Heinrich Wittenwiler
vor 1387 - nach 1410
Der Ring
1. Teil:Die Brautwerbung
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55 | I In dem tal ze GrausenI Ein dorff, hiess Lappenhausen,I Was gelegen wunnechleich,I An holtz und wasser überreich,I Dar inn vil esler pauren |
60 | I Sassen ane trauren,I Under den ein junger was,I Der hiess Bertschi Triefnas,I Ein degen säuberleich und stoltz.I Sam er gedraiet wär aus holtz, |
65 | I An dem feiertag gieng er umb.I Er wär schlecht oder chrumb.I Er wär nahent oder verr,I Der muost im sprechen junkherr.I Was schol man euch nu mer sagen? |
70 | I Also wol chond er sich btragen,I Daz die alten und die jungenI Frawen sere nach im drungen.I Doch was eineu sunderbarI In sinem hertzen, daz ist war:
Bertschi und Mätzli
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75 | I Die hiez Mätzli Rüerenzumph.! Sei was von adel lam und krumpf,! Ir zen, ïr händel sam ein brand,! Ir mündel rot sam mersand.! Sam ein mäuszagel was ir zoph. |
80 | ! An ir chelen hieng ein chroph,! Der ir für den bauch gie.! Lieben gsellen, höret, wie! Ir der rugg was überschossen:! Man hiet ein gloggen drüber gossen! |
85 | ! Die füessli warend dik und brait,! Also daz ir chain wind laid! Getuon moht mit vellen,! Wolt sei sich widerstellen,! Ir wängel rosenlecht sam äschen, |
90 | ! Ir prüstel chlein sam smirtäschen.! Die augen lauchten sam der nebel,! der aten smacht îr als der swebel.! So stuond îr das gwändel gstrichen,! Sam ir die sele wär entwichen. |
95 | ! Sei chond also schon geparen,! Sam sei wär von drien jaren.I Welt îr ander tagweis,I Über all truog sei den preis,I Also daz der Triefnas |
100 | I Mätzleins selten ie vergasI Und ward ir schlechtleich also holt,I Das er nach ir zerserten wolt.I Do huob sich ein hofierenI Mit stechen und turnieren. |
105 | I An einem suntag daz geschach,I Daz man do Bertschin chomen sachI Mit zwelf gsellen wol getanI Ze Lappenhausen auf den plan.I Die ritten also unverdrossen, |
110 | I Sam si der regen hiet begossen.I Der erst was unser Triefnas,I Ein held reht sam ein giesfas.I Des wappen warend gablen zwoI In einem mist: der was er fro. |
115 | I Der ander Chuontz vom stadel hies,I Ein helde sam ein waldmies.I In sinem schilt gemalet wasI In grüenem veld ein toter has,I Der dritte Chnotz was genant |
120 | I In allen schanden wol erkant.I Er fuort für seineu wappenI Zwen hültzin chrieshaken.I Dem vierden sprach man junkher Troll:I Ein cheker sam ein anchenzoll. |
125 | I Daz sein zaichen was ein rechen.I Der sich ungern liess zerprechen.I Der fünft was Haintzo mit der gäss,I Ein eselman und rittigmäss.I Dem hiet der pharrer wappen geben: |
130 | I Dri nuss an einer weinreben.I Der sechste hiet den namen Twerg,I Ein hohgeporner auf dem perg.I Des wappenrok gemalet wasI Mit drein fleugen in eim glas. |
135 | I Den sibenden so nennet manI Her Eisengrein, ein snauferman.I Er fuort auf seinem drüsselI Neun löffel in einer schüssel.I Der aht der haist, als ich es main, |
140 | I Graf Burkhart mit dem überpain.I Der liess im machen seineu wappenI Mit zwain ruoben haiss gepraten.I Den neunden ich euch tauffen wil:I Er haisset Pentza Trinkavil, |
145 | I Daz er do in dem schilte truog,I Daz warend rinder in eim phluog.I Der zehend lept nit ane schaden;I Er haist her Jächel Grabinsgaden.I Der fuort von seiner alten gpürt |
150 | I Vier rindrin chäs auf einer hürd.I Des einlften namen sei man gwiss:I Der was her Rüefli Lekdenspiss.I Er was des torffes maiger,I Sein wappen warend aiger. |
155 | I Des lesten namen ich enwaiss;I Doch cham er auf den selben chraissI Geritten mit eim fuchszagel.I Ich wän, es wär der pauren hagel,I Her Neithart, trun, ein ritter chluog, |
160 | I Der allen törpeln hass truog.I Ir chlainet was das aller best:I Ein kalb in einem storchennest.I Daz fuortens gmaincleich in dem herI Durch junkfrawn Mätzen zuht und er. |
165 | I Die helm sam chörbe warent gstricht,I Also daz kainr dar inn dersticht.I Dar under sach man hangenI Ir schilt: daz warent wannen.I Ir geplait daz was von loden |
170 | I Mit häw und stro wol underschoben.I Wolten si die pain verpinden,I Dar zuo namens paumrinden.I Si sassen ritterleichenI Auf saumersätteln reichen |
175 | I Auf eseln und auch veltrossen:I Es möht ein juden han verdrossen.I Mit tächen und auch sekkenI Sach mans die phert techen.I Ofenchruken warent sper. |
180 | I Si vegten greuleich hin und herI Mit irem pheiffer Gunterfai,I Der ein beki biess enzwai.I Si schrien all gemainchleich:I«Hört, ir herren, arm und reich, |
185 | I Der muot hab, heut ze stechen,I Schilt und sper ze prechenI Durch aller frawen eren,I Der schol sich gen uns keren!»I Do vand man nieman auf dem plan, |
190 | I Der die rekken törst bestan,I Also daz der Triefnas,I Der sein selbers nie vergas,I Sprach zuo den gesellen sein:I «Und gieng es an daz leben mein, |
195 | I Es muoss halt sein ghofieret,I Gestochen und gturnieret!I Ist, daz uns niemant gtar bestan,I So raitin wir enander an!»I Der rede warends alle fro. |
200 | I Zuo Gunterfai man rüeffet do:I «Pheiff auf, lieber spilman!I Wir wellend dîr wol lonan.»I Gunterfai sein bek erschal,I Daz man es höret überal. |
205 | I Die helm seu auf pundenI Mit jungem holtz gewunden,I Die sper si under schluogendI Und in einander fuorend.I So herte ward daz reiten, |
210 | I Daz ir enkainr gepeitenI Mocht, bis daz im hilfe chäm,I Dann her Neithart, der genäm,I Den man selten mocht gevellenI Mit chrukken und mit dorfgsellen. |
215 | I Seht, do sach man strebenI Ein und zehen degenI Auf der erd und in dem bach!I Daz was ir aller ungemach.I Triefnas, der vil trostleich man, |
220 | I Wider zuo im selber cham.I Er sach, daz er gevallen wasI Für frawn Mätzen in daz gras.I Des schemet er sich über dank;I Er sprach: «Mîr ist daz jar ze lanch. |
225 | I Und wär mir ditz allein geschehen,I Man mües vil kumbers an mîr sehen.»I Do cham doch seines vatters chnechtI Und half im auf: daz was sein recht.I In den selben sachen |
230 | I Her Troll begond erwachenI Und schreien: «Waffen, waffen!I Wie hart han ich geschlaffen!»I Er ward sich in der seiten clagen,I Dar umb man in muost haim tragen. |
235 | I Graf Burkhart was auch niht gar träg,I Wie er an dem ruggen läg:I Er batt die herren von dem rat,I Daz man im hulffi aus dem chat.I Chnotzen was ein stich gemessen |
240 | I In den pauch, daz im daz essenI Zuo der selben stundeI Fuor aus sinem munde.I Weder singen noch gesagenI Mocht er noch sein smertzen clagen. |
245 | I Dennocht wär im hilf gegeben:I Do giengs den andern an daz leben,I Den daz wasser in den schlundI Güsselt in des baches grund.I Die huob man auf als gsellen. |
250 | I Waz scholt mans fürbas swellen?I Doch hiet der gtwerg getrunken,I Daz im die augen sunchen.I Daz muost man im do büessen:I Auf huob man'n pei den füessen, |
255 | I Daz wasser lies man rinnenI Von im, er cham ze sinnen.I Do sprach Pentza Trinkavil:I «Für wars ich euch daz sagen wil:I Turstes mir nie buosse wart, |
260 | I Trawen, wen zuo diser vart.»I Grabinsgaden was gewäschenI Ane laug und ane äschen;I Er sprach: «Ich han gewunnen:I Vor was ich verprunnen, |
265 | I Vor was ich derstunken;I Dar zuo sein mir die läus ertrunken.»I Des lobt er got mit allem fleiss.I Do sprach Haintzo mit der gaiss:I «Dein gewin der ist ein stro |
270 | I Gen dem mein: des bin ich fro.I E ich in den bache chäm,I Ich was haiden ungezäm.I Ich was auch in der ketzer orden:I Erst bin ich ze cristan worden.» |
275 | I Secht, daz tet dem Chuontzen zorn!I Er sprach: «Mich duncht, daz wir verlornI Habin mere dann gewunnen.I Wir sein in dem bach grunnenI Sam die toten mäuse. |
280 | I Sprecht ir, daz euch die läuseI Sein dertrunken, daz ist glogen;I Die bruoch ich oft han ab gezogenI Und gewäschen in dem bach:I Kain laus ich nie dertrinken sach. |
285 | ! Und du, Haintzo mit der gaiss,! Deins gewinnes ich enwaiss.! Bist du also worden cristen,! Daz ist gescholten und gefisten;! Won nach der weisen phaffen sag |
290 | ! Nieman sich getauffen mag! Selber in eim bache! Von chainr lai sache.! Es muoss ein underschaidung sin! Zwüschem tauffer und auch din. |
295 | ! Dar zuo der tauffer sprechen schol! Genanteu wörter, die man wol! Vindet in der hailigen gschrift.! Dennocht ist ez als ein wicht,! Hat der tauffer nit den muot |
300 | ! Ze tauffen, so er dich daz tuot.! In gottes dienst bist du verdrossen;! Dar umb so hast du wenk vergossen! Deins pluotz in seiner minne.! Du prinst auch nit mit sinne |
305 | ! In dem gaist: daz sag ich dir.! Noch bist ein jud, gelaub es mir!»I Eisengrain moht nit enbernI Einer red: die höret gern!I «Siha, durch gotz plunder, |
310 | I Ist daz nit ein wunder,I Daz Chuontz da haim uf sinem mistI Ist worden ein so guot jurist?I Wolt ir euch enwench enthaben,I Ein red mag ich für war sagen |
315 | I Ane brief und ane potten:I Es mügt wol encher selber spotten.»I Die taiding allen misseviel;I Ieder schluog sich an den giel:I Des schimpz begond sei reuwen. |
320 | I Woi, wie laut sei schreuwen:I «Nu we, numer dumen amen!I Daz wir ie ze samen chamen,I Daz wir ie gestochen haben,I Des müess wir schand und laster tragen.» |
325 | ! Lechdenspiss der unverzait! Hort die clag; es was im laid.! Er spranch her für mit schalle:! «Hört, îr herren alle,! Ein red, die ich euch sagen wil! |
330 | ! Wir chömend noch zuo guotem spil,! Wolt îr volgen miner lere:! Wir behalten noch die ere,! Ist, daz wir stechen mit dem gast! Und bindent uns ind sättel vast.» |
335 | ! Des rates fröwtens sich gemain! Denn Chuontz vom stadel, der allain! Do sprach: «Ich wil nit stechen,! Lung und leber brechen.! Ie mer ich mich so wolt verpinden, |
340 | ! Ie e mir wurd von we geswinden.»I Der red si nit vernamen,I Auf iren rossen si kamen,I Mit widen sei sich do verpunden,I So si aller beste kunden. |
345 | I Doch moht der Chnotz beleiben niht,-I Sein reiten daz was gar enwicht,I Der ars begond in smertzen,I Wie wol ers hiet am hertzen –I Also daz nicht mer dann äht |
350 | I Chamend her mit îrm geprähtI Auf den plan und widern gast.I Sei ruoften laut, sei schrewend fast:I «Her frömder gsell, wes hast du muot?I Wilt du stechen umb daz guot, |
355 | I Wilt du riten umb die er,I So halt dich her und wart nit mer!»I Her Neithart ward der rede fro,I Wie wol ers nit erzaigti do;I Er äntwürt züchtecleich und sprach: |
360 | I «Ich wolte haben mein gemach,I Den frid so wolt ich suochen,I Woltit es sein geruochen.I Wie wol es sei ein rehter schimph,I So wär es doch nit mein gelimph, |
365 | I Gen sölhen herren zriten,I Die mir ze allen zitenI Ze edel und ze stark sein.I Wär enker joch nür einr allain,I Ich getörst in nit bestan. |
370 | I Des schült es mich geniessen lan!»I Do man die red verhörret,I Îr forht die was zerstörret.I Küeneu hertzen seu gewunnen;I Si sprachend: «Höra zuo der nunnen, |
375 | I Waz sei spricht und waz sei sait,I Recht sam ein gfrorner has verzait!»I Graf Burkhart für die andern brachI Und sunder zuo hern Neithart sprach:I «Ich waiss nit, wie dus kochest: |
