BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Albrecht Dürer

1471 - 1528

 

Tagebuch der Reise

in die Niederlande

 

1520/21

 

In Antwerpen

 

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Aber hab ich 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab dem doctor aber 8 stüber geben. Item aber 2 mahl mit dem Ruderigo [Faktor von Portugal] gessen. Ich hab mit dem reichen canonico geßen. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab maister Conradum [Konrad Meit], bildhauer von Mechel, zu gast gehabt im pfingstfeyertagen [20./21. Mai 1521]. Ich hab 18 stüber umb welsche [italienische] kunst geben. Aber dem doctor 6 stüber. Den maister Joachim [Joachim Patenir, niederländischer Landschaftsmaler] hab ich 4 Christophel auff grau papir verhöcht [mit weißer Farbe gehöht = gemalt].

Ich bin am lezten pfingstfeuertag [21. Mai, Dürers 50. geburtstag] zu Antorff auff dem jahrroßmarck gewesen und hab do über viel hübscher hengst sehen bereuthen, und sonderlich sind zween hengst verkaufft worden umb 700 gulden. Ich hab 1 gulden 3 orth [Viertelgulden] aus kunst gelöst; ich hab deßelben geld zu zehrung genummen. 4 stüber den doctor geben. Ich hab 3 stüber für zwey büchlein geben. Ich hab 3 mahl mit Tomaßin [Tommaso Bombelli, Seidenhändler aus Genua] gessen. Ich hab ihm 3 degenhefft [Degengriffe] gerissen [gezeichnet], der hat mir geschenckt ein alabaser häfelein [Alabastervase]. Ich hab ein englischen edelmann conterfet, der hat mir geschenckt 1 gulden, mit dem kohln, den hab ich zu zehrung gewechselt. Item maister Gerhart [Gerhard Horenbout, niederländischer Buchmaler in kaiserlichem Dienst], illuminist, hat ein töchterlein bey 18 jahr alt, die haist Susanna [Susanna Horenbout, Buchmalerin], die hat ein plätlein illuminirt, ein salvator, dafür hab ich geben 1 gulden. Ist ein groß wunder, das ein weibsbild also viel machen soll. Ich hab 6 stüber verspielt.

 

Besnijdenis-Ommegang zu Antwerpen

 

Ich hab den großen umbgang [Prozession „Besnijdenis-ommegang“] zu Antorff gesehen an der heyligen treyfaltigkeit tag [26. Mai 1521]. Der maister Conradt [Konrad Meit] hat mir geschenckt schöne bar [Paar] messer, so hab ich sein alten männlein dargegen geschenckt ein unser frauen leben. Ich hab den Jan [Jan van de Perre, Hofgoldschmied Karls V.], goldtschmiedt von Prüssel [Brüssel], mit dem kohln conterfet, auch sein weib. Ich hab 2 gulden aus kunst gelöst. Item maister Jan, goldtschmiedt von Prüssel, hat mir für das ich ihm gemacht hab die viesierung [Zeichnung] zum sigell und die 2 conterfetten angesichter: 3 Philippsgulden. Ich hab die Veronica [das Schweißtuch der Veronika], die ich von öhlfarben gemahlt hab, und die Adam und Eva, die Franz [ein Schüler Dürers?] gemacht hat, dem Jan, goldschmidt, geben für ein hyacinthen [aus dem Orient eingeführe Zierpflanze] und ein agath [Gemme aus Achat], darein geschnieten ein Lucretia. Hat ein jeglicher sein thail umb 14 gulden angeschlagen. Mehr hab ich ihm gestochnen [im Tausch gegeben] ein ganzen truck [einen ganzen Satz Graphik] für ein ring und 6 stainlein. Hat ein jeder sein thaihl angeschlagen umb 7 gulden. Ich hab 14 stüber umb 2 paar handschuh geben. Hab 2 stüber umb 2 schachtel geben. Ich hab 2 Philipps gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 3 aufführung [Kreuzwegszenen] und 2 ölberg auff 5 halb pogen [Bögen] gerissen [gezeichnet]. Ich hab 3 angesicht mit schwarz und weis auf grau papir conterfet. Ich hab auf grau papir mit weiß und schwarz zwo niederländisch klaidung conterfet. Ich hab dem englischen man sein wapen mit farben gemacht, der hat mir 1 gulden geben. Ich hab sonst hin und wieder viel viesierung [Zeichnungen] und ander ding den leuthen zu dienst gemacht, und für den mehrenthail meiner arbeit ist mir nichts worden. Endres von Cracau [unbekannt] hat mir geben für ein schildt und kindsköpfflein [wohl Putti-Zeichnungen] ein Philips gulden. Hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 2 stüber für kehrbürsten geben.

Ich hab zu Andtorff gesehen den großen umbgang [Prozession], der da fast [sehr] köstlich war, an unsers herrn leichnamstag [Fronleichnam, 30. Mai 1521]. Ich hab 4 stüber zum trinckgelt geben. Ich hab 6 stüber dem doctor geben; 1 stüber für eine schachtel. Ich hab 5 mal mit Tomasin geßen.

Ich hab 10 stüber in die apothecken geben und hab der apotheckerin geben zu chlystiren [Darmreinigung durch einen Einlauf] 14 stüber und dem apothecker 15 stüber von recept. Aber hab ich 2 Philipps gulden zu zehrung gewechselt. Mehr hab ich dem doctor geben 6 stüber. Ich hab aber der apotheckerin geben 10 stüber zu chlistiren. Mehr 4 stüber in die apothecken. Dem münch, den mein frauen beicht hat, dem hab ich 8 stüber geben. Ich hab 8 gulden umb ein ganz stuck haras [wertvoller Stoff aus Arras] geben, aber hab ich geben umb 14 eln fein haras 8 gulden. Ich hab dem apothecker aber für arzney geben 32 stüber. Item hab dem poten geben 3 stüber und dem schneider 4 stüber. Ich hab einmahl mit dem Hans Fehle [unbekannt] geßen, 3 mahl mit Tomasin. Ich hab 10 stüber zu binden [einpacken] geben. Was ist eingepackt worden

Im 1521 jahr hab ich mein großen ballen zu Antorff aufgeben, zu führen biß gen Nürnberg, am mittwoch nach corpus Christi [5. Juni 1521], ein fuhrmann, heist mit nahmen Cunz Mez von Schlauerdorff, und soll ihm zahln von centner zu fuhrn biß gen Nürnberg anderthalben gulden und ich hab ihn darauf geben ein gulden. Und er solls herrn Hans Imhoff [Nürnberger Patrizier] antworten [übergeben], dem eltern. Ich hab dem jungen Jacob Relinger [Augsburger Kaufmann] zu Antorff mit den kohln conterfet. Ich hab aber 3 mahl mit den Tomasin geßen.