / sol sagen sy waren auß der wüeste IEUTRISKIE zwischen Mitternacht und Aufgang darkhumen / und gibt für die ursach jres uberziehens / ainer genant GEDEON der fürnembsten und weisesten ainer hat jnen ain forcht eingelagt mit anzaigen der welt zergängklichkait / als möcht die nahent sein / Mit solcher seiner red sy bewegt zu bedenckhen / damit die grossen Reichthumer der welt / sambt der welt nit vergiengen / sollen sy mit grosser menige außgezogen sein / die Länder zuberauben / und alles von Aufgang / biß zu dem fluß EUPHRATES und dem Persianischen Moer grausamlichen verwüstet / Und nach viler Land verwüstung / haben die völckher Polowtzi mit den Reissischen sich understanden denen zu begegnen / und habens bey dem fluß Calca geschlagen im Jar von anfang der welt / 6533.

§ 509 

     darbey versteet man das der in dem Püchel von baiden Sarmacien geschriben / und die Polowtzen jäger verteutscht / gejrrt hat.

§ 510 

     Die POLOWIZI seind die im veld / und nit in heusern wonen / Polle haist das veld / davon das gantz wort mueß verstanden werden / Lowatz oder Lowtzi seind ja Jäger / aber die maisten sylben Pollow geben den verstand Czi oder Ksi verandern an der rechten deuttung nichts / und seind vast alle Namen von Stetten / Schlössern / und Landen / die Herrn oder güter mit dem zuesatz / solcher letsten Sylben an den ortten außgesprochen / Die Reissen vermainen das die Polowtzi Gotten gewest sein / khan das auch hart glauben / Wer die Tartern beschreiben wolt / müste viler Nationen / Sitten und wesen auch der Land gelegenhaiten beschreiben / dann sy allain von jrem glauben yetzo den Namen in der gmain haben / und seind vil underschidlicher Nationen oder Völckher und ferr von einander gelegen / die all den Tarterischen namen angenomen / wie auch der namen Reissen vil Land darein gezogen / BATHI der Tartern Khünig ist von Mittag in Mittenacht mit grosser macht gezogen / und in Bulgariam die an der Wolga undter Casan ligt / khomen / und erobert / des nechsten jars darnach / das ist im 6745 Jar / seinen Syg nachgevolgt / gar in die Mosqua khomen / die Stat ain zeit belegert die jme nachmals aufgeben ist worden / gegebnen glauben nit gehalten / alles ertödt / dann weitters geruckht / Wolodimer / Pereaslaw / Rostow / Sußdali und vil ander Schloß und Stet verprent / alles tod geschlagen / oder in ewige dienstparkhait genumen / den Großfürsten Georgen der jme entgegen getzogen tod geschlagen / den Basilium Constantini Sun mit jme gefangen hingefürt / und auch getödt / das alles sol in obbemeltem Jar geschehen sein.

§ 511 

     Von derselben zeit seind die Reissen gemaingelich al der Tatern underthon gewest / Sy die Tatern haben auch die Fürsten gesetzt / und entsetzt / hintzt an Witolden den Großfürsten in Litten / der hat die Land sovil er der in Reissen uberkhumen / vor der Tatern gwalt vestigelichen beschützt / und ist allen Nachpern ain forcht gewest / Aber die Großfürsten zu Wolodimer und Mosqua seind hintzt an Basilium des Hannsen Sun / dartzue ich geschickht bin / in der Tatern gehorsam bliben.

§ 512 

     Disen Bathi sol ain Khünig zu Hungern Wlaslaw und nach der Tauff Ladislaus genant wardt / der auch geheilligt sein solt / als derselb Bathi in Hungern khriegt / des Khünigs schwester hingefürt / und der Khünig den ereilt / sein Schwester des Bathi wehr erwüscht / und wider den Brueder gefochten / also die baide / der Bathi und des Khünigs schwester erschlagen worden.

§ 513 

     ASBECK ist dem Bathi im Khünigreich nachgevolgt / und ist gestorben im 6834. Dem aber ist sein Sun SANABECK nachkhumen / hat seine gebrüder alle umbpracht / starb im 6868.

§ 514 

     Nach dem khamb BERDABECK der auch zwelf seiner brüder erschlueg / und starb im 6867 Jar. ALCULPA volgt nach denen / der hat nit uber ain Monat geherrscht / sonder von Narusch ainem Fürsten sambt seinen khindern tod geschlagen / Zu dem NARUSCH khamen alle Reissische Fürsten / und den willen oder gwalt erlangt yeglicher in seinem Fürstenthumb zu herrschen / seind also abgezogen / der ist erschlagen im 6868 / dem ist CHIDIR nachgevolgt von seinem Sun THEMIRORSA erschlagen / der hat khaum siben tag geherrscht / dann der ist von TEMNIKMANAI veriagt und uber die Wolga geflohn / ist ereylt und getödt worden im 6869.

§ 515 

     TACHTHAMISCH behielt das Reich / und im Jar 6890 am Sechsundzwaintzigisten tag Augusti hat er die Mosqua mit mordt und prant verwüst / der ist als dann von THEMICKUTLU geschlagen worden / und zu dem Witold in Litten geflohen / darnach hat der THEMICKUT LU das Khünigreich Sarai besessen im 6906 Jar / und drey jar darnach gestorben / dann so ist sein Sun SHATIBECK an des vaters stat khumen / Nach dem THEMIRASSACK / der nam sein zug nach Reßan und die Mosqua zu verderben / des erschrackhen die Fürsten dermassen das sy alle waffen verliessen / und flohen zu den heiligen / und schickhten eylend gehn Wolodimer / umb unser Frauen Maria pild / darbey hievor vil wunderzaichen geschehen sein sollen / Als man die gegen der Mosqua bracht / ist der Fürst mit aller menige entgegen gangen / und zum ersten gebetten / den feindt abzuwenden / darnach mit grosser andacht / und Ehrerbiettung in die Mosqua beglaidt / mit solcher andacht / sagen sy erlangt haben / das die Tatern für Reßan nit gezogen seind / Dem zu ewiger gedechtnuß haben sy an der stat daran sy das Pild emphangen und erwart haben / ain Khirchen erpaut / und den Sechsundzwaintzigisten tag Augusti zu ehrn gesetzt / den haissen sy STRETENNE das ist der entgegenkhunfft / das sol geschehen sein nach beschaffung der welt 6903 Jar.

§ 516 

     Sy sagen der Themirassack sey von geringer geburt und mit Rauberey zu solcher höhe khumen / sey auch ain maisterlicher Dieb in seiner jugent gewest / darvon jme sein namen heerkhumbt / Er stal ain Schoff / den erwischt des Schoffs Herr oder Hiert / hat jme mit ainem stain das Diech zerworffen / Darumb er mit ainem Eisen sich jeder zeit behelffen müssen / Also von Eisen und hingkhen ist jme der nam geschepfft / Themir ist Eisen / Assack hingkher / Diser hat den Constantinopolischen wie sy von Türckhen hart belegert waren / durch seinen Sun hilff geschickht / Als der Sun die Türckhen davon geschlagen / und die belegerten erledigt / ist er zum vater wider gezogen.

§ 517 

     Die Tatern nennen jre gepiet oder Khünigreich HORDA / under denen hat die Horda Sawolskhi den Eltesten und namhafftisten namen gehabt / dan die andern al sollen von der außgangen und heerkhumen sein / seind alle Mahumetisch / wöllen aber nit Türckhen genent werden / achtens für ain schmach / sonder BESERMANI, Die Türckhen nennen sich selbs auch mit dem namen / weil dann die Tatern weitte und villerlay Land besitzen / so khünnen sy auch nit al ainer monier oder wesens beschriben werden / Aber die nächsten im PRECOP seind ainer mittern leng / praites angesichts / als geschwoln / fleischig / claine eintochne augen / den obern khneblpart tragen sy / sonstn gar und am haubt geschorn / aber jre obristen tragen lange zotten von haar ob den ohrn herab schwartz hangend und eingedräet / starckhs leibs / aines freidigen gemüets / und in sonder verpotner unkheusch / alles selb sterbend Roß und Viech nemen sy zu jrer speyß / Schwein essen sy gar nit / man sagt das sy gantzer vier tag mügen der speiß unnd schlaffs geratten / darneben alle arbait verbringen / heerwiderumb so die zu essen khumen / so fressen sy sich unmäßlichen an / also das sy hinwider auch drey oder vier tag thuen schlaffen.

§ 518 

     Darumb wann die ain Raiß in Litten oder Reissen thuen / und sich abmüehen und mit dem Raub beschwären / so raist man jnen nach / und man waiß ungevärlichen den Platz zu jrem leger bequemb / so lassen die nachraissenden dieselb nacht khain feuer in jrem Leger anmachen / damit vermainen die Tatern gar sicher zu sein / So legern sy sich / und schlachten viech essen sich an / lassen jre Pherd auf das graß / und schlaffen / dermassen sein sy gar offt uberfallen und geschlagen worden / wan dann jr ainer so gar hungerig wirdt / schlecht seinem Pherd ain adern / unnd trinckht das pluet / vermainen auch dem Pherd khain schad / sunder nutz sein / So haben sy khain tribnen weg oder strassen / dann sy an khainer stat bleiblich seind / Raisen sy yeder zeit den Sternen und sonderlichen nach dem Polo den sy SZELESNICOL sovil als ain Eisnen Nagln nennen / Roßmilch achten sy für ain guete speiß / darvon die leut starckh und faist werden / Villerlay wurtzen haben sy zu jrer speiß / wenig seind die Saltz brauchen / wann man dann den raub oder ander Profand außtailt / gibt man auf viertzig personen ain Rind oder Pherd / und die ansehenlichern nemen das jngewaid / steckhen die fleckh oder khutlen und hertz / Lungl / Leber etc. an spissle zu dem feuer sovil das sy das khot etwas mit höltzln herdan bringen mügen / und fressens / Darnach leckhen sy nit allain jre finger / sonder auch die höltzl / die faist oder safftig seind worden / mit denen sy das khot abgeschaben haben / Die Roß heubter helt man für ain ehrlich essen / wie bey uns von Wildschweinen / Ire Pherd seind gemain gelichen al niderträchtig nit gar hoch / aber wol starckh und notleidig / den hunger wol leiden mügen / Nehrn sich von der Pamen laub / Esste und rindten / es sey Schnee oder nit / so graben sy in die erden nach wurtzeln / wo khain graß verhanden ist.

