B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Meister Ingold
um 1380 - 1440/50
     
   


D a s   p ü c h l i n
v o n   d e m   g u l d i n   s p i l .


1 4 3 2

________________________________________________


HIE SAGTZ
VON DER KÜNGIN.

     Non est bonum hominem esse solum, faciamus ei adjutorium simile sibi. Gen. primo. Es spricht got in dem půch der geschöpf: es ist nit gůt das der [9a] mensch allain sey, wir süllen im machen ain hilf sein geleich. Do got die frawen Evam geschůf die ersten küngin, do macht er sy nit aus Adams haupt, noch auß den füssen, er macht sy aber auß der seiten nach pey dem hertzen, dar umb das die fraw nit wär ob dem man; ob sy auch nit gesündet hat, so wär sy gestanden in gleichayt zů dem man. Sy solt auch nit under im sein als ain fůsstuch, aber in geleichayt, wann geleichayt ist ain sach der lieb, und lieb ist ain sach der geleichayt. Dar umb macht lieb geleich allü ding und ungeleichü ding geleich. Dar umb so solt Eva Adam geleich werden: sy ward gemacht das sy Adam geleich würd, das machot lieb, sy ward gemacht Adam zů ainem trost das er nit allein war, sy ward gemacht Adam zů ainer hilff kind ze ziehen, und machen das er ir und sy im hülff die pot gotz behalten. Nun ist ze wissen in welchen sachen ain man und ain fraw ainander geleich sind und auch ungeleich in der hayligen e. Zů dem ersten mal so sind sy geleich in der natur, wan sy sind baydü menschlicher art und natur, die Cristus an sich genomen hat. Sy sind auch geleich inn den sacramenten, wann ains empfacht nit mer denn das ander. Sy süllend baydü getauft und gefirmet sein und baydü cristen sein küng und küngin. Sy süllend geleich reich sein an dem gůt, wan die e macht ir gůt gemain. Sy süllend auch geleichen tayl haben an den leiben, wan kains ist seins leibs gewaltig, wan ie ains ist des andern leibs gewaltig in der e. Sy sind auch gleich an den kinden: wie wol das ist das der vater das edler tayl und substantz gegeben hat. Sy süllend han ain geleichü lieb, also das ains dem anderen mit antwert in lieb geleich sey. So sind sy auch ungeleich in drey dingen. Des ersten in der person: wan der küng ist ain man und ain herte person, die küngin ist ain weib und [9b] ain weichü natur und zarter. Ze dem anderen mal in den wercken, wann der man sol regnieren und würken außwendige werk die zů dem haus gehörend, aber der frawen werk süllend sein inwendig in dem haus, als spinen, näen und sölchü leiblichü werk. Ze dem driten mal mit den ampten, wan die man habend ampt inn räten, in rechten, das den frawen nit zů gehört. Ze dem fierten mal in gaystlicher zůkerung gen got in andacht, wan noch gewonlicher ordnung so sind die frawen andächtiger und geschikter zů gotz dienst denn die man, doch vält das oft an manger frawen die vil minder andächtiger ist denn ain man. Nun wil ich sagen fünff stük von den frawen. Das erst wie man ain frawen sol erwerben. Das ander wie man ain frawen sol erkennen. Das drit wie man sy sol lieb haben. Das fiert wie man ain frawen sol behüten. Das fünfft wie man ain frawen sol regieren und erlich halten. Ze dem ersten ist ze wissen das etlich man nemend frawen von hübschayt und schön wegen, als die unküschen, etlich von reichtum wegen, etlich von weißhayt wegen. Und die da hübschayt sůchend an frawen die sind unküsch und betrogen, wan die garten tragend nit alle zeit plůmen. Es fraugt Aurcolus der mayster, ob der weis man ain frawen sol nemen die schön sey oder ungeschaffen, und spricht: ist sy hübsch, so begert ir iederman, nun ist das gar hart ze behüten das iederman begert; ist sy aber ungestalt, so ist es auch nit gůt, wan das ist schwär ze lieb haben das iederman hesslich und verschmächlich ist; doch so ist das ander besser den das erst. Die geitzigen sůchend gůt in weiben. Dar umb so spricht Crisostimus der guldin mund: du junger man, sůch nit reichtum in den frawen, sůch aber gůt siten, wan [10a] gůt sitten gewinend alzeit gůtz genůg, aber reichtum gemachet nie gůt sitten, dar umb ist armůt der heiligen erlicher den reichtum