Albrecht Dürer
1471 - 1528
Tagebuch der Reisein die Niederlande
1520/21
Reise nach Aachen, Jülich, Köln, per Schiff nachNijmegen und über Land nach Tilburg
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Ich bin von Antorff gen Ach [Aachen] gefahren am pfingstag nach Michaelis [15. 10. 1520] und hab noch ein gulden und ein nobel [= 2 Gulden + 2 Stüber] mit mir geführt. Und als ich durch Mastrich [Maastricht] fuhr, kamen wir gen Gülpen [Gulpen] und von dannen gen Ach [Aachen] am sondag, do verzehret ich bißher mit fuhrlohn und allen 3 gulden. Zu Ach [Aachen] hab ich gesehen die proportionirten seulen mit ihren guten capitelen von porfit [Porphyr] grün und rot und gossenstein [Granit], die Carolus [Karl der Große] von Rom dahin hat bringen lassen und do einflicken, diese sind werklich [wirklich] nach Vitruvius schreiben [Buch] gemacht.
Aachener Münster
Item ich hab zu Ach [Aachen] ein goldgulden umb [für] ein ochsenhorn geben. Ich hab herr Hans Ebner und den Georg Schlauderspach mit dem kohln conterfet. Und den Hans Ebner noch einmahl. Ich hab 2 stüber für ein linden wezstain [weichen Wetzstein] geben. Item 5 stüber verbadet und mit den gesellen vertruncken. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 2 weiß pfenning dem stattknecht geben, der mich auff dem saal führet. Ich hab 5 weiß pfenning mit den gesellen vertruncken und verbadet. Ich hab 7 stüber mit herrn Hans Ebner in spiegel [Gasthaus Zum Spiegel“] verspielt. Ich hab den jung Christoph Groland [Sohn eines Nürnberger Ratsherrn] mit den kohln conterfet. Auch mein wirth Peter von Enden. Ich hab 3 stüber mit gesellen verzehrt und hab dem poten ein stüber geben. Ich hab Paulus Topler und Merten Pfinzing [Nürnberger Ratsherren] in mein büchlein conterfet. Ich hab kaiser Heinrichs arm, unser frauen hembd, gürtel und and ding von hailthum [Aachener Reliquien] gesehen. Ich hab unser frauen kirchen mit weiterm umbschweiff [Umgebung] conterfet.
Caspar Sturm vor Landschaft bei Tiel
Ich hab den Sturm [Caspar Sturm, geleitete Luther on Wittenberg nach Worms] conterfet. Ich hab Peter von Enden [Dürers Wirt] schwager conterfet mit dem kohln. Ich hab 10 weiß pfenning für ein groß ochsenhorn geben. Ich hab 2 weiß pfenning zu trinckgelt geben. Und ich hab aber ein gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 3 weiß pfenning verspilt. Mehr 2 stüber verspilt. 2 weiß pfenning dem poten geben. Ich hab des Tomasins tochter geschenckt die gemalt treyfaltigkeit, ist 4 gulden werth. Ich hab 1 stüber zu waschen geben. Ich hab mit dem kohln conterfet der Köpffingrin [Frau eines Nürnberger Advokaten] schwester zu Ach; noch einmahl mit dem stefft. Ich hab 3 weiß pfenning verbadet. Ich hab 8 weiß pfenning für ein püffelhorn geben, item 2 weißpfenning für ein gürtel geben. Item hab 1 Philipsgulden für ein schaarlach prustuch geben; 6 pfenning für pabir [Papier]. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab 2 weiß pfenning zu waschens geben.
Aachener Rathaus
Item am 23 tag octobris hat man könig Carl [Karl V.] zu Ach gecrönt, da hab ich gesehen alle herrlich köstlichkeit, deßgleichen keiner, der bey uns lebt, köstlicher ding gesehen hat. Wie dann das alles beschrieben ist worden. Item dem Mathes [Matthias Grünewald?] hab ich für 2 gulden kunst geschenckt. Auch hab ich geschenckt dem Steffan, cämmerling bey frau Margareth [Tochter Maximilians I.], 3 stuck kunst. Ich hab 1 gulden 10 weiß pfenning für ein zeterpaumpaternoster [Paternoster-Schnur mit Zederbaumkügelchen] geben. Ich hab 1 stüber den Hänßlein [Kinder] im stall geschenckt. 1 stüber dem kind im hauß. Dritthalben stüber hab ich verspilt, 2 stüber verzehrt. 2 stüber dem barbirer geben. Aber hab ich ein gulden gewechselt. Ich hab 7 weiß pfenning zulezt im hauß geben. Und bin von Ach gen Gülch [Jülich] gefahren und von dann gen [Ach zurück.]Ich hab 4 stüber umb 2 augengläßer [Brille] geben, 2 stüber in ein silbern gestempften konig [Krönungsmedaille] verspilt. Ich hab 8 weiß pfenning geben für 2 ochsenhörner. Also bin ich am freytag vor Simon und Judae [28. 10] von Ach geschieden und gefahren gen Düren und do in der kirchen gewest, do Sanct Anna haupt ist. Von dannen fuhren wir und kamen am sontag, war Simon und Judaetag, gen Cöln. Ich hab herberg, essen und trincken zu Prüssel bei mein herren von Nürnberg gehabt, und haben nichts darfür von mir nehmen wollen. Deßgleichen hab ich zu Ach auch 3 wochen mit ihnen geßen, und haben mich gefürth gen Cölln und haben auch nichts dafür wollen nehmen.Ich hab kaufft ein tractat Luthers umb 5 weiß pfenning. Mehr 1 weiß pfenning für die contemnation Lutheri [Verdammung der Lehre Luthers], des frommen mans.