§ 519 

     Die Moscoviter sagen / wann ain Tater auf seinem Roß sitzt / sey dasselb undter jme vil rescher lauffend / dann under ainem andern / des sy auß erfarenhait haben / Ire Pherd nennen sy Pachmat / haben gemainglichen dickhe schwäntz / ire Sätl / stegraif und steigleder seind gantz von holtz / allain was sy von andern ortten rauben oder khauffen / für den Pambst [=Sattelpolsterung] nemen sy laub von pamen / ye auch graß / wo sy an die wasser khumen so uberschwemen sy / wan auch ain Feind denen so harrt obligt / so verwerffen sy die claider / auch den Satl machen sich gering / allain die wehr behalten sy / jre wehr seind Pogen und pfeil / gar selten haben sy Säbln / jr streit ist allain von ferrn mit schiessen dann sy ruckhen für als ob sy fluhen / wan man sy dann eylt / so thuen sy den grössern schaden mit hinder sich schiessen / sehen sy dann das sollich nacheylen mit unordnung geschiecht / wenden sy sich pald / wan sy mit grossen heuffen schlahen wellen / und den platz und die weit nach jrer gelegenhait haben / dann so füren sy den Tantz (also nennens die Moscoviter) jre weiser oder fürer / khumen mit jren hauffen neben jren veinden heer / und schiessen ab / pald ruckhen sy hinwegkh / aber ain ander hauffen dergleichen / und also ain hauffen auf den andern / der erste khumt dann wider nach dem letzten / wan sy das dermassen gehaben mügen / steet jr sach gwindlich / wan jnen aber die weisl so vor dem hauffen ziehen / erlegt / oder benumen werden / so seind sy bald in der unodrnung / wan man sy aber in ainer eng bekhumt / und der streit zu der hand und in die nahent khumt / gegen denen die Spieß unnd Tartschen auch seitten wehr haben / seind sy pald geschlagen / sitzen gar khurtz / damit sy sich zum schiessen auf baid seitten auch hindersich gerecht machen / auch allerlay von der erden am Roß sitzend heben mügen / das khunnen sy auch im lauff der Pherd thuen / so auch ainer mit dem Spieß an jne eylt / thuet als fal er vom Pherd / hintzt der Spieß ubergeet / dann ist er wider im Satl / behengt yeder zeit mit dem ainen fueß am Satl / / und mit der ain hand in der maan des Roß / ein yeglicher hat gemaingleichen ains oder zway Pherd neben dem darauf er sitzt / wan das ain müd wirdt / sitzt auff das ander / fuert das müed ledig an der hand / gar schlechte Zam / khain Sporn / sonder gaisln / haben alle verschnitne Pherd / vermainen dieselben mügen meer arbait und hunger ubersteen / Ain claid haben man und weib / alain das die weiber das haubt mit ainem leinen tuech bedeckhen / und haben von leinen tuech hosen / wie die Galeotn in gmain.

§ 520 

     Die Khünigin wan der aine herfürkhumbt / bedeckhen sy jre angesicht / Die gmain leüt haben allain von Schoffen oder andern thiern jre claider / tragens auch so lang / hintzt die gar erfaullen / sy achten ain grosse unbequemblichkhait an ainem ort lang zu pleiben / wan sy sich uber jre khinder ertzürnen sollen sy sprechen / das du dein aigen khot wie die Christen schmeckhen müst / Als pald sy ain ort abgeetzt / und abgehalten haben / uberziehen sy sich auf ain anders / jre weib / khind und anders / füren sy auf Khärnen / Gleichwol seind ander die auch in Fleckhen und Dörffern wonen / das seind die alten auch Khauffleut / die den khriegen nit nachziehen / und wan sy ain rayß thuen / schickhen die ansechliche jre weiber und khind an sichere ort / Es ist ain schmal Recht bey jnen / wan ainer dem andern was nimbt / und der ander das jnnen wirdt / und den darumb anspricht / gibt der zu antwort / Ich bin des notturfftig gewest / wan du was notturfftig wirdest so nimbs auch / So die sach gleich für die Obrigkhait zu clag khumbt / wirdt jme ain solcher gleichmässiger beschaidt / sy laugnen auch nit was sy thuen / Etlich schreiben sy stellen nit / man nens wie man wil / sy rauben und nemen haimlich und offendlich wo sy das ankhumen mügen / sy seind arm / so volgt hernach das nemen / was dan die nächsten Tatern von leuten sonderlichen fahen / verkhauffen sy den Türckhen / oder andern oder gebens zulöse[n] / allain die jungen weibs personen nit / Stet und Schlösser stürmen sy selten / haben ain freid wan sy schaden thuen / und wievil mer sy lands veröden / umb sovil mer vermainen sy jre gränitzen erweittert haben / sy selbs mörden oder erschlahen nit aneinander / allain wan die Khünig widereinander ziehen / so dan ye ainer ainen todschlag thuet und behendigt wirdt / nimbt man von jme Roß wehr und claider / last den lauffen / und der Richter spricht zu jm / gee hin und verricht dein sach / Ausserhalb der Khauffleut / brauchen sy selten Silber unnd Gold / es ist alles im tausch oder gleiches weerdts wahr zubekhumen / Uberkhumen sy dann etwo gelt / so khauffen sy pald in der Mosqua oder anderstwo claider / oder andere notturfft / under denen Tatern so im veld wonen ist gar khain gemerckh / ainem oder dem andern zuegetailt.

§ 521 

     Ain faister Tatter was gefangen / spricht der Moscoviter zu jm / woheer khumbt dir du hund die faist / weil du nit vil zu essen hast / Der Tater Antwort / warumb hab ich nit zu essen / weil ich mich von allem dem Ertrich von Aufgang hintzt dem Nidergang ernern mag / Euch mag aber wol essen mangeln / so jr klaine stuckh ertrich besitzend und täglichen darum zanckhet und khriegt.

§ 522 

     CASAN die Horda oder das Reich / Stat und Schloß aines namens an der Wolga der seitten gegen Mitternacht gelegen bey Sibentzig meyllen underhalb Niderneugarten / dann abwerts nach der Wolga seind öde und wüste Land / jr gemerckh aber gegen dem Sumer Aufgang seind Nachpern die SCHIBANSKI und KOSATZKI Tatern / Der Khünig zu Casan mag in dreyssigthausendt man aufbringen / und sonderlichen zu fueß / darundter seind die Czeremissen und Zuwaschi gewisse Schützen / Die ZUWASCHI seind erfarne Schiffleut / Von Casan hintzt geen Wiatkha zu dem namhafftigisten Schloß / seind bey Sechstzig meylln / Casan auf Tartarisch / haisst ain wellender Khessl / die seind menschlicher weder andere bewonen die heuser und erpauen die Agkher / treiben Khaufmanshandlung / selten Khrieg / Der Basilius hat die dahin getzwungen / das sy sich ergeben / und die Khünig von jme eingesetzt / angenumen / das hat auch vil dartzue gethon / das die wasser / als Mosqua und vil andere zusamen in die Wolga khumen / und also der Moscoviter täglichen ob jnen sein mag / darnach auch der Khauffleut hanttierung davon baiden Herrn grosse einkhomen gefallen / CHELEALECH was da ain Khünig und verließ sein wittib NURSULTAN one khinder / die nam ainer mit namen ABRAHEMIN, dem gepor sy zwen Sün / MACHMETEMIN und ABDELATIPH, er hette aber von dem ersten weib auch ain Sun ALEGA, der selb als erstgeborner trat in das Reich nach dem Vater / und ward dem Moscoviter mit aller sachen gehorsam / den haben die Moscoviterischen Räth / so yeder zeit daselbstn gehalten seind worden / bey ainem Nachtmal wol bezechten / in ain Schlitten gelegt / als wolt man den haim in sein wonung füren / seind mit dem der Mosqua zuegefarn / und gar dahin bracht / der Fürst hat den ain zeit in verwarung gehalten / hinnach geen Wolochda geschickht / daselbst er zu seinem ende pliben / sein Stiefmuetter und die zwen seine gebrueder Abdelatif / unnd Machmetemin geen Byeloyesero verschickt / des Alega brueder ainer hat sich tauffen lassen / und den namen Peter an sich genumen / dem hat auch der Basilius sein Schwester verheyrat / der ander des Alega brueder MENIKTAIR genant / blib in seinem glauben / hintzt in sein tod / und verließ sein wittib mit vil khindern / die alle nach seinem tod den Tauff angenumen und darin gestorben / allain der Dietrich den sy nach jrer sprach PHEODOR nennen / der ist nit getaufft worden / den hab ich noch daselbsten gesehen / Als der Alega hingefürt ward / MACHMETEMIN an sein stat in das Khünigreich gesetzt / der ist bliben hintzt auf das 1518 Jar / die NURSOLTHAN so zuvor CHELEALEKH und ABRAHEMIN zu manen gehabt / nam sy nach mals MENDLIGEREI der Khünig zu Precop / als sy aber bey dem khain khind gehabt / und die lieb jrer khinder sy bewegt / ist in die Mosqua zu dem ABDELATIPH khumen / und darnach zu dem andern Sun MACHMETEMIN dem Khünig zu Casan getzogen / Die zu Casan haben auch hievor dem Moscoviter kain glauben gehalten / und im 1504 Jar abgefallen / daraus vil grosses Kriegs erwachssen / Sich auch jr vil darein gemüscht / wie hernach gesagt wirdt / So pald dem Basilio jr abfaal verkhünt wardt / schickt ain groß Hoer sambt grossem geschütz / dem wasser nach ab / Die von Casan wissten das sy ainem solchen Hoer in vermessner Schlacht nicht gleich wären / haben sy bedacht mit lissten zu uberkhumen / und haben jr volck gegen den Feindten sehen lassen / als lägen sy da zu Veld / mit villen jren Hoerhütten oder getzelten / Sy aber zu gelegner zeit / als sy dan wissten / wan der Feindt ungefärlichen sy würde angreiffen / seind sy haimlich aus dem leger in ain halt getzogen / So dan Niemand meer da gesehen wardt / haben die Moscoviter dafür gehalten / sy wären vorcht halben entrunnen / seind on ordnung und sorg / in das Leger und Hoerhütten gefallen und geplündert / In dem die Tatern mit jren schützen den Czeremissen aus der Halt geprochen / in die gefallen / dermassen abgevertigt / das sy alles geschütz und anders flüchtig verlassen haben / in solcher flucht haben Zwen Puxenmaister jre stuck auch verlassen / und mit andern zu dem Großfürsten khumen / die hat er Ehrlich und mit gnaden emphangen / und den Bartholomeum ain Walhen / der auch den Reissischen glauben angenumen / mit sondern gnadn emphangen und begabt / mit dem ich auch geredt hab / Am ander Püchsenmaister / der hat mit seinem vleiß das stuck Püchsen so jme bevolhen was wider haim bracht / verhofft grosse gnad damit zu erlangen / aber der Fürst jne mit ungnadn angefarn / du hast mich und dich in groß gefar gestelt / villeicht hettest gern / das dich die Feindt sambt der Puxen hingenumen hetten / warumb hastu sovil mühe damit gehabt / und dich damit gesaumet / mir ist nichs an der Püxn gelegen / wan ich nuer leut hab / die giessen und schiessen khünnen / hat jme khain gnad noch ergötzligkhait darumb gethon.

