BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Albrecht Dürer

1471 - 1528

 

Tagebuch der Reise

in die Niederlande

 

1520/21

 

Wieder in Antwerpen

 

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Nun bin ich am Mondag [3. 9. 1520] nach Aegydy wieder zu Jobst Planckfelter eingezogen und hab diese eingezaichnete mahl gessen: 17 [mal]. Item dem Niclas, des Tomasins [Genueser Seidenhändler] knecht, geben 1 stüber. Ich hab 5 stüber für das leystlein [kleiner Bilderrahmen] geben, mehr ein stüber. Mein wirth hat mir geschenckt ein indianische nuß [Kokosnuß], mehr ein alt türkische gaisel [Peitsche]. Aber ich von neuen dießmahl mit dem Tomasin gessen: 13. Item die zween herrn von Rogendorff [Wilhelm und Wolfgang von Rogendorf, österreichische Adlige] haben mich geladen, ich hab einmahl mit ihnen gessen und ich hab sein wappen groß auff ein holz geriessen [gezeichnet], das mans schneiden mag.

Ich hab ein stüber verschenckt. Mein frau hat ein gulden gewechselt zu zehrung umb 24 stüber. Ich hab zwey stüber zu trinckgeldt geben. Ich hab einmahl gessen ins Fockers [Fugger] hauß mit den jungen Jacob Rehlinger [Augsburger Kaufmann], aber [noch] einmahl hab ich mit ihm gessen. Item mein weib hat aber [noch] ein gulden umb 24 stüber gewechselt zu zehrung. Ich hab meins herrn herzog Friederichen pfalzgraffen diener, Wilhelm Hauenhut, geschencket einen gestochnen Hieronymum und die zween neuen halbpogen, die Maria und Anthoni. Item mehr hab ich geschenckt herr Jacob Panisio ein guts gemahltes Veronicae angsicht, ein Eustachius, Melancholey und ein sizenden Hieronymum, S. Antonium, die 2 neuen Mariensbilder und den neuen bauren [Kupferstich Marktbauern]; so hab ich geschenckt sein schreiber, dem Erasmo [Erasmus Strenberger], der mir die supplication [Dürers Bittschrift zur Verlängerung des kaiserlichen Jahresgehaltes] gestellet hat, ein sizenden Hieronymum, die Melancoley, den Antonium, die 2 neuen Marienbildt geschickt, und das alles, das ich ihn geschenckt hab, ist werth 7 gulden.

Ich hab meister Marx, goldschmied, ein passion in kupffer geschenckt, er hat mir sonst 3 gulden zu lösen geben. Mehr [dazu] hab ich auß kunst gelöst 3 gulden 20 stüber. Dem Hönigin, glaser, hab ich geschenckt 4 kleine stücklein in kupffer.

Ich hab mit herr Bonisius [Jakob Banisius, Sekretär Maximilians I.] gessen: 3. Ich hab 4 stüber geben für stainkohln und schwarze kreuden [Kreide]. Ich hab 1 gulden 8 stüber für holz geben, mehr [außerdem] 3 stüber außgeben. Die mahl hab ich mit meinem herrn von Nürnberg [Ratsherr Hans Ebner] gessen: 10.

Item maister Dietrich, glaßmahler, hat mir die roth farb geschickt, die man zu Antorff in den neuen ziegelstainen find. Item ich hab maister Jacob von Lübeck geconterfeyet mit dem kohln, der hat meinem weib einen Philippsgulden geschenckt. Ich hab aber [noch] ein Philippsgulden gewechselt zur zehrung. Der frau Margareth artzt hab ich geschenckt ein sizenden, in kupffer gestochenen Hieronymum. Ich hab ein holzpassion verkaufft umb 12 stüber, mehr [dazu] 4 stüber ein Adam Eva; item der Felix, hauptmann und lautenschlager, hat mir abkaufft ein ganzen kupffertruck und ein holzpassion, mehr ein kupfferpassion, 2 halbpögen, 2 viertelbögen umb 8 goldgulden, so hab ich ihm geschenckt ein ganzen kupffertruck. Ich hab herrn Panisius mit dem cohln conterfeyt. Item der Ruderigo hat mir noch ein papegeih [Papagei] geschenckt, und sein buben hab ich 2 stüber zu dranckgeldt geben. Ich hab Johann von den Winckel, posauner, geschenckt ein klein holzpassion, einen Hieronymum im gehaiß, und ein Melanchelej. Ich hab 6 stüber umb ein paar handschuh geben. Ich hab 5 stüber umb ein meerruten [Peddigrohr] geben, und Georg Schlauterspach hat mir ein solche geschenckt, kost 6 stüber. Ich hab einmal mit Wolff Haller, der Focker [Fugger] diener gewest, gessen, do er meine herren von Nürnberg geladen hett.