Condemnatio Lutheri, Wittenberg 1520 (Bayerische Staatsbibliothek)
Mehr 1 weiß pfenning für ein paternoster [Rosenkranz]. Mehr 2 weiß pfenning für ein gürtel. Mehr 1 weiß pfenning für 1 groschen licht. Ich hab 1 gulden gewechselt zur zehrung. Ich hab dem herrn Leohnhart Groland [Nürnberger Ratsherr, Mitglied der Krönungsdeputation] mein groß ochsenhorn geben müssen. So hab ich herr Hans Ebner [Nürnberger Ratsherr] mein zedterpaumen großen paternoster [Rosenkranz mit Kügelchen aus Zedernbaumholz] geben müssen. 6 weiß pfenning für ein baar [Paar] schuh geben. Ich hab 2 weiß pfenning für ein todenköpfflein geben. Ich hab 1 weiß pfenning für bier und brod geben. Mehr 1 weiß pfenning für ein pertele [Schuhborte]. Ich hab zweyen poten 4 weiß pfenning geben. Ich hab 2 weiß pfenning des Niclasen tochter [Dürers Nichte] zu weckspizlein [Spitzwecken] geschenckt. Item einen poten 1 weiß pfenning geben. Ich hab 2 gulden wert kunst des herrn Zigler [Vizekanzler Karls V.] Linhart geben. Ich hab 2 weiß pfenning den barbirer geben. Ich hab 3 weiß pfenning, item hab 2 weiß pfenning geben von der taffel auffzusperren geben, die maister Steffan [Hochaltar Stefan Lochners] zu Cöln gemacht hat. Ich hab 1 weiß pfenning dem poten geben und 2 weiß pfenning mit dem geselln vertruncken. Ich hab der Gottschalckin schwester [unbekannte Frau] conterfet. Ich hab 1 weiß pfenning umb 1 tractetlein geben.Ich hab zu Cöhln auff dem tanzhauß [Gürzenich] des kaiser Carls fürstentanz und panquet gesehen am sontag zu nacht nach aller heiligentag im 1520 jahr, das war köstlich zugericht.
Wappen des Laurenz Staiber
Ich hab dem Staiber [Nürnberger Kaufmannssohn in kaiserlichen Diensten] sein wappen auff ein holz gerissen. Ich hab einen jungen grafen zu Cöln ein Melancholej geschenckt und herzog Friedrich [Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen] das neu Marienbild. Ich hab den Niclas Haller [Nürnberger Ratsherr und Mitglied der Krönungsdeputation] mit den kohln conterfet. Item 2 weiß pfenning dem thürknecht geben. Ich hab 3 weiß pfenning geben für 2 tractetlein. Ich hab 10 weiß pfenning für ein kühhorn geben.Ich bin zu Cöln zu S. Ursula in ihr kirchen gewest und bey ihrem grab und hab der heulig [heiligen] jungfrauen und der andern groß hailigthum gesehn. Ich hab den Förherwerger [Johann Ferenberger, königlicher Sekretär] mit dem kohln conterfet. Ich hab 1 gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab des Niclasen weib 8 weiß pfenning geben, do sie mich zu gast lud. Ich hab 1 stüber für 2 stück kunst geben. Item es haben herr Hans Ebner und herr Niclas Groland [Nürnberger Ratsherren] zu Prüssel 8 tag, zu Ach 3 wochen, und zu Cöln 14 tag nichts von mir in die cost wollen nehmen. Ich hab die nun conterfet, und der nunen [Nonne als Modell] 7 weiß pfenning. Ich hab ihr 3 halb pögen kupffer geschenckt.Mir ist mein confirmacia [Bestätigung seines Jahresgehalts durch Karl V.] von dem kaiser an mein herren von Nürnberg worden am montag nach Martinj, im 1520 jahr, mit grosser mühe und arbeit.Ich hab des Niclasen tochter 7 weiß pfenning zu lez [Trinkgeld] geben und hab des Niclasen weib 1 gulden und der tochter mehr [dazu] 1 ort [Viertelgulden] zu lez geben und bin von Cöln außgefahren. Mich hat dorfor einmal der Staiber zu gast gehabt, deßgleichen mein vetter Niclas einmal, und der alt Wolffgang einmal, und