§ 523 

     Als MACHMETEMIN starb / nam SCHEALE die wittib / hat mit hilff des Großfürsten das Khünigreich Casan uberkhumen / der hat das mit grössern der underthonen unwillen nit meer dan vier Jar besessen / Sein ungeschickter weibischer leib / neben andern unschickligkhaiten / machte jme meer unwillens / er hette ain fürhengigen pauch / ain schitters Pärtl und weibisch angesicht / zwen groß schwartz löckh von haar / uber die Orn abhengig / unnd zum Krieg gantz für unteuglich angesehen / darzue hat er seiner undterthonen gueten willen gar veracht / und sich nuer dem Großfürsten guet ertzaigen wöllen / und alle sachen mit außlendern gehandelt / Umb das seind die zu Casan zuegefarn / den SAPGEREI des MENDLIGEREI Khünigs im Precop Sun / zu ainem Khünig erpetten / und beruefft / So pald der new Khünig zuegetzogen / ist der Scheale gewichen / also ist er mit seinem weib und beyschlaffen in die Mosqua khumen / das ist geschehen im 1521 Jar.

§ 524 

     Uber das ist der Khünig aus dem Precop MACHMETGIREI mit ainem grossen Hoer hin gehn Casan getzogen / seinen Brueder SAPGEREI eingesetzt / dan wider zuruckh haimwerts gekheert / so pald er uber den Tanaim khumen / hat er sein weg der Mosqua zu gekheert / und geeylt.

§ 525 

     Der Basilius hat sich des gar nit versehen / als er aber des Feindt zuekhunfft vernam / versamlt sein Volckh / sovil er in der eyl gemügt / und Khnes Demeter Bielski Haubtman daruber gemacht / und an das wasser Occa verordent / den Tatern daruber zukhumen zu wehrn / Der Haubtman was jung / verachtet die Eltern / dieselben hetten des ain beschwärt / weil sy in vil Khriegen Haubtleut gewest / und yetzo khain ansehen hetten / damit von baiden thaillen / wie dan in der gleichen zwispalten geschiecht nit wol gehaust / Die Tatern khamen uber das wasser / das Landt jämerlichen verwüst / und seind khumen auf dreytzehen werst / von der Stat Mosqua / bey etlichen Teichten [sic - korrekte Parallelform] hat der MACHMETGIREI sich zu veld gelegert / weit und prait Prennen und Rauben lassen / sein Brueder SAPGEREI ist mit seinen Casanern auch her auf gehn Wolodimeria und Niderneugarten khumen / allenthalben jämerlichen verwüst / darnach sein baide gebrüder bey Columna zusamen khumen / Der Basilius hat gesehen / das er denen nit möcht widerstehn / gar vertzweiflt / das Schloß und al sachen seinem Schwager Petern / so sich Tauffen hat lassen / und etlichen andern Räthen bevolhen / er ist hin geflohen / und etliche zeit sich undter ainem schober Hey verporgen / am Zwaintzigisten tag Julij die im Schloß Mosqua nahent auch vertzweiffelt / ist ain jämerliche flucht von weibern und khindern in das Schloß geschehen und geeylt / das deren viel erdruckht und zertretten seind / und ist sovil Volckh in das Schloß khumen / das khain Platz gewest ist / sich zu lärn / ain yeglichs hat müssen nider geen lassen / da es gestanden ist / daraus ain solcher gestanckh worden / wan die Feindt wenig tag darvor gelegen / wäre gestanckhs halben ain sterb erweckht / Der zeit waren der Leiflender gesandn in der Mosqua / als die sovil Feur und Rauch im Landt sahen / seind sy in ainem tag Sechsunddreisig meyl geritten / gehn Twer uber das wasser Wolga / da sy dan sicher waren / Ain Teutscher Püxenmaister Niclas / wardt durch den Schatzmaister beruefft / und gar sonft mit im geredt / er sol ain groß alt Eisnen Stuckh (des in vil Jarn nit verruckht / auch unnütz ward) undter das Thor bringen lassen / daruber lacht der Püxenmaister / das befrembt den Schatzmaister / redt jne erstlichen an / ob er sein lachte / spricht der Püxenmaister in dreyen tagen / khan ich das zu khainem nutz under das Thor bringen / und so ich das dahin brächte / und nutz wäre / erschüttet es das Thor / wie thut man dan spricht Schatzmaister / ich hab geacht ye grösser ye besser / dan sucht man erst das khlainer geschütz / ward verr vom Schloß / und die Paurn truegen die Falckhanetlen auf den Achseln on alle gefäß / und der vil / so entsteet ain geschray / Tatern / Tatern / Die al werffen die Püxen von sich / unnd lauffen dem Schloß zue / also lagen die Püxen ain lange gassen heer / nach der zeil / wenig Pherdt hetten die gantz Stat leichtlich abprennen mügen / man hat uber ain Centn Pulver nit gehabt / aller erst muesst man stossen und Pulver machen / der Fürst hat vil geschütz giessen lassen / aber wie in Zeugheusern von nöten ist / nichts dartzue verordent / sonder alles beschlossen gehalten / und wan man jchtes bedarff / sol man das in eyl verrichten / die Rätte im Schloß Mosqua / hat für nottürfftig und guet angesehen / den MENDLIGEREI [Vg. Leitsch 264] Khünig mit eherungen zu sonfften und sonderlichen mit gutem medt / damit er nit weiter verruckhte / oder schaden thätte / Er nam die gaben an / vil sagt wolt die Mosqua nit belegern / auch aus dem Landt ziehen / soverr sich der Basilius verschreibe / sein Ewiger Tributari oder Zinßman zu sein / wie auch sein Vater und seine Vorvodern gewest waren / Solche Brief waren mit dem bessten gevertigt / und uberantwort / Darauff der Khünig Medlingerei mit seinem Hoer nach Rezan getzogen / da sich gelegert / die gefangnen zu lösen und aus zu tauschen / und den Raub zu khauffen geben / Der zeit was in des Tatern Hoer / Eustachi Taschcowitz des Khünigs zu Poln undterthon / mit etlich hundert Phärden dem Tatern zu dienst / Dan derselben zeit was weder frid noch anstand / zwischen Polen und Mosqua / derselb Eustachi kham zu dem Schloß zu Rezan mit etlichem plunder / als wolt er den verkhauffen / der mainung ob er und ander sich möchten in das Schloß eindringen / Der Khünig ging auch auf ainem gleichmessigen ranckh umb / schickht der seinen ainen zu dem Obristen im Schloß / mit solcher mainung / Der Großfürst war sein Tributarij und underthon / dar umb sol der Obriste im Schloß jme dem Khünig auch gehorsamen / Profandt unnd andere nottürfft dargeben / das er auch zu jme dem Khünig khäme / Der Oberste aber IWAN COWAR ain erfarner Khriegsman / und solcher anschleg verstendig / Antwort / jme wäre nit wissent / das sein Großfürst des Khünigs Zinßman ware / wan er aber des ain lautters wissen hette / wesste sich darnach zu halten / Pald waren jme des Großfürsten verschreibungen zuegeschickht / daruber jr vil gewaint haben / Der Eustachius nahnet ye lenger ye meer zu dem Schlos / Knes Pheodor Loppata ain ansehenlicher Man der under andern an diser Raiß gefangen und entrunnen / und etliche mit lissten ausgelassen / die in das Schloß khamen / solche entrunnene vorderten die Tatern wider / darumb auch die Tatern mit grossen heuffen zu dem Schloß nahneten / Die Reissen aus forcht wolten die entrunnene wider hinaus geben / und stunden in grossen angstn und verzweiflung / Ain Teutscher Püxenmaister Hanns Jordan / der sonsten ain Kuglschmid von Haal im Inntal / was im Schloß gewest / der merckhte den lisst / wan sy gar hintzue khomen wären / so hette man jnen mit dem grossen geschütz nichts mügen thuen / vermante des die Obern / und er vermaint zueschiessen / des sy aus forchten nit zuegaben / zu letst so thuet er ain schuß in hauffen / nit verr vom Khünig / mit dem ist ain solcher schrecken under die Feindt khumen / yederman nur davon / damit bracht er die vom Schloß hindan.