380 | I Ich sich wol, daz du sochestI Im sattel, so wir vallen.I Die schand missvelt uns allenI Und tuot uns in dem magen we.I Dar umb so muost du stechen me!» |
385 | I «Trun», sprach der gast vil hofeleich,I «Daz wiss gott von himelreich,I Daz ich es han verwegen mich,I Waz ich tuon mües, daz tät ich.»I da mit man pheiffet schon als e. |
390 | I «Helm auf, he!» wie laut man schre!I Das ward nit lenger do gepitten:I Vil drat si auch zesamen rittenI So chrefticleichen und so hart,I Daz graf Burchart an der vart |
395 | I Dem rosse auf dem ars gelag.I Hört, waz ich euch mer sag!I Do sach man seinen gsellenI Her aus der prüeche prellen.I Erst huob sich jamer, angst und not. |
400 | I Die frawen lachten sich ze tot.! Graf Burkhart in den sattel kam.! «Sim so, ir ziegglin?» sprach der man,! «Durch aventeur so seit es chomen,! Aventeur habt es vernomen.» |
405 | I Da mit so huob er sich von stat.I Lechspiss do her fürher tratI Mit siner scharffen angesiht;I Er sprach: «Îr gast, ir seit ein wicht:I Des dunket mich in meinem hertzen; |
410 | I Dar umb so müest ir leiden smertzen.»I Des antwürt im der frömde man:I «Mein junchherr, waz han ich getan,I Daz ich schol smertzen dulden?I Ich pitt euch pei gotts hulden, |
415 | I Last mich reiten meineu vartI Durch aller werden frawen art!»I Süesser red mocht er engelten:I Lechspiss erst huob an ze schelten.I Ein langes sper er under schluog |
420 | I Und lieff hin an reht sam ein phluog.I Er stach den gast, daz im wol halbI Aus dem nest emphiel daz kalb.I Des frewtend si sich alle;I Si ruoften hoch mit schalle: |
425 | I «Ge hain, Üeli mit der nasen,I Hilf deim weib der kuo grasen!»I Lechspiss rüeffet aus dem mund:I «Da für näm ich nicht hundert phund!I Doch muoss ich in noch aber rüeren: |
430 | I Er chan mirs, trawen, nit enphüeren! «I Daz sper so nam er in die hant,I Gen dem gast er anhin rantI Und traf in pei dem sattelpogenI Also ser und ungezogen, |
435 | I Daz in die riemen liessenI (Er mocht ir nit geniessen):I Vallen muost er in die erdeI Dreier spange tieff, der werde.I Secht, do huob sich jamers chlagen: |
440 | I Ir ghort es nie pei ewern tagen!I Wie schier ze wainen was geratenI Ir lachen, daz si vor taten!I Dem maiger mund und nase pluot;I Doch ruoft der held aus freiem muot: |
445 | I «Hört, ir herren überal,I Ir schült nit chlagen meinen val!I Er hat mich nit getroffen:I Ich han mich selber ab gestochen.»I Man truog in fuder so zehant. |
450 | I Vil drat so cham her für gerantI Eisengrein, ein küener degen;I Er sprach: «Der tiefel müess sein phlegen,I Miss ich im nit einen stich,I Daz er werd gagent untersich!» |
455 | I Ein lautes gschrai er do an huob;I «Sim so, ir herverlauffner buob?I Wolt îr das treiben imer mer,I Daz tuot mîr zorn und müet mich ser.»I Her Neithart äntwurt im aldo: |
460 | I «So, min lieber herre, so?I Ich lass es gern beleiben,I Welt îrs nit fürbas treiben.I Ich sait euchs vor, vernemet mich,I Was ich tuon mües, daz tät ich.» |
465 | I «Nit so!» sprach her Eisengrein,I «es muoss noch bas getumbelt sein.I Ich muoss dir deinen chübel rüeren,I Der haher well doch dann enphüeren!»I Die helme sei verpunden |
470 | I Ze den selben stunden.I Eisengrein begraiff daz sper.I «Über in her jo, über in her!»I Die andern alle schrewen vast,I So haiss in was auff disen gast. |
475 | I Da mit sei zemen wolten sein;I Der esel unter EisengreinI Schrein und fliehen do beganI Also schentzleich hin und dan,I Daz er wenich do gestechen |
480 | I Mocht noch seinen schaden rechen.I Daz sper gie auf die erde.I Do ruoft der degen werde:I «Hilffa, herr, und hilffa schier:I Ich wil verderben auf dem tier!» |
485 | I Do cham ein müllner nach glauffen:I «Herr, wolt îr daz tier verchauffen?I Zehen schilling an ein phuntI Gib ich euch ze diser stund.»I Des äntwurt im der wol getan: |
490 | I «Haiss nür den esel stille stanI Und hab den sattel sampt mit im!I Nim hin, lieber müllner, nim!»I Hagen ward gevangenI Mit des müllners sangen; |
495 | I Die andern ranten all her nach:I Zuo dem esel was in gach.! Si schrien laut: «Es ist enwicht!! Verpint dem esel sein gesiht,! So mag er lauffen drichtz hin an!» |
500 | I Secht, daz was so schier getan!I Hagen stuond verpunden:I Sam in die wolf geschundenI Hietin, also draft er herI Röschleich gen her Neithartz sper. |
505 | I Do ward vil ritterleich gestochen,I Schilt und sper an zal zerprochen.I Der gast enmoht nit lenger peiten:I Er stiess den esel in die seiten,I Daz er also schiere |
510 | I Streket älleu viere.I Eisengrein dar unter glag.I Seht, do huob sich newe clagI Umb den edeln herren.I Der sich so schon chond weren! |
515 | ! Eisengrein was unverzait;! Er sprach: «Mîr tuot daz clagen laid.! Siha, durch einr merhen fist:! Ob mein phärt gevallen ist,! Waz schulden schol ich dar um tragen? |
520 | ! Wer mag sich an den himel haben?I Ich han verwuost die rehten hand:I Daz tuot mir wîrser dann die schand.»I Da mit so was die red ergangen;I Eisengrein sich huob von dannen, |
525 | I So er aller röschest kond.! Triefnas rüegen sich begond:! Die nasen ward er rimphen,! Daz feur im aus den augen glast,! Aus sinem maul der gaifer prast. |
530 | ! Jo, wie zittert er von zorn!! Sein varw hiet er so gar verlorn,! Stamblent ward sein rässeu zung.I Waz man saget oder sung,I Dem gast wolt er do nit vertragen: |
535 | I Er wolt in nür für toten haben.I Des huob er an ze lurggen do:I «So, du du du hüerensun, so?I Des ha-ha-hast du dich verwegen?I Du ma-ma-macht nit mer geleben!» |
540 | I Her Neithart was ein cristan man;I Dar umb so ruoft er Bertschin an:I «Min he-he-herr, durch unsern got,I Last mi-mi-mich vor meinem totI Ze re-re-rechter reuwe chomen!» |
545 | I Daz mocht in laider nicht gefromen.I Bertschin tet der spot vil we;I Er sprach: «Nu chla-la-laff nit me!»I Wie drat er seinen helm auf band!I Daz sper er vasset in die hant. |
550 | I Eilen wolt er gen dem manI Und in der herberg raiten an:I Do stiess sichs phert (ich weiss nit wie)I Über ein ärws, daz im die chnieI Zuo der erden sunken, |
555 | I Sam es nit hiet getrunken.I Triefnas über und über vielI Also hart auf seinen giel,I Daz er wainet und auch grain.I Er fluochet allen frawen rain: |
560 | I «Ir gunken, kotzen, bösen breken,I Daz euch der übel tot müess strekenI Um die marter, die ich duldI Nit anders dann umb ewer huld!I War zuo habt es mich nu pracht?» |
565 | I Her wider umb er do gedachtI An frawn Mätzleins widrichait;I Vil drat er swaig, ez was im lait.I Ein anders gsanch do huob er an:I «So sei ich nit ein bider man: |
570 | I Frawen gnad wil ich derwerben,I Scholt ich vierstund drüber sterben!»I Übersich so ward er sehenI Und schrein: «Mîr ist nit reht geschehen.I Helft mir in den sattel wider! |
575 | I Und stech ich in dann nit da nider,I So sprecht, daz ich ein esel sei!»I Also chamen ir wol dreiI Und hulffen do dem chüenen man,I Daz er auf die merhen cham. |
580 | I Was er vor gepunden ser,I Si punden in noch dristund mer.I Den pheiffer hiess man aber dönen.I «Halt ab, halt ab!» wurdens hönen.I Die sper si under drukten, |
585 | ! Ir ruggen sei do smukten! Hinter die schilt vil werleichI Und ranten also erleich,I Daz zwo ofenchrukenI Vielend hin ze stuken. |
590 | I Des muost der ofner do engelten:I Fluochend ward er und auch scheltenI Umb sein ofenchruken baide.I Bertschi jach: «Hab dir nit laide!I Ich wil dir geben häw und stro; |
595 | I Pring mir ander chruken zwo!»I Daz was also schier geschehen.I Triefnas sprach: «Nu schol man sehen,I Ob ich frawen dienen chan!»I Den gast so rant er wider an. |
600 | I Hern Neitharten des do verdross:I Er gab dem minner einen stoss,I Daz man in selten mer hiet funden;I Do was er also stark gepunden,I Daz er mit kainr gepärde |
605 | I Mocht chümen von dem phärde.I Daz cham alz zuo seinen schanden:I Hangend ward er in den pandenI Der merhen auf die hüefe.I Ob ich es rechte brüefe, |
610 | I Ze hart im an der selben vartI Gestrigelt ward sein har und bart.I Und wär man im ze hilf nit chomen,I Daz schläpfen hiet imd sel benomen.I Doch ward im von we geswinden. |
615 | I Secht, do ward er erst enphinden,I Daz Chuontz im vor gesaget hiet,I Do er ze lesten von im schied!I Die frawen schreuwen, daz es clanch:I «Helm ab, helm ab!» was ir gsanch. |
620 | I Daz pheiffen was vil gar gelegen.I Wes scholten do die andern phlegen?I Daz mügt es aigenleichen wissen:I Sei hieten sich vil nach beschissenI Von rechter forcht, die si do hieten; |
625 | I Si wolten sich des schimphes nieten.I Dennocht sprach her Lechspiss:I «Des lebens sein wir noch gewissI Und möchtin dar zuo er bejagen,I Hietin wir den gast erschlagen. |
630 | I Unser sind noch vier beliben:I Schöltin wir nit eim gesigen,I So wär doch übel, daz wir ässinI Oder ze Lappenhausen sässin.I Dar umb so schüllen wir nu reiten |
635 | I Mit ein ander und nit peitenI Auf den schalk mit plossen swertenI Und in von ein ander serten!»I Do sprach Jächel Grabinsgaden:I «Din rat was selten ie an schaden; |
640 | I Dar umb ich dir nit volgen wil.»I Des frewt sich Pentza Trinkavil.I «Jo», sprach Haintzo mit der gaiss,I «Er ahtet unser nit einn schaiss.I Mich dunkt, er sei ein fuchs wild; |
645 | I Des zagel füert er an dem schilt.»I Der taidinch was so vil beschehen,I Daz sich her Neithart ward versehen,I Si gtörstin nit mer stechen.I Die forht wolt er in brechen |
650 | I Und auch geben küenen sin:I Fliehent macht er sich do hin.I Secht, do huob sich söleich jagen,I Man chönd euchs niemer gar gesagen,I Und ein schreien nach dem gast, |
655 | I Man hort es über drei rast!I Ze eilen was in also not,I Daz sich ir zwen ervielen ztot.I Do daz die andern sahen,I Si liessen von irm gahen. |
660 | I Die sünd die ward seu reuwen,I Si ruoften nach mit treuwen:I «Lieber herr von frömden landen,I Behüetend uns vor bosen schanden!I Vergebt uns unser bosshait! |
665 | I Sei reuwt uns ser und ist uns laid,I Won wîr nu, trun, enphinden wol,I Ir seit des hailigen gaistes vol.»I Des ward der gast von hertzen fro;I Gen in so cheret er sich do |
670 | I Und sprach mit senftem hertzen:I «Got büess euch allen smertzenI Und vergeb euch ewer sünde!! Doch für wars ich euch daz künde! Nach der hailigen gschrifte sag: |
675 | ! Die sünd ich nit vergeben mag! Ane reuw und peicht und puoss,! Die der sünder tuon muoss! Gäntzleich ane falschechait.! Daz sei euch von mir gesait!» |
680 | I Erst do vieng sich an ein reuwen:I Si wurden ireu hertzen pleuwenI Also ser, daz in daz bluotI Ze mund und nasen aus schluog.I Ir wainen daz was also gross: |
685 | I Haintzo gab im einen stoss,I Daz er zuo der erden sanch;I Von rehter andacht ward er chrank.I Lechspiss der sach auf zuo got:I Es was im chomen aus dem spot; |
690 | I Er rüeffet laut mit gantzer macht:I «Herrgot, gib mir sinn und chraft,I Daz ich meinr sünden ledig werdeI Und so nit var von diser erde,I Sam Pentz und Jächel sind verschaiden |
695 | I Als lästerleich auf diser haiden!»I Dar nach er gen dem ritter gieI Und naigt sich nider auf die chnieI Also treuleich in den plan:I Er möht die pain zerpossen han. |
