Niklas von Wyle
um 1410 - 1479
Transzlatzion oder Tütschungen
II. Translatze
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DEm durchlüchtigen fürsten vnd herren hernn karlin Marggrauen zů Baden etc. Vnd grauen zů spanheim. Minem gnedigosten hernn. Enbütt Ich niclǎs von wyle Statschriber zů Esselingen min gehorsam vnd schuldig dienste mit willen in aller vndertenikait berait zeuor. Vsz dem bůch bochacy daz in welcher zungen vil hüpscher historien von schönem gedicht vnd hochen sinnen begryffet √ hǎt vor vil Jǎren der hochgelert man Franciscus petrarcha die history von griselde lutend vsser dem welchen zů latin verkert, wie dann üwer gnǎde die selben history nǎchmǎls aber von dem latin zů tütsche gebrǎch von mir hǎt gehöret. Sidher ist durch den hochgelerten man leonardum aretinum vsser dem obgemelten bůch die histori von sigismunda sagende. vnd aber von aim andern gelerten die histori von marina lutend ouch zů latin gebrǎcht worden. vnd wann die selben hochgelerten man bedücht hǎt, sölich historien der arbait wert sin, daz sy zů latinischer zungen gesetz wurden √ so hab ich gemaint sich wol gebüren daz die von dem latin zů tütsche ouch gemacht wurden. vmb das ob ützit darjnne kurtzwyligs hoflichs oder gůtes wer daz die tütschen des vnberoubet ouch anteilhaftig werden möchten. dwyle aber als Aristotiles spricht, lust vnd liebe ainem yetklichen menschen der arbaitet, behaltent in sinem wercke √ so hab ich mir fürgenomen die obgemelten history von sigismunda lutend in tütsch zebringen vnd sölichs üwern gnǎden zů gefallen, des ersten zů zeschicken. Vmb daz min vnderteniger wille zů üwern fürstlichen gnaden, dester [52a] ee mich in lust fůrte zů volbringung disz mines fürgenomnen wercklis, das klain ist √ vnd jch üwern genǎden nǎch sitt der kouflüten die verkouffen wöllen zů ainer mustre allain darumb schick ob ich versteen wurd, sölichs üwern gnǎden |80| gefellig sin √ daz ich mich dann hienǎch in grösserm √ grösser arbait gebruchte √ zů kurtzwyl lust vnd gefallen üwern fürstlichen gnǎden darjn jch mich tůn vndertenig enpfelhen etc.
[Von Gwiscardo vnd Sigismunda]
TAncredus was ain fürst von salern, gütig vnd ainer senftmütigen nature. Wo er allain in dem alter sine hend nit vermǎssiget hett mit blůt vergiessen zwayer liebhabenden menschen. Der selb hatt all sin lebtage kain kind ye gehept √ dann ain ainige tochter, da Im ouch vast besser gewesen wer, daz er dero nit gehept hett. Vnd als die selb tochter ain ainig kind was √ also hett er ouch. sy ainig lieb, gegen Ir so Innerlichen in vätterlicher liebe entzündet √ Wie wol vil Ir zů der ee begerten, ye doch wyle er die vngern von Im schaiden lies √ tett Er sy ÿber die gebürlichen jǎre by jm haimant beheben. doch zů letscht als die des hertzogen sune von Campania vermechelt ward, ist sy darnǎch bald als der selb ir man gestarb widerumb haim zů Irem vatter komen. Dise was die gemaitescht non lybe vnd die schönst von angesicht vnd voll aller natürlicher hüpschkait vnd besunder ouch von vernunft grösser dann villicht frǒwen gebürlich ist. Als die nu also by Irem gütigem vatter wonet, glych ainer grossen frǒwen mit vil wollusten vmbgeben √ gedaucht sy ains mǎls in Irem gemüt √ wie gar