§ 526 

     Der Khünig bevalch dem Eustachi / er sol mit dem Obersten darvon reden / unnd jme dröliche wort geben / der oberste entschuldigt sich / der Püxenmaister hette wider sein verpot geschossen / daruber begert er den Püxenmaister / Nun waren sy so gar vertzagt / das die maisten denselben uberantworten wolten / alain der Oberste Hanns Cowar wolt das nit thuen / die Tatern eyleten darvon / was nun die ursach ist / villeicht das er lang ausgewest / oder seine leut mit vil plunder und Raub beladen / ist eylendt hingetzogen / und des Moscoviters verschreibung im Schloß beliben / darinnen er sich so hoch gegen den Tatern verschrieben hette / Datzumal ist ain unglaubliche antzal der gefangnen verfuert worden / sy haben thuern sagen / der wären in Achtmalhundert Thausendt gewest / die maisten verkhauffen sy zu CAPHA den Türcken / die sy nit verkhauffen mügen / als die alten oder kranckhen / die zu der arbait nit teuglich sein / geben sy den Jungen jren leuten / machen sy paissig wie die Jungen hundt / die werffens mit stain zu todt / werffens in das Moer oder uber ain höche ab / oder wie sy verlust / damit sy die tötten / welche aber bey jnen verkhaufft oder behalten werden / die dienen sich mit Sechs jaren frey / aber aus dem Landt thuern sy nit ziehen / dienen und wie sich ain yeglicher zu seiner weittern narung schickhen khan / sovil aber der Khünig zu Casan gefangner uberkhumen hat / die gehen ASTRACHAN zu verkauffen geschickht / das ist auch ain Khünigreich an der Wolga / nahent da die in das Moer felt / Als nun die zwen Khünig aus dem Landt getzogen / ist der Basilius wider gehn der Mosqua khumen / Da ersach er under dem Thor den Niclas Püxenmaister / under vil Volckhs des da zuelieff den Fürsten zu emphahen / Spricht zu jme mit lauter stimb / Nicolai dein trew und vleiß / die du zu erhaltung des Schloß bewisen hast / ist mir wissendt / ich sol dirs mit grossen gnaden vergelten / Als hernach der Hanns Jordan Püxenmaister von Resan khame / der mit dem schiessen die Tatern vom Schloß bracht / Spricht der Großfürst wie bistu gesundt / Gott gab uns das leben / dasselb hastu bestättigt / unser grosse gnad wirdt bey dir sein / die baid verhofften grosser gaben / wardt aber nichts daraus / ob sy gleich derhalben offt vermanung gethan / Darumb sy auch ursach namen zuebitten / sy zu jren freundten ziehen zuelassen / uber solches seind yeglichem mit zehen Gulden die Järlich besoldung gebessert worden / In der zeit entstuend ain red und zwitracht / wer der flucht von der Occa da die Tatern uberkhamen / ain ursacher oder anfenger gewest ware / Die Eltern legten die schuld auf Knes Demetri Bielski als öbersten / der ware Jung und hette der Eltern Rat veracht / Der Demetri aber legt die schuld auf Knes Andreen des Großfürsten Brueder / der ware der erst fliehend gesehn / dem die andern nachgevolgt hetten / damit aber Basilius ain straff thätte / und sein Brueder ubergienge / nam jme ain Haubtman für / der mit seinem Brueder geflohen ist / Knes Iwan Worotinski / ließ den verschmiden / entsetzt den seines ambts / und seines Fürstenthumbs / Basilius wolt die erlitten schmach wider verplenden / hat auf den Sumer darnach ain groß Hoer gesamblt / und vil grosser Püxen mitgenumen / der sy doch zuvor in khainem streit gebraucht haben / und legert sich wider an die Occa / er ist zu Columna bliben / schickht seine Potten zu MENDLIGEREI dem Khünig die jme ansagten / er wäre vergangnes Jars haimlich in sein Landt wie ain Rauber unentsagt gefallen / yetzo sol er khumen / da warttet der Großfürst sein / Der Khünig gab Antwort / er wüsste vil weg in die Mosqua / und auch sein bequembe zeit / wirdt nit yeglichem zu seinem gefallen den zug annemen / Uber solche emphange Antwort lasst der Moscoviter sein Hoer nach Nidern Neugarten verruckhen / das was im 1523 damit er möcht Casan berauben und verhörn / oder gar uberkhumen / von dannen zohe das Hoer an das wasser SZURA / daselbsten an Granitzen hat er das Schloß nach seinem namen Basilowgorod erpaut / und wider zuruckh getzogen / aber im Nachvolgenden Jar / hat er sein Rat Michaeln des Gregorn Sun / mit ainem merern Hoer weder vor nie / nach CAZAN Dasselb zu uberkhumen ausgevertigt / Der SAPGIREI ist gleichwol daran erschrockhen / und darumb zu seinem Brueder geschickht / Damit derselb seiner Jungen Sün ainen gehn Casan an sein stat schickhte / Er zoche zu dem Türckhen umb hilff / der jung ist khumen / und hat sich auf ain Platz gelegert / haisst GOSTINOWOSERO, ist ain Innsl oder weerd in der Wolga / da die Khaufleut zusamen khumen / ist nit verr vom Schloß / da ward er ehrlich von den jnnwonern emphangen / Darundter auch SEYT, das ist der Oberste Briester / wirdt in solchen Ehrn und wirden gehalten / so der khumbt / das jme die Khünig entgegen steend / jme sitzunden am Roß die hendt pieten / und mit dem Kopf naigen / des ist den Khünig zuegeben. Die andern aber als Hertzogen oder Haubtleut / greiffen dem nuer an seine khnie / die Edlen an die Füß / der gmain man beruert alein sein claid oder Pherdt / Diser seyt / hat des Moscoviter Parthey haimlich gehalten / Suechte weeg / wie er den Jungen möcht fahen / und in die Mosqua schickhen / ist aber daruber gefangen / und mit ainem messer offentlich getöd worden / Der Veldhaubtman Michael bracht sovil der Schif zusamen / das geschütz und die Profandt zuefüren / wiewol das wasser vasst prait und weit an den ortten / was doch zu sehen als gar mit scheffen bedeckht / eylt also gegen Casan / wie er gehn Gostinowosero khame / am Sibenden tag Julij / hat sich da gelegert / und Zwaintzig tag auff sein Reissisch volckh gewart / in der zeit ist durch sein anschifftung das Schloß Casan angefeuert / und in angesicht der Reissen gar ausgeprent worden / datzumal was ain grosse gelegenhait das Schloß zu uberkhumen / aber der Haubtman het khain erfarnhait noch schichligkhait / hat khain menschen an Püchl lassen antretten / so ist das Schloß auch sein unverhindert wider aufgepaut worden / ist alles Holtzwerch / am Achtundtzwaintzigisten tag / hat er uber di Wolga geschifft auf das Landt / daran das Schloß ligt / und bey dem fluß CAZANCA sich gelegert / Widerumb Zwaintzig tag auf ain guete gelegenhait gewart / Der Jung zu Casan / sein Veldtleger nit verr von den Moscovitern geschlagen / der hat seine Czeremissen offt an die Reissen geschickht / gleichwol nit vil geschaffen / in dem khumt der ausgetriben Scheale mit etlichen Schiffen / und schreibt dem Jungen / Er solle sich aus seinem erblichen Reich heben / dargegen entpeut jme der Jung / wildu dis mein Reich haben / muesst das mit waffen besuechen / wem dan das glück gibt / der habs / als die Reissen also lang ungethoner sachen vertzogn / haben sy die Profandt vergebens verzert / und hunger gelitten / dan die Czeremissen haben alles weit und prait verheert / und die paß und weg verhuet / das jnen nichts zuekhomen mügen / dermassen / das der Großfürst ir not und abgang nit wissen mügen / So hat er doch Zwen verordent / und nemblichen Khnes Iwan Palitzkhi der mit Profandtschiffen von undter Neugarten dem Hoer zufaren und pald herwider khomen sol / damit der Fürst wisste / was man doch thäte / Der ander ist mit fünff hundert Pherdtn am Land abgezogen / der ist von den Czeremissen erlegt worden / das nit mer dann neun Personen davon khumen seind / der Haubtman schwärlichen verwundt / am dritten tag bey den Feindten gestorben / So pald die mär der niderlag in das Hoer verkhundt / wardt ain solich schreckhen davon / dann man sagte der gantz geraisig hauffen wär erlegt / das khain anderer gedanckhen was / dan fliehen / und ward beschlossen abzuziehen / doch wussten sy nit / ob sy jren weg nach dem wasser auf nemen sollen / des doch gar beschwärlich was / oder ob sy abwerts Schiffen sollen / damit sy etwo zu ainem einrinnenden fluß khämen / nach demselben sy mit besser bequemlichkhait unverhindert der feindt uber sich khumen möchten / In der betrachtung so khumen die neün uberbelibne von den Fünffhundert erschlagnen / die sagten das der Hanns Palitzkhi mit vil Schiffen und Profandt abgeverttigt / und am weg wäre / der ist auch unglücksäliger mit wenig Schiffen den feindten entrunnen / und ankhomen/ dann er was von grosser arbait müd worden / sich aines nachts am gstat im Schiff zu rhue gelegt / so khumen die Czeremissen / mit grossem geschray / wer fert alhie / des Palitzkhi diener vermaintn es wären jre Schifleüt / droen denen sy morgens zu gaisln / umb das sy dem herrn Obristen sein rhue nit liessen / darüber sagten die Czeremissen / morgen wellen wir anderst mit euch handln / und al gepunden gen Casan füeren / Am morgens vor Sunnen schein / was ain dickher Nepl / fallen die Czeremissen in die Schiff / und erschreckhen die Reissen dermassen / das der Palitzkhi under seinen neüntzig der grössern Schiff verließ / in der jeglichen dreissig menschen waren / und verlast das gestat / gibt sich in die mitte des fluß / und in der finster des Nepls vasst plasser zu dem Hoer khomen / darnach hat er mit vilen Schiffen sein weg wider uber sich genumen / mit gleichem unglückh / den Czeremissen in die hend khomen / alle Schiffung verlassen / mit wenigen entrunen / in denen allen unglückhen und hunger / So ist der geraisig zeug am Land uber das wasser VIEGA / so von Mittentag heer / und acht meil under Casan in die Wolga rindt / khumen / und zwier von Tatern angegriffen / und zu bayder seitten vil erlegt / doch seind die Tattern gewichen / darnach seind die zu dem andern Hoer khumen / und am Fünffzehenden tag Augusti haben sy Casan belegert / Der jung hat sein leger an der andern seitten der Stat geschlagen / denen under augen / und seine Reitter außgelassen / der feinde Hoer zu besehen / und sy zu der Schlacht zu raitzen / damit seind villerlay scharmutzeln geschehen / uns haben namhaffte leüt / die auch darbey gewest sein / angezaigt / das sechs Reitter gegen der Moscoviter leger sich gelassen / die der SCHEALE mit hundert unnd fünfftzig Pherdten angreiffen wellen / aber durch den Obersten verbotten worden / dann zway tausent Pherdt waren verordent / damit wolten sy die Tatern umbritten haben / das die nit entrinnen möchten / Aber die Tatern theten gemachs fliehen / und so die Moscoviter nacheylten / stelten sich die Tatern wider zu wöhr / gleichermassen theten die Moscoviter / So sehen die Tatern der Moscoviter clainmüetigkhait / und schiessen in sy / haben auch in der flucht jr vil verwundt / Dan so sterckhen sich die Moscoviter / jagten die wider / und also ain zeit ainer den andern getribn / in dem seind zway Tatarische Phärd auß ainer Püchssen erschossen / Die ubrigen vier Reitter / haben die zwen deren Pherdt erschossen / under jnen allen hinweg gefüert / In der weil bracht man das geschütz an das Schloß / und beschoß das / die aber im Schloß haben sich auch nit faul gestelt / schossen seer wider herauß / in dem ward der Püchssenmaister im Schloß erschossen / sy hetten auch khain andern / So pald das erindert ward / hetten die Teütschen und ander besölte Diener oder khnecht gantzen trost / das Schloß zu gewinnen / aber der Haubtman hat den hunger seiner leüt bedacht / und haimlichen umb ain anstand gehandlt / damit er sein volck und geschütz von dannen bringen möcht / und den sturm nit wellen bewilligen / sonder sy mit sträfllichen worten angeredt / das sy an sein haissen sich des underfahen wolten / Die Tattern so pald sy des Haubtmans mainung vernamen / schickhten sich auch darnach / Namen die mitl so der Oberste fürschlueg an / nemlich das sy jre Potn zu dem Großfürsten schickhten / und des fridens zwischen jnen handlen / Nach solchem beschluß zoch Palitzkhi mit den Reyttern in die Mosqua / sy verdachten den Obersten / als hette er gaben von Tatern genumen / solchen verdacht merckhte ain Püchssenmaister Sophoier / der wolte mit seiner Püchssen zu den Feinden gefallen sein / und ist darüber gefangen und schwaerlichen gefragt worden / hat bekhent seinen willen / und das er gaben darumb emphangen hette / gegen dem der Oberste nichts weitters gehandlt / sonder also bleiben lassen / wie das Hoer wider abgezogen / als man sagte / waren hundert und achtzig tausendt / Des Khünig zu Casan gesandte ainer zu dem Großfürsten in die Mosqua khamen / und noch der zeit / wie ich zum andern mal khame / da gewest / was noch khain frid zwischen jnen beschlossen / Der Moscoviter hat auch den tag und platz wie die grossen märgkht zu GOSTINOWOSERO hievor gehalten worden / geen Niderneugarten gesetzt / und benent / zu grossem der Casaner abpruch jres einkhumens und narung / auch bey grossen peenen gepotten / das der seinigen khainer weitter hinab ziehen sol / mit dem unnd von wegen mangl des Saltz verhoffte der Großfürst sy zu bezwingen / sich wider zu ergeben / Aber auß solcher uberlegung des Marckhts / hat der Moscoviter nit minder schaden / dan die Casaner genumen / wan villerlay sachen die man von ASTRACHAN auch Persien und Armenia nach dem Moer und wasser hievor heraufbracht / seind in grosse staigerung und abgang khumen / und for auß der Edlen Visch Beluga die undter und ober Casan gefangen werden / geraten müessen / hab auch zu der andern meiner ankhunfft khain erfragen mügen / Sovil von Casanischen handlungen.

