BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Albrecht Dürer

1471 - 1528

 

Tagebuch der Reise

in die Niederlande

 

1520/21

 

Letzter Aufenthalt in Antwerpen

 

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Dürers Truhe

 

Item mein thruhen ist erst weggangen am samstag nach dem achten corpus Christi [8. Juni 1521]. Aber [Wieder] hab ich 1 gulden zu zehrung gewechselt. Item dem poten [Boten] 3 stüber geben: Ich hab 2 mal zu den Augustinern gessen [im Augustinerkloster]. Item hab maister Jacob [vermutlich ein Arzt] mit dem kohln conterfet und ein täffelein darzu machen lassen, cost 6 stüber, und ihm geschenckt. Ich hab dem Bernhart Stecher [Faktor, d.h. Niederlassungsleiter der Fugger in Antwerpen] und sein weib conterfet und ihm ein ganzen truck geschenckt und sein weib hab ich noch einmal conterfet und hab 6 stüber geben von dem täffelein zu machen, das hab ich ihn alles geschenckt, so hat er mir hergegen geschenckt 10 Gulden. Mich hat zu gast geladen maister Lucas [Lukas van Leyden, Maler und Kupferstecher], der in kupffer sticht, ist ein kleins männlein und bürtig von Leyden auß Hollandt, der war zu Antorff. Ich hab mit maister Bernhart Stecher gessen. Ich hab anderthalben stüber dem poten geben. Ich hab 4 Gulden 1 orth [= 1/4 Gulden] auß kunst gelöst. Ich hab maister Lucas von Leyden mit dem stefft conterfet. Ich hab 1 gulden verlohrn. Item hab dem doctor 6 stüber geben, item aber 6 stüber. Ich hab dem schaffner [Verwalter] in Augustinercloster zu Antorff ein unser frauen leben geschenckt und sein knecht 4 stüber geben. Ich hab meister Jacob [Jacobo de Barbari, venezianischer Maler in Diensten der Margaretha] ein kupfferpassion und ein holzpassion und 5 andre stück geschenckt und sein knecht 4 stüber geben. Ich hab 4 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab aber umb 14 fischhaut 2 Philippsgulden geben. Ich hab Art Braun [unbekannt] und sein weib mit der schwarzen kreuden conterfet. Ich hab dem goldschmiedt, der mir die 3 ring schäzt, für 1 gulden kunst geschenckt. Die drey ring, die ich getauschet hab an kunst, die zwey geringern sind angeschlagen umb 15 crona [1 Crona = 1 Gulden 2 Stüber], aber der saphir ist angeschlagen umb 25 cronnen, das macht 54 gulden 8 stüber. Und unter andern das der franzoß [Jan van de Perre, Goldschmied] oben genummen hat, ist gewest 36 größer bücher, thut 9 gulden. Ich hab 2 stüber für ein geschraupt meßer geben. Item der mit dem 3 ringen hat mich umbs halbtheil übersezt [um die Hälfte übervorteilt]. Ich habs nit verstanden. Ich hab 18 stüber: mein dodten [Patenkind] umb ein rothes piret [Barett]. Item hab 12 stüber verspilt. Hab 2 stüber vertruncken. Item ich hab die 3 klein schön rubinlein gekaufft umb ailff [elf] goldgulden und 12 stüber. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab aber zu dem Augustinern gessen. Aber hab ich 2 mahl bey Tomasin [Tommaso Bombelli, italienischer Seidenhändler] gessen. Ich hab 6 stüber geben für 13 wild meerschweinpörster [Pinsel aus Meerschweinborsten]. Hab aber vor 6 pörster [Borstenpinsel] 3 stüber geben. Item hab den großen Anthonj Haunolt [Faktor der Fugger in Antwerpen] auff ein regalpogen [etwa 45 x 60cm] mit der schwarzen kreuden conterfet. Ich hab dem Art Praun [unbekannt] und seine haußfrau mit der schwarzen kraiden auff zween re{g}alpögen [etwa 90 x 60cm] fleißig conterfet und ich hab ihn noch einmahl mit dem stefft conterfeyet, der hat mir eine angelothen [= 2 Gulden 2 Stüber] geben. Item hab aber 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 1 gulden für ein paar stiffel geben. Ich hab 6 stüber vor ein calamar [Schreibzeug] geben. Ich hab 12 stüber vor eine truhen geben, darein zu schlagen [einzupacken]. 25 Item hab 21 stüber geben für ein tuczendt [Dutzend] frauenhandschuh. Ich hab 6 stüber und einen vor eine tasche geben. Ich hab 3 stüber vor 3 perster [Borstenpinsel] geben.

Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. 1 stüber für ein losch [Saffianleder] geben. Jtem der Anthonj Haunolt [Faktor der Fugger in Antwerpen], den ich conterfet hab, der hat mir 3 Philippsgulden geschenckt, und Bernhart Stecher [Faktor der Fugger in Antwerpen] hat mir eine schilltkrottpuckeln [Schildkrötenpanzer] geschenckt. Ich hab seiner frauen schwestertochter conterfet, hab mit ihrem man einmahl gessen, und er hat mir geschenckt 2 Philippsgulden. Jtem hab 1 stüber zu trinckgeldt geben. Ich hab den Anthonj Haunoldt [Faktor der Fugger in Antwerpen] 2 bücher geschenckt. Hab 13 stüber aus kunst gelöst. Ich hab meister Joachim [Joachim Patenir, niederländischer Landschaftsmaler] des Grünhanßen ding [einen Holzschnitt von Hans Baldung Grien] geschenckt. Item hab 3 Philippsgulden zu zehrung gewechselt. Item hab zwey mahl mit Bernhart Stecher [Faktor der Fugger in Antwerpen] gessen. Aber 2 mahl mit Tomasin [Tommaso Bombelli, italienischer Seidenhändler].

 

Jobst Planckfeldt

 

Ich hab Jobsten [Jobst Planckfeldt, Dürers Wirt in Antwerpen] weib 4 stuck holzwerck [Holzschnitte] geschenckt. Hab Friedrichen, Jobsten knecht, 2 bücher geschenckt, große. Ich hab Henickin, glasersohn [Sohn des Glasmalers Hene Doghens], 2 bücher geschenckt. Item der Ruderigo [Rodrigo Fernandez d'Almada, Portugales Sekretär, später Faktor von Portugal] hat mir ein papagey geschenckt, die man von Malaca [Malaga] bringt, und hab dem knecht zu trinckgeldt geben 5 stüber. Ich hab aber 2 mahl mit Tomasin [Tommaso Bombelli, italienischer Seidenhändler] gessen. Item hab 2 stüber für ein beuerlein [Vogelbauer] geben. 3 stüber vor ein par schuh in die hosen [Fußstücke für eng anliegende Hosen] und 4 stüber für 8 brettlein. Ich hab dem Peter [Peter Teels, Bildhauer] geschenckt 2 ganz pogen kupfferwerck [Kupferstiche] und ein pogen holzwerck [Holzschnitt]. Item hab 2 mahl mit Tomasin gessen. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab maister Art [Aert van Ort], glaßmahler, geschenckt ein unser frauen leben und hab maister Jahn [Jean Mone], franzoß bildhauer, geschenckt ein ganzen truck, der hat meiner frauen geschenckt 6 gläßlein mit roßenwaßer, sind gar köstlich gemacht. Item hab 7 stüber für ein stübig [Packfaß] geben. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Aber hab ich geben für ein schnütten taschen [aus Leder geschnitene Tasche] 7 stüber. Mir hat geschenckt Cornelius, secretarj [Cornelius Grapheus, Sekretär des Antwerpener Rats, Freund des Erasmus], die lütherisch gefängnus Babiloniae [Luthers "Babylonische Gefangenschaft der Kirche"], dargegen hab ich ihm geschenckt meine 3 große bücher. Item hab dem Peter Puz Münch [Mönch des von Kaufmann Peter Pots gestifteten Almosenhauses], für 1 gulden kunst geschenckt. Item hab dem Hönigen [Hene Doghens], glaßmahler, geschenckt 2 große bücher. Ich hab 4 stüber geben für ein außgestrichen calacut [geglätteten Kaliko, Baumwollgewebe]. Item hab 1 Philippsgulden zu zehrung gewechselt. Item hab fürs Lucasen [Tausch von Drucken Lucas von Leyden gegen eigene Drucke] ganzen gestochnen truck meiner kunst für 8 gulden. Mehr hab ich ein Philippsgulden zu zehrung gewechselt. Item hab 9 stüber umb eine taschen geben. Jtem 7 stüber hab ich umb ein halb duzet [Dutzend] niederländischer karten geben. Mehr hab 3 stüber für ein kleins gelbs posthorn; item hab 24 stüber umb fleisch geben. 12 stüber für grob tuch, mehr 5 stüber für grob tuch. Ich hab aber 2 mahl mit Tomasin [Tommaso Bombelli, italienischer Seidenhändler] gessen. Ein stüber dem Peter [Peter Teels, Bildhauer] geben. Ich hab 7 stüber zu binden geben. 3 stüber für plahen. Item der Ruderigo [Rodrigo Fernandez d'Almada, Portugales Sekretär, später Faktor von Portugal] hat mir geschenckt 6 eln schwarz kützen tuch [grobes Tuch] zu einer kappen, kost ein eln ein crona [= 1 Gulden 9 Stüber]. Ich hab 2 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab des schneuders [Schneider] knecht 2 stüber zu trinckgeldt geben.

Ich hab mit Jobsten [Jobst Planckfeldt, Dürers Wirt in Antwerpen] gerechnet und bin ihm schuldig worden 31 gulden. Die hab ich ihm bezahlt, daran verrechnet abgerechnet die 2 conterfetten angesicht mit öhlfarb gemacht, daran hat er mir herauß geben 5 pfund poras [Borax, ein Harz zum Firnisen] niederländisch gewicht. Ich hab in allen meinen machen [Arbeiten], zehrungen, verkaufen und andrer handlung nachthail gehabt im Niederland, in all mein sachen, gegen großen und niedern ständen, und sonderlich hat mir frau Margareth [Tochter Maximilians I.] für das ich ihr geschenckt und gemacht hab, nichts geben. Und dieser beschluß mit Jobsten [Jobst Planckfeldt, Dürers Wirt in Antwerpen] ist geschehen an S. Peter und Pauljtag [29. Juni 1521].