700 | I Auf ruoft er: «Mein lieber herr,I Hört mein sünd durch Marjen erI Und gebt mîr auch der buoss genuog!I Ich han gesündet ane fuog.»I Her Neithart in dem grüenen geas |
705 | I Den pauren do ze peichte sas.I Ein crütz er machet über seiI Und sprach: «Got schaff euch sorgen frei!»I Gen Lechspiss er sich keret doI Und sprach: «Durch got, der häw und stro |
710 | I Geschaffen hat, und durch den gaistI Sag mîr alles, daz du waist!»I Also huob min Leckspiss anI Und sprach: «Ich pin ein schuldig manI Und han gesündet aus der mass |
715 | I Wider euch auf diser strass.I Noch gedenk ich», sam er sprach,I «Einer sünd, die gester gschach.I Die ist laider also gross,I Daz ich mich an der zungen stoss |
720 | I Und waiss nit, ob ichs sagen schol;I Doch getraw ich euch so wol,I Daz irs nit fürbas pringet,I Daz mich mein andaht zwingetI Euch ze sagen an gotes stat.» |
725 | I Wie erstleichen er in des patt,I Her Neithart sprach vil taugen:I «Du scholt mir daz gelauben,I Daz mîr wär von hertzen lait,I Scholt ich meine phaffhait |
730 | I Mit deiner peichte so verliesen;I E wolt ich den tot herkiesen.I Sag mîr freileich deine sünd,I Wilt du werden gottes fründ!»I Lechspiss zuo sinr peichte cham; |
735 | I Doch zittert er vor sünden schamI Und sprach: «So wil ichs sagenI Und wil dran nit verzagen:I Herr, min weib – nu we, nu we,I Ich gtar euch nit gesagen me. |
740 | I Es ist ein so grosseu sünd,I Daz ich euchs nit gerne künd.»I Der peichter aber gen im sprach:I «Got nem dir alles ungemach,I Lieber sun, du fürht dir nicht! |
745 | I So werd ich heut ein böswicht,I Sag ich ieman deinen sin,-I So ich alters ainig pin!»I Lechspiss daz nit recht vernam;I Darumb so huob er wider an: |
750 | I «Herr, mein weib ist nit gar lanch;I Dar um so nam sei einen banch,I Mit iren painen sei drauf staig,I Ein stuch sei ab dem bachen snaid.I Do ich des nu innen wart, |
755 | I Geschlichen kam ich an die vartI Und zucht den stuol so schon von stat,I Daz sei reht an dem ruggen glag.I Daz gwändel huob ich îr do aufI Und chust sei dristund in den bauch.» |
760 | I Her Neithart smieren do began;I Er sprach: «Sim phü dich, böser man!I Wes hast du wüetreich dich gezigen,I Sel und leib so gar verstigen?I Deiner sünd ist also vil, |
765 | I Daz ich dich nit enledigen wilI Noch enkan dîr bessers sagen:I Du muost dich zuo dem bischolf draben!»! Daz sagt er im nit ane sach,! Her Neithart, do, der gumppelphaff, |
770 | ! Der im gedocht in seinem muot:! «Böser schimphe ward nie guot;! Mit der sel ist nit ze schertzen.! Ich waiss daz wol in minem hertzen! Nach der waisen lere sag, |
775 | ! Daz ich in nit gelösen mag! Noch gepinden gaistechleich.! So mag er auch nit sicherleich! Seineu sünd eim laien sagen,! So er priester mag gehaben.» |
780 | I Lechspiss macht sich dannen.I Do cham da her gegangenI Heintzo, der vil reuwig man.I Seineu peicht die huob er anI Und sprach: «Mein herr, helft mîr aus not! |
785 | I Ich han gesündet in den tot,I Ich hab auch gottes huld verlorn;I So we mîr, daz ich ie gepornI Ward hie auf diser erde!»I Do sprach der Neithart werde: |
790 | ! «Sim, sun, du scholt nit so verzagen!! Ich wil daz für war sagen:! Gottes herbarmhertzichait! Ist so michel und so brait,! Daz nie chain sünd so grosse wart, |
795 | ! Si wurd vergeben an der vart,! Woltz den menschen rüwen! Von grunt mit gantzen trüwen.»I Da mit so huob mein Heintzo anI Und saget, waz er hiet getan; |
800 | I Er sprach: «Mein herr, es ist ein schand.I Gestern fuor ich über land,I Bis daz ich cham zuo einem bach.I Do huob sich laid und ungemach:I Aus ze schlauffenn mich verdross |
805 | I Und durch ze wattenn also bloss:I Do wolt ich auch nit wider kerenI Und mein gelt umb süst verzeren.I Secht, do vand ich dört ein kuo!I Die fuort ich bei den orn hin zuo: |
810 | I Ich staig auf sei und rait hin an,I Bis daz ich durch daz wasser cham.»I «Ir faiger ketzer!» sprach der ritter,I «Daz euch der übel tod, der bitter,I Nemen müess, îr böser man! |
815 | I Ir möcht nit wirser han getan.I Ich sag dirs nit aus einem trom:I Du muost dich machen hin gen RomI Mit henden und mit füessen,I Wilt du din sünde büessen.» |
820 | I Also macht sich Haintz do hinI Gen Rom: daz was sein ungewin.I Lechspiss hintz zum bischolff trat:I Daz ward im in dem sekel schad.I Neithart gab in seinen segen. |
825 | I «Ewer müess der tiefel phlegen!I Got geb euch paiden smertzen!»I Sprach er in dem hertzen.I Da mit so stuond er von der peichtI Sam ein pruoder ungeweicht. |
830 | I Mit dem so kam da her gerittenI Triefnas schon auf einem schlitten.I Den gast besorgt er vast und ser;I Er sprach: «Mein lieber juncherr,I Hab ich wider euch getan, |
835 | I Daz schölt ir mîr nu faren lanI Durch den überreichen gotI Und raten mir an allen spot,I Ob ich schüll hofierenI Fürbas mit turnieren, |
840 | I Mit sagen und mit singenI Und auch mit andern dingen.»! Dar zuo sprach her Neithart:! «Mich dunkt, du saist von hoher art! Ein degen, chüen mit deinem leib. |
845 | ! Ist, daz du nemen wilt ein weib! Zuo der e, ich dir daz chünd:! Du macht ir dienen ane sünd.I Und dar zuo wil ich helffen dîrI Zuo dem besten, glaub es mîr! |
850 | I Dar zuo wil ich dir vergebenI Alz, daz pei dinem lebenI Hast begangen wider mich.I Dar umb, du frier held, vergich:I Waz dunket dich in deinem muot |
855 | I Wol getan umb er und guot?»I Des dankt im Bertschi so zehant.I «So wol, daz ich euch ie derchant!»I Sprach er zuo dem NeithartI Und swuor im auf sein lesteu vart, |
860 | I Daz er Mätzen näm zun eren,I Scholt er joch die bruoch verzeren.I Da mit so wurdens jausenI Hin wider zLappenhausenI Sam ein bliens fögellein |
865 | I Und chamend zuo den gsellen sein.I Der warend dennoch sechs beliben.I Bertschi sprach: «Ich sei gestigen:I Es muoss noch sein ghofieretI Und ritterleich gturnieret |
870 | I Durch die lieben Mätzen min!»I Ir kainer wolt der zag sin;I Si sprachen all: «Nu hin, daz sei!»I Da mit so huob sich ein geschrai:I «Turnierens, trun, wir müessen kosten, |
875 | I scholtin wir joch all zerchnosten:I Wistin wirs nur an ze keren!»I Her Neithart sprach: «Ich wil euch lerenI Eigenleich mit gantzer trüw:I In dem spil pin ich nit nüw.» |
880 | I Des bnuogtend si sich alleI Und schrewen auf mit schalle:I «Got hat uns seinen engel gsant,I Einen man von fremdem land;I Dar zuo so sein wîr ghailet.» |
885 | I Vil schier si wurden gtailetI Nach her Neitharts redenI In zwai tail gar eben.I In dem ersten taile wasI Er und Bertschi Triefnas, |
890 | I Burkhart mit dem überpainI Und der wüetend Eisengrain.I In dem andern was der Twerg,I Chuontz vom stadel, der vil werd,I Chnotz und Troll, die herren. |
895 | I Für wars möcht ich des sweren,I Daz chain turner nie so schierI Gtailt wart sam – die vier und vier.! Her Neithart huob an zsprechen:! «Der turner und daz stechen |
900 | ! Sind nit erdacht um daz allain,! Daz man hofier den frawen rain:! Sei sein auch dar zuo jo gemacht,! Daz man da mit die ritterschafft! Erzaig und dar zuo lerne. |
905 | ! Dar umb so schült îr gerne! Üeben euch in sölhen dingen,! Daz euch dest ofter werd gelingen! In ernst und auch in stritten.! Stechen lert uns riten |
910 | ! Creftichleichen mit dem sper.! Dar zuo so hilf der turner! Daz swert vil ritterleichen füeren,! Fleisch und pain und eisen rüeren.»I Si sprachen all: «Gelobt sei Crist |
915 | I Und alles, daz im himel ist!I Tuon wir wellen, waz wir schüllen,I Und ewer gpott mit ernst herfüllen!»! Her Neithart aber redet do:! «Ewer eren pin ich fro; |
920 | ! Dar umb wîr schüllen wellen! Zwen unter uns gesellen! Von part und widerparte! Zuo zäumern an der varte:! Die habend anders nit ze schaffen |
925 | ! Dan hin und her im turner gaffen,! Ob si vinden unter allen,! Die man schlahen schol mit schallen.! Die selben schüllens ziehen! Paim zaum, daz si nit fliehen |
930 | ! Mügen so geswinde,! Bis daz daz ander gsinde! Der îr gesellschaft chöm her nach! Und in umb und umbe vach! Und dar zuo schlahi – doch nit hert,- |
935 | ! Oder schüphi von dem phert.! Und ist, daz si in vellen,! So schol er dar so zellen! Phenning vier und nit der bösen,! Wil er seinen esel lösen.» |
940 | ! Die red geviel in allen wol;! Doch ruoften si: «Mit we man schol! Die gzäumpten gsellen treffen! Mit schlahen und mit stechen?»! Des antwürt in her Neithart so: |
945 | ! «Mit pengeln gstriket aus dem stro!»! Si ruoften laut: «Wie guot, wie guot!! Dis stro uns chlainen schaden tuot.»I Da mit so wurden aus herweltI Chnotz und Burkhart und gezelt |
950 | I Für îr zäumer also gmain.I Ieder tail macht sich allainI In einn winkel also dratI Und wurden unter in ze rat,I Über welh der turner gieng. |
955 | I Da mit her Burkhart an viengI Und sprach: «Enkainr ist schlahens werdI Denn der hüerrensun, der Twerg,I Der den ars wüscht an daz phait:I Daz schol uns allen wesen laid.» |
960 | I Daz dunket Bertschin nit gar guot;I Er sprach: «Mich dunkt in meinem muot,I Daz wîr schüllen streichenI Chuontzen haut, die weichen,I Wan er in der kirchen stanch |
965 | I Über aller unser danch.»I Eisengrain hin wider sait:I «Daz wär mir umb den Chuontzen laid.I Ist nit wäger, daz wîr TrollenI Schlahin über seinen schollen, |
970 | I Der die leut und lande laichtI Und dar zuo in daz pette saicht?»I Des selben rates warens froI Und sprachen all: «Dem sei also!»I Chnotz im andern winkel sprach: |
975 | I «Went îr hörren, was geschach?I Es ist geleich, sam ich es sag,I Das an einem sunnentagI Eisengrein den seinen stallI Mistet, daz es über al |
980 | I Smechet in der gassen.I Dar umb man schol in vassenI Pai dem har und pei dem part,I Daz im sein misten chüm ze hart!»I Daz mocht dem Twergen nit behagen; |
985 | I Er sprach: «Ein anders wil ich sagen,I Des ich so mich nu han bedacht:I Der gast der hat uns hie zuo pracht;I Dem gast dem schüll wir geltenI Mit schlahen und mit schelten!» |
990 | I Do daz der Troll erhörret,I Die red was gar zerstörret;I Er sprach: «Her Twerg, ir seit nit werd,I Daz ir habt er in tal und perg.I Wist îr nit, waz überlast |
995 | I Wîr haben glitten von dem gastI Nur von unsern schulden?I Nu sein wîr chomen zhulden:I Scholten wîr nu daz verscheissen?I E wolt ich dîrs har zerreissen.» |
1000 | I Der rede ward den Twerg verdriessen;I Er sprach: «Du chanst wol pöltz schiessen.I So werd ich heut erstochen:I Die schand muoss sein gerochen!»I Da mit si in die messer griffen: |
1005 | I Die warend neuleich wol geschliffen.I Chuontz der schre: «Drutz, morder, drutz!»I Iedem gab er einen smutzI Und schied si von einander baid;I Er sprach: «Mîr ist ditz ding laid. |
1010 | I Wolt îr triben disen tail,! Daz macht uns allen unhail.! Wîr müessen uns zuonanner haben,! Wollen wir die er bejagen.»I Da mit so was ein frid geschehen. |
1015 | I Cuontzo der ward fürbas jehen:I «Mich dunkt in meinem sinne,I Der schimp chöm von der minne:I Den minner – daz ist Triefnas,-I Schüllen wîr bezalen bas! |
1020 | I Dar zuo so hab ich funden,I Daz Bertschi hat geschundenI Ein katzen mit der tenggen hand:I Daz ist ein laster und ein schand.»I Des selben rates warens fro |
