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D a s p ü c h l i n
v o n d e m g u l d i n s p i l .
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VON DEN RITTEREN.
Nemo militans deo implicat se negociis secularibus, ut placeat ei cui se probavit. Es spricht Sant Pauls in seiner epistel: nieman der got riterschaft fürt bekümert sich mit weltlichen sachen, das er dem gevall dem er sich hat bewert. Nun sind zwen riter auf dem spil, ainer zů der rechten seiten, [16b] der ander zů der glingen seiten, und die springen gar riterlichen auß auf das drit veld. Der ain behütt dem küng sein hůt das sy nit geprochen werd, der ander behůd der küngin ir hůt das sy nit geprochen werd. Sy varend auß auf rab, sy ziehend wider hinder sich und beschirmend sich selber. Der küng und die küngin die süllend zem minsten zwen venden haben die auf sy warten, so stat das spil wol bewart. Also sprich ich gaystlichen: die riter sind des küngs arm vnd hend, da mit er sich und sein küngin und sein volk schirmen sol gegen seinen widersachen, und pey dem ritterspil ist uns bedüt die tugend der sterk. Nun hat die selb tugend zway werk: das ain ist manlich und kienlich an greiffen gůter werk, das ander ist manlich und künlich leiden das übel und das widerwärtig. Das sind die zwen ritter, der ain hilft gůtz tůn und das manlich understan ze tůn, der ander hilft das man sich gütlich und dulticlichen geb in leiden; und das sind zway tayl der sterk, das sind die zwen riter gaystlich. Der erst tayl der sterk ist das man on sach und on understaun künlich und manlich würk das gůt, und das bcschicht in zwayer lay weis. Zů dem ersten so ist es ein beraytung des gemütz zů dem selben, und das hayßt fiducia, ain getrawen, ain hoffung das oder das ze tůn. Zů dem anderen mal das der mensch darzů ain getrawen hat, er wöl das gůt tůn und bestan, das er dar zů tů ain ervollung, und das hayßt magnificentia so der mensch alles sein gůt dar auff kert, oder es hayßt magnanimitas so der mensch all sein kraft und er dar auff kert, das es volbracht werd dar zů der mensch ain getrawen und ain hoffung hat. Das ander tayl der tugend der sterk leit an leiden. In dem leiden wirt gewirkt [17a] die tugend, und das ist auch ze zwayer lay weis. Das erst so der mensch fürchtet das im geprest in dem werk, dar wider ist die tugend der geduld. Das ander ist das der mensch fürcht das im geprest an dem end, dar wider ist die tugend der geständikayt bis auf das end, und das ist die tugend der marter. Also sind die zwen ritter die zway tugend der sterk: die ain lert wie man das gůt manlich und künlich unterstand, die ander lert wie man sich in dem leiden halt mit der erfollung der geduld. Nun ist ze wissen das die sterk der ritter stat auff drei dingen, dar wider sy streiten süllend. Das erst ist angreiffen grosser ding, als David spricht: übend euch manlich, so wirt ewer hertz gesterkt. Das ander ist in laiden und in vertragen grosser ding. Dar umb spricht Salomon: die lieb ist stark als der tod, und Paulus spricht: wer mag uns schaiden von der liebin Cristi. Das drit ist das man grossü ding verschmäch, als Cristus gesprochen hat: wer vater und můter nit lat durch meinen willen, der ist mein nit wirdig. Also sag ich das geduld ist zů der glingen seiten in der zeit der widerwärtikayt, und geduld oder sterk ist zů der rechten seiten in dem zeit des glüks. Das ist ain starke edle riterschaft das der mensch in lieb und in layd stark und kün sey das gůt ze tůn und das arg ze meiden; dar auf so stat allü riterschafft und sterk. Und dar umb so ist ain fraug ob der sterker sey der das gůt manlichen und künlichen tůt und volbringt, oder der der das pöß dulticlichen leidet und überwindt. Ich sprich: der ander überwindt mit leiden, und der erst überwindt on leiden, und dar umb ist die ander stärker denn die erst. Man sicht das das kraut geit sein schmak so es zerstossen wirt, und der weyrach [17b] geyt sein rauch so er in das für kompt. Also ist es auch von der geduld, die so stark ist das sy nieman überwinden mag, ie mer man sy peinget, ie mer ir kraft zů gat, als das gold, ie mer man dar auff schlecht, ie mynder es wider dönt. Also tůt auch der tultig. Und auch als ain schnegg, so man den anrürt, so zuckt er bald die oren hin ein und wil sich nit weren, aber er wil durch got leiden. Es ist ain verflůchtz eysen das von dem schleiffen rostig wirt; also ist das auch ain pösser mensch der von der strauf gotz nit pessert sein leben, wan geduldikayt pricht das pand der sünden, als den drey kinden in dem pachofen das für nit schadet, nun das es in die pand auf ledigot da mit sy gepunden waren. Ich sprich das: und künd der kelch und die monstrantz in