Oswald von Wolkenstein
um 1376 - 1445
Handschrift B
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XVIII(HS A 9r-10r, HS B 7r-8r, HS c 17v-19v, Klein 18)
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I | ES fügt ſich do ich was uon zehen jaren alt/ich wolt beſehen wie die werlt wer geſtalt/ |
7v | mit ellend armüt mangen winkel haiſs und kalt/hab ich gebawt bey criſten kriechen haiden/ |
5 | Drey pfenning jndem peutel und ein ſtücklin brot/das was von haim mein zerung do ich loff jn not/uon fremden freunden ſo hab ich manchen tropffen rot/gelazzen ſeyder das ich wand uerſchaiden/
Jch loff ze füſs/ mit ſwerer büſs/ bys das mir ſtarb/ |
10 | mein uatter zwar/ wol viertzen jar/ nye roſs erwarb/wan eines roupt ſtal/ ich halbs zu mal/ mit ualber varb/und des geleich ſchied ich da von mit laide/Zwar renner koch/ ſo was ich doch/ und marſtaller/auch an dem rüder/ zoch ich zu mir/ das war ſwër/ |
15 | in kandia/ und anderswo/ ouch widerhar/uil manchen kittel was mein beſtes klaide/
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II | GEn preuſſen littwan tartarey türkey über mer/gen frankreich lampart yspanien mit zwayen kunges her/traibmich die mynn auf meines aigen geldes wer/ |
20 | Ruprecht Sigmund bayd mit des adlers ſtreiffen/Frantzoiſch möriſch katloniſch und kaſtilian/teutzſch latein windiſch lampertiſch reuſchiſch und roman/die zehen ſprach hab ich gebraucht wenn mir zerran/auch kund ich fidlen trumen paugken pfeiffen/
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25 | Jch hab umbfarn/ jnsel und arm/ manig land/auff ſcheffen gros/ der ich genos/ uon sturmes band/des hoch und nider/ meres gelider/ uaſt berant/die ſwarczen ſee lert mich ein vas begreiffen/Do mir zerbrach/ mit ungemach/ mein wargatein/ |
30 | ein koufman was ich/ doch genas ich/ und kom hyn/ich und ein rewſs/ indem geſtreuſs/ houbgüt gewin/das ſücht den grund/ und ſwam ich zu dem reyffen/
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III | AJn künigin uon Arragon was ſchon und zart/da für ich knyet zu willen raicht ich jr den bart/ |
35 | mit hendlein weyſs bant ſy darein ein ringlin zart/lieplich und ſprach non mayplus dis ligaides/Von iren banden ward ich jndie oren mein/geſtochen durch mit einem meſſin nädelein/nach jr gewonheit ſloſs ſy mir zwen ring dorein/ |
40 | die trüg ich lang und nennt man ſy raycades/
Jch ſücht ze ſtund/ künig Sigmund/ wo ich jn vand/den mund er ſpreutzt und macht ein kreutz/ do er mich kant/der rüfft mir ſchier/ du zaigeſt mir/ hie diſen tant/freuntlich mich fragt tün dir die ring nicht laides/ |
45 | Weib vnd ouch man/ mich ſchowten an/ mit lachen ſo/newn personier/ kunglicher zier/ die waren da/ze pärpian/ ir Babſt von lun/ genant petro/der Römiſch künig/ der zehent vnd die von praydes –
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IV | MEin tümes leben wolt ich verkeren das iſt war/ |
50 | und ward ein halber beghart wol zway gancze jar/mit andacht was der anfangk ſicherlichen zwar/hett mir die mynn das ende nicht erſtöret/Die weyl ich rait und ſüchet ritterliche ſpil/und dient zu willen ain' frowen des ich hil/ |
55 | die wolt mein nye genaden ein' nuſſen vil/bys das ein kutten meinen leib bedoret/
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8r | Vil manig ding/ mir do gar ring/ zu handn' ging/do mich die kappen/ mit dem lappen/ umbefing/zwar uor und ſeyt/ mir nye kain meyt/ ſo wol verhing/ |
60 | die mein wort freuntlich gen jr gehöret/Mit kurczer ſchnür/ die andacht für/ zum gibel aus/do ich die kutt/ uon mir do ſchutt/ jnnebel rauſs/ſeyd hat mein leib/ mit leid vortreib/ uil mangen ſtrauſs/gelitten und iſt halb mein freud erfröret/
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V | ES wër zu lang ſolt ich erzellen all mein not/ia zwinget mich erſt ein außerweltes mündli rot/da uon mein hercz iſt wunt bys jnden bittern tod/uor ir mein leib hat mangen ſwaiß berunnē/Dick rot und blaich hat ſich uerkert mein angeſicht/ |
70 | wann ich der zarten dieren hab gewunne phlicht/uor zittern ſeuftzen hab ich offt emphunden nicht/des leibes mein als ob ich wër verbrunnen/
Mit groſſem ſchrick/ ſo bin ich dick/ zwayhundert meyl/uon ir gerößt/ und nye getrößt/ zu kainer weyl/ |
75 | kelt regen ſnee/ tet nye ſo we/ mit froſtes eyl/ich brunne wenn mich hiczt die liebe ſunne/won ich ir bey/ ſo iſt unfrey/ mein mitt und maß/uon ain' frawen/ ſo müß ich pawen/ ellend ſtraſs/jnwilden rat/ bys das genadt/ lat jren haſs/ |
80 | und hulff mir die mein trawren käm zu wunne/
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VI | UJerhundert weib und mer an aller manne zal/uand ich ze Nyo die wonten jnder jnsell ſmal/kain ſchöner pild beſach nye mentzſch jnainem ſal/noch mocht jr kaine diſem weib geharmen/ |
85 | Von der ich trag auff mein rugk ein ſwëre hurd/ach got weſſt ſy doch halbe meines laides burd/mir wër vil deſter ringer offt wie we mir wurd/und het geding wie es jr müſſt erbarmen/
Wenn ich jnellend/ dick mein hend/ offt winden müſs/ |
90 | mit groſſem leiden/ tün ich meiden/ jren grüſs/ſpat vnd auch frü/ mit kainer rü/ ſo ſläff ich ſüſs/das klag ich jren zarten weyſſen armen/Jr knaben maid/ bedenckt das laid/ die mynne phlegen/wie wol mir wart/ do mir die zart/ bot iren ſegen/ |
95 | zwar auff mein er/ weſſt ich nicht mer/ jr wider gegen/des müßt mein oug in zähern dick erbarmen/
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VII | ICh han gelebt wol vierczig jar leicht mynner zway/mit toben wüten tichten ſingen mangerlay/es wër wol zeit das ich meins aigen kindes geſchray/ |
100 | elichen hört jnainer wiegen gellen/So kan ich der uergeſſen nymm' ewiklich/die mir hat geben müt uff diſem ertereich/jnaller werlt kund ich nicht finden jren gleich/auch fürcht ich ſer elicher weibe bellen/
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105 | In vrtail rat/ uil weyſer hat/ geſchäczet mich/dem ich geuallen/ han mit ſchallen/ liederlich/jch Wolkenſtein/ leb ſicher klain/ u'nünfftiklich/das ich der werlt alſo lang beginn zu hellen/Vnd wol bekenn/ ich wais nicht wenn/ ich ſterben ſol/ |
110 | das mir nicht ſcheiner/ uolgt wann meiner/ berche zol/het ich dann got/ zu ſeim gebott/ gedienet wol/ſo forcht ich klain dort haiſſer flamme wellen – |