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D a s p ü c h l i n
v o n d e m g u l d i n s p i l .
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DIE ALTEN.
[12b] Consilium custodiet te et prudentia servabit te. Proverbiorum secundo. Es sprach Salomon zů seim sun: rat sol dich behüten, und weißhayt sol dich behalten. Es ist ze wissen, als Sanctus Thomas spricht und Aristotiles in dem driten půch der sitten, das kain rat ist noch sein sol von dem end, aber besunder so ist rat von dem mitelen das da weißt zů dem end. Kain artzit rat gesunthait, wan sy ist von im selber gemaint und beschlossen, er hart aber von den mitelen die zů dem end weisend, das ist zů der gesunthayt. So ist auch kain rat von ewigen dingen, die sich mit kaim rat mügend wandlen. Es ist auch kain rat von notürftigen dingen die von not sind und müssen sein. Es ist auch kain rat von den dingen die von natur alzeit kömend, also das die sunn morgen schein, ob der wachter den tag nymmer kündet, dennocht wirt es tag, und ob die stundglogg nymmer schlecht, [13a] dennocht wirt es nacht. Es ist auch kain rat von den dingen die da nit sind in des menschen gewalt, besunder so ist rat in den dingen menschlicher werk, die auf unsicherhayt stand. Dar inn so wirt rat genomen und gegeben, wen das zůgat das der mensch sůcht ain fund oder ain mitel wie er kum zů aim end das er begert. Und das ist ain tugend die da hayßt in latein eubulia, das ist ain klůgsůcherin. Dar nach so der mensch wol ersůcht, so erwelt er das mitel als vil gůt, dar zů das er den maint ze beschliessen, und das hayßt sinesis, ain urtailende kraft des erfunden mittels. Dar noch so beschlüßt der mensch das gůt ist zů dem end das er zů dem ersten gemaint hat, und die tugend haißt prudentia preceptiva, ain gepietente weißhayt. Aber so die ding sind ob des menschen vernunft, so wirt von got geraten, das hayßt ain gab des hailgen gaysts. Nun wil ich schreiben wer da raten sol, und wer dar zů gůt ist, und was man auß schliessen sol. Es ist geschriben in den rechten, wer nit zücknüs mag geben, den sol man auch nit in rat nemen. Die ersten sind kind, den geprist zeit und weißhayt, als wir lessen von dem kind das mit seim vater in den rat gieng und der můter sagt, der rat wär ob ain man zwo frawen solt han oder zwo frawen ain man. Die andern das sind frawen, den geprist kraft und sterk; frawen rat ist aintweders tür oder schwach. Die driten sind die von natur toren sind, den geprist gescheidikayt. Die fierden sind die in dem pann sind. Die fünfften sind die ungelebigen. Die sechsten sind die zů dem tod verurtaylet sind. Die sibenden die da rechtend mit tieren die zen habend von geltz wegen, das sind üppig arm verlaussen lütt. Man sol auß schliessen auß dem rat unweißhayt. Zů dem ersten sol weißhayt in dem rat sein, als Salomon sprach: ich weißhayt won in dem rat und bin bey den rechten gedenken. Zů dem andern [13b] mal so sol man auß schliessen pößhayt, denn was pös ist das mag wol finden pösen fund. Man sol auch das pöß nit erwellen weder durch sein selbs willen noch durch des gůten willen das dar noch volgt noch durch ains grössern pösern ze vermeiden, noch grössern schaden ze für komen, als man gemainklich spricht, das under zwain bössen sol man das minder bös erwelen. Das ist ie da nit, wan man sol kain bös erwelen, man sol es auch nit raten. Dar umb spricht David: sälig ist der man der nit gangen ist in den rat der pößen. Das drit man sol auß schließen schnelikayt von dem rat, sprach Salomon: wer eylt der zerstösst geren die füss. Es spricht Socrates: ainem schnellen rat dem volgt rü nach. Es spricht auch Varro der mayster: es ist ain zaychen der unweißhayt von den behenden räten in schwären sachen. Der kayser Octavianus sprach: es geschicht bald gnůg das da wol geschicht. Das fiert man sol auß schliessen von dem rat den zorn. In rat sol man