§ 527 

     NAGAI, (so man den namen außspricht / wirdt NAHAI geredt) die Tatern khumen nach Casan die yenhalb der Wolga wonen am CASPIO Moer an dem fluß IAYCK der auß dem Land SIBIER herfleust / dieselben Tatern haben khain Khünig / sonder Hertzogen oder Fürsten / der seind zu unsern zeitten drey gewest / das volckh und gegent gleich gethailt / Der ain hieß SCHIDAK der hat ain Stat genent SARAITZICK gegen dem Aufgang yent der Volga sambt dem thail am Jaick / COSSUM hieß der ander / der hat sein thail zwischen den flussen KAMA Jaickh und Wolga / SCHICHMAMAI der dritte besaß ain thail des Landts Sibier und die umbligende Länder / Schichmamai wirdt sovil gesprochen / als heilig oder geweltig / Dise Land seind vasst alle sehr wäldig / ausser der geen Scharaitzikh ligend / die seind etwas plosser.

§ 528 

     Zwischen der Wolga und Jaickh bey dem Moer CASPIO wonten vor zeiten die namhafftigisten Tatern SAWOLSKI ain mechtiges Khünigreich / Ein ehrlicher Moscoviter hat mir und andern glaubhafftig gesagt / wie sein Vatter zu derselben Khünig ainem geschickht sey worden / habe daselbsten ain Samen gesehen / etwas clainer und runder dan Melaun Sam / davon sol ain frucht erwachsen sein ainem Lämplen gleich / und der Stam wurde als fünff span hoch / nach derselben sprach nente man dieselb frucht BORANETZ / sovil als ain Lample / dann es hette glider wie ain Neugefallen Lämpl / die frucht sol bluet aber khain fleisch haben / sonder wie die Krebssen / zum hindersten ain materi haben an des fleischs stat / die füssl hetten nit hürnene khloe / sonder nur haar oder wollen / der Stam steet wie am napl oder mitten am pauch / sol so lang leben / als lang des die narung umb sich erraichen mag / die heytl seind subtyl / soln sy prauchen under jre Colpagkhen oder hüetle / jr vil haben Khundtschafft geben / die der selben heytle gesehen haben / die Lämple sollen gar süeß zu essen sein / darumb streichen jnen die Wölff und das gefügl seer nach / Hernach in Teütschen landen vor wenig zeiten hat mir Doctor Guilhelmus Postellus ain weit erfarner man gesagt / er hab auf mein Lateinische beschreibungen dem Lämplen nachgefragt / und vom Michael der Venedigischen herrschafft Türckischen und Arabischen Tulmätschn / der in vasst vil und ferren landen gewandert vernomen / das er in ainer Tatarischn Stat SAMARCANDA die sich mit der Nachperschafft an das Caspysch Moer und die ort davon ich schreib erstreckht / gesehen hab / gar subtile pelgl die man von ainem gwächs daselbstn hin und weitter bringt die MUSSULMANI prauchen die auff jren geschornen khopfn auch an plassen leib / Er Michael hab das gewächs nit gesehen / aber vernomen / das von ainem gwächs auß der erden ainem Thier gleich furmüg sein / soltn daselbsten SAMARCANDEI genent werden / Ich schreibs wie sy gesagt haben jm sey wie jm welle / man mag sich der warheit erfragen.

§ 529 

     Von SCHIDAK in Aufgang zwaintzig tagraisen / khumbt man zu den völckern / welche die Moscoviter nennen IURGENCZI uber die herrscht BARACK SZOLTHAN, sol des Großfürsten CHAN oder Khünig von Cathaia brueder sein / und von dannen sollen noch zehen tagraisen sein / zu dem BEBEYD Chan / das sol der groß CHAN zu CATHAIA sein.

§ 530 

     ASTRACHAN ain namhaffte grosse Stat / darinnen grosser Khauffmans handl gephlegen wirdt / die gantz gegent oder herrschafft behelt denselben namen / und ist zehen tagr aiß undter Casan / an der Wolga dißhalb gegen Mittag / nahend am gmund / wiewol etlich schreiben / sol etliche tagraisen von gmundt ligen / des ainer oder der ander ursach mügen haben / wie jr vil sagen und schreiben / sich der fluß in Sibentzig arm außthailt / und vil weerd oder Insseln macht / auch mit sovil gmunden einfelt / das alles wie ain Moer ain ansehen hat / jr vil schreiben und nennen dise Stat Citrachan.

§ 531 

     TUMENSKI, SCHIBANSKI und COSACZKI / die Tatern wonen uber die Wiatkha und Casan / rainend an groß Permia / Tumenski hat vil wälder und uber zehentausent man nit.

§ 532 

     KALMUCHI seind Tatern auch uber die Wolga hinüber / die allain under den Tatern lange haar tragen / Darnach ist ain Stat dißhalb der Wolga am Caspischen Moer / Sechs tagraisen von Astrachan / haisst SCHAMACHIA da arbait man villerlay Seiden / die sol der Khünig von Persia nit vor lengst erobert und eingenumen haben.

§ 533 

     ASOPH ain Stat am wasser Tanais / sol Siben tagraisen von Astrachan ligen / und von Precop der Stat fünf tagraiß / von Asoph ghen Schamachia zwelf tagraisen / zwischen Casan und Astrachan / nach der Wolga / zu baider seitz ab / und gar herüber an Nieper / seind alles ungepaute Land / da dennocht vil volckhs wonent / Allain was Asoph und ACHAS welche zwelf meil ob Asoph am Tanais ligt / und etliche wenige Tatern so am clain Tanais das veld pauen und in heusern wonen.

§ 534 

     APHGASI seinn völckher / so man sich von Aufgang nach Mittag wendt / bey den gemösen Meothis / unnd dem Moer bey dem wasser CUPA des auch in die gemöß einfleust / wonend / daselbsten seind gepürg hintzt an das wasser MERULA, welches in das Pontisch oder Schwartz (die Walhen nennen diß das groß Moer) felt / in denselben gepürgen wonen die völckher CIRCASSI oder CYKY / haben ain solch vesst Land / das sy weder in der Türckhen noch der Tatern gewalt oder gehorsamb seind / Nach der Reissen sag / seind dieselben Christen des Griechischen glaubens / und verrichten allen Gotsdienst / in jrer als Windischer sprach / torsse Moerrauber / sy haben vil flüß die auß den gepürgen in das Moer fliessen / da sy jre Schiff halten / und auff die Khaufleut die von Capha nach Constantinopl schiffen / jr aufsehen halten / Uber die Cupa ist MENGARLIA das wasser ERACLEA entzwischen / hinfur COTATIS, des etlich COLCHIS vermainn sein / Darnach khumbt PHASIS das wasser / unnd ehe das in das Moer felt / nit verr von dem gmund / SATABEL macht es ain Innsl oder weerdt / da nach etlicher mainung des IASON Schiff gestanden sein sollen / uber den Phasis khumt TRAPESUNT.

§ 535 

     Das Moer so man ain gmöß Meothis nent / darein der Tanais fleust / sol drey hundert Wälhisch meyl in der lenge sein / hintzt an das gepürg bey sant Johanns / dan so khumbts in ain enge zwayer Welhischer meyl / furt auß so veraint es sich mit dem Moer.

§ 536 

     PRECOP das Land yetzo also genent Lateinisch THAURICA CHERSONESUS ligt mit dem ainen thail an den gemösen MEOTIS das merer mit dem Moer umbflossen / als man vom Land hinein zeucht / ist vom Moer an das gemöß nit verrer dan Tausent zweyhundert schriet / In denselben umbgebnen Khraiß ligt ain Schloß oder Stat genant KRYM da zuvor die Khünig jre gesäß gehabt / davon sy auch KRYMSKI den namen gehabt / Ainer auß denen hat wellen die wasser zusamen bringen / mit durchgraben der ennge des Ertrichs / damit ain Innsl dar auß wer worden / Der graben ward zum thail gemacht / aber nit so tieff / als fürgenomen und von nöten was / von solchem grabm / als auch ain Stat daran gepauen / hat das Land und die Stat den Namen genumen / dan KOPAT haist grabm / PRECOP als durchgrabm / nach windischer sprach. Die Khünig daselbstn werden heut darnach PRECOPSKI genant / Es hat ainer geschriben / als ob zu Kayser Maximilian etc. zeitn ain Khünig da geherrscht mit namen Procopius / Gleichermassen yenthalb der Wolga so Windisch Savolski haist vermaint Sawolhius geregiert haben / der seer betrogen / Diß Land ist auch nach der leng mit ainem wald gethailt / das thail so gerad an das Moer raint / helt der Türckh / darin ist die Stat CAPHA etwan THEODOSIA genant / die Genueser habens etwan besessen / Der MACHUMETES Türckischer Kayser hat jnen die Stat genumen / Den andern thail dißhalb des walds so das Ertrich berürt / halten die Tatern / dieselben Tatern alle khumen heer / von den Sawolhensern / als sy ainmal in zwitracht khamen / seind die daheer geratten / und darum seind sy noch füro in der feindtschafft beliben / vil Kriegs gehabt / und noch zu unserm gedenckhen / als Alexander Khünig in Poln und Großfürst in Litten herrschte / kham SCHEACHMET der Khünig von Sawolchen dahin zu dem Großfürsten in Littn / mit samht weib und seinem volckh / der maynung / das sy paid solten wider den Khünig in Precop khriegen / des sy sich mit ainander verträgen und verpunden hetten / der Khünig belib in Heusern sein weib und volckh lagen zu veld im Schnee / der khelten waren sy nit gewont / dan der orten sy heer khamen / pleibt khain solcher Schnee / und der Khünig zu Poln Großfürst / gieng langsamb mit seiner zuberaittung umb / die Khünigin und das volckh ward verdrossen / Sy schickht jren Potn zu dem Khünig in Precop / Soverr Er sy zu seinem weib nemen / so wel sy sambt jrem volckh zu jme khumen / des also angenumen wardt / mit der besterckhung schickht der selb Precopski die ubermaß des volckhs / so bey dem SCHEACHMET beliben was / zu uberfallen / Der Scheachmet sach sein unglückh / nam seine leüt die er noch hette / als Sechshundert Pherdt / wolt den Litten nimer trauen / zeucht hin gen Weissenburg das man MONCASTRO nent / am NISTER, Lateinisch TYRAS dem fluß / gehört dem Türckhen / verhofft vom Türckhen hilff zu erlangen / weil er sich aber mit den Christen wider jres glaubens feindt verpunden hette / bevalch der Türckh den zu fahen / des er war genumen und khaum mit halben volckh von dannen entritten / khumt wider ghen Chiow / wont im veld / der ist durch die Litten umbgeben / unnd in jren gwalt bracht worden / wie man mit dem ghen der Wild nachnete / kham Khünig Alexander jme entgegen / emphieng und beglaittet den eerlichen zu Herberg mit gueter vertröstung / fuert den auch mit sich in die zusamenkhunfft der Poln / da solte man des Khriegs halben wider MENDLINGEREI in Precop hanndlen / Als sich das lang verzoch / und der Tater vernam die Hoerfart were bewilligt und beschlossen / Fragt er / was man nunmals thuen welle / sagt / man würde das Khriegsvolckh aufnemen und schicken / darzue spricht er / wolten die Herrn nit auch mit ziehen / vermaint on die wurde nit vil guets gekhriegt / und trachtet dan wider darvon / Darüber er gefangen / und zu TROKI in ainem Schloß vier meil von der Wild erlichen verhüet und gehalten worden / der Waivoda daselbstn zu Trokhi hat mich zu gast gehabt / und denselben Khünig auch an Tisch gesetzt / ist hernach gleichwol ledig gelassen / aber pald erschlagen / Also haben die Savolhischen Khünig ain ende genumen / mit den seind die Khünig zu Astrachan / welche aines geschlechts gewest auch vergangen / damit seind die zu Precop gewachsen / also das derselb den Khünig zu Poln dahin bracht hat / das er jme järlichen ain gelt gibt / als die Poln sagen / ain diennst gelt / damit zu allen des Khünigs notturfften leüt zuschickhen und dienen sol / zu besorgen ainen Tribut gleich / Der Moscoviter gleichermassn denselben Tatern stätes mit gaben versünen mueß / khumt auch auß dem / weil die paid Großfürsten Litten und Mosqua in stäter Feindtschafft gegeneinander steen / vermaint yeglicher welle den Tatern zu hilff haben / So begibt sich das er von baiden nimbt / yeglichem gueten trost gibt / und betreugt sy baid / wie dan der zeit als ich erstlich in Litten und Mosqua geschickt wardt / der Moscoviter zu khainem gleichen friden oder anstand bewegt möcht werden / Der Polnisch Khünig vermöcht den Tatern wid[er] den Moscoviter / des er auch bewilligt / Als aber der Polnisch Khünig dem Moscoviter für OPOCZKA in sein Land zoch / der Moscoviter handlt aber mit dem Tatern / die mainung / weil der Khünig sein volckh ausser seines Lands hette / müge der Tater in des Khünig zu Poln Land als unversehen seinen willen schaffen / dem Rat volgte der Tater / ist also mit der Nachpern zwitracht so groß gewachsen.