1025 | I Und schreuwen all: «Dem sei also!»I Aus den winkeln sei do drungenI Und santend baidenthalb einn jungen,I Daz er scholt die gloggen leuten,I Die den turner wurd beteuten. |
1030 | I Secht, daz was so schier geschehen!I We, was fröden hiet man gsehenI Mit singen und mit swätzenI Unter den torffmätzen!I Dar zuo ward geschaffen, |
1035 | I Daz man auch scholte machenI Einen zaun all umb den plan.I Daz was jo also schier getan.I Und dar auf scholt man prügi legenI Durch der schönen frawen wegen, |
1040 | I Die den turner scholten sehen.I Daz was also schier geschehen.I An den selben stundenI Die rekken sich verpunden,I Ein halbe chuo si frassen |
1045 | I Und auf die esel sassenI Mit den kolben von dem stro.I Doch was der Neithartz nit also;I Ich wil euch des beweisen:I Sein knüttel was von eisen, |
1050 | I Mit stro wol übermachet,I Won er vil laides schaffetI Taugenleichen mit gelimphI Allen gsellen in dem schimph.I In den plan seu ritten do |
1055 | I Nach îrem alten siten soI Mit Gunterfain dem pheiffer,I Dem der pauch was selten lärI Von ruoben und von gersten.I Also rant des ersten |
1060 | I Bertschi in dem ringe umb:I «Heia he, wie gsunt, wie jungI Bin ich an dem hertzen mein!»I Daz was do das jauchtzen sein.I Wie ritterleichen kond er reiten |
1065 | I Mit den sporen zpaiden seiten!I Den kolben wand er umb daz haubt,-I Er ist ein narr, der mir daz glaubt.I Dar nach, seht, der fröleich manI Macht sich an sein ort hin dan |
1070 | I Zuo den seinen gsellen.I Der ander tail sich zstellenI Trachtet an daz ander ort.I Hie mit sprach der gast daz wortI Zuo den chäphern von dem gäw, |
1075 | I Die warent blait von stro und häw:I «Hört, ir herren, dfiessen,I Die portten schült ir schliessen!I Die abgeworffnen heft hin dan:I Das stet enk wol und ghört euch an!» |
1080 | I Der turner ward herhaben,I Schrenkpäum zuo geschlagen.I Seu ritten in enanderI Recht sam die säw von Flandern.I Des tämers des ward gnuog und vil |
1085 | I In der gmain bis an daz zil,I Daz her Burchart Trollen vandI Und in zäumpt mit seiner hand;I Er sprach: «Du muost dich mit mir trabenI Und von ars auff werden gschlagen.» |
1090 | I Da mit so sach man ChnotzenI Gen Triefnasen hotzen;I Er sprach: «Nu gib dich zgfangen:I Es ist umb dich dergangen!I Ein flieher bist du vor gesin, |
1095 | I Dar umb so muost du leiden pin.»I Man fuort ein hin, den andern herI Besunder in dem turner.I Ieder viel in sattelpogenI (Er wär anders ab gezogen) |
1100 | I Und huob sich also vast,I Daz im des atens gprast.I Die pain die schluogens untnan zemen,I Daz man die ross nit kond genemen.I Doch ward mans pengeln mit dem stro, |
1105 | I Daz die frawen schrien doI Von grund auf und gar ze vollen:I «Retta Bertschin und auch Trollen!»I Daz hort her Troll; es gie im zhertzen:I Gen dem ritter ward er fertzen |
1110 | I Und sprach: «Daz sei dem gast geschankt!»I Des ward im ieso schier gedankt:I Her Neithart pand im ab die haubenI Und cratzt in, daz ims pluot von augenI Schrät, und mass im einen schlag, |
1115 | I Daz er do unterm esel glag.I Da mit was er entrunnenI Und auch sein Hagen gwunnen.I Her Burkhart sprach: «Nu schüllen wîrI Bertschin retten; volgend mîr!» |
1120 | I «Daz ist pilleich», sprachen sei;I Zuo Bertschin vegtens alle drei.I Do nu Triefnas hiet vernomen,I Daz sein gesellen wären chomen,I Starks gemüet er do gewan |
1125 | I Und huob auch sein gespötte an;I Er sprach: «Ich sitz so sanft und wol,I Daz mich joch nieman retten schol.I Pringt mîr chäs und dar zuo prot:I Ich pins nahent hungers tot!» |
1130 | I Daz prot man im vil schiere gab;I Triefnas peiss ein stukke abI Und trukt es gäntzleich in den schlunt.I Wie laut er schre: «Wie guot, wie gsunt!»I Neithart lachen do began; |
1135 | I Chnotzen rait er hintnan anI Und huob in auf von seinem phert:I Er warff in nider in die erd.I Die chäpfer namen in hin dan,I Die merhen muost er varen lan. |
1140 | I Do daz Eisengrein dersach,I Es tet im laid und ungemach.I Er hiet es zstet gerochen gern:I Do muost er sein von forht enbern.I Der Twerg hiet sich der er verwegen; |
1145 | I Er sprach: «Sein müess der tiefel phlegen!I Mit Bertschin zfechten ist enwicht:I Er hat gefressen und wîr nicht.»I Da mit so was der turner aus.I Den lüeller hiess man trüllen auf. |
1150 | I Do rüeffet Geri mit dem kruog:I «Nu we, ist sein ietz genuog!»! Des antwürt ir der pharrer do:! «Sim so, du hüerr, sim so, du, so?! Wänst, es seigin hodenschleg? |
1155 | ! Daz din der übel tiefel phleg!»I Geri gswaig; doch sprach der gast:I «Noch schüllen wîr uns streken vastI Und in enander reitenI Mit schlahen zallen seiten! |
1160 | I Daz haist der nachturner.»I Secht, do wurdens gasslent herI Und rumplen unter enanderI Sam wildeu swin von Flandern!I Ditz dinch verzoch sich also lanch, |
1165 | I Bis ein nebel und ein tamphI Von leuten und auch phärdenI Sich huob von den gepärden,I Also daz ieso zehantI Nieman do den andern bkant. |
1170 | I Erst wîr mügen spüren,I Ob sich her Neithart rüerenI Chönd unter den gesellenI Mit schlahen und mit fellen.I Es geschach ze stunden, |
1175 | I Daz man da hiete fundenI Fünf turnierer wol getanI Gestreket nider in den planI Und dar zuo gstossen und geschlagen:I Man hietz in chörben fuder gtragen. |
1180 | I Daz schuoff her Neithartz pengellein,I Daz da strowin scholtet sein.I Ditz chond er dannocht teken:I Vil sanft ward er sich strekenI Nider zuo den gsellen sein |
1185 | I Und schrein: «Nu we der lungen mein,I Die in mir zerschlagen ist!I Des muoss ich ligen in dem mist.»I Do daz die alten sahen,I Gemainchleich seu des jahen, |
1190 | ! Daz si pei iren zeiten! So pöschleich nie gestreiten! Sahen, sam da was geschehen,! Scholt mans für ein ernst ersehen;! Wolt mans aber zellen |
1195 | ! Für einen schimph, daz vellen,! So sprachens, daz seu nie chain schimph! Gesahen mit dem ungelimph.! Die gsellen wurden hin getragen.I Ein ander turner ward sich haben |
1200 | I Zwüschen und den rossen:I Die wurden gumpend und auch possenI So ser, daz niemand gtorst genahen,I Die esel und die merhen zvahen.I Do schluog des Trollen Hagen |
1205 | I Bertschins rüssin in den magen,I Daz sei älleu viereI Strechet also schiere.I Neithartz phärt schluog hintnan aufI Em esel zend und zungen aus. |
1210 | I Da mit er ieso tod gelag.I Daz was niemand also schadI Sam dem müllner von der wisen,I Der Hagen hiet von im gelihen,I Und auch Chuontzen weib, der Jützen, |
1215 | I Die von lachen und von chützenI Obnen ab der prügi vielI Also hart auf iren giel,I Daz îr die sel nit bleiben woltI Und fuor do hin, daz faren scholt. |
1220 | I Dar um so ward ein gschrai derhaben:I «Hört, îr tohtern und ir chnaben,I Iederman far in sein haus:I Dem schimph dem ist der poden aus!»I Da mit so ward zerhauwen |
1225 | I Der zaun vil e dann gpauwen,I Schrenkpäm nider gschlagenI Und hin und her vertragen.I Do ditz so was ergangen,I Die werlt sich macht von dannen: |
1230 | I Ein tail so mit dem toten weib,I Daz da verlor den seinen leib.I Daz ward man so ze hand begraben:I Daz was dem pharrer ane schaden.I Der ander tail der muosset ziehen |
1235 | I Den esel, der nit mocht gefliehen,I Und in emphelhen do den raben:I Daz was den wolfen ane schaden.I Der leste tail, daz muoss ich jehen,I Gie da hin, die recken sehen, |
1240 | I Die so sere warent gschlagen,I Dem wundartzet ane schaden.I Doch mocht er Neithartz nit geniessenI Noch Bertschins, des vil rässen fiessen:I Die warent also schier genesen, |
1245 | I Sam in nie wär we gewesen;I Wan her Neithart kond sein schonen,I Dar umb wolt er chaim artzet lonen:I So hiet der minner hohen muot;I Daz was im zuo den wunden guot. |
1250 | I Er hiet gesprungen und getantzet,I Dar zuo gsungen und geswantzet:I Do mocht im niempt den haber tragen;I Der gast der hiet sich hin getraben.I Wie chond man Trollen laid zerstören? |
1255 | I Weder gsehen noch gehörenI Mocht er noch sein smertzen chlagen:I Also hart was er geschlagen.I Chuontzen was ein straich gemessen,I Daz er tantzens hiet vergessen; |
1260 | I Dar zuo was ims weibe tod:I Daz pracht im jamer und auch not.I Wär dem Twergen bas gelungen,I Wie gern er hiet mit Bertschin gsprungen!I Do mohten in die füess nit tragen: |
1265 | I Also hart was er geschlagen.I Do sprach junkherr EisengreinI Und die andern gsellen sein:I «Swantzens chan uns nit behagen:I Also hart sein wîr geschlagen. |
1270 | I Und ob joch des nu nicht enwär,I So macht uns doch daz wachen swär,I So wîr des morgens scholten erren,I Tröschen, sneiden, män und perren.I Er müess dertrinken in dem kat, |
1275 | I Der uns hier zuo ie gepraht!»I Dennocht Purkhart hiet gesungenI Rains gesanch in süesser zungen:I Do moht ers nit am hertzen haben:I Also ser was er geschlagen. |
1280 | I Hie mit muost der TriefnasI Ainich bleiben, daz ist das.I Doch wolt er nicht enlassen abI Und dient frawn Mätzen nacht und tag.I Mit sinnen und gedenken |
1285 | I Von îr mocht er nicht wenken.I Des nahtes gie er alweg ausI Und schlaich hin zuo irs vattern haus.I Den laim den raiss er von der maurI Und peiss dar in: es was nicht saur. |
1290 | I Fegend ward er her und hin,I Zuom türlein ein stuond im der sin.I Weil und zit was im ze lanch;I Wie oft so huob er an und sanch:I «Ich wil nach dîr verderben, |
1295 | I Nach dir so wil ich sterben.»I Da mit so schiegt er hin zum laden,I Ob ers gesehen da möcht haben:I Do vand er nit; daz tet im zorn:I Also was sein gesanch verlorn. |
1300 | I Daz traib er oft und dar zuo dik;I Es half in laider nicht ein stik.I Des chroch er zuo des pheiffers hausI Und sprach: «Mein lieber gsell, ste aufI Und hilf mîr heint mit deiner chunst: |
1305 | I Ich arbait in der minne prunst!»I Gunterfai der snarchelt ser:I Im traumpt, er fischet in dem mer.I Waz scholt der helde sprechen?I Der hals was im derlechen. |
1310 | I Ungpitig was mein Triefnas:I Er ward dem spilman rüeffent basI Und in die haustür possenI Mit zwain stainen grossen.I Mit einem steken chlocht er an |
1315 | I Und sprach: «Ste auf, biderman!»I In den selben sachenI Der spilman bgond derwachenI Und wüst auf sam ein wilder has.I «Was ist ditz und was ist das?» |
1320 | I ward er rüeffend do ze stet.I Sein weib daz warff er ab dem pett:I Er wand, sei hiet diss alz getan.I «Îr teuscherin!» (so sprach der man)I «Wes sîrtst mich heint die langen nacht?» |
1325 | I Bertschi hiet do schier gelacht:I Do martret in der minne gluotI So ser, daz im die nas pluot.I Do daz verran, do schluog er an:I Er gie hin dan und ruoft dem man: |
1330 | I «Ste auf durch den reichen gotI Und ge mit mir: des ist mir not!»I Gunterfai was zornes vol,I Dar zuo hiet er gedrunken wol;I Er schre: «Ge fuder, merhensun, |
1335 | I Und chlok nit me: daz ist dein frum!»I Bertschin tet daz schelten weI Und daz dützen dannocht me;! Er gedocht: «Ich sei ein wicht:! Und betörft ich dein so nicht, |
1340 | ! Ich zerschlüeg dir kalb und kuo! Und deinen ruggen auch dar zuo!! Nu muoss ich singen, wie du wilt;! Doch kümpt ein tag, daz ich dirs gilt.»I Süesse red die huob er an: |
1345 | I «Zürn nicht, lieber spilman!I Ich pins Triefnas: ge mit mir!I Siben haller gib ich dir.»I do dis erhöret Gunterfai,I Du huob er an ein anders gschrai: |