zorn meiden, wan zoren maint vermügen das er doch nit vermag. Es sprach Jacob zů seinen sünen Symeon und Levi, sy weren vässer der pößhayt und des kriegs: in ir rät sol mein sel nit eyn komen, wan sy hand in irem zorn ain man ertöt. Es stat geschriben in dem půch der Römer das drü ding sind die da habend Rom zerstört. Das erst ist junger rat, das ander aügner wil, das drit aygner nütz. Das geschach dem küng Roboam küng Salomons sun, der wolt den alten seins vaters räten nit volgen, er volget aber den jungen die mit im erzogen waren, und dar umb so ward sein reich erstört. Nun sind zwen alten auf dem spil, das sind die rät, die der küng nit leichticlichen von im schiken sol, er sol zem mynsten ain bey im behalten, wil er das spil nit verlieren. Also lessen wir das ain küng lag vor ainer stat, und enbot hin ein [14a] das sy im zehen der weissesten hin auß santen, so welt er von der stat ziehen. Do antwert im ain weiser mayster her auss und sprach: die hirten und die wolf heten ain krieg mit ainander, und sprachen also die wolf: wir wöllen ain frid mit euch hirten machen, und wöllen euch kain schaff mer essen, also gebend uns nun die hund hin auß, wan so ain kantzer frid ist, so bedürfend ir kains hunds. Das teten die hirten und gaben den wolfen die hund. Do nun die hund hin komen, da brachen die wolf den frid und fraussent die schaff. Die red markt der küng wol, und gab der stat frid von weißhayt wegen des maysters. Also sol der küng nit leichtiklichen von im geben sein alten und sein weis rät. Es kriegt ain junger man mit aim alten weisen man, der jung sprach: ich han gar vil schwerter da mit ich dich ser schlahen will. Do antwert der alt und sprach: so han ich vil jar und sinn da mit ich dir widerstan wil. Mich fraugt ainest ain ritter, warumb ich so vil alter pücher het die ich doch nymmer auff tät, die würden doch staubig. Ich sprach: lieber her, varend ir nymmer über veld on schwert? Er sprach: nayn, das wär nit riterlichen. Ich fraugt in, ob er nymmer über veld züg das er das swert nit auss züg und es prauchte. Er sprach: ja, ze hundert malen. Ich sprach: war umb? Er sprach: dar umb, so es not tät, so brauchet ich mein swert. Also sprach ich: also ist es auch mit meinen püchern, die ligend da ze warten, wen ich ains weisen räts bedarf, so brauch ich sy. Ain tor ret mit dem herzogen von Österreich und sprach: al dein rät ratend dir wie du in das land [14b] komest, hayss dir auch raten wie du her wider auß komest. Ain nar sprach zů ainer frawen: ich gieng aim nach und bat in umb ain beltz, als bald er mir ward, do kom ich nymer zů im. Also rat ich dir das du dein gůt behaltest, und es nieman gebest. Die zwen alten auf dem spil bedütend gaystlichen in der sel vernunft und willen. Was der wil erwelt, das sol die vernunft mit rat volgen, und was die vernunft erkent, das sol der wil volgen mit lieb. Und das sind die zway augen und oren und der mund des küngs, und süllend zů in nemen wen sy wellend. Zů dem ersten die natur der vogel und tieren. Zů dem andern mal die geschrift der hailgen e. Zů dem driten mal süllend sy dar zů samnen und rüffen die samnung der tugend. Zů dem ersten mal süllend sy nemen rat von dem adel der natur. Von dem pfawen süllend sy rat nemen zů der demůt, wan er lat sein spegloten schwantz nider, so er sein füss an sicht. Von dem vogel pellican nem rat wider neid und hass, wan der erpickt sein hertz und sein prust und lat sein plůt dar auß und das geplast von seim hertzen. Von der anmaysen spricht Salomon: du träger mensch, gang zů der anmayssen und leren von ir den weg. Also sol man auch fraugen die hailgen geschrift, wan durch die kan der hailig gayst wol raten. Man sol auch vorhin all tugend fragen, ob die sach nit sey wider die parmhertzikayt, oder wider die demütikayt, oder wider ander tugend. Und dar nach sol man den rat [15a] beschliessen. Also