wenig oder nützit ir vatter geflissen wer, sy anderwerb zeuermecheln √ Vnd ir zů schame sin wurd? sölichs von Ime [52b] ze begeren. vnd satzt jr für, wo das mit fůge gesin möcht das sy dann ir haimlich ainen bůlen ains adellichen gemütz sůchen wölt. Nu was irs vatters huse voll edler vnd vnedler In mǎssen dann an der grossen fürsten höfen gewon ist. Vnd als sy dero aller sitten leben vnd gestalt aigenlich erspecht vermarckt vnd erwag √ do warf sy zů letst Ir gemüt vf ainen Jüngling mit namen gwiscardum von niderm geschlecht geborn, Aber von loblichen sitten ÿber all ander wol edel. Den selben sy emsenklich ansechend von tag zů tag mer vnd mer bewarende, Inbrünstenklichen anhůb lieb zehaben. Als aber der von vernunft nit trege, der frǒwen gemüt vermarckt √ ward er In dero liebe so entzündet √ daz er all ander sachen zů rukg schlachende, nützit anders tett Dann tag vnd nacht allain nǎch jr gedencken. In dem nu vnd sölich ir liebe |81| beder sytt gegen ainander erwachsen was, vnd die frǒw, nützit mers begert, dann wie sy zůsamen kämen vnd doch niemant anders ir gemüt In disen sachen offnen wolt, Do erdǎcht sy zů letst ainen sölichen wege, Vnd schraib dem Jüngling vnd vnderrichtet den in geschrift was sy von jm beschechen wölt vnd verschlos die geschrift in ainen liederlichen vnd achtbaren stecken von rore, vnd gab dasselb rore schimpflich dem Jungling sprechende √ daz er das geben sölt siner dienst magt zů ainem stecken das füre zeschüren. als bald aber gwiscardus das rore genam gedǎcht er wol jm das nit ǎne sach gegeben sin vnd tett haimant das rore vf vnd fand die geschrift. vnd do er die gelas, gantz vnderrichtet waz die frǒw wolt von jm beschechen √ ward er mit vngebürlicher fröide durch gossen vnd hůb schnell an flysz [53a] zetůn, da mit er zůr Ir in massen sy jnn vnderricht hatt komen möcht. Nu was by des fürsten huse ain alte dol oder hüle vnd dar ob ain loch, das durch den berge gehǒwen der hüle licht gab. Vnd wann aber zů langer zyt sich niemant derselben dolen vnd hülin hatt gebruchet √ was die voll dornen vnd gestüdes gewachsen. Vsser der selben hülin was ain haimlicher zůgang zů der schlafkamer darjnne die fröw zů den selben zyten ir wonung hatt. wie wol die türe mit grossen starcken tiln vermachet vnd verrigelt was. Vnd dwyle aber dise hüle gantz in vnübung stůnd √ do hatt niemant mer des zůgans gedechtnüsz Aber liebe dero ougen nützit ist verborgen, fůrt den selben zůgang widerumb in das gemüt der liebhabenden frǒwann √ die da mit Irem aigen wysen rǎte √ vmb daz sie niemet diser dingen mitwissend machte √ durch sich selbs die kunst fand, wie wol das langsam vnd mit grossem flysz zůgieng, wie man die türe vfbringen möcht. vnd gieng dar nach selbs allain in die hülin vnd besach das loch den tag jnfürend, da durch gwiscardus zů ir komen solt. vnd nam alda die mensure vnd höche √ damit er durch gemachte instrument hinab komen möcht. darumb als gwiscardus des alles durch der frǒwen brief vnderrichtet was √ machet er zů diser dingen volbringung schnell ain saile mit knöpfen vnd halftern damit er vf vnd ab komen möcht. Vnd in leder angetǎn vnd beklaidet daz er dester sicherer vor den törnen wer, gieng er |82| der andern nacht gantz