der sünder. Es fraugt ainer ain mayster, ob er sein tochter solt geben aim armen weisen versůchten man oder aim reichen unversuchten man. Der mayster sprach: ich wolt lieber mein tochter geben aim dem reichtum gebräst, denn aim der gůt gnůg het und dem weyßhayt geprest. Und der sprach auch: ain arm frawen ze haben ist schwär, ain reich frawen ze haben das ist peinlich, wan sy wil irs reichtums geniessen. Doch so spricht Salomon: es ist besser mit ainer armen frawen die fridlich ist in dem haus und in den winkelen des haus wonen, den mit ainer reichen und unfridlichen die da sitzt in vollem reichtum in dem haus. Der weis man nempt ain frawen nach der weißhayt, wan es spricht Salomon: ain weisse fraw paut das haus, ain thorochte fraw zerstört das haus, und die reichtum geben vater und můter und die fründ, aber weißhayt geit got. Sälikait des mans ist weißhayt der frawen. Ze dem andern mal wie man ain frawen sol erkennen, die man zu der hailgen e wil nemen. Es spricht Crisostimus der guldin mund: man sol war nemen ob vater und můter gůter weißhayt und siten seyen und from, wan so ist die tochter on sorg ze nemen. Wa aber vater und můter nit frum sind noch gůter sitten, so ist es sorglich die tochter ze nemen. Ist aber der vater von gůttem sitten und die můter von pössem, so ist es sorglich, wan die döchtern beleibent geren bey den müteren und lernend von in. Ist aber der vater von bössem sitten und die můter von gůtem, so hab kain forcht die tochter ze nemen. Zů dem driten mal wie man sy lieb haben sol. Man sol [10b] sich hüten vor übriger ungeordneter lieb, wan es ist dreyer lay lieb: aine ist ain ungeordnote lieb und ze vil, die ander ist ze lützel und ze kalt, die drit ist beschaiden geordnet. Die erst ist ain yferende lieb, da von spricht Salomon: es ist ain schmertz des hertzen ain yferende fraw in lieb. Es was ain Römer, der het ain frawen die was ussan gar sitig, aber in dem haus was sy ain yferin, und er strauft sy; da gab man im unrecht, und er sprach: sehend an mein schůch, der ist uswendig schön und wol geschikt, aber inwendig trükt er mich gar ser. Die ander lieb ist kalt, und ist die so ain fraw wayss das ir man unrecht tůt, und das doch übersicht und gütiklichen schweigot. Augustinus spricht: die man geschweigend den frawen und sprechend drey ding. Wir seyen man, ir sind frawen, dar umb süllend ir leiden. Aber Augustinus spricht: sind ir mann, war umb ist euch so unleidlich das ewer frawen unrecht tůnd? und wie sol es ewern frawen leidlichen sein das ir unrecht tůnd, die da bas möchten widerstan den die frawen? Bist du ain man, so überwind du dein aügen argen list. Ze dem anderen mal so sprechent sy: wir seyen herren und ir sind kellerin, ir hand uns nit ze strauffen. Augustinus spricht: die fraw ist nit gemacht auß den füssen das sy sül dein kellerin sein, sy ist gemacht auß ainer ribb nach bey dem hertzen, das du sy als lieb solt haben als dein aygen leib, und die heiligü e macht euch bayd geleich. Und ist fraw Eva auss Adam gemacht, das doch kainer frawen nie ist geschehen. Es ist nieman entsprungen aus aim stain. Ir süllend ainander helfen zů leib und zů sel, zů sel die pot gotz behalten, zů leib die kind ze ziehen. Das drit sy sprechend: wir seyen häupter und ir sind gelider. Augustinus spricht: [11a] bist du ain haubt, so für das gelid den rechten weg. Ir allerliebsten frawen, nit volgend ewern mannen in der unküsch, aintweder ewer man süllend mit euch behalten werden, oder verdampnot. Die küschen rainen frawen die süllend Cristo allein trü und küschayt halten, ob villeicht die man got nnd euch frawen untrü sind. Die drit lieb ist ain geordnotü lieb mit beschaydenhayt, als Sant Pauls spricht: ir man, habend ewer frawen lieb als Cristus die hailgen kirchen. Cristus hat die menschen also lieb, tůt er wider in, er empfacht in wider gütiklich. Also sol auch ain man sein frawen lieb haben. Zů dem fierten mal wie man ain frawen halten sol. Dar umb ist ze wissen das ain elich leben ist ain orden, und hat der frawen regel wol fünff