 

Die Nürnberger Ratsheren, Paul Töpler und Marin Pfinzing

 

Item hab auß kunst gelöst 2 Philips gulden, 6 stüber. Aber hab ich einmahl mit meinem weib gessen. 1 stüber hab ich des Hans Deners [unbekannte Person] puben zu trinckgeld geben. Item hab 100 stüber auß kunst gelöst. Item hab maister Jacob, des von Rogendorffs [Wilhelm von Rogendorf, Mitglied des niederländischen Staatsrats] mahler, mit dem kohln conterfet. Jtem hab dem von Rogendorff sein wappen auff holz geriessen, davor hat er mir geschenckt 7 eln [Ellen] samet.

 

Rogendorfsches Wappen (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg)

 

Aber hab ich diemahl mit dem Portigaler [João Brandão, Faktor des portugiesischen Königs] gessen: 1. Ich hab conterfet maister Jan Prost von Prück [Brügge], der gab mir 1 gulden, mit kohln gemacht. Item 23 stüber geben für ein küllrücken kürschen [Kaninchenrückenpelz] geben. Ich hab 2 gulden an gold dem Hans Schwarzen [Augsburger Medailleur] für mein angesicht [Medaille] bey den Fockrischen [Fuggern] von Antorff in einem brief gen Augspurg geschickt. Item hab 31 stüber für ein rothwillen [rotwollen] hembd geben. Ich hab 2 stüber geben für die farb, die man in den ziegelstainen find. Item hab 9 stüber geben für ein ochsenhorn. Ich hab conterfet eines Spaniers mit den koln. Aber hab ich gessen mit meinem weib diese mahl: 1.

Ich hab 2 stüber geben für ein duzet [dutzend] pfeifflein [als Geschenk für Kinder?]. Ich hab 3 stüber geben für zwey fledrene [Ahornholz] schälein [Schälchen], solcher zwey hat der Felix meinem weib geschenckt, und ein solches schälein hat auch maister Jacob, mahler von Lübeck, meinem weib geschenckt. Gessen mit dem Rogendorff 1.

Item hab ein stüber geben für das gedruckt einreiten [gedrucktes Festprogramm zu Karls V. Einzug] zu Antorff. Wie der könig mit ein köstlichen triumpff empfangen ist worden, da waren die pforten [Triumphbögen] köstlich geziert, mit kammerspieln, groß freudigkeit, und schöne jungfrauenbilder [von Jungfrauen gestellte lebende Bilder], dergleichen ich wenig gesehen hab. Ich hab ein gulden zu zehrung gewechselt. Ich hab zu Antorff des grossen risen [Riesen] peiner [Knochen, nicht von der sagenhaften Gestalt, sondern wohl von vorzeitlichen Tieren] gesehen, dis pein oberhalben knie ist lang fünffthalben werckschuh und über die maß schwehr und fast [sehr] dick. Desgleichen sein schulderpleter, ist eines braider, weder [als] ein starck man über rück [über dem Rücken], und ander bain mehr von ihm; und der man ist 18 schuh lang gewesen, hat zu Antorff geregirt und groß wunder than, das die herren der statt in einen alten buch viel von ihm geschrieben haben.