allain vnd sust mengklichem vnwissend zů dem loch vnd band das sail an ainem ort oben an ainen bǒme der da in dem ingang des lochs gewachsen waz √ vnd lies sich daran hin abe vnd belaib alda begirlich der frǒwen wartende. Aber die frǒw do es tag worden [53b] worden was (Dann sy vor nit zů Im komen mocht) tett dem glych √ Wie sy rüw vnd schlǎffens notdürftig wer √ vnd als die dienst vnd Jungfrǒwen sy deshalb verliessent vnd abgiengen √ tett sy Innwendig allain die türe vf vnd nam alda den Jungling In der hüle funden begirlich In Ire vmbfǎchenden arme, vnd giengent sament in die schlǎfkamer vnd pflagen da mit ainandern sölicher fröiden vnd wollusten die mit worten nit sint zesagen. Vnd als sy darnǎch ainer listigen form ains wurden wie Ir liebe In künftig zyt, bestentlich vnd Ingehaim belyben möcht √ schied gwiscardus wider vmb abe von Ir In die hüle vnd vermachet die frǒw die türen vnd gieng ouch wider hin zů iren Jungfrǒwen vnd diensten. Vnd do es nacht ward √ staig Gwiscardus das saile vf, Vnd kam vsser dem loch wie er dar In komen was √ haim in sin huse, daz sin niemant gewar noch Innen wart. Vnd als er im den wege gelernt √ Kam Er emsenklichen widervmb daselbs hin, mit der liebhabenden frǒwen (die er nit minder lieb hatt) die werck der liebe zevolbringen. Aber das gelücke das allwegen langer wollust vind vnd widerwertig ist √ verkart zů letst mit truriger geschicht die fröid derselben liebhabenden menschen In bitter wainen vnd schmertzen. Dann Tancredus was gewon vnderwylen allain ǎne all diener ze geen In die schlǎfkamer siner tochter vnd alda mit etlichen reden Im fürgenomen by Ir ain wyle zebelyben. Vnd dann darnǎch widervmb von ir abzegeen. Vnd do tancredus vsser diser gewonhait ains tags von geschichte nǎch mittem tage gieng in die schlǎfkamer siner [54a] tochter, vnd alda niemant fand √ darumb daz Sigismunda (dann also was die tochter gehaissen) mit Iren Jungfrǒwen in aim garten was √ wölt er sy von Iren fröiden vnd kurtzwylen nit abfordern. Vnd als die venster der schlǎfkamer beschlossen wǎren vnd des bettes vmbhange nider gelǎssen √ satzt er sich by dem bette am letsten taile vf ainen pfulwen vnd lainte sin houpt vf das bette vnd zoch den vmbhang für sich vnd |83| hůb an ze schlauffen. Vnd als er nu also schlief, vnd sich zů vngelück begeben hatt, daz Sigismunda desselben tags gwiscardum zů ir hatt haissen komen √ verliesz sy die Jungfrǒwen Im garten vnd schlaich gemachhe in Ir, kamer. Vnd als sy die beschlos vnd den vatter nit sach √ tett sy die türen der hülin vf, Vnd do gwiscardus hin In kam, machten sy sich vf das bette als Ir gewonhait was, daselbs schimpfs vnd fröiden pflegende. Da durch Tancredus erwecket, also wachende alle ding die alda beschǎchent sach vnd hort. Vnd mit grossem schmertzen schnell vmbgeben/ wolt er des ersten geschrüwen han √ dann daz in bald darnǎch bedücht hǎt, weger mit swygen verborgen zeligen, vmb das er dester sicherer vnd mit merer bedeckung sins lasters, der dingen rǎch vnd strǎff volbringen möcht, die er Im dann yetz in sin gemüt fürgenomen hatt. Aber dise zway liebhabenden menschen, die da kains ÿbels wissend wǎren vnd gantz sicher zesin vermainten √ als die gnůg lang Ir wollusten sament