 

Rodrigo Fernandez d'Almada

 

Ich hab des Ruderigen [Rodrigo Fernandez d'Almada, Portugales Sekretär, später Faktor von Portugal] knecht 7 stüber zu trinckgeldt geben. Ich hab dem maister Hainrichen [Henri met de Bles, niederländischer Landschaftsmaler] einen gestochenen passion geschenckt, der mir die schmeckenkirzlein [Räucherkerzen] geschenckt hat. Ich hab dem schneuder [Schneider] zu machen müssen geben 45 stüber von der [für die] kappen. Ich hab ein fuhrmann bestellt, der soll mich führen von Antorff gen Cölln, dem muß ich zu lohn geben 13 schlecht gulden, macht einer 24 stüber, schlechte, und soll darzu ein persohn und ein puben verzehren [verköstigen]. Item Jacob Relinger [Augsburger Kaufmann] hat mir ein ducaten geben für sein mit dem kohln conterfettes angesicht. Der Gerhardo [Gerhardo Bombelli, italienischer Seidenhändler] hat mir geschenckt 2 väßlein [Fäßlein] mit capren und oliven, dem hab ich 4 stüber zu trinckgeldt geben. Ich hab 1 stüber Ruderigo [Rodrigo Fernandez d'Almada, Portugales Sekretär, später Faktor von Portugal] knecht geben. Ich hab mein conterfetten kaiser geben umb ein weiß englisch thuch, das hat mir geben Jacobs, Tomasins aidem [Schwiegersohn]. Item der Alexander Imhoff [Nürnberger Patrizier] hat mir vollendt geliehen hundert goldt gulden an unser frauen abend, als sie über das gebürg gehet, [1. Juli] 1521; darum hab ich ihm geben mein versiegelte handschrifft, das er mir die zu Nürnberg antworten laß, so will ich ihm die wieder zu danck zahlen. Ich hab 6 stüber umb ein par schuh geben. Ich hab ailff [elf] stüber dem apothecker geben. Ich hab 3 stüber für strick geben. Ich hab in Tomasins kuchen [Küche] ein Philippsgulden zu lez [Trinkgeld] geben und hab Jungfrau Suten [Zoetja], seiner tochter, ein goldtgulden zu lez [Trinkgeld] geben. Ich hab 3 mahl mit ihm gessen. Ich hab Jobsten [Jobst Planckfeldt, Dürers Wirt in Antwerpen] frauen 1 gulden und in seiner kuchen [Küche] auch 1 gulden zu lez [Trinkgeld] geben. Item hab den ladern [Aufladern] 2 stüber geben. Tomasin hat mir des besten Tiriax [Arznei aus pulverisierten Pflanzen, eingedickt mit Honig] ein püchslein vol gegeben und geschenckt. Item hab 3 gulden zu zehrung gewechselt und hab dem haußknecht 10 stüber zu lez [Trinkgeld] geben. Ich hab Peter [Peter Teels, Bildhauer ?] 1 stüber geben. Ich hab 2 stüber zu trinckgeldt geben. Mehr 3 stüber maister Jacoben [Jacopo de Barbari, venezianischer Maler in Diensten der Margaretha] knecht. Ich hab 4 stüber für plahen geben. Ich hab dem Peter [Peter Teels, Bildhauer ?] 1 stüber geben. Item hab 3 stüber dem poten [Boten] geben.

 

Christian II., König von Dänemark

 

An unser frauen heimsuchung, do ich gleich weg von Antorff wohlt, do schicket der könig von Dennenmarck [Christian II. von Dänemark] zu mir, daß ich eylend zu ihm kem und ihn conterfeyet; das thet ich mit dem kohln. Und ich conterfeyet auch sein dinner Antonj [der Gesandte Anton von Metz] und ich must mit dem könig essen, er zeuget sich gnädeglich gegen mir. Ich hab dem Leohnhardt Tucher [Faktor der Tucher in Antwerpen] mein pällein [Ballen, Paket] befohlen [zur Beförderung übergeben] und ihn mein weiß tuch auffgeben. Item der vorgedingt fuhrmann hat mich nit geführt, bin mit ihm uneins worden. Gerhart [Gherardo Bombelli, italienischer Seidenhändler] hat mir geschenckt etlich welsch samen. Ich hab dem Vicarius [Wenzeslaus Link, Generalvikar der deutschen Augustiner] geben heim zu führen die groß schiltkrötpuckel [Schildkrötpanzer] und den fischerschilt, die lang pfeiff, die lang wehr [Lanze] und fischflossen und die 2 väßlein mit den limonien und capra [Zitronen und Kapern] an unsern frauentag heimsuchung [2. Juli] 1521.