noch einmal hab ich zu gast gessen. Ich hab des Niclaßen knecht ein Eustachiy [Eustachius, Kupferstich] zu lez geben und sein töchterlein noch ein orth [Viertelgulden], dann sie haben viel müh mit mir gehabt. Ich hab 1 gulden geben für ein helffenbein todtenköpfflein. Mehr 1 weiß pfenning für ein gedräth püchslein [gedrehte Büchse], mehr 7 weiß pfenning für ein paar schuh und hab zu lezt geben des Niclasen knecht ein Nemesin [Nemesis, Kupferstich].Und ich bin frühe von Cöln zu schiff gefahren am mittwoch nach Martiny [12. 11.] bis gen . . . . Ich hab 6 weiß pfenning für ein paar schuh geben. Ich hab 4 weiß pfenning den poten geben. Von Cöln fuhr ich auf dem Rein gen Suns [Zons]. Von Suns gen Nays [Neuss]. Von dannen zum Stain, da lagen wir den tag, verzehr ich 6 weiß pfenning; darnach [kamen] wir gen Düsseldorff, ein städlein, verzehr 2 weiß pfenning. Von dannen gen Kaiserswördt, von dannen gen Dasperg [Duisburg], auch ein städlein, auch zwei schloß, Angrur [Angerort] und ander Rüror [Ruhrort], von dannen gen Arschey [Orsoy], ein stättlein, von dannen gen Riberg [Rheinberg], auch ein stättlein, da lag ich übernacht und verzehr 6 weiß pfenning. Von dannen fuhr ich zu diesen städlein, die erst pürg Wisell [Burg Wesel], gen Reff [Rees], darnach gen Emrich, darnach kamen wir gen Tholhus [Zollhaus in Lobith] und von dannen gen Neumeg [Nijmegen], do blieben wir übernacht und verzehrt 4 weiß Pfenning. Von Neumeg [Nijmegen] fuhr ich gen Thül [Tiel], von dannen gen Pusch [Herzogenbusch]. Zu Emrich hab ich still gelegen und verzehrt über ein köstlich mahl drey weiß pfenning. Und ich hab do conterfet ein goldschmiedgesellen, den Peter Federmacher von Antorff her, und ein frauenbildt [Weibsbild]. Und die ursachen des stilligens das war, uns begrieff gar ein groser sturmwind. Mehr verzehrt ich noch 5 weiß pfenning und wechselt 1 gulden zu zehrung. Auch conterfet ich den wirth. Und kamen erst am sondag [18. 11.] gen Neumeg [Nijmegen]. Ich hab 20 weiß pfenning dem schiffer geben. Nimägen [Nijmegen] ist ein schöne statt, hat eine schöne kirchen und ein wohlgelegen schloß.
Landschaft bei Tiel
Von dannen fuhr wir gen Till [Tiel], do verließ wir den Rin [richtig: die Waal] und fuhren uff der Mas gen Terawada [Heerenwaarden], da die zween thurn stahn, do lag wir übernacht, und diesen tag verzehret ich 7 stüber. Darnach fuhren wir am erichtag [Dienstag, 20. 11.] frühe gen Pommel [Zaltbommel] uff der Mas, do kam ein groß sturmwind, das wir bauerpferd tingten [dingten] und reiten ohn sattel biß gen Herzogpusch. Und verfuhr zu schiff und verriet [verritt] 1 gulden. Pusch [Herzogenbusch] ist ein hübsche statt, hat ein außbündige schöne kirchen und überfest. Do verzehrt ich 10 stüber, wiewohl maister Arnolt das mahl für mich zahlet. Und kamen goldschmied zu mir und die theten mir viel ehr.Darnach fuhr wir an unser frauentag [21. 11.], frühe aus und fuhren durch das übergroß schön dorff Östreich [Oosterwijk]; aber zu Tilwerg [Tilburg] aß wir zu morgens und verzehrt 4 weiß pfenning. Darnach kamen wir gen Barell [Baarle], lagen übernacht und verzehrt do 5 stüber. Und die gesellen wurden mit dem wirth uneins, und wir fuhren bey der nacht bis gen Hochstrat [Hoogstraten], do sassen wir zwo stund und fuhren darnach gen Harscht [Brecht] für S. Leohnhartkirchen, do assen wir zu morgens und verzehrt 4 stüber. |