§ 537 

     Derselb MENDLIGEREI Khünig zu Precop hat ainen Taterischen Fürsten / auß NAGAI mit namen MAMAI auf sein seitten bracht. Als der / im 1524 Jar zu Precop außgezogen / und den Khünig zu ASTRACHAN uberfallen / ist jme aber empflohen / der Precopski die Stat eingenumen / etliche tag darin gewont / So schickhet ain ander Nahaiski Fürst mit namen AGIS zu seinem brueder MAMAI und strafft den / warumb er jnen allen zu schaden ainen so mächtigen an die ort brächte / der sich auch ain Herrn uber sy undternemen werde / Auf das haben sich die paid gebrüder entschlossen / der AGIS sol mit wievil er müge volckh khumen / so wellen sy sich baid der gehabten sorg erledigen / Agis bestimbt die zeit seiner zukhunfft / der Mamai sagt zu dem Khünig das volckh sey nit in Steten zu halten / wurde damit verderbt / nachdem die yeder zeit im veld zu ligen gewont seind / man sol sich zu veld legern / Der Khünig volgt / der Mamai legert sich an das ort da sein Brueder zu jme khumen möchte / die uberfielen den Khünig sambt seinem Sun BATHIR Fünffund zwaintzig järigen am essen / schluegen die baid zu tod / und das maist sein volckh / sovil des nit mocht entrinnen / und haben den fluchtigen nachgehengt / gar uber den Tanais und zu der Stat Precop / die belegerten sy ain zeit / als sy die mit bedroen oder betaidigen nit mochten erobern / seind sy abgezogen / damit ist der Khünig von ASTRACHAN wider in sein reich khumen / und die Khünig in Precop an jrer macht ernidert / Als MACHMETGIREI erschlagen / SADACHGIREI mit hilff des Türckhen dem er lang gedient hat / das Khünigreich uberkhumen / wie aber der nach Türckischen gewonhait sich gehalten / sich wenig sehen lassen / ist er wider außgetriben worden / und seins Brueder Sun eingesetzt / derselb hat den SCHADACHGIREI zu fängkhnuß bracht / der pat den Jungen / damit Er in seim pluet nit wüttet / seines alters sich erparmbte / und vergundte jme als ainer ainschichtigen person etwo in ainem Schloß zu leben / und des Titl aines Khünigs lassen / Er welle sich alles gepiets entschlahen / hat das also erlangt.

§ 538 

     Die Namen der wirdigkhaiten seind ungevärlich die / CHAN ist Khünig / SOLTAN aines Khünigs Sun / BY als ain Hertzog / MURSA aines Hertzogen Sun / OLBOUT ain Edl oder Ratsman / OLBOADULU aines Edlmans Sun SEYT wierdt der Obrister Briester genent / KSI ist ain gemainer man / Der ämbter namen / ULAN ist der nechste nach dem Khünig / dan die Khünig haben vier / mit denen sy alle sachen beratschlagen / Der erst haist SCHIRNI, der Ander BARNI, der Drit GARGNI, der Viert CZYPTZAN, Sovil von Tatern.
 

Von Litten.

§ 539 

     LITHEN das Großfürstenthumb mit seinen zuegehörigen Fürstenthumen und Landen / stoßt an das Moscovitisch gepiet / von Czircassn / nit die an de[m] Moer / davon hievor gesagt / sonder am Nieper undter Chiow / hinab sitzen / untzt an das Leifflendisch Land / so sich zu Dunenburg an der Duna / welche die Reissen Dwina nennen / anhebt. Dise Czircassen sein Reissen denen was hievor fürgesetzt / Eustachius Taschcowitz ain anschlegiger listiger Khriegßman / der mit den Tatern vil handlungen und gemainschafft gehabt / und sy doch offt auch geschlagen / und erlegt.

§ 540 

     So ist er auch bey dem Moscoviter gewest / die alle auch seinen herrn Khünig offt uberfüert / Des Jars als wir in der Mosqua waren / hat er etliche Tatern auff Littisch geclaidt / auff des Moscoviter Land raisen lassen / er wisste wol die Moscoviter wurden nit underlassen / denen nachzueyllen / hat sich mit seinen leüten in ain halt gestelt / die eyllende Moscoviter zu emphahen / Als die Tatern ain grossen raub in dem Land SEVERA bekhumen / und auf Litten jren abtzug namen / Moscoviter pald denen nachgeeylt / und ain Raub in Litten gethon / und sich gerochen damit uberladen / und beschwärdt / am wider ziehen hat der Eustachius die emphangen / und alle erschlagen / der Großfürst schickht sein potn zu dem Khünig in Poln / beschwärdt sich des unrechten / so jme wider den anstand beschehen wär / der Khünig antwort / Seine leüt hetten jme khain unrecht gethon / die Moscoviter aber hetten in Litten schaden gethon / des hetten die seinige gerochen / Also het der Großfürst den schaden sambt dem spot.

§ 541 

     Undterhalb der Reissischen CZIRCASSN ist khain Christen wonung meer / aber viertzig meil undterhalb am Nieper / und nit verr ob dem einfaal in das Moer oder gmundts / ist in Stat genent OZAKOW an dem gestat gegen der Walachei welche die Tatern nit gar lengst von dem Großfürstenthumb Litten genumen / yetzo aber hat der Türck dieselb jnnen / Von Ozakow untz gehn Weissenburg / das am gmundt des Nister den man Lateinisch TYRAS nent ligt / dieselb Stat nent man auch MONCASTRO hat auch der Türckh innen / seind viertzehen meil / Von Ozakow in Precop viertzehen / von Czircassn gehn Precop viertzig meil / von Czircassen uber sich nach dem wasser syben meil ist KAYNOW / aber uber sich achtzehen meyl ist KYOW / die alte Edle der Reissen etwan Haubtstat / wie die gewest ist / mag man noch von den uberblibnen stumpfen und den wunderbarlichen grebnussen in den pergen und unvertzerten leihen abnemen / an vil ortten daselbstn umb / werden vil öder Clöster und Khirchen gesehen / Ich hab von glaubwirdigen personen vernomen / das die Maidlen daselbsten selten uber syben Jar kheusch bleiben / khain glaubliche und vernünfftige ursach hab ich nit gehört / den Khaufleuten ist nit verpotten dieselben zu jrem willen zu bringen / aber nit zu verfüren / dan welcher aine understeet zu verfüeren / und betretten wirdt / verleust leib und guet / Daselbstn haben sy das Recht / welcher frömbder Khauffman daselbstn stirbt / desselben guet gefelt der Herrschafft in gleichen faal herwider / Welcher Khauffman von Chiow bey dem Tatern oder Türckhen stirbt / so beleibt das guet so bey jme gefunden / auch dersel[ben] Herrschafft darin er gestorben ist / Es ist ain perg daselbst / wan die Khaufleut darauf / als sy dan müssen faren / und ichtes am wagen pricht / das er nit faren mag / so ist das guet auf dem wagen der Herrschafft verfallen / Das alles hat mir Herr Albrecht Gastold derselben zeit Waivoda zu der Wild / und Stathalter des Großfürstenthumbs Litten / selbs gesagt / Noch für auf von Chiow dreissig meil ist MOSIER an dem fluß PREPETZ / der zwölf meil ober Chiow in Nieperg laufft / THUR ain ander Vischreicher fluß / khumbt in Prepetz / Von Mosier gehn BOBRANSCO dreyssig meil / mer uber sich Fünffundtzwaintzig meil / ist MOGILEW das ligt Sechs meil undter ORSSA / die Fleckhen alle / untzt heer / ligen am Nieper heer dißhalb gegen Nidergang gehörn gehn Litten / was aber an der andern seitten des Nieper ligt / gegen Aufgang ist des Moscoviter / allain DOBROWNA und MSTISLAW / zwischen Orsa und Dobrowna geschach die schlacht / davon hievor geschriben ist / in wenig Jarn erwuechs solch groß holtz / das niemandt glauben möcht / das da sovil platz gewest wör / sovil volgkhs mit jren hauffen sich da zusamen zu thuen.

§ 542 

     BORISOW ist ain Stat Zwoundtzwaintzig meil von der Orsa heerwerts gegen Nidergang an dem wasser BERESINA des undterhalb Bobransco in Nieper felt / das wasser an dem ort nach meinem ansehen / ist grösser und praiter dan der Nieper zu Smolensco / und ich acht das dises wasser von den alten der BORISTENES genent ward / dan die baide Namen haben schier ain außsprechn oder laut / so man des PTOLOMEI beschreibung sicht / wirdt man nachend befinden derselben ainen vrsprung umb die ort gesetzt haben.