gepflegen hatten √ Stůnden sy zůletst vf, Vnd gieng gwiscardus in die hüle, vnd Sigismunda darnǎch, als sy die tür nach jm beschlossen hatt, widerumb zů jren jungfrǒwen in den garten. Tancredus [54b] aber mit vngelouplichem schmertzen betrübt, schied ab allain (Als er ouch allain komen was) vsser der tochter kamer in sin aigen gemache Vnd schickt do Ir etlich, die das loch, da durch gwiscardus her vf komen můst die nacht verhůten, vnd tett den vfstygenden hie mit also fǎchen. vnd do man den zů Im also gebracht Im leder als er was angetǎn. Redt tancredus wainende zů Im also. Min gůtikait gwiscarde, dero ich mich gegen dir gebrucht han √ hǎt in kain weg verschuldet sölich vnrecht schmǎch vnd schand, mir in minen dingen von dir beschechen, als ich mit disen minen ougen han gesechen.. Hier zů gwiscardus nützit anders antwort dann also. Fürst sprach er. Der gewalt der liebe, ist vil grösser dann der gewalt din oder min. Vf das gebot tancredus daz man jnn haimlich In gefencknüsz wol verhůte. Mornends bald als Sigismunda diser dingen gantz vnwissend was √ Vnd tancredus vil vnd mancherlay hier von gewegen vnd gedǎcht hatt √ Gieng er nǎch dem jmbis, als sin gewonhait was √ in der tochter camer. Vnd als mengklich von jnen abgeschaiden ward vnd |84| sy allain by ainander wǎren √ hůb tancredus zů ir wainend an also zereden. die wyle mich bedůcht hǎt sigismunda, din zucht erberkait vnd tugend mir gnůgsam gesechen vnd erkant sin √ so hette mir zů kainer zyt nie yemant mit worten so vil mugen sagen oder min gemüte zeglouben des vnderrichten √ daz du nit allain mit willen verhenget sunder ouch ye gedǎcht hettest √ din scham vnd küschhait ainchem fremden man vnderwürffig zemachen die zeuerletzen √ wo ich disz selbs mit minen aigen ougen nit gesechen hett. darumb so wird ich disz kurtz zile des lebens, das noch minem alter vorhanden ist, fürohin allwegen schlyssen vnd ver[55a]zeren In wainen vnd truren √ so oft Ich in minem gemüt bedenck des lasters vnd ÿbels von dir begangen. Dann die wyle du dich ye zů sölicher sünde naigen vnd geben woltest, So möchtest doch dir vsserwellet haben ainen sölichen, der dinem adel gezimpt hett. Aber vsser ainer sölichen menge dero, so sich vnsers hofs gebruchent √ hǎst du dir erwelt gwiscardum von niderm vnd gebürschem geschlechte geborn √ vnd vmb armůt willen siner vatters vnd můter von vns vsz barmhertzikait von Jugend vf erzogen darumb wahin ich mich keer √ oder was rǎts ich nem? waisz ich nit. dann so vil. daz ich von gwiscardo, der diser nacht durch min haissen gefangen by mir verhütet ligt √ min vrtail vnd mainung gesetzt hab, was mit jm ze tun syge. aber von dinen wegen, bin ich noch ains vngewissen rǎts vnd hab noch nie mögen setzen was ich tůn söll. wyle vf ainer syt, die liebe (so ich gegen dir grösser dann ye kain vatter gehept hab) mich hinder sich zücht √ vnd aber vf der andern syten billicher zorn vmb din schuld vnd ÿbel mich für sich tribet, dero ains daz ich ablasz vnd vergeb √ vnd das ander, daz ich zürn vnd strǎff, mich ermanet. Vnd als er das geredt √ sanckt er sin angesicht vnder sich wainend glych aim kinde das geschlagen ist. do aber sigismunda verstůnd vnd marckt gwiscardum gefangen sin vnd ir