spricht Salomon: der rat des weissen hertzen ist als ain prunn darauss man schöpft. Also hatten auch die Römer zwen rät gesetzt über alles volk, und die nomen zů irem rat wer sy gůt daucht. Man lißt in dem půch Balaam: ain vogler der veing ain nachtgallen, und die sprach: wöltest du mich laussen fliegen, ich wölt dich drey weis rät leren, das du gar weis wurdest. Do gelobt der vogler, er wölt sy laussen fliegen. Und sy lert in das er kain ungeläblich ding solt glauben; das ander er solt umb kain verloren gůt rü haben, das er mit rü nicht möcht her wider pringen; das drit er solt sich nit fleissen ze vahen das er nit möcht vahen. Do der vogler die nachtgallen liess fliegen, do sass sy auf ain ast, und sang gar frölich und sprach: o du rechter narr, hetest du mich behalten, das het dich reich gemacht, wan ich han in meim pauch ain edlen stain, der ist als groß als ain straussenay, der ist als groß gold wert. Und der vogler gelaubt es pald, und het rü das er sy het laussen fliegen. Do sprach die nachtgal: du hast meiner ler nit gevolget, wan du gelaubst ain ungläblich ding von dem stain. Ich bin doch selber nit als groß als ain straussenay, wie möcht ich denn ain sölichen stain in mir han? Das ander du hast rü umb das das dich nit hilft. Das drit du wilt vahen das unmüglich ist ze vahen. Ich bin nun gewarnot, ich kom nit mer zů deiner hand. Es ist grosser underschaid zwischen den weisen und den toren. Die erst ist: der thor sicht an den anvang, aber der weis sicht an den ausgang. Die ander: der thor sicht an die hübschayt der ding als sy erscheinend, der weis sicht an unstätikayt der ding und was sy da sind an in selber. Das drit: der tor tregt [15b] das hertz in dem mund und wil nit beiten der fraug, aber der weis tregt den mund in dem hertzen und mag der fraug wol erbeiten. Das fiert: der unweis wil lieber rat geben und sprechen, wan rat hören von andern, aber der weis wil lieber rat heren und von den andern underweißt werden. Das fünfft: dem thoren volget rü nach, dem weisen volget kain rü nach. Wir lessen in der Römer půch das die jungen ze Rom ze rat wurden, sy wölten die alten rät ze Rom all erschlagen und tötten, umb das das sy selber den rat besessen. Do das geschach, do hetten sy rat, welcher ir aller her würd, also funden sy under in ain fund: welcher under in drü ding betrachtete und prächt, den besten grösten fraind, den grösten veind und den grösten schätz, der solt ir aller her sein. Do was ainer under in der het gar ain alten weisen vater, den hat er behalten in ain keller, dar in behůt er seinen vater und speißt in dar in, der selb lert sein sun das er mit im näm sein weib, sein hund und sein jungs kind, und sprach vor dem rat, sein weib wär sein gröster veind, und das es war sey, do schlůg er sy an ain baken, als bald do ward sy erzürnot und sagt von im, das er seinen vater verborgen het in aim keler, und möcht sy ain mord uff in erdacht han, sy het es geren taun. Er nam sein hund und hau im ain groß wunden und sprach: das ist mein getrüoster fründ, und lokot im zehand wider, do kam der hund gar früntlich zů im. Er nam sein kind für sain grösten schatz und das beweißt er auch, und ward durch die drü ding der obrost in dem rat. Also sprich ich auch: es ist ain weiser rat das der mensch hat sein aygen flaysch für sein grösten veind; wer sein leib zů der e hab genomen, der hat ain veintlich eweib. So ist es auch ain weiser rat wer die conscientz zů fründ hat, die bilt ze aller zeit als der hund, wie dik man sy schlecht, so maint [16a] sy uns doch mit trüwen. Es ist auch ein weiser rat der sein lauter almůsen hat für sein reichosten schatz der nit gemindert wirt; als Cristus sprach: sampnend euch den schatz in den himel den kain diep stilt und kain rost frißt und vererbt, und hat da ewig fröd imer ewiglichen. Amen.
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