BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Albrecht Dürer

1471 - 1528

 

Tagebuch der Reise

in die Niederlande

 

1520/21

 

Heimreise

 

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König von Dänemark, Christian II.

 

Und am andern tag [3. Juli 1521] fuhren wir gen Prüssel [Brüssel], auff des königes von Dennenmarck [Christian II.] geschefft [Anordnung]. Und ich dinget ein fuhrmann, dem gab ich 2 gulden. Item hab dem könig von Dennenmarck geschenckt die besten stuck aus mein ganzen truck, ist werth 5 gulden. Aber hab ich 2 gulden zu zehrung gewechselt. 1 stüber für schüssel und körben geben. Jtem hab gesehen, wie das volck zu Antorff [Antwerpen] sich sehr wundert hat, do sie dem könig von Dennenmarck sahen, das er so ein mannlich schön man war, und nur selbtritt durch seiner feind land kommen. Ich hab auch gesehen, wie ihm der kaiser von Prüssel entgegen gerithen und ihm empfangen, ehrlich, mit großer pompa. Darnach hab ich gesehn das ehrlich köstlich pancket [Bankett], das ihm der kaiser und frau Margareth gehalten hat am andern dag. Ich hab 2 stüber für ein paar handschuh geben. Item herr Antonj [Anton von Metz, Begleiter Christians II.] hat mir geben 12 hornisch gulden. Davon hab ich geben 2 hornisch gulden [minderwertiger Gulden, = 10 Stüber] dem mahler, fürs täffelein zu conterfetten und das er mir färblein hat lassen reiben, die andern 8 hornisch gulden hab ich zu zehrgeld genommen.

Item am sontag vor Margaretha [7. Juli 1521] hilt der könig von Dennenmarck ein groß panckqueth [Bankett] dem kaiser, frau Margretten und kunigin von Spanien [Germaine de Foix, Witwe König Ferdinands von Aragonien] und lud mich, und ich aß auch darauf.

Ich hab 12 stüber vors königes futrall [Schutzhülle] geben; und ich hab dem könig von öhlfarben conterfett, der hat mir 30 gulden geschenckt. Item ich hab zwey stüber dem jungen, mit nahmen Bartholomae, der mir die färblein gerieben hat, geschenckt. Ich hab 2 stüber für ein gläßern püchslein, dem könig gehörent, geben. Ich hab 2 stüber zu trinckgelt geben. Item hab 2 stüber für die gestochenen scheurlein [kleine gravierte Pokale] geben. Item hab des maisters Jannen [Goldschmied Jan van der Pere] puben 4 halb pogen geschenckt. Mehr hab ich geschenckt des maisters, mahlers, jungen ein apocalypsin und 4 halb pogen. Der Polonius [Tommaso di Andrea Vincidor, italienische Maler und Architekt] hat mir ein welsch [italienisches] kunststuck, item hab 1 stüber für ein kunststuck geben. Mich hat geladen maister Jobst,[holz-]schneider, mit dem hab ich zu nacht gessen. Ich hab kammergeldt [Miete] geben zu Prüssel [Brüssel] acht tag lang 32 stüber. Ich hab des maister Jan, goldtschmieds, weib ein gestochnen passion geschenckt, mit dem ich 3 mahl gessen hab. Ich hab dem Bartelmeh, mahlerjungen, noch ein unser frauen leben geben. Ich hab mit herr Niclaus Zigler [Reichsvizekanzler Karls V.] gessen und hab 1 stüber maister Janen [Goldschmied Jan van der Pere] knecht geben. Ich bin für fuhr halben [der Fuhr halber], das ich keine überkommen kondt [daß ich keine Fahrgelegenheit bekommen konnte], 2 tag zu Prüssel stillgelegen. Ich hab 1 stüber umb ein par söklein [Socken] geben.

Item am freytag frühe von morgens [12. Juli 1521] bin ich von Prüssel außgefahren und ich must dem fuhrmann geben 10 gulden. Noch hab ich meiner wirthin für die einig nacht 5 stüber geben. Darnach fuhren wir durch 2 dörfer und kamen gen Löwen, aßen zu morgen und verzehrten 13 stüber. Darnach fuhren wir durch 3 dörfer und kamen gen Tina [Thienen], ist ein klain stättlein, und lagen übernacht dar, do verzehret ich 9 stüber. Darnach fuhren wir am S. Margarethentag [13. Juli] frühe von dannen durch 2 dörfer und kammen in ein statt, die haist S. Geträuen [St. Truyen], darin bauet man gar ein wercklichen [prächtigen] großen neuen kirchenthurn. Von dann fuhren wir aber für etlich arm wohnung und kammen in ein stätlein Hungern [Tongern], do aßen wir morgens und verzehret do 6 stüber. Von dannen fuhren wir durch ein dorff und etliche arme heußer und kammen gen Triche [Maastricht], do lag ich übernacht und verzehret do 12 stüber. Mehr 2 plancken [Silbermünzen] zu wachgeldt geben. Von dannen fuhren wir am sontag frühe gen Ach [Aachen], do aßen wir und verzehrt 14 stüber. Von dannen fuhren wir gen Altenburg [südöstlich von Jülich], 6 stund lang, dann der fuhrmann kundte den weg nit und ward ihre auf dem Weg. Aber do blieben wir übernacht und verzehrten 6 stüber. Am montag [14. Juli] frühe fuhren wir durch Gülch [Jülich], ein statt, und kammen gen Perckan [Bergheim], da aßen wir und verzehrten 3 stüber. Von dannen fuhrn wir gen Cöhln.

 

Mädchen in Kölner Tracht, Agnes auf dem Rhein bei Boppard (Dürers letzte Zeichnung seiner Reise)

 

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Hier endet das Tagebuch.

Die Weiterreise ging wohl per Schiff

von Köln über Frankfurt nach Bamberg

und von dort über Land zurück

nach Nürnberg.