liebe geofnet √ ist sy mit vngelouplichem schmertzen vmbgeben worden √ Vnd hǎt sich selbs kumm vor wyplichem wainen vnd schryen beheben mugen. Doch grösse irs gemüts die tet ÿberwinden wyplich blödikait vnd antwort mit vfgehepter stirnen vnd vestem angesicht. Vnd satzt Ir für ze sterben wöllen wann doch ir gwiscardus |85| yetz tod wer oder aber gewissz sterben müst √ vnd hierumb so vnderstůnd [55b] sy sich nit weder genǎd zebegeren noch des vatters zorn zemiltern. Sunder mit starckem vnd vnüberwundnem gemüt das leben verachtende. redt sy vf sölich form √ Tancrede Ich wil nützit weder lougnen noch bitten. dwyle das ain nütz sin mag. Vnd Ich nit wil, daz das ander nütz syg. Darvmb so han ich mir fürgenomen In diser dingen kainen dinen willen zegütigen oder din senftmütikait mir genaigter zemachen √ Sunder der geschicht luter zevergechen vnd mit treffenlichen wǎren vrsachen minen lümden des ersten zeschirmen vnd dar nǎch In glycher groszmütikait mit worten erzögen, disz geschichten nit so grosz zevnbillichten √ Sunder in vernunft wol zegütigen sin. Darvmb so vergich vnd bekenn ich mich gwiscardum lieb gehept haben. Vnd wil ouch als lang mir disz leben ist (das noch kurtz sin wirdt) den lieb zehaben niemer vfhören. Vnd ist ouch daz nǎch dem tode ützit der sinnen ÿberbelypt √ so wil ich jnn als dann ouch lieb haben. aber in sin liebe hǎt mich nit so vil genött vnd getriben wyplich begirlichkait √ als vil din smuseli. dann du soltest fürwǎr Tancrede, billich gedǎcht haben, dwyle du von flaische geborn bist √ dich ouch ain tochter von flaische geborn haben vnd nit ain stainin noch ain ysnin. du söltest ouch bedǎcht han. wie wol du alt bist wie frefel vnd vngestüm in der jugend ist, die anfechtung Inbrünstiger nature. Vnd wiewol du zů muglichen Jǎren den meren taile dins lebens In ritterschaft verschlissen hǎst √ so soltest docht nützit dester minder betrachtet han wie grosz vnd vil, nit allain in Jungen, sunder ouch In alten menschen vermugent můsz vnd wolluste. Danne Ich bin ye ain frǒw als von dir geborn vnd der [56a] Jǎren Jung vnd beder sachen halb voll wyplicher begirden. Den selben begirden ÿber das alles, wundersam flammen zů gegeben hǎt, wylant Innenbrǎchte wolluste √ (zů zyten da ich vermechelt was) mit den wercken enpfunden. Darumb do Ich disen anfechtungen die mich tag vnd nacht also brautent nicht mocht widersteen √ Bin Ich zů letscht ÿberwunden worden vnd strytes nider gelegen vnd tett doch hier Inne nit dester minder flysse, als vil mit menschlicher vernunfte beschechen mocht, daz dise ding weder dir noch mir schand |86| oder argen lümden zůfüren sölten. Sölicher miner begird nu die süsz liebe vnd das gelück verhengt haben vnd mir ainen haimlichen wege gezaiget √ durch den ich verborgenlich vnd in gehaim sust mengklichem vnwissend zů begerter wollust komen möcht √ Aber wo her dir das gezaiget syg, Oder wannen du das vernomen hǎst √ so lougnen jch doch der wǎrhait niemer √ danne daz ich, nit von schickung des gelückes (als vil frǒwen gewon sint) sunder mit wolbedǎchtem sinn vnd můte, mir gwiscardum erwellet han liebzehaben, vnd den durch wysen rǎte jngefürt, vnd mit vester beharrung von jm die frucht wǎrer liebe lang zyt, mit