Item des Raphaels von Urbins [Urbino] ding [Nachlaß] ist nach sein todt als verzogen [verstreut], aber seiner discipuln einer, mit nahmen Thomas Polonier, ein guter mahler, der hat mich begerth zu sehn, so ist er zu mir kommen und hat mir ein gulden ring geschenckt, antiga [antik], gar mit ein guten geschniten stain, ist 5 gulden werth, aber mir hat man zwifach geldt dafür wollen geben; dargegen hab ich ihn geschenckt meines besten gedruckten dings [Kupferstich], das ist werth 6 gulden.

Item 3 stüber für ein calacut [Baumwollstoff aus Kalkutta: Kaliko] geben. Ich hab 1 stüber den poten geben, 3 stüber hab ich mit gesellen verzehrt. Item hab der frau Margareth, des kaysers tochter, geschenckt ein ganzen truck all meines dings und hab ihr zwey matery [unbekannte Gegenstände] auff pergament geriessen [gezeichnet], mit ganzen fleiß und großer mühe, das schlag ich an auff 30 gulden. Und ich hab ihrem arzt, dem docter, müssen ein hauß auffreysen [aufzeichnen], darnach er eines bauen hat wollen, davon zu machen, wohlt ich auch unter 10 gulden nit gern nehmen. Item hab dem knecht 1 stüber geschenckt, mehr [dazu] 1 stüber für ziegelfarb. Item hab herr Niclaus Ziegler geschenckt ein toden, liegenden {Christum} ist 3 gulden werth. Dem factor Portugals ein gemahlt kindsköpfflein, ist 1 gulden werth. Ich hab 10 stüber für ein püffelhörnlein [Büffelhorn] geben; ich hab ein goldgulden geben für ein elendsfuß [Elchklaue].

Item hab maister Adrian mit dem kohln conterfet. Ich hab 2 stüber geben umb die condemnatzen [Verdammung Luthers] und dialogos [wohl gegen Luther gerichteter Dialog]. 3 stüber dem poten geben. Ich hab meister Adrian für 2 gulden kunst geschencket. 1 stüber für ein rötelstain geben. Ich hab herr Wolff von Rogendorff [Wilhelm von Rogendorfs Bruder Wolfgang, österreichischer Landesmarschall] mit den stefft [Silberstift] conterfeit. Ich hab 3 stüber verschencket. Ich hab ein edelfrau in Tomasins hauß gekonterfet. Ich hab den Nicolao geschenckt ein Hyeronimum im geheuß und die zween neuen Marienbildt. Ich hab dem Thomas Polonius [italienischer Maler] ein ganzen truck geben, der mir durch ihn ein ander mahler gen Rohm geschickt wurde, der mir des Raphaels ding [Stiche nach Werken Raphaels] dargegen schicken soll, am mondag [1. 10. 1520] nach Michaelis 1520. Ich hab einmahl mit meinem weib gessen. Hab geben 3 stüber für die tractetlein.

Der Polonius hat mich conterfet, das will er mit ihm gen Rohm führen. Ich hab 20 stüber umb ein elendsfus [Elchklaue] geben. Mehr hab ich 2 goldgulden und 4 stüber fürs herr Hans Ebners täfelein [Tafelbild] geben. Auß [außerhalb] gessen. Ich hab ein cron gewechselt zu zehrung. Auß gessen. Ich hab ailff [elf] gulden zu mir gen Ach [Aachen] zehrung genommen, und von Ebner eingenommen 2 gulden 4 stüber. Geben 9 stüber umb holz. Hab geben 20 stüber von mein kufer [Koffer] dem Meyding [Mitglied des Augsburger Handelshauses Meuting] zu führen. Ich hab ein frau conterfet von Prück [Brügge], die hat mir ein Philipsgulden geben. Ich hab 3 stüber zu lez [Trinkgeld] geben. 2 stüber für zirnnöß [Zirbelnüsse]. 1 stüber umb steinfarb. Hab geben 13 stüber dem kürschner, 1 stüber umb ledr. Ich hab 2 stüber umb zwo muschel geben. Ich hab in Johann Gabriels [unbekannte Person] hauß ein welschen [italienischen] herrn conterfet, der hat mir geschenckt 2 goldgulden. Hab 2 gulden 4 stüber geben umb ein felleis [Felleisen].