§ 543 

     Der Litten sachen seindt hintzt zu des Witolden zeitn wol gestanden / wan man yetzo zu veld ziehen sol so khumen sy gleich wol gerüst / auf den bestimbten platz / aber so man weitter verruckhen sol / khumbt ainer nach dem andern zu dem Obersten / suecht ain ursach / damit er sich außreden mag / gibt dem Obersten gelt / und bleibt anhaimbs / die armen und die Dienner sollen alles thuen / und welche selbs raysen schickhen das beste von Rossen und Khlaidern widerumb haim / und das geschiecht nit haimlich oder mit schandn / Man läst das offendtlichen also berüeffen / ob sich yemandt mit gelt von solcher rayß entledigen welle / und geet also zue / das sy sich der guete jrer Fürsten und Freyhaiten nicht allain prauchen / sonder mißprauchen / sy haben der Fürsten einkhomen so gar in jren henden ain zeit gehabt / Also wan der Khünig Sigmund in dasselb Land khumen ist / sein aigen gelt des mitbracht[t] ward / zeren müste / allain die Herrn oder Landleut hetten was auß guetem willen dargeben / gebrauchen sich langer claider / mit dem Pogen auf Tatarisch / Spieß oder Copien und Tartschen / auch Säbln / auf Hungerisch / guete verschnitne Pherdt / unbeschlagen mit geringen pyssen oder Mundstuckhn.

§ 544 

     WILD / Lateinisch und Windisch WILNA ist die Haubtstat in Litten / ligt zwischen Pühlen / do die zway wasser VELIA und WILNA zusamen fliessen / die Welia behelt den namen / und felt etliche meil undter der Wild in fluß MUML / also nennen den die Preysen / auf Reissisch NEMEN / Ich acht bey dem Ptolomeo CRONON genent / der schaidt Preissen (des so yetzo Margraf Albrecht von Brandenburg sider er den Teütschen orden abgethon / und sich dem Khünig zu Poln undtergeben / Erblichen als Hertzog jnhat) Von SAMEITEN / da der auch in das Teutsch Moer felt / Die Stat ist jetzmals mit ainer mauer umbgeben / hat vil ansehenlicher Khirchen / und Clöster gemaurt / und ain Bischofflicher stuel / der zeit was Herr Hanns des Khünigs Sigmunden natürlicher Sun Bischove / hielt uns an unserer widerkhunfft wol / In dem einfang da der Khünig oder Fürst sein wonung hat / ist ain Thumbkhirchen / heervornen ain Pharrkhirchen / etliche Clöster und sunderlichen der Parfuesser wol erpaut / aber vil meer seind der Reissischen dann Römischen Khirchen in der Stat / In dem Fürstenthumb und zuegehörigen Landen / seind drey Römische Bischoff da zu der Wild / zu Samathein / unnd zu Chiow / Die Reissischen aber seind in dem / und im Polnischen gebiet / der Ertzbischofe wont yetzo in d[er] Wild / Bischove zu Polotzkho / Wolodimer / Lutzkho / Pinsco / zu Khelm / und Premissl / Die Litten haben jr narung von Hönig / Wachs / Pech / Traid / dartzu machen sy vil Aschen / Preter und manigerlay holtz / zu Schiffen / und anderm gepeu / des sy zu der See oder Moer und am maisten Dantzkha zue füeren verkhaufen / und vertauschen umb Saltz / das bringt man auß Brithania daheer / Der zeit wie Khünig Cristiern auß Denmarck gewichen / und dasselb Moer der Rauber halben unsicher was / hat man angefangen das Saltz auß Reissen dahin zu füeren / des man sich noch gebraucht / Bey unsern gedenckhen seind zwen namhaffte Fürsten in der Land ort gewest / der Khnes Constantin Ostroski der gleichwol aines mals von den Moscovitern geschlagen und gefangen worden / aber zuvor und hernach vil glückhs und uberwindung wider die Moscoviter / Walachen / und Tatern gehabt / Ich bin so glückhsälig nit gewest / das ich den / wie offt ich der zeit Er noch gelebt / in Litten gewest bin / hette mügen sehen / Dan Khnes Michael Linskhi der in seiner jugent bey Hertzog Albrechten von Saxen der zeit derselb den Khrieg in Friesland füerte / gedient / derselben zeit sich khain Knesen / sonder Pan Michael lassen nennen / hat sich aller ehrlichen sitten und Ritterspyl angenumen / und was Khriegßsachen / Rennen / Stechen / Ringen / Springen / auch zu khurtzweil mit Tantzen und aller höfligkhait undterfangen / und damit für ander den rhuem gehabt / bey dem Großfürsten Alexander / der nach seinem Brueder Hanns Albrechten Khünig zu Poln worden / ist dermassen gehalten / das er die vorderist und höchste steel / und das vertrauen gehabt / So hat es sich begeben / das auß seinem bevelch umb Habern des Khünig Pherdten gehn Trokhi geschickht ist worden / des Hanns SAWORSINSKI als VOIWODA daselbstn (vier meil von der Wild) des zum ersten gestatt mit betroung dem Wagenkhnecht / sol nimer khumen / oder er wurde geschlagen / Solches was dem Khnes Linski gesagt / der schickht hinwider der Fuerman ward geschlagen / und bracht khain habern / Der Woivoda kham geen der Wild / wie er in des Khünig zimer geet / so ist der prauch der Großfürsten daselbsten / wan solche grosse Ambtleut khumen / das sy gegen jnen auf stehen / und etliche trit entgegen khomen / Alexander aber kheert sich umb / und legt sich in ain fenster. Der Hertzog Michael stuend auch im zimer / da redt der Saworsinskhi laut / Er merckhte die ungnad / wiste doch nit / mit wen er die verschuldt hette / dan sagt der Knes Linskhi / wie es mit des Khünigs Wagenkhnecht und Habern ergangen was / der wolt sich vil entschuldigen / der mainung / als hette er des Khünigs nutz damit betracht / Darauf spricht der Khünig / Ich bedarf khains Gerhaben / hab meine jar / darnach gieng der Saworsinskhi wider auß / und die ungnad blib dermassen / das er der Woyvodschafft und noch aines Ambts entsetzt ward / so doch die Woyvodschafft auf lebenlang on verwürchung bleiben / der Sawersinskhi hette noch das dritte Ambt / er und seine freundt sorgten / wurde auch davon gestossen / fanden in Rat / sol sich mit Hertzog Michaeln vertragen / das geschach / damit ist er bey dem dritten Ambt / aber der grol in seinem hertzen bliben / Es begab sich das der Khünig khranckh was / und die Tatern khamen / mit grossem Hoer in das Land / der Khünig muest nach jrer gewonhait antziehen / wardt mit gefürt / Al sachen warden Knes Michaeln / und ainem herrn Schißkha genant bevolhen / der selb erkhranckht auch / also das alle handlung auf den Knes Michaeln fiel / in Summa die sach ward wol und glücklich verricht / Die Tatern waren so harrt als vor nie geschlagen / den Khünig fürt man wider nach der Wild / starb aber undter wegen. Da erschin das Sawersinskhi erhaltner haß / schalt den Knes Linskhi ainen verräter des Vatterlands / Er und seine freundt schickhten auch zu des abgestorbnen Khünigs brueder Hertzog Sigmunden zu grossen Glog / dem zaigten sy an / Knes Michael stelte nach dem Großfürstenthumb / derhalben sol er eylen und khumen / als auch Hertzog Sigmund nit feyrte / und raist nach Litten / Knes Michael kham dem entgegen / als mit Achthundert Pherdten / erkhent da sein natürlichen Herrn / und thet als recht und billich was / Wie Hertzog Sigmund das Großfürstenthumb eingenomen / Rüfft Knes Michael wider den Sawersinskhi umb verhör und Recht an / Der groß Hertzog verschub die sachen gehn Craccaw / dan der was nunmals zu Khünig in Poln erwelt / Als der Khünig gehn Craccaw kham / ruefft Michael widerumb verhör an / die sach wardt aber auß etlichen fürgebnen ursachen wider gehn der Wild verschoben / des sich der Knes Michael zum höchsten beschwärdt / und derhalben gehn Hungern zu Khünig Wladislao umb befürderung zum Rechten gezogen / Derselb Khünig hat ain sondere ansehenliche Potschafft zu seinem Brueder geschickht / gleichwol nichts außgericht / Knes Michael sprach zu seinem Khünig / wirdestu mir nit des Rechtens gestatten / und verhelffen / so würde ich thuen das mir und dir layd wurde / solche reden seind mit ainem muff in windt geschlagen worden / darüber hat Knes Michael seinen Potten zu Basilio dem Großfürsten in die Mosqua geschickht / mit antzaigen der ursachen / warumb er sich jme sambt den Schlössern die er in Litten hette oder uberkhäme ergeben wolt / mit bit jme glaidt und sicherhait zu geben / damit er frey undter jme wonen möcht / die Brief mit bestättung des Ayds / waren nach dem pösten gestelt / und geschickht. Der Basilius was erfreidt / das er ain solchen man uberkhomen möcht / Nach emphangnen brief / beruefft Knes Michael seine Brüeder und Freundt / gab denen sein vorhaben zu vernemen / und beschlossen / auf welche des Sawersinski freund ain yeglicher ziehen und erschlagen sol / Er selbs name den Rit auf den Sawersinski / den betrat er in ainem offnen Hof zu Grodno am Nemen / (Ich bin wol in demselben Hof darnach beherbergt gewest) stösst die thüer an seiner Camer auf / und last ainen Tater hinein / der dem das haubt im Pett abschlueg / seine Freund verrichten nichts / Auf das wiste Knes Michael wol / wie es volgen wurde / Er legerte sich für ain Schloß MIENSCO genant / bin auch selbsten durchgetzogen / als Er aber das mit dronussen und thadingen nit mocht bekhumen / und das Land wär im antzug wider jn / verließ das Schloß / und zohe in die Mosqua / der Großfürst emphieng den ehrlichen / dan Litten hette der zeit seines gleichen nit / verhoffte durch jne gantz Litten zu bekhumen / pald ward beschlossen / SMOLENSCO widerumen zu belegern / die dienstleut darinnen / khendtn Knes Michaeln wol / Er khundte auch mit jnen handlen / und bracht sy dahin / damit sy dasselb auffgeben haben / er prauchte auch umb sovil meer vleiß die dienstleut zu solchem zu bewegen / dann der Großfürst sagte zue / wolte jme das Fürstenthumb erblichen geben / Nach ubergebung Smolensco hat Knes Michael etliche mal den Großfürsten des zuesagens vermant / und umb voltziehung angehalten / aber allain mit guetem trost den undterhalten / das den beschmertzte / und die guete seiner vorigen Fürsten noch in der gedechtnus hette / verhofft durch seine guete freundt bey Khünig Sigmunden noch gnad zuerlangen / schickht umb glaidt / mit erpiettung sein verschulden mit treuen zu erstatten / die Potschafft was dem Khönig angenäm / [u]nd sagte Herrn Georgen Wispeckhen / und Herrn Hannsen von Rechenberg / die neben jme des Khünigs brüeder gedient hetten / solch glaidt zue / das sy jme solche sicherhait bestättn sollen / Der Potte warde zu jme abgeferttigt / und ainer auß des Khünigs Räten / der dem Knes Michael gram was / und besorgte / möcht in sein vorige wirde khumen / schickht ain haimlichen Potten zu dem Moscoviter / und verkhundt jme die handlung / der Pot so zu dem Knes Michael geschickht was ain Polnischer Edlman des namens TREPKA ward auf solche verkhundtschaftung gefangen / jämerlichen gemarttert / auch getödt / aber der potschafften khaine offenbaren [-waren] wellen / sonder auf dem bestanden / er wäre auch vom Khünig abgezogn / wolt Knes Michaeln dienen / Knes Michael rüst sich zu der Rayß / wardt aber in der flucht gefangen / für den Großfürsten gehn Smolensco bracht / sprach der Fürst du untreuer oder monaidiger / ich wil dir nach deinem verdienst den lohn geben / Darwider spricht der gefangen / Ich bekhenn mich khainer untrew oder monayds / hettest du mir dein Ayd gehalten / du hettest ain treuen undterthon an mir gehabt / Als ich aber gesehen / das du mich darneben auch verspottet hast / so ist mir laid / das ich mein fürnemen wider dich nit verbringen mügen / ich hab den tod nie gefürcht / und noch nit / ain mal mueß ich ye sterben / die seel aber steet in deiner macht nit / Darnach wardt er gehn Wiesma gefüert / da ain grosser thail des Hoers lag / wardt undter die menig bracht / so khumbt der Oberste Haubtman / dem trueg man groß Eisnene Khetten nach / der spricht / Michael weil du dem Großfürsten wol gedient hast / hat er dich mit gnaden bedacht / yetzo aber so schickht er dir seine gaben nach deinem verdienst / und last die Khetten vor sein niderwerffen / So redt Knes Michael offendlichen gegen dem volckh / damit jr ware ursachen meiner gefengkhnuß wissen habt / Ertzelte die gantz History und schleust / das zaig ich darumben an / das jr eurn Herrn / wie er ist erkhennet / und was Ewr yeglicher von jme gewartund sein mag / so er mir sein Ayd und zuesagen nit gehalten / hab ich mich fliehender gegen haimwerts gericht / und also an der flucht gefangen worden / Ain mal waiß ich wol / das wir alle sterben müssen / daran mir gar nit graust / Er was nach Reissischem sitten getaufft / aber den Römischen glauben in Teutschen Landen angenumen / In der fängkhnuß verhofft er ain gnad zu erlangen / nam wider den Reissischen glauben an / in Erster Potschafft hab ich bevelch gehabt / seiner erledigung halben zu handlen / und sein person dem Khaiser Maximilian zu erlangen / ward mir geantwort / weyl er den Reissischen glauben wider angenumen / wolt dem Fürsten nit gebüren den in ain andern glauben zugeben / man vergont mir auch nit mit jme zu reden / oder den zu sehen / Als ich aber zum andern mal hinein geschickht ward / und der Großfürst sein Ehelichs weib von sich schaiden / und in ain Closter stossen lassen / des Knes Michael brueder / Knes Basily des plinten Tochter genumen hette / handlet man seiner erledigung halben / Ich was von etlichen Erlichen leuten in Poln erpetten / dem gefangnen was guets so ich möchte zu thuen / bin offt seinethalben gefragt worden / ob ich jne Knes Michaeln khente / hab meines verstands dem nichts pessers thuen khünnen / dan das ich gesagt / ich khente den nit / hab gleichwol hievor zu Khaiser Maximilians zeiten bevelch gehabt / von seind wegen zu handln / aber jetzmals nichts / damit ich jme sein sach nit verhinderte / unnd khain verdacht machte / Er was ledig gelassen / und jme vil personen zuegeordent / die meer sein gehuet / weder das sy jme dieneten / und die ursach seiner erledigung was / das der Großfürst bedacht / wan er khinder uberkhäme / so wurden seine brueder der er noch zwen hette / seine khinder nit Eelich sein / und zu der herrschung wellen khumen lassen / Die khinder möchten durch schickhlichkait jres vettern Knes Michaeln darbey erhalten werden / hat auch jne neben etlichen andern zu Gerhaben verordent.