1350 | I «Ja, mein lieber herr, seit irs?I Ich bkant euch nicht: vergebt mirz!»I Also stuond er auf aldo;I Die augen wüscht er mit dem stro.I Er suocht die pruoch: sei was verlorn; |
1355 | I Doch hiet er îr noch wol enborn,I Wär der sekel nicht ze stundenI An die selben pruoch gepunden.I Des mocht er do nicht an gesein:I Daz gelt wolt er do legen drein. |
1360 | I Ditz suochen, truwen, wert so lanch,I Daz Bertschi dristund auf spranchI Von rehtem zorn, den er gewan.I «Chümpst nicht?» ruoft er zuo dem man.I «Ja», sprach diser, «so geswind, |
1365 | I Ist, daz ich die bruoch vind.»I Des sprach Triefnas do vil drat:I «Chüm, la sten daz niderwat!I Ich gib dir phenning und die täschen,I Ich schenk dir pier mit sampter fläschen.» |
1370 | I Wer was froer dann Gunterfai?I Er aht der prüech nicht umb ein aiI Und cham her aus gestoben,I Gerumpelt und geflogenI Mit seinem bekkin, daz was new. |
1375 | I Bertschi sprach: «Nu plew und plewI Und lass uns heint hofieren:I Ich zel dir dar mit vieren!»I Über al daz bekk erschal,I Daz es erchnal in perg und tal. |
1380 | I Seu chomen hin zuo mätzleins haus:I Die pot den ars zum fenster aus.I Do sprach Bertschi ieso zhant:I «So wol mîr, daz ich ie derchantI Deinen amblik wol gestalt! |
1385 | I Halt her, liebes Mätzli, halt!»I Des ward den andern allenI Daz tämer missevallen:I Seu hietin gerner gschlaffen;I Zuo Gunterfain si sprachen: |
1390 | I «Wes schlaist uns heint mit deinem pfiffen?I Wilt, daz wir dîr dhaut derstrichen?»I Des antwurt in der Schollentrit:I «Lieben herren, zürnet nicht!I Mich dunkt, er hab ins pad geschlagen: |
1395 | I Wîr schüllen uns da hin dertraben!»I Schollentritten glaubt man do:I Iederman der ward so fro,I Daz er also zstetteI Sich huob von seinem bette, |
1400 | I Wen seu pei allen iren tagenI Haiss pad chonden nie gehaben.I Gunterfain dem lieffens nach:I Do was er gflohen also gachI Hin mit Bertschin sam ein fiess, |
1405 | I Daz er sich nicht do vinden liess.I Des muosten seu engelten.I Ward in dhain bad ie selten,I Daz mocht in dannocht seltzner sein.I Da mit so chertens wider ein. |
1410 | I Triefnas der was fröden vol:I In daucht, er hiets geschaffet wol.I Wie oft so ward min närrel jehen:I «Sim, so mîr ein surt, ich han sei gsehen!»I Sein akergen was gar da hin; |
1415 | I Gen Mätzellein stuond im der sin.I Der andern nacht so gie er ausI Und chriemelt in irs vattern haus.I Er macht sich in den chuostalI Also leis, daz ez nicht hal. |
1420 | I Hinderd tür er sich verparg,I Bis daz Mätzli melchend ward.I Er cham her für und sprach: «Nu sweig,I Liebes lieb: nim dir nit laid!I Ich pins Bertschi: ghab dich wol! |
1425 | I Ich mach dich aller fröden vol.»I Mätzli do so hart dercham,I Daz sei Bertschi nit vernam,I Und huob an zgreinen und auch grain.I «Naina, Mätzli, naina nain!» |
1430 | I Bertschi sprach; er was nicht faul:I Die hand schluog er îr für daz maul.I Ein zabeln huob sich und ein bossen,I Daz die milch ward umb gestossen.I Daz gie der kuo ze hertzen: |
1435 | I Die hürner ward sie stertzen.I Lüejen und auch rauschenI Emmitten durch den hauffen.I Sei cratzt, er rauft, die kuo die stach:I Daz wunder nie chain man gesach. |
1440 | I In dem selben strebenI Die kuo ward messen ebenI Bertschin über seinen dankI Zwen stich in einem swank.I Der möht er wenich sein genesen, |
1445 | I Wär sein dikker schop nicht gwesen.I Triefnas ward aldo vertriben,I Mätzleins maul damit entliben;I Dar umb sei rüeffet und auch schre:I «Hie deup, hie deup! He, he, he, he!» |
1450 | I Do man derhort fron Mätzen gschraiI Alleu gnad die was entzwai.I Der do wappen haben macht,I Der wappet sich hintz zmitter nacht.I Erst do chamens her geflogen |
1455 | I Mit îren swerten aus gezogenI Und schreuwen alle: «Was ist ditz?I Sag uns, Fritzo, durch poks switz!»I Fritzo sprach: «In enem stalI Ein deup ist gwesen überal. |
1460 | I Welt îr sein geruochen,I So schüllen wir in suochenI Unter der erd und ob der erd,I Ob uns der hüerrensun nu werd!»I «Des sein wir gpunden», sprachen sei. |
1465 | I Fritz und seiner sünen dreiI Wagten sich des ersten hin;I Die andern chamen all nach inI In den stal all über al.I Vil laut erhal îr gschrai, ir schal |
1470 | I (Seu schluogen greuleich in die wend):I «Woi, daz dich der tiefel schend!I Wurdist ie ein biderb knecht,I So chüm her für und mach es schlecht!»I Des pumbelns do die kuo verdross |
1475 | I Und gab Fritzen einen stoss,I Daz er belaib in seinem haus;I Da mit die andern fluhend aus.I Den deup man do nicht vinden mahtI Bis hintz auf die dritten nacht. |
1480 | I Do pracht in zuo die minne;I Er gdacht in seinem sinne:I «Du muost dich heven aber ausI Und steigen auf meins puolen haus:I So wîrst du sehen durch daz tach, |
1485 | I Waz sei tuo und was sei schaff.»I Wie schier er do hiet volleprachtI Alles, daz er im gedacht!I Triefnas auf dem tache was,I Fritz mit seinen kindern sas |
1490 | I Pei dem feur und ass der ruoben.I Bertschi wolt des zuo luogenI Und stiess daz haubet durch ein loch:I Do was er swärer dann ein bloch;I Dar umb so muost er vallen |
1495 | I Vor den chindern allenI Und dem vatter in daz feurI Sam der tiefel ungeheur.I Hoal und kessel viel da hinI Mit Bertschin zuo seim ungewin. |
1500 | I Wer mocht do lenger gpeiten?I Der nicht enhiet ze reiten,I Der floh mit hend und füessen:I Daz chond im nieman gpüessen.I Mätzli die was also lam, |
1505 | I Das sei chaum zur stegen cham;I Secht, do rumpelt sei hin abI Sam ein ander mülrad!I Die andern vielen all hin nach:I Ze fliehen was in also gach. |
1510 | I Fritz der muost beleiben,I Er mocht sich nicht gescheiben:I Dar zuo hiet in pracht der schad,I Den im die chuo im stadel gab.I Do ditz nu also was geschehen, |
1515 | I Fritz der ward sichs dings versehenI Und gedacht in seinem muot:I «Gluot ist gvallen in die gluot,I Feur ist chomen zuo dem feur:I Daz schaft die minn, die aventeur.» |
1520 | I Bertschi wolt verprinnenI Ausrenthalb und innen:I Do zoh in Fritzo durch die äschenI Mit ruobwasser heiss gewäschenI Und fartz im dristund in den mund; |
1525 | I Also ward der minner gsuntI Doch was ein wunder, daz er gnas,I So hart und er gevallen was.I Dem artzet gab er einen schlagI Ze lon, das er am ruggen glag. |
1530 | I Zur hintertür er trumpelt aus;I Den wîrt den liess er in dem haus.I Fritzo der ward wütend ser;I Wie laut er schre: «Wo schilt, wo sper?»I Fechtens hiet er do begunnen: |
1535 | I Do was im der veint endrunnen.I Die rach do über Mätzen gie:I Pei den zöpfen er sei vieI Und warff sei dreistund wider derd;I Er sprach: «Des bist du alles werd. |
1540 | I Ich bin gestochen und geschlagenI In daz maul und in den magen;I Daz tach das ist zerprochen mîr:I Sich, daz hab ich alz von dîr!»I Dar zuo gab er îr ein stoss |
1545 | I Und sei in ein speicher schloss;I Er sprach zuo îr: «Da sitz und scheiss!I Der ars ist dir ze dik und feiss.»I Mätzel ward behalten.I «Des müess ein fist walten!» |
1550 | I Sprach do Triefnas an der stund,I Do im die mär so wurden kunt.I «Noch liebt sei mîr ie bas und bas,»I Sprach er aber, «das ist ist das.I Ich han gesworn: ich muoss sei haben, |
1555 | I Wär sei joch in derd vergraben.»I Ditz was im zorn und ungemach.I Wie oft er gen dem speicher sachI Und gedacht im: «Hailiger Christ!! Beschlossen prot, wie süess du pist!» |
1560 | I Mätzlein mainet TriefnasI So ser, daz im des nicht enwas,I Sein hertz in seinem leibeI Wolt presten nach dem weibe.I Mätzli sas allaine, |
1565 | I Sei schawt îr weissen paine.I Do sach sei îr vil praunen mutzen:I Sölich zuchen, rupfen, smutzenI Huob sich auf den rauhen fleken,I Reissen, chlenken und ainzweken, |
1570 | I Dar zuo fluochen, trewen, schelten,I Das des jamers ghort man selten.I Mätzel zuo der futzen sprach:I «Got geb dir laid und ungemachI Und dar zuo allen smertzen, |
1575 | I Den ich an meinem hertzenI So pitterleichen duldeI Nür von deiner schulde!»I Also schluog sei aber dar,I Bis daz îr das maul geswar, |
1580 | I Und sprach: «Se hin! Das gib ich dîr,I Das man umb dich hat geben mîr.I Dar zuo so müess er sterben,I Der nach dir wil verderben!»! Do hiet Mätzel langes har |
1585 | ! Und churtzen muot: ja, daz ist war!I Wie schier so ward die taiding chrumb!I Mätzli chert sich wider umb:I Hiet sei vor geschulten ser,I Zartend ward sei dreistund mer |
1590 | I Mit streichen und auch salbenI Die mutzen allenthalben.I Hin wider sprach sei zuo dem pletz:I «Got dich alles laids dergetzI Und püess dîr deinen smertzen: |
1595 | I Des bitt ich in von hertzen!I Dar zuo wil ich dich auch pitten:I Habist von mir ichtz gelitten,I Vergib mirs! Auf mein rechten aid:I Es rewt mich ser und ist mir laid!» |
1600 | I Der pletz der wolt geantwürt haben:I Do warend im die zend aus gschlagen,I Daz maul was im geswullen,I Er hiet verlorn die wullen.I Doch ward ein frid gemachet; |
1605 | I Dar zuo sprach sei und lachet:I «Sälich müess er werden,I Der nach dir wil verderben!»I Daz was auf Pertschin do gedacht,I Der îr fröd und wunne pracht |
1610 | I Ieso so schier in irem hertzen,I Also daz sei alles smertzenI Gar und gäntzleich do vergass.I Hietz im vor getragen hass,I Daz was alles do verchert: |
1615 | I Der minne feur sich also mert,I Daz sei dem gsellen ward so holdI Und hölder dann dem liechten gold.I Erst do huob sich mätzigschäft,I Chlüngeln-chlangeln und ein gprächt |
1620 | I Zwüschen paiden seiten.I Die minn die ward seu reitenI Also ser, daz seu vergassen,I Was seu trunken oder assen.I Diz leben ward in gar ze sur; |
1625 | I Seu hietens paideu von natur:! Ie minr man lieb zuo liebe liess,! Ie mer sich hertz zuo hertzen stiess.I An essen seu ab namenI Und chürtzleich dar zuo chamen, |
1630 | I Daz seu die ärs nit mohten wegen;I Dar umb so muosten seu sich legenI Nider auf die benke.I *8ur sinn und auch îr gdenkeI Warend nach versunken. |
1635 | I Doch hiet do Bertschi gtrunkenI Süessen met und pier und wein,I Daz er noch pei den chreften seinI Beleib und gdoht in seinem muot:I «Ist sei nu so wol behuot, |
1640 | I Daz ich mit îr nicht reden gtar,I So send ich doch ein briefel dar.»I Des ward do Triefnas do ze rat.I Also schier und auch gedratI Sant er nach des torfes schreiber: |
1645 | I Der hiess Henritze Nabelreiber.I Mein tächenschreiber ieso zhantI Cham in Bertschins haus gerant.I Triefnas der lag auf der bank:I Ach und we daz was sein gsank. |
1650 | I Do ditz der Nabelreiber sach,I Es was im laid und ungemach,I Won in Bertschi ghöret an.I «Hat dir iemant iht getan?»I Sprach er zuo dem armen. |
1655 | I «daz müess von mîr arnen!»I «Nain du!» sprach do Berchtold;I «Mätzlein bin ich also holt,I Daz ich nach îr verderbenI Wil und dar zuo sterben. |
1660 | I Wilt du mîr ditz vertreiben,I Ein briefel muost du schreibenI Haimleich zuo der frawen minI Oder ich muoss leiden pin.»! Des antwurt im der schreiber do |
1665 | ! Und sprach: «Dem ding ist nit also,! Sam du wänst, mein lieber gsell.! Welher reht hofieren well,! Der sei ein chnecht pei junger zeit,! Frisch und sauber an dem leib |