höchster fröide enpfangen. Aber das so mir sines vnadels halb wirt fürgeworfen, glycher wyse als ob es mir minder sünd were √ wo ich mir ainen edeln hier zů fürgenomen hett etc. Indem folgest du nach dem falschen wǎne des püfels vnd gemainen folches √ vnd bedenkst nit, daz du nit schuldigest gwiscardum, sunder das gelücke √ daz da gewonlich die vnwirdigen erhept in die höche vnd die wirdigen niderdruckt vnd fůsset vf die [56b] erden. Aber daz wird des geschwygent vnd diser dingen wǎren anfange beschǒwent √ so ist gewissz vnd vnzwyfelich vns alle von ainem menschen ainen vrsprunge gehept haben, vnd das allain die tugend die ist √ so vns gelych geborn, vnderschaidet √ vnd die lobsam vnd edel machet √ dero tugend ryche werck für ander erschynent vnd ÿbertreffent. Vnd wie wol der wǎne des püfels vnd geminem folckes diser dingen vnwissend vnd vngelert √ villicht anders maint √ so mag doch die wǎrhait in kain wege vsser Irer statt verruckt werden. vnd also so ist der wǎrlich edel zeschetzen, des würckung, tugendrych werden gesechen. vnd wer den anders nennet √ der schilt denselben nit den er nennet, sunder mer tůt er sich selbs der torhait vnd vnwissenhait verdampnen. Darumb tancrede so besiche din edeln vnd betracht vnd erfare Ir yetkliches leben vnd sitten. desglychen vf der andern sitten, so bedenck vnd erwig die sitten vnd das leben gwiscardi √ für wǎr. Wilt du dann recht vrtailen √ so zwyfeln ich nit, danne daz du Inn vergechen müsest sin, dem aller edelsten √ vnd hin wider vmb die andern din edeln ferre von rechtem adel. So hab ich ouch von der tugend vnd fürnemikait gwiscardi, kains andern sa|87|gungen vnd rede mer geloubt, danne den dinen. dann wer ist von dir so vil ye gelopt worden, als er √ in allen vnd yetklichen wercken, so zů übung der tugenden gehörig sint √ Vnd für wǎr nit vnbillich. Dann es werd dann min erkennung betrogen so ist Im nie ainch lob zůgelegt worden, das er nit vil wundersamlicher (ouch dann es von dir gesagt syg) erfolget vnd verdienet hab. Solt du darumb sprechen? mich, mir selbs ainen vnedeln menschen vserkoren haben? für[57a]wǎr, du redest das nit ist? sprechest du aber ainen armen, des wölt ich dir gesteen √ doch mit diner schande √ daz du ainen sölichen fürpüntlichen mane, dinen diener vnd hofgesinde, nie hǎst bedǎcht mit aincherlay gnǎden, rechts lones zebelonen. Aber doch so nimpt armůt den adel nit hin √ Wie wol sölich armůt, etwenn die werck der tugend hindert vnd Irret. Ir vil die von anfange dünne vnd arm geborn sint. Sint darnǎch küng vnd fürsten worden. So wurden ir vil nu me arm, mit Iren aigen henden pürsche werck übende oder der hirtery pflegende √ wo nit ÿberflüssiger rychtum von fremden tugenden gesamelt Inen verlǎssen worden wer. Das du aber an der letsten statt gesprochen hǎst, die vrtail von minen wegen dir zwyfelhaftig sin, Vnd dich biszher noch nit haben setzen mugen was mit mir zetůn syg etc. Ich bitt leg hin den zwyfel. Ist das du dir hǎst fürgenomen ze wütern In Gwiscardum, so kere din wüterye vnd grimikait In mich, die gewesen bin ain vrsach des so verschuldet ist. Dann ich bitt nit die pene, so fürcht Ich ouch die nit. Ich setz ouch das hin zů. Was von dir in Gwiscardum geschechen wirt