capitel, und ist die regel genomen auß Thobias půch an dem zehenden capitel. Das erst: sy sol nit allain sein noch ziehen auf dem spil, anders das spil wirt nit gewonnen; und wär Eva bey Adam beliben, sy wär von der schlangen nit betrogen worden, wan sy sind bayde ainander ze hilf geben. Das ander: sy süllend ainander lieb han lebent und tod, und sol kains an dem andern prechen. Es schreibt Sant Jeronimus das ain fraw hiess Lucrecia, die ward gewaldigot von des küngs sun ze Rom, die erstach sich selber, das kain fraw geren hernach det, das sy vil ungeren det. Wirt aber die küngin auf dem spil genomen, so mag der küng ain ander küngin machen auß aim fendlin, die macht er edel, und hat als vil gewaltz als die erst küngin. Es sind in den rechtpüchern geschriben drey sach die ain man irrend das er kain efrawen mag nemen. Die erst ist: hat er sein efrawen ertöt oder ursach geben das sy ertöt würd, dar umb das er nach irem tod ain ander möcht nemen, das mag er nit tůn mit recht. Die ander sach: hat er ainer frawen die e gelobt [11b] bey seiner frawen leben, also wenn sy gesterb so wöll er sy haben zů der e, das mag auch mit recht nit gesein. Die drit sach: sitzt er offenlichen bey ainer andern frawen ze unstät die weil sein fraw lebt, die mag er auch mit recht nit nemen zů der e. Wen aber ain küng mer frawen nempt denn ain, das ist zemal unrecht und aussert von got; als Salomon det, der ward von weiben verkert von got zů der abgötterey. Das drit capitel: die frawen süllend weis sein, das sy nit verloren werdent als Dyna her Jacobs tochter des patriarchen. Die verlor ir er, wan sy was unbehůt, und von iren wegen wurden vil lüt erschlagen, als man lißt in dem půch von der gepurt. Das fiert capitel: die fraw sol trü sein. Es schreibt Vegecius von der riterschafft, das tze aim mall die frawen von Rom so getrü waren den mannen, als die stat belegt ward, das sy ir har abschnitend das man sayl dar auß macht wider die veind. Item es süllend vier verainung geschehen in der e. Die erst ist des gemütz und des willens, also das sich der frawen will ergeb des mans willen, und wider umb in rechten ordenlichen sachen. Die ander verainung ist des leibs, wan der frawen leib ist des mans leib, und wider umb ist des mans leib der frawen leib. Die drit verainung ist ain fruchtparlichü vermischung des samens von kind und erben wegen. Die fiert verainung ist des lebens, wann ain sunderlichs leben das sol werden ain gemain leben. Hie ist ze mercken das Cristus gesprochen hat: es sind zway auf aim acker, der ain wirt genomen, der ander wirt gelassen; es sind zwen auf ainer mül, der ain wirt genomen, der ander wirt gelassen; es sind zway in aim bett, das ain wirt genomen, das ander wirt gelassen; es sind zway in aim tempel, ains wirt genomen oder gehört, [12a] das ander nit. Das bedüt fier fürstentugend die ain küng an im haben sol. Die erst ist weißhayt, und bedüt die zwen auff dem aker da schön plomen sind auf gewachsen, das ist der küng und die küngin die da sprechend die schönen plümen weisser klůger wort von dem aker der weißhayt. Also wirt der behalten der sein weißhayt praucht nach dem lob gotz. Wer aber sein weißhayt praucht nach übikayt der welt und zů den sünden, der wirt verworffen. Das ander betüt die tugend der sterk uud der geduld, das betüt die zway in der mül, der ainer wirt behalten, der sein sterk übet in gotz dienst und geduld hat in widerwärtikayt, und der sein sterk praucht zů sünden, der wirt verlassen. Die drit ist mässikayt, und bedüt uns die zway in ainem pett, da wirt ains behalten, die in mässikayt by schlaffend und dar in sůchend die er gotz und kind, und meinend die heiligen e; das ander sůcht in dem bett unküschayt und lust, die werden verloren. Die vierd tugent ist gerechtikayt, und betüt die zway in dem tempel, der ains wirt behalten durch die tugend der gerechtikayt, das da petet und nieman verurtaylet, das ander wirt verloren, das mit dem geleichßner petot in dem tempel, das sind die die anderü lüt strauffend und sich selber nit erkennen wöllend.