1670 | ! Und derwel im ein allain! Unter allen frawen gmain,! Die im aller pest behag,! Mit niemant nicht ze schaffen hab,! Die auch sein geleiche sei |
1675 | ! An jugent und auch art da pei;! Won der ze höch im stigen wil,! Der fleugt inn graben ze dem zil.! Sei schol auch wesen sunderbar! In allen deinen sinnen zwar; |
1680 | ! Won die rechte liebeschaft k! Zwüschent zwaien hat îr chraft! Und wil îr auch nicht mer haben.! Also vil chan ich dîr sagen:! Wilt den buol derwerben dîr |
1685 | ! Ze deiner chan nach rechter gîr,! So vind in an der minne new,! Wilt, daz es dich nicht gereuw!! Won die witwen und die alten! Sind von rechter minn geschalten: |
1690 | ! An die ersten man gedenket,! Daz die andern prüeder chrenket.! Nu dar, hast du dann aus derkorn! Ein lieb ze sälden dir geporn,! So derzaig dich nuofer gar, |
1695 | ! Fröleich, chupplig hin und dar!! Wo sei sitze oder ste,! Da scholt du alweg wesen e! Und dein netze streken hin:! daz ist, die scholt nach meinem sin |
1700 | ! Oft und dik sei smieren an! Mit spilnden augen hin und dan,! Daz sei innen werd, die guot,! Waz du mainest in dem muot;! Won die erste angesicht |
1705 | ! Ist ein anvang ze der gschicht.! Tantzens macht du pflegen vil,! Dönens auf dem saitenspil,! Dar zuo singens und auch springens,! Sagens und auch anders dinges. |
1710 | ! Doch geschech daz mit der mass! In dem haus und an der strass,! Mit geleichsnen haimleich gar,! Daz es nicht werd ze offenbar;! Won frawen gunst derwîrbt der man |
1715 | ! Allain, der taugen minnen chan.! Dar umb so suoche dîr vil leis! Ein zementragerinen weis,! Der du mügst getrauwen wol,! Und schenk îr etwas, sam man schol, |
1720 | ! Daz sei zuo der rainen var! Und sag îr die worte gar:! «Got grüess dich, blüender rose zart!! Chain junkfraw nie so sälich wart! In langen zeiten, sam du bist; |
1725 | ! Won dich so hat ze diser frist! Der schönest jungling diser welt! Im ze seinem lieb gezelt.! Der ist so hofleich und so chluog:! Sein gleich die muoter nie getruog. |
1730 | ! Nie kain weib sein wirdig mag! Gewesen nach der waren sag.! Der von grosser diemuotchait! Embeut dîr seinen dienst berait! Und pitt dich auch von hertzen gîr, |
1735 | ! Daz du äntwürtst im pei mîr,! Ob es iemer müg gesein,! Daz er gewinn die hulde dein,! Dar zuo, daz du auch günnist im,! Ze offnen allen seinen sin |
1740 | ! Dir in einer lieben stund! Allain von seines selbers mund.! Daz wil er ewechleich gen dir! Verdienen gern, gelaub es mir!»! Und ob die rain des ersten spricht: |
1745 | ! «Deiner red behagt mir nicht;! Lass die märe also bald!! Daz sein der übel gaist gewalt!! Wänst, ich sei ein heubscherin?! Du bist es selber an dem sin. |
1750 | ! Ge da hin und chüm nicht me!! Anders, wiss, ich schaff dir we!»! Oder andrer red sei tuot! Durch scham und ere, die vil guot,! Dar umb vil wenig du verzag |
1755 | ! Und ge die gassen auf und ab,! Ze fröden singend deinem lieb! Sunderleich daz hofelied:! «Ze dienen hab ich dîr gesworn,! Wil seis joch niemer han verguot. |
1760 | ! Vält es mir heut – es trifft leicht morn:! Dar auf derfreuwet sich mein muot! Und harren ie auf guoten wan.! Ze dienen hab ich ir gesworn,! Wil seis joch niemer han verguot: |
1765 | ! Dar um wil ich nicht abelan.»! Hin wider umb der botten bhend! Zuo îr dik und ofte send!! Und hat mans vor gebeten ser,! So fleh man sei noch dreistund mer, |
1770 | ! Bis daz du seist von îr geert;! Won chain hertz ward nie so hert,! Daz man nicht möht gmachen lind! Mit stätem gpett: das waiss ein kind.! Nu dar, gschicht die gnade dir, |
1775 | ! Daz du scholt chümen hin zuo ir,! So saum dich nit und mach dich dar! Taugenleich vor neider schar! Und naig dich îr! Du grüess sei so:! «Got der mach euch gmüetes fro |
1780 | ! Und geb euch glüks und hailes vil!! Nicht anders ich nu pitten wil.»! Dar nach so macht du sprechen schier:! «Höchster hord, o maigen zier,! Begnad mich, lieb der gnaden vol, |
1785 | ! Zferhörren tugentleichen wol!»! Da mit so haiss sei sitzen hin! Und sitz zuo ir (daz ist der sin)! Und heb dein taiding an da mit! Züchtichleich (daz ist der sitt)! |
1790 | ! Du sprich vil senfticleich und leis:! «O holder puol, mein paradeis,! Daz ich da her so mangen tag! Taugen liebschaft gen euch trag,! Mit gantzen trüwen leident fro, |
1795 | ! Des lasst mich heut geniessen so! Und verhaisst mir ze der vart! Gantzeu treuw in lieber art!! Daz ist mir, fraw, die höchste gab,! Die maiste säld, die gröste gnad; |
1800 | ! Won chain ding ward nie so guot! Sam hertzen zwai in einem muot! Verstriket gar mit stätichait,! In treuwer liebe gantz berait.»! So spricht sei leicht: «Daz wisse got: |
1805 | ! Der mein geruochet ane spot,! Dem mag ich auch nicht hass getragen.»! Des scholt îr ieso danche sagen! Und sprechen: «We, wie guot, wie guot,! Wie fröleich got was in dem muot, |
1810 | ! Do er im schuoff des menschen art,! Sunderleichen euch so zart,! In so rehter mass und geng! An der chürtz und an der leng!! Aus ewerm mundlein ein rubein |
1815 | ! Prinnet; sälich mües er sein,! Dem îr eins chüssens woltin gunnen!! Dar umb mich däucht, ich hiet gewunnen! Tausent march und dannocht vil,! Möcht ich chümen zuo dem spil.» |
1820 | ! So ist sei leicht der listen vol! Und chan dir ditz versagen wol:! Durch er sei wil dîr nicht verjehen,! Daz sei wolt ieso, es wär geschehen.! Dar umb, her gsell, nim dir nit laid, |
1825 | ! Greiff îr leisleich an daz chlaid;! Mit seuftzen sprich: «O we, min hord,! Tötscht du mich, daz ist ein mord:! Nu waist du wol, daz ich verderben! Muoss also und dar zuo sterben.» |
1830 | ! Da mit so mach der red nicht vil! Und mach dich zuo der minne spil! In süessen werchen (es ist zeit)! Mit küssen, merk, und anderm streit,! Bis daz die rain derwarmet sei! |
1835 | ! So macht du muoten sorgen frei! Die e, ob îr dein hertz begert:! Des wirst du sicher dann gewert.! Dar nach so tuo sam ander leut!! Nicht mer ich dir ieso beteut.» |
1840 | I Des sprach Bertschi: «Öhain mein,I Daz du vil sälich müessist sein!I Waist nicht, daz ze diser fristI Mätzli so verschlossen ist,I Daz niemand kömen mag zuo îr, |
1845 | I Ze sagen meines hertzen gîr?I Des muost du selber nemen warI Und machen dich zum speicher darI Mit dem briefel, gselle min,I Und werffen îrs zum venster in; |
1850 | I Des wirt sei vindent einen fund,I Daz îr die mär leicht werdent kund.»I Nabelreiber der ward jehen:I «Waz du wilt, daz sei geschehen!»I Sein feder er do fürher nam |
1855 | I Und sprach: «Nu sag auf, guoter man,I Wie du den brief wilt haben!»I Der minnesiech ward sagenI Nach dem, und er sich best versach;I Also huob er an und sprach: |
1860 | I «Got grüess dich, lindentolde!I Lieb, ich pin dir holde.I Du bist mein morgensterne;I Pei dir so schlieff ich gerne.I Mich hat so ser verdrossen, |
1865 | I Daz du bist so verschlossenI In dem speicher über tag,I Daz ich nit geschlaffen mag.I Dar zuo han ich mich vermessen,I Daz ich fürbas nit wil essen |
1870 | I Noch gedrinken dhainer stund,I Mich trösti dann dein roter mund.I Dar umb so sag mir an oder ab!I Daz got dein lieben sele hab!»I Trun, Henreitze der was chluog! |
1875 | I «Sim, hörr auf lieber: sein ist gnuog!»I Sprach er zuo dem tichter do.I Ein andern brief den schraib er so:! «Nach wunsch so müess der zarten mein! Glük, säld und hail bescheret sein, |
1880 | ! Daz mir nu alles ist entwert!! Unmuot hat mich gar versert,! Den ich so sendecleichen duld! Umb anders nicht dann ewer huld.! Dar umb, fraw, o maigenplüet, |
1885 | ! Süesseu tugend, zarteu güet,! O meins hertzen paradeis,! Bit ich euch mit allem fleiss,! Daz îr es tuot durch frawen zucht,! Durch mannes er, durch minne gnucht |
1890 | ! Und mich begert zbegnaden! Mit treier laie gaben:! Die erst ist, daz mîr sei berait! Guoter will mit stätikait! In ewerm hertzen sicherleich: |
1895 | ! Daz wil ich gdienen ewencleich.! Die ander ist, daz îr den fund! Vinden schölt in churtzer stund,! Daz sich hertzen, mündel, augen! Zemen füegen sunder taugen. |
1900 | ! Zum dritten mal so wil ich flehen,! Daz îr mîr seit ein söleichs lehen,! Wan ich ewer pin allaine,! Daz niemand hab mit mîr gemaine.! Und wurd, daz nicht schol werden, |
1905 | ! Daz ich auf diser erden! Die gnad enmöcht erwerben,! So wist, daz ich verderben! Mües und dar zuo sterben!! Da mit! (Euch geseg in steg und weg) |
1910 | ! (Jesus in seinr güeti!)! (Ewer phleg in leb und sweb)! (Venus in îrm gemüeti!»)! Und anders nit!I Do der brief geschlossen ward,I Der schreiber huob sich an die vart. |
1915 | I Zuo dem speicher er sich kert,I Da fro Mätzel was verspert.I Daz briefel pand er an ein stainI Und warf es hin zum fensterlein;! Er sprach: «Nu ge hin ane füess! |
1920 | ! Dich umbschlahend armen süess.! Var hin, brief, dar ich dich sende!! Dich enphahend weisse hende.»I Min briefel daz ward fliegen,I Zum fenster in hin stieben |
1925 | I Und cham her, da es Mätzen vand.I Es verfället paider handI Und dar zuo lieber armen;I Es mocht da nicht erwarmen.I Also es der choph emphieng |
1930 | I So schon, daz im daz pluot aus gieng.I Da was der brief nicht schuldig an:I Es hiet sein gsell da pei getan,I Zuo dem er was gestrichet,I Der so die menschen zwiket |
1935 | I Für daz grüessen an der vart,I So er zuo in gsendet wart.I Mätzli was gevallenI Mit ars und mit allemI Ab dem banch, da sei do sas, |
1940 | I Daz sei îrs gemüetz vergas.I Do nu vergie daz streken,I Die oren ward sei rekenI Und denken: «Wie ist mîr geschehen?»I Also wolt sei umbsich sehen |
1945 | I Und dersach den brief gepundenI Mit dem stain, der îr die wundenI Hiet geschlagen in den chopf.I Des nam sei wunder in dem kropf.I Doch sei zuo ir selben sprach: |
1950 | I «Ditz ist nicht gschehen ane sach.»I Hie mit und sei den brief entpand,I Den stain den warff sei widerd wand.I Woi, wie gern sei hiet gelesen,I Wär dhain kunst in îr gewesen! |
1955 | I Sei wolt sich ztod erfressen,I Daz sei der gschrift vergessenI Hiet in iren jungen tagen.! Daz ward sei rüwenchleichen clagen! Und sprechend: «We mîr heut den tag! |
1960 | ! Daz ich so wench gelernet hab! Lesen und auch schriben,! Daz pringt mîr jamers liden! Und macht mîr schaden, scham und laid.! Wie schol ich meineu haimleichait |
1965 | ! Offnen einem fremden man,! Dem ich laider nicht enkan! Getrauwen aigenleichen wol?! Die werlt ist böser listen vol.! Owe, chunst, du werdes guot, |
1970 | ! Du höchster hord, du edler muot,! Gewisser schatz, du blüendeu frucht,! Der sele hail, des leibes zucht,! Hiet ich deinen samen gsait! Mit sorgen und auch arbait, |
1975 | ! So möcht ich ietzo sneiden! Mit fröden ane leiden.! Hiet ich gsatzt der wurtzen dein,! Die mich so bitter dauchten sein,! So läs ich ietz in meinen sak |
1980 | ! Öpfel süess und wol gesmak.! Secht, der han ich kains getan:! Des muoss ich disen jamer han!»I Do nu die red was vollepraht,I In îren hertzen sei gedacht, |
1985 | I Wie seis scholte legen an,I Daz sei chäm zuo einem man,I Der îr saget an gevär,I Was am brief geschriben wär.I Also kam îr in den muot: |