vnd du dasselb in mir nit tůst √ so söllen doch mine hend das würcken vnd an mir volbringen. Gang nu hin nǎch wibischen sitten vnd güsz vsz dine trechen vnd mit ainem gelychen straiche tů Inn vnd mich (Ob dich bedunck vns sölichs verdient han) ertötten. Tancredus vermarckt die groszmütikait der vernunft in siner tochter enbört sin √ ye doch so maint er nit, daz sy tůn wurd in mǎssen die letsten wort gelut hatten. vnd als er von ir kam vnd jm selbs fürsatzt in kain weg in die tochter [57b] ze wütern sunder mit fremdem blůte das für der liebe in Ir zemindern √ gebot er den dienern die gwiscardum verhůten √ daz sy haimlich derselben nacht an all geschraye den Jüngling erwurgten vnd sin |88| hertze vsgeschnitten Im bringen teten. Vnd als die sölichs getǎten √ Hies Tancredus dasselb hertz In ainem guldin becher der tochter bringen Mit den worten. Din vatter schickt dir das zů ainer gaube vnd schencke, daz es dich tröste von dem ding daz du vast lieb hǎst, glycherwyse als du Inn von dem ding das er vast liebgehept hǎt getröstet hǎst. Aber sigismunda als die in vestem fürsatze was zesterben √ hatt sy nach des vaters abschaid giftige krüter vnd wurtzen gebrennet vnd distillieret vnd das wasser darvon behalten. Zů dem wege des todes. Ob anders sölichs an Gwiscardo bescheche, das sy dann forcht. Vnd als der becher geantwort worden ist √ vnd die wort dar zů gesprochen √ Enpfieng Sigismunda mit vnerschrockner angesicht die gaub vnd schencke √ vnd tett den becher vf, vnd sach das hertz Vnd als sy die gesprochnen wort damit bedǎcht √ erkant sy bald vnzwifellich das hertz sin Gwiscardi vnd kart sich gegen dem diener der die gaube geantwort hatt vnd sprach. Fürwar kain ander grabe danne ain guldins hat gezimpt aim sölichen hertzen. Vnd in dem ainigen dinge, ist gebürlichs von minem vatter gehandelt worden. Vnd do sy das geredt √ satzt sy das hertz an iren mund vnd kust das vnd red darnach also. Zů allen zyten vnd in allen dingen bis vf disen letsten tage mines lebens, hab ich allwegen die liebe mins vatters gegen mir lind vnd gütig funden √ vnd doch yetz vil mer dann vor ye. Darumbe [58a] den letsten dancke den Ich Im vmb ain sölich gaube schuldig bin den solt du Im niemer von minen wegen sagen, Nǎch dem kart sy sich zů dem becher den sy hatt. mit Iren henden hebend was. Vnd das hertz ansechende, Redt sy also. O. aller frölichoste herberg miner wollusten. Verderben müsz des wüterye vnd grimmikait, Der da tůt daz Ich dich mit lyplichen ougen ansich. dann es wer gnůg gewesen dich In Inwendigen gemüt zesechen. Du hǎst volbrǎcht dinen louff vnd genossen vnd erfolgt das ende das dir das gelücke geben hǎt. vnd von dinem vinde, hǎst du gehept das grabe, das verdient hǎt din fürpüntlichkait aller wollusten. diner lyche hǎt nützit gebrochen dann der trechern dero, die du so jnbrünstenklich die wyle du lebtest lieb gehept hǎst. da aber got, vmb daz du das ouch erfolgtest minem vater jn sinen sine geben hǎt, daz er |89| dich zů mir gesandt hǎt. daz ich dir derselben trächern ouch bezalung tüg. wie wol ich mir fürgesetzt hatt mit trucknen ougen zesterben. Vnd wenn ich dir die bezalt hab. So wil ich sachhen, daz min sele der dinen zůgefüget werd. dann mit was