§ 545 

     Nach absterben des Großfürsten hat die witbe sich nit rechtgeschaffen gehalten / darum er sy als sein nahende Muem etlich mal angeredt hat / Sy jne für ain verräter jrer khinder angetzaigt / und damit wider in fängkhnuß genumen / darinn er armklichen gestorben / Nit lang darnach hat man jr auch mit gifft hingeholffen / und jren anhang OWTZINA in stuckhe zerhackht.

§ 546 

     Litten hat vast grosse wälder vil See und gemöser / darauß grosse wasser / der Bog / Prepetz / Thur / und Berisina lauffen / in Aufgang und in Nieper / Aber die Boh / Nemen / Narew / und Dwina gehn Mitternacht in das Preissisch Moer / hat ain unbarmhertzigen himel / alles jr viech ist vast clain / Traidt haben sy wol vil / khumbt aber nit alle mal zu rectzter zeitigung / also das man die garben in Stubnen dartzue gericht drugkhnen und zeittigen mueß lassen / ain armbs volckh mit herter dienstperkhait behaltan / Wann ain geweltiger in aines armen Paurn hauß khumt der nimbt was essend sachen sein / und was er wil / umb sonstn schlecht dartzue den armen man / wan der nit herfuer geben wil / darumb seind die Dörffer gemaingclichen ab von der strassen / der Undterthon thar[f] zu seinem Herrn on ain vereherung nit khumen / so sy dan bringen / schafft man die / an die NAMESTNICK / das seind Phleger oder die ansehenlicher aber recht genent Stathalter / den müssen sy auch geben / Solches ist auch nit allain undter den Paurn / ja die armen Edlleut / wan sy zu den mechtigen khumen one gaben / werden selten gehört / oder fürgelassen / Ich hab von ainem Khünigclichen Hofmaister gehört / der sprach / ain jeglich wort in Litten ist gold / also zu versteen / man hört khain / man fürdert khain / on gab / Die armen leüt geben dem Khünig oder Großfürsten järlichen den vierdung / nemen sy zwelff groschen von ainer hueben / die Gränitzen darvon zubewaren / jren Herrn den ordenlichen Zinß / wan dann der Herr gesst oder Hochzeit hat / gehn Hoff oder anderstwohin raysen sol / legt man auf ain Dorff sovil Gens / Huener / Lemper / oder anders / Sechs tag in der wochen dem Herrn arbaitten / Darumb seind gemaingclichen zween wirt im hauß / der ain dem Herrn / der ander für das hauß arbait / dem Pfarrer mueß er geben wan er [es] ain weib nimbt / oder jme die stirbt / wan jme ain khind geborn wirdt oder stirbt / dan zu der peicht / das gleich ainen verwundern / oder für unglaublich halten sol / wie die armen also bleiben mügen / Morgen so hebt der Tater oder Moscoviter den mit weib und khind / es ist ain so schwäre dienstperkhait / uber das arm volckh / Von zeitten des grossen Witoldts khumen / Wan ainer zum todt erkhent wirdt / so mueß er sich selber hengkhen / thuet er das nit so wirdt er so jämerlichen geschlagen / das jme der tod ringer ist / dennocht mueß er sich henckhen / so dan ainer langsam darmit umbgehet / spricht ainer / sol eylen / der Herr sey zornig / damit so thuets der arm mensch / fürcht die schleg und hengt sich.

§ 547 

     Wilde thier so man in dem Littischen zuegethonen Landen / ausserhalb der so in Teütschen Landen seind / die sy nach jrer sprach nennen SUBER / der in Latein BISONS genent wirdt / aber wir Teutschen wellen den ain Aurochsen nennen / So ist doch in der maß ain thier / des sy nennen THUR in Latein URUS / des wir Teutschen Bisont / gleichwol unrechtlich nennen / dann dasselb ain rechter Wilder Ox ist / aller gestalt nach / seind gantz guet schwartz / allain am ruckhgrad ainen grablaten strich nach der leng.

 



Die gemain nent den Auroxen /
ich aber den Bisont.


§ 548 

     Der SUBER aber hat khain gleichnuß mit dem Oxen das haubt khurtz / ain gar praite stiern / die hörner weit ausgeworffen / und dan wider hertzue / zu der wehr oder khampff gericht / man hats so groß gefunden / das jr drey grosser mannen entzwischen sitzen mügen / so sein die hörner khürtzer und dickher / und ist der Suber vornen vil höher weder am hindern thail / vornen mit langem haar / auch undter der khin / als partet / und am kamp auch langhärig / hat ain grobs herts haar / nit so schön schwartz als der Thur / darumb acht ich der Suber sey der Bisont / wie der auch in Latein genent wirdt / das ander Thier der Thur des namen sich mit Lateinischen und Moscovitischen sprachen vergleicht. AUR oder UROX sey / wie dan in Schweitz das ort Uri genant / desselben Thiers khopf auch Schwartz mit gleichen Oxenhörnern füert.

 



Die gemain nent den Bisont /
ich aber den Aurox.


§ 549 

     So man den Suber jagt / stelt man Personen an die Pam ainer gleichmässigen größ / die nit zu dün noch zu dickh sein / wan dan die hund die jagen / und ertzürnen / So tritt ainer neben des Pam herfür / und schreit lu / lu / lu / dan laufft er den zue der tritt hinder den Pam am furlauff / sticht der mit dem Spies / der wendt sich herwider / understeet den vom Pam zu bringen / darumb mueß der ain gelegnen Pam haben / wan das mit der scharphen zungen sein khlaid begreifft und bekhumen mag / ist der gewiß todts aigen / wan sich schickhen khan / gibt dem vil stich / der es vill ehe es felt erdulten mag / so der aber müed wirdt / mag sein rottes huettl von sich werffen / so wuet das Thier in huet / der ander so auch an ainem Pam gestelt / gibt sich wie der erst herfür / dan so laufft es den selben an / mit solcher mas felt man das Thier man sagt das es Roß und man in alle höhe seiner sterckhe nach würfft.

§ 550 

     LOSS ist auch ain Thier / nit allain in Litten / sonder auch in Preyssen und Reyssen / das wier Teutsche ELLEND nennen / in der Latein vermainen / etliche als Poln sol ONAGER haissen / der nam hievor ain wald oder wilder Esl verteutscht wardt / das ist nit / dan dasselb umb der gespalten khloen und hörnern willen nit sein khan / es ist bey mein zeitten aines gefangen worden / mit gantzen oder ungespaltnen khloen Aber ander wöllens ALCES achten / ist meines achtens auch nit / dan Alces sollen sich nit mügen legen / weil die wie davon geschrieben ist khain gengig glyd haben / da findt man das widerspil / den sy haben alle glider wie die Hirschen / des khloen praucht man für den hinfallenden Siechthumb / es ist resch / laufft aber nuer den Zellt.

§ 551 

     Wilde Pherdt find man auch / die nimmer zu der arbait mügen ertzogen werden / der gemain man isst die / seind gemainclich alle falb / mit Schwartzn strichen nach dem ruckhen.