1990 | I «Dar zuo so wär ein schreien guotI Und ein rüeffen durch den gatterI Zuo meinem alten toben vatterI Und zaigen im daz pluot der wundenI Und, wie mîr was von we geswunden: |
1995 | I So wirt er mich leicht nemen ausI Und füeren mich zuos artzetz hausI Vil schier und auch geswinde,I Daz er mich verpinde.»I Wie schier was daz geschehen, |
2000 | I Sam sei sich hiet versehen!! Der artzet was ein weiser man,! Dar umb er fragen do began:! «Wie pist du, maget, so geschlagen?! Mit we und wan? daz scholt mir sagen!» |
2005 | ! Daz tet er alles umbe daz,! Daz er derfüeri dester bas,! Mit we îr zhelfen wäre.I Mätzlein dem was swäre,I Ze sagen im mit gantzem war |
2010 | I Vor den leuten offenbar;I Des antwürt sei: «Trun, ich enwaiss!I Die leut die tuon mir also haiss,I Die hie so nahent pei mîr sten:I Ich fürcht, mir well die sel engen.» |
2015 | I Chrippenchra der ward des innen,I Wes die junchfraw wolt beginnen;I Er snarchet gen den leuten:I «Sim, was wil ditz beteuten?I Welt îr uns dersteken, |
2020 | I Derstenken und dersmekenI Und dar zuo mir die chunst ab lern?I Daz tuot mir zorn und sichs nit gern.I Ich mag îr nicht generen,I Man well sie dann versperren |
2025 | I In diser camer sunderbar:I Daz seit die kunst und ist auch war.I Da wirt man îr der wurtzen geben,I Wil mans behalten pei dem leben.»I Des schreuwens all: «Hin für, hin für! |
2030 | I Wir schüllen tretten für die tür!»I Mein tür die ward verschlossen.I Der artzt was unverdrossen;I Zum andern mal er fraget do:I «Sag an, liebes diernel, so |
2035 | I Und sag mîr freileich dein gemüet,I Wilt, daz got dirs leben bhüet!»I Mätzli die huob an und sprach:I «So wol mîr, daz ich euch gesach!I Ir seit so gar ein biderman, |
2040 | I Daz ich dehainen zwivel han,I Wie îrs iemant fürbas sagenI Werdint, mein vil sendes klagen.»I Des sprach der artzt: «du scholt nit sorgen!I Wenn waz du saist, daz pleibt verporgen.» |
2045 | I Sicher was der maister do,I Waz er tet, daz laist er so.I Die mait huob an zferjehen:I «Mein herr, ditz ist geschehenI Mit einem stain, der gworffen was |
2050 | I An die stat, da ich do sas.I Den hab ich also fundenI Mit disem brief verwunden.I Den zaig ich euch in rehter peicht,I Sam îr ze phaffen wärd geweicht, |
2055 | I Und pit euch durch den reichen got,I Daz îr mîr sagent ane spot,I Was dar inn geschriben sei.I Des müest îr wesen laides frei!»I Der artzet nam den brief ind hand |
2060 | I Und sait îr, waz er dar inn vand.I Des danketz im und was sein fro;I Zuo dem artzet sprach sei do:I «Lieber herr, so schreibet mîrI Hin wider umb auch mein begîr! |
2065 | I Daz wil ich euch vergeltenI Mit treuwen ane schelten.»I Der artzet sprach: «Daz sei geschehen!I Doch wil ich des ersten sehenI Zuo deinem haubt, gelaub es mir, |
2070 | I Dar zuo nach deines hertzen gir!»I Des ward er sei do wäschenI Mit esseich und mit äschen,I Mit zwivel und mit mersaltz:I Daz daucht sei süesser dann ein smaltz. |
2075 | ! Die minn ward îr gevallen,! Die hönich gmacht aus gallen! Und dar nach aus dem hönich gpîrt! Gallen, die ze pitter wîrt.! Ze den selben stunden |
2080 | I Mätzli ward verpunden.I Des huob sei an und sprach zuo im:I «herr, vernemet meinen sin!I Schreibt und last die feder gen!I Also schol mein briefel sten: |
2085 | I «Got grüess dich, lieb von hoher art!I Chaim puolen ich nie lieber wartI Dan dir, mein trost: daz sag ich dirI An allen spot, gelaub es mir!I Deinen brief han ich gelesen; |
2090 | I Des muoss ich iemer fröleich wesen.I Chüm zuo mir pei diser nachtI Ins artzetz haus und gib mir chraft!I Und waz du wilt, daz wil ich tuon:I Ich acht der andern nicht ein huon. |
2095 | I Da mit so phleg dein unser herr,I Du seigist nahent oder ferr!»»! Do ditz nu Crippenchra dersach,! Zuo im selber er do sprach:! «Trun, du macht ein hüerrel sein, |
2100 | ! Mich triegin dann die sinne mein!»! Und gdacht im an die gschrift,! Die von weiben also spricht:! «Den frawen ist der ars ze prait,! Daz hertz ze smal.» Daz ist gesait |
2105 | ! So vil, und ich euchs btüten wil:! Frawen trew der ist nicht vil;! Frawen unkeusch ist ein vinden,! Den chain roch mag überwinden.! Waz sag ich euch? es ist nicht new, |
2110 | ! Wie smal sei aller werlten trew! Und dar zuo churtz îr stätichait,! Îr sünde michel und auch prait.! Man möcht es ewencleichen treiben;! Besser ist, wîr lassins pleiben |
2115 | I Und kern wider zuo dem artzet.I Der ward do lachent, daz er fartzet,I Und sprechen: «Mätzli Rüerenzumph,I Dein nam ghört wol zuo meinem stumph:I So ghört mein stumph zuo deinem muot. |
2120 | I Unser dinch möcht werden guot;I Und wilt meinen willen tuon,I Ich mach dir gen dem vatter suon,I Gen deinem herwen vatter Fritzen,I Der dich so oft macht ser switzen. |
2125 | I Und tuost dus nicht, ich mach dir schand.»I Die brief die fasst er in die hant:I «Sich, die wil ich Fritzen zaigen,I Gibst du dich mîr nicht ze aigen!»I Mätzli wist nit, was er sait; |
2130 | I Dar umb was ir die rede laidI Und sprach: «Ich pin in ewer hand:I Welt îr mich pringen so ze schand,I Daz stet euch werleich übel an,I Scholt îr sein ein bider man. |
2135 | I Ewers willens ich enwaiss,I Des stumphen bkenn ich auch ein schaiss.»I Daz was vil züchtichleichen gret.I Der artzet macht es alles wett;I Er sängelt: «Da, da nüssli, da, |
2140 | I Mätzli! Sta, sta, hägili, sta!I Der stumphe daz sein wurtzen,I Ein langeu mit zwain kurtzen.I Dar zuo so ist mein wille,I Daz du dich habist stille, |
2145 | I Und lass dich nicht verdriessen:I Der wurtzen muost du niessen,I Wilt du so nicht verderben,I In deinen sünden sterben.»I «Nu dar, mein lieber herr, daz sei!» |
2150 | I Sprach die junchfraw sorgen frei.I Da mit ward sei der wurtzen essenI Also ser und unvermessen,I Daz sei ieso hiet vergessen,I Wo sei gestanden was und gsessen. |
2155 | I Des wolt der artzet fuder ziehen;I Daz fräwel sprach: «Îr scholt nit fliehen!I Artzet mich en wenig me:I Ich derlaid es bas dan e!»I Hie mit so viels im an den stekken |
2160 | I Und hielt in pei den paiden sekken;I Sei sprach: «Îr mügt mirs nicht entragen:I Der wurtzen wil ich aber haben.»I Des gab er ir der wurtzen doI Auf dem banch und in dem stro. |
2165 | I Do sei des smakes innen ward,I Îr muost geswinden an der vart.I Der pfeffer was îr seltzen:I Des muost der artzt engelten;I Er mocht es laider nicht gefüegen, |
2170 | I Daz sei sich wölt des stumphes gnüegen.I Er wolt sich von îr brechen;I Mätzli die ward sprechen:I «Salbend mich in dieser fristI Zum dritten mal, als recht ist: |
2175 | I Ich pin laider ungenesen!»I «Wet der tiefel, mag ditz wesen!»I Sprach der maister so ze stund;I «Dich mües der Semper machen gsunt!I Begnüegt dich nicht, so ge zum se: |
2180 | I Ich mag nicht nollen imer me!»I Da mit so huob er sich von statI Sam ein bok, demd hürner abI Neuleich sein gevallen:I Es was im aus dem schallen. |
2185 | ! Doch hiet fro Mätzel îren tail,! Wie wol sei vor hin wär ze gail.! Sei ward sich in der seiten chlagen,! In dem pauch und in dem magen.! Daz wasser schluog îr auf zum maul. |
2190 | ! Ir glider wurden also faul,! Daz sei sich wenich moht gerüeren:! Man muost sei zwischen armen füeren.! Weil und zeit die ward îr lanch.! Herwer esseich was îr gtranch; |
2195 | ! Amphern und nit mandelris,! Äphel saur daz was îr spis.! Die rehten varw hiet sei verlorn.! Îr prüstel wärtzel warend gsworn! Und derswartzt all umb und umb. |
2200 | ! Dis dank ward schlechtleich also chrump,! Daz der artzet sich versint,! Juncfraw Mätzel trüeg ein chind.I Des ward er sich vil sere bsorgenI Und bhielt sei bis an dritten morgen; |
2205 | I Er sprach zuo ir: «Waz duncht dich guot?I Hast du Bertschin in deim muotI Und wilt in nemen zuo der e?»I Si swaig; er fragent aber me;I Sei sprach: «Nu pin ich nicht ein mait: |
2210 | I Waiss er daz, er tuot mîr laid.»! Dar zuo antwurt ir Chrippenchra:! «Nimp er dich, so sprich nür: «Ja!»! Dar nach so tuo, sam ich dich ler,! Wilt tu bhalten noch din er! |
2215 | ! Ge zuo Strauben, deinem vetter,! Und haiss dir geben liljenbletter,! Dar zuo zipern und auch gallen! Mit ein ander haiss gewallen! Und leg es dik und oft dar ein |
2220 | ! (Du waist wol, Metzel, pei dem pain)! Und sprich: «Daz glük verhenge!»! Die mutz die wirt dir enge.! Und verste mich, wilt du, eben:! Der appenteker schol dîr geben |
2225 | ! Gallen, sam er vil wol waiss,! Von dem paum und nicht der gaiss!! Und haiss dirs wegen eigenleich! Älleu dreu in einr geleich!! Dar nach so hab gewisse |
2230 | ! Ein plater von dem vische! Und füll sei mit einr tauben pluot!! Daz wirt dîr an dem abent guot,! So man dich im wirt legen zuo.! Mätzel, was ich sag daz tuo! |
2235 | ! In den selben zeiten! Scholt du nicht erpeiten,! Du legist hin daz pläterlein,! Da die maituom scholdet sein;! Und chümpt er in seinr herren land, |
2240 | ! Daz pläterlein zerprist ze hand,! Daz pluot wirt hin so fliessen:! Des muost du imer gniessen! An dem guot und an dem eren.! Sich, ob ich dich chün geleren! |
2245 | ! Wilt du dannocht sicher sein,! So zappel vast und dar zuo grein!! So wänt er erst, du seist ein mait.! Hörst, waz ich dir han gesait?»I «Ja do!» antwürt sei im do. |
2250 | I Seines rates was sei froI Und sprach: «Daz tät ich alles gern,I Wolt er mich der e gewern.»I Der maister sprach: «Lass mich es triben!I Ein söleichs briefel chan ich schriben |
2255 | I Mit guoten worten und auch süessen,I Daz er dich mit hend und füessenI Nement wîrt ieso ze stund,I So im die märe werden chunt.»I Des nam er so die federn do; |
2260 | I Sein briefel huob er an also:! «Got, der obrest und der maist,! Vatter, sun und hailiger gaist,! Der in seiner magenchraft! Himel hat und erd geschaft, |
2265 | ! Wasser, luft und auch daz feur,! Vogel, visch mit seiner steur,! Vich und dar zuo laub und gras! Umb anders nichti dann umb daz,! Daz der mensch mit zuht und er |
2270 | ! Auf erd sein leben hie verzer,! Der müess euch, liebes lieb, begnaden! Mit seinen säligen siben gaben,! Mit den siben hailikait!! Dar zuo sei euch mein dienst berait! |
2275 | ! Ein brieflein han ich vernomen:! Mich daucht, es wär von himel komen,! So wunnecleich kam es geflogen! Da her in einem regenbogen,! Einr wulchen swanch sein umbehanch, |
2280 | ! Dar inn derchlanch der fröden gsanch,! Mit worten in seinr angesicht,! Sam es ein engel hiet geticht.! Die süessichait mich überwant! Also ser, daz ich ze hant |
2285 | ! Verlos des tages liechten schein.! Ein schlaff begraiff die augen mein,! Ein traum gevie die sinne,! Dar inn die obrest Minne,! Ein chüngin allen frawen gmain, |
2290 | ! Aigenleichen mîr derschain.! Nakent was sei und auch bloss,! Einr pei zweintzich jaren gnoss.! Auf dem haubet truogs ein chron! Von glas; da stuond gschriben schon: |
2295 | ! «Ich pins ein wunnecleicheu stim! Junchfraw Venusen, der Minn.»! Dar unter stuond îr härel leis,! Geflochten in einr ketten weis.! An den augen was sei plind, |
2300 | ! In îr gepärden gar ze gswind.! Ein pogen fuort sei in der hand! Mit glüender stral, sam ich es vand.! Sei was gesessen in ein wagen! Mit gold und silber schon beschlagen, |