weggeferten möcht mir sin ain frölicher oder sicherer wege dann mit diner sele, die ich main hie zů gegen sin, vmbfliegend vnd beschǒwend die statt jrer gehapten wollusten. Dwyle sy noch in miner liebe ist, min wartet vnd baitet vnd ǎne mich nit von hinnan schaiden wil. vnd als sy disz geredt √ naigt sy sich vf den becher vnd mit kainem geschraye, als sust die frǒwen gewon sint, sunder schwygend vnd nit anders dann ob ain brunn vsz jren ougen wüle √ ÿbergos sy do das hertze gwiscardi mit grossem flusze der trechern √ vnd tett ǒch darby das tot hertze vnzalbarlichen küssen. die jungfrǒ[58b]wen die alda zů gegen wǎren √ wisten nit was hertzens das was oder was dise wort Inen wolten Aber doch vsz barmhertzigkait bewegt wainten sy all. Frǎgende die vrsach so ains schnellen vnd grossen schmertzen vnd trosten ouch sy all aine nǎch der andern als vil sy mochten. Aber Sigismunda da die bedůcht gnůg gewainet sin √ hůb sy ir angesicht vf, vnd mit gedrückneten ougen, sprach sy. O. du aller liebstes min hertz. Ich hab dir nu bezalt, das ich dir gebürlichkait halb schuldig gewesen bin √ Nu ist zyt vnd nützit mer vorhanden dann daz Ich dir nǎch folg vnd du an mir ainen weggesellen habest √ Darnǎch nam sy das vergift tötlichtrancke vnd tett das vnerschrockenlich vsz trincken vnd gieng hin vnd satz sich vf das bette, den becher mit dem hertzen in Iren henden habende vnd des liebhabenden hertze an Ir brust truckende vnd baitet also da mit schwygend des todes. aber die frǒwen vnd jungfrǒwen so vmb sy stůndent wie wol sy nit wistent welcherlay trancks das gewesen was so sy getruncken hatt √ yedoch vsz diser winbaren geschicht argwenig √ brachten sy die sachen bald an tancredum den vatter. vnd als der selbs forcht daz die tochter ir selbs etwas zehertes an tůn möcht √ ylt er bald hin abe zů ir in ir schlǎfkamer. aber ze spǎt was er geflissen hilff vnd trost der bekümberten dochter zemittaillen. vnd als er verstůnd vnd marckt notdurft des todes √ tett er erbermklich vnd ellenklich sich selbs vnd |90| die tochter wainen. Zů dem sigismunda also redt. Behalt tancrede dir dine trächer zů den geschichten vnd sachhen die von dir nit begert sint vnd gib mir dero nützit. Dan ich dero weder beger noch wil. Vnd wer ist ye gewesen bis an dich √ der da [59a] gewǎinet hab das √ des er zebeschechen begert hǎt Aber doch ist nützit noch überbeliben der liebe, so du zů mir gehept hǎst So bitt vnd beger ich von dir, diser letsten gaube vnd schencke √ daz min lyb mit dem lyb gwiscardi. In ain grab sament gelegt werden. Vmbe das. die wyle du nit woltest, das ich haimlich vnd verborgenlich mit im löbte, daz du mich dann tot offenlich zů im wahin du ioch inn werffen werdest ouch legest. die grösse des schmerczens vnd wainens beschlosz den mund tancredi, das er nit antworten mocht. Sigismunda aber, als die enpfand daz ende jrs lebens hie sin druckt sy zů ir das hertz gwiscardi vnd mit zů getanen ougen yederman gnǎdende √ gab sy vf iren gaiste disz biter ende hatt die liebe gwiscardi vnd sigismunde Aber tancredus nǎch vil grössem vnd ellendem wainen vnd vsser spǎtem rüwen bewegt √ tet er mit offenlichen vnd schynbarer lyhe aller von salern, sy bede sament in ain grab vergraben. |