2305 | ! Dem ein bach von rotem pluot! Floss hin nach sender fluot.! Sei ward mich nennent so zehant! (Mich wundert, wie sei mich derkant),! Dar zuo naigt sei sich gen mir |
2310 | ! Und gruost mich schon; des dankt ich ir.! Do sprach sei: «Waist du, war umb ich! Chümen pin zuo dir? Vergich!»! «Nain du, truwen!» sait ich do.! Des huob sei an und sprach also: |
2315 | ! «Ich gepeut dîr pei dem pan,! Daz du Bertschin, deinen man,! Gewerest alles, des er wil,! Sein seig wenich oder vil,! Und leb mit fröden sampt mit im! |
2320 | ! Das chumpt dir alles ze gewin:! Du vinst noch wol, daz dich da sirt,! So dich daz alter reitent wirt.»! Ein swartzer gaist zuor tenken siten! Sprach: «Der volg ze allen ziten!» |
2325 | ! Da mit die gespenst verswand! Vor meinen augen so zehand.! Des wär mîr so geswunden,! Hiet ich do nit funden! Ein ander frawen schön und rain, |
2330 | ! Die mîr auch in dem traum derschain! Und cham für meineu angesicht! Also clar, daz mich des nicht! Endaucht, es wär der sunnen glantz.! Auf îrem haubet truogs ein krantz, |
2335 | ! Mit dreien chronen schon gemacht! Ob enander und gedaht! Mit einem sternen, der was vein:! Er schain sam ein karvunkelstain.! Von eisen was die erste chron |
2340 | ! Und stuond dar umb geschriben schon:! «Ich pins ein chron der vestichait;! Der unreht tuot, daz ist mîr laid.»! Die ander chron von silber was,! Dar inn man auch geschriben las: |
2345 | ! «Ich pins ein chron der küschichait,! Die so rain ist und gemait.»! Die dritte chron was guldin gar! Und auch geschriben also dar:! «Ich pins ein chron der sälichait; |
2350 | ! Ze gnaden was ich ie berait.»! Unterm kräntzel was verwunden! Îr härel sauber auf gepunden.! Der augen hiet sei viereu,! So schön und also ziereu, |
2355 | ! Daz mîr jo des so nicht enwas,! Ich schauwet in ein spiegelglas.! Sei hiet einn mantel, der was prait! Und manich varw dar an gelait.! Sei tant in auf mit einer hand: |
2360 | ! Er daucht mich weiter dann ein land.! Ein kind sei an der andern truog:! Daz was so wunnechleich und chluog,! Daz ich alles ungemach! Verclait, wan ich es an gesach. |
2365 | ! In einer chîrchen sei do sas! Auf dem alter, sam mîr was.! Die was gemalet über al! Mit zarten bildern ane zal;! Dar zuo hiet die selbig chilch |
2370 | ! Ein se umb sich mit hönk und milch.! Der was vil michel und auch gross;! In sälder wuot er umb sei floss.! Sei sach mich mit eim augen an! Und segnet mich, die wol getan. |
2375 | ! Des naigt ich îr mit züchten! Und wolt mich geben zflüchten.! Des ruoftz mich an und redet do:! «Beleib bi mir und fleuch nicht so!! Tuo, sam ich dir sagen wil, |
2380 | ! Wilt tu glükes haben vil,! Und folg nicht falscher minn gepott! (Wonn das strebet wider got),! Es wär dann, daz dein lieber man! Der e dich wölti muoten an! |
2385 | ! Des macht du in gar wol geweren! Mit sälden, truwen, und mit eren;! Won got selb von seinem rat! Die hailigen e geschaffen hat.»! Dar nach sprach daz kindelein: |
2390 | ! «Volg der lieben muoter mein,! Wilt du leib und sel behalten,! Von uns nimer werden gschalten.»! Ein weisser gaist zur rehten seiten! Sprach: «Den dien ze allen zeiten!» |
2395 | ! Hie mit segent es mich so! Mit einem chreutz: daz macht mich fro.! Von fröden ich derwachet,! Vil drat mich auf machet! Und gie zuo meinem paichtigär. |
2400 | ! Ich sagt im gäntzleich diseu mär! Und patt in durch den reichen got! Und durch älleu sein gebott,! Daz er mich wolti des beschaiden! Und seinen rat da mit derzaigen. |
2405 | ! Des wundert er sich gnuog und vil;! Doch, sam ich euchs kürtzen wil,! Er sprach: «Wir mügen schauwen! Daz pei der ersten frawen! Und dunckt mich auch in meinem sinn: |
2410 | ! Sei ist die falsch, betrogen minn,! Fro Venus mit irm bösen rat,! Die oft ein sel verdampnet hat.! Gen zwaintzich jaren hast sei gzelt:! Sei ist noch elter dann die welt; |
2415 | ! Doch zaigt sei sich pei jungen tagen:! Die minn die wil nicht alter haben.! Nakent, sprichst du, daz sei wär:! Daz chan nicht wesen an gevär;! Die minn die wil, daz schoss ze schoss |
2420 | ! Sich zemen füegin also bloss.! Die glesin chron, die sei da trait,! Und die gschrift dar an gelait! Daz mag uns nicht betüten mer! Dann üpig fröd, zergäncleich er. |
2425 | ! Ir har gestrichen also leis,! Geflochten in einr ketten weis,! Ist nicht anders dann ein strik,! Der uns leib und sel verschlik.! Ist sei an den augen plind, |
2430 | ! Daz weteut, sam ich es vind,! Daz oft ein schönes mensch von art! Minnet einen grausen part.! An den gepärden ist sei ring;! Daz ist daz, das ich do sing: |
2435 | ! Die minner habend wilden muot;! Was seu tuond, das dunkt seu guot.! Den pogen füert seu in der hand! Mit der stral durch älleu land:! Da scheust sei jungeu hertzen mit |
2440 | ! Zuo îrer ersten angesicht.! Daz pheil ist scharff und heiss ze vil,! Won sei schürphen, brennen wil.! Sitzt sei dann in einem wagen! Mit reichem gsmid al durch beschlagen, |
2445 | ! Da pei sich mein hertz versicht:! Der minner schaft an phenning nicht.! Der blüetent bach rint aus den wunden,! Die da geschehent ze den stunden,! So der minner umb einn schaden |
2450 | ! Wirt gestochen und geschlagen.! Den swartzen gaist zur tenken hand! Tuon ich dir ieso bekant:! Ein böser engel ist er zwar,! Deiner sele gar zgevar. |
2455 | ! Dar um, liebeu tochter mein,! Daz du sälich müessist sein,! Volg nit einem bösen rat,! Wilt du meiden missetat!! Acht nicht falscher minn gebot: |
2460 | ! Daz rat ich dir an allen spot!»! Do ich des priesters red vernam,! In mir selber ich dercham! Und west nicht, was ich sagen scholt.! Doch cham ich zred, sam got do wolt, |
2465 | ! Und sprach: «Der ler euch got vergelt!! Ich wil tuon alles, daz dir welt.! Sagt mîr, herr, in diser schaw! Waz beteut die ander fraw?»! Des äntwurt er mîr züchticleich: |
2470 | ! «Mich dunkt, es si die säldenreich! Muoter gotz und raineu mait,! Maria, trost der cristenhait.! Daz chräntzel mit den chronen drei! Dunkt mich, dass nicht anders sei, |
2475 | ! Dann sam da geschriben ist! Mit hailiger hand in tieffer list;! Doch so mag ich nicht vergen! Den sternen, da pei man versten! Schol îr güet in liechtem schein |
2480 | ! In himel und auch erd gemain.! Ir har daz hiet sei auf gepunden:! Daz ist, daz sei ze allen stunden! Rainer cheuschikait was vol! Und leipleich glüst verdilgget wol. |
2485 | ! Der augen hat sei viere;! Daz sag ich dir so schiere:! Es sint die vier rät vil guot,! Die sei dem guoten menschen tuot;! Daz ist: der dich schlecht ans wang, |
2490 | ! So peut daz ander dar zehant!,-! Nim ein frawen zuo der chan,! Macht du nicht sein wibes an!,-! Verkauff dein habe gantz und gar! Und gib es armen leuten dar! – |
2495 | ! Vergib in, die dich hassent ser,! Und pit got, daz er seu beker! –! Der werlt sei sicht in vier tail! Und geust îr tugend aus mit hail.! Îr derbarmhertzichait |
2500 | ! Manichvaltigen und brait! Merke pei dem mantel weit! Mit so manger varw berait!! So wiss auch, das daz chindel ist! Unser schepfer Jesus Crist, |
2505 | ! Unser löser, unser bhalter,! Unser herr und unser walter!! Pai der chirchen sei dir gsait:! Es ist die hailich cristenhait!! Daz gmäld zuo anders nit enfüegt |
2510 | ! Den zguotem sinn, des got begnüegt.! Der alter, da die maide sass,! Glaub, daz es der glaube was,! Des sei vil selten ie vergas! Und stercht in noch ie bas und bas! |
2515 | ! Was bezaichnet nu der se?! Daz pluot, daz in der neuwen e! Mit sampt dem wasser ist gerunnen! Von dem lebendigen brunnen,! Augen zähern und daz pluot, |
2520 | ! Die vergossen sein in guot! Und nu verchert in süessichait,! Sam uns sein milch und hönk derzaigt.! Der weisse gaist zur rehten hand! Sei dir also schier genant! |
2525 | ! Es ist ein guoter engel zart,! Der dich wehüet ze aller vart.! Hie pei, maget sälden vol,! Macht du merchen sunder wol,! Was du lassen scholt und tuon, |
2530 | ! Wilt du behalten gotes suon.»! Also ward ich ausgericht! Nach meines hertzen zuoversicht.! Nu gedenk, mein höhster hort,! An des grösten maisters wort, |
2535 | ! Daz er zuo uns allen spricht! Mit seiner hailigen ler und gschrift:! «Waz hulffi, ob du dir die welt! Gewunnen hietst mit allem gelt! Und dein sel wurd leiden haben?» |
2540 | ! Daz scholt du in deim hertzen tragen! Und massen dich des schreibens! Des trumbels und des treibens,! Es sei dann mit den eren mein,! Wilt du von mîr geweret sein! |
2545 | ! Hie mit so gib ich im ein end.! Got dir alles trauren wend! Und büesse deinen smertzen!! die obrest künigin schirme dich,! Ob du in treuwen mainist mich! |
2550 | ! Des bit ich sei von hertzen.! Dîrr brief ist gschriben, sam ich sag,! In sälder stund, in fröden tag,! Mit lieber hand an guotem stab! Gestichet auf daz glükrad.» |
2555 | I Do ditz nu so geschehen was,I Daz briefel er îr überlas.I Des dancht sei im von hertzen doI Und sprach: «Wie schol mich reuwen soI Mein schand, die sich von euch derhuob? |
2560 | I Îr seitz ein maister also chluog.»,-I «Wer schol in tragen?» huob sei an.I «Lass mich schaffen!» sprach der man.I Also vand er so zehandI Ein altes weib, daz er derkant. |
2565 | I Die chond waschen und auch reiben,I Chauffmanschaft mit schloern treiben,I Da mit jungen mägeteinI Helfen von den eren sein;I Und mocht man nicht gevaren bas, |
2570 | I So viel sei selber in das gras.I Den brief den bott er îr al doI Und underweist daz weib also:I «Ge hin taugenleichen ausI Und mach dich hin in Bertschins haus! |
2575 | I Den brief den gib im in die handI Und sprich: «Den hat euch Mätz gesant. %&I Und grüess in von îr tausentstund!I Nicht anders sag im mit dem mund!»I Woi, wie was îr ditz so gsmak! |
2580 | I Sei stob hin sam ein spreuwersak,I Bis daz sei zuo Bertschin kam;I Sei sprach: «Got grüess euch, junger man!I Sälich müest îr iemer sein!I Daz briefel sent euch Mätzli vein |
2585 | I Mit mangem minnechleichen gruossI Von dem haubt bis auf den fuoss.»I Wer was froer dann der chnecht?I Er sprach: «Nu ist meim dinge recht.I Se hin die zwen schilling! |
2590 | I Vertrinks durch meinen willenI Und ge zuo unserm schriberI Henreitzen NabelriberI Und sag im, daz er chum zuo mir,I Won ich sein vil chaum embir!» |
2595 | I Die riffianin lieff da hinI Sam ein andreu heubscherinI Und sagt dem schreiber, wie im wär.I Dem gevielent auch die mär;I Er gab der zementragerin |
2600 | I Einen phenning ze gewinI Und traft sich, da er Bertschin vandI Auff der banch pei einer wand;I Schre: «Wol auf so frödenreich!I Der kaiser ist uns ungeleich!» |
2605 | I Triefnas do von schandenI Vil gern wär auf gestanden:I Do was er worden also chranch,I Daz er stortzet ab der banch.I Die minn die pracht in zuo der not, |
2610 | I Daz er was nahent hungers tot.I Des halff im doch die fröd alsoI Und ein halbeu kuo aldo,I Die er jo frass ze einer stund,I Daz er echt wider ward gesund |
2615 | I Und alles seines laids vergas.I Do man im den brief gelas,I Do wist er wenich, waz er sait,I Bis im es Nabelreiber zaigt;I Der sprach: «Es mag nicht anders sein: |
2620 | I Sei spricht, sei tät den willen deinI Und dar zuo vil und dannocht me,I Nämist du sei zuo der e.» |