der kirchen reden, sy danckten dem goldschmid das er sy also kosparliclien gemacht hat und kain schlag auf sy gesparet het. Also sol der mensch got auch dancken das man leiden uff in schlecht, wan da von wirt er gar edel, als David spricht: es hand die sünder schmidet auf meim ruggen und hand ir boßhayt verlengert. Und wis: es ist ain erlicher ritter dem sein schwert pricht in dem streit und sein pfert tod beleibt, und das wappenklayd hehaltet. Das wappenklaüd ist geduld. Der riter tregt gold, das gold ist geduld, ie mer man das gold in dem feur prennt, ie mer es sein gütikayt erzaygt, und ie mer es getriben wirt under dem hamer, ie minder es under dem hamer dönt. Also sol der geduldig riter tun. Die riter süllend in dem streit beschoren sein, das man sy bey dem har nit begreif. Der scherer ist got der herr, der kan also sauberlichen scheren, wer sich stil [18a] und eben under im heltt, und nit vicht hin und her under dem scherer, das ist under dem scharpfen scharsach des leidens in geduld sich gůticlichen helt. Ain riter sol reich sein und grosen sold verdienen mit seim leib. Ich sprich: als vil der mensch veind hat, als vil hat er schuldner die im schuldig sind, ist er geduldig, so müssen sy all für in bezalen, und machend in reych. Ain riter sol edel und wappengenoss sein. Wan wiss: ain unedler stain der pricht pald, so man in übt, so pricht er in unduld, wär er aber edel, so belib er gantz in geduld. Wer aber recht edel sey, das kent man bey sechs zeichen. Das erst zaychen ist geduld, da von ich gesaget han. Das ander ist miltikayt, da mit volgt man got nach dem aller miltesten. Das drit ist dankpärkayt und demůt. Salomon spricht: ie grösser du bist, ie mer du dich demütigen solt in allen dingen. Das vierd ist erbärm, dar umb wolt die natur der binen künig sich nit waffnen mit dem angel, wan er hat kain angel des rauchs als die anderen binen. Das fünfft ist manhayt wider die veind. Dar umb so schlecht man die riter und geit in ein neus schwert. Das sechst ist scham, wan sy süllend fliehen und sich schamen aller unerlichen und schamlichen ding. Nun lessen wir von nün der aller sterksten riteren diser welt, der waren drey juden, drey hayden, und drey cristen. Die drey juden warend: der erst war Sampson, sein wappen ist ain eselkinbakzan, da mit erschlůg er vil tusend man. Der ander was David, sein wappen was ain scharf saytenspil, der erschlůg den rissen Golias, und zerzart ain beren und ain leo. Der drit was Judas Machabeus sun, sein wappen waren dreu jyden hütlach, der half seim volk, und floch inn die [18b] wüstin das er nit äss haydnisch speis, und volbracht gross streit und vechten. Die drey hayden waren: der groß Alexander, der ander was Hector von Troy, der drit hies kayser Julius. Der floch in ditz land und paut vil stet, bis das er sich gestarkt, do zoch er gen Rom, als Lucanus schreibt von im. Die drey cristan waren: der groß Karulus, der me lüt und lands hat gewunnen mit dem schwert den die zwelfpoten mit den zungen. Der ander was küng Artus von Engeland, der drit hieß Cristofferus. Also sprich ich gaystlichen: es sind dreu ding dar an der mensch sein sterk erzaygen sol. Das erst ist an seim flaysch, dar zů gehört gewalt. Das ander ist dis welt, dar zů gehört starke weißhayt. Das drit ist der tüfel, und den můß man überwinden mit gerechtikayt. Das erst ist macht oder gewalt, und ist zů gelegt dem almächtigen vater. Das ander ist weißhayt, die ist zů gelegt got dem sun. Das drit ist gerechtikayt, die da zů gelegt wirt dem haylgen gayst. Nun was alles volk vor Cristus gepurt getaylt in in drü tayl. Es waren Römer lateinen, die heten den gewalt vor allen dingen. Es waren die Kriechen, die hetten die weißhayt. Es waren die Juden, die heten die hailikayt das got selber mit in redet, dar umb so was auch die übergeschrift an dem crütz geschriben in latein und in kriechen und in ebräyscher sprach. Nun lißt man in den alten püchern das sich die drü das ist gewalt, weißhayt und hailikayt auf erden hie nymmer schaydent, als wenig sy in der gothayt geschayden sind; wan wa der gewalt ist, da ist auch die weißhayt und hailikayt. Also do der gewalt was in dem jüdischen land bey Salomonis zeitten, also was auch die weißhayt und die hailikayt bey der judischhayt. Und do der gewalt was in kriechen[19a]land, da was auch da bey die weißhayt und die hailikayt bey Alexanders zeiten. Und do der gewalt was bei den Römern, da was auch da weißhayt und hailikayt. Dar nach kom gewalt, weißhayt und haylikayt gen Frankreich gen Baryß. Nun han ich vor geschriben: allü sterk leit dar an das man drey veind überwind, sich selber mit gewalt, die welt mit weißhayt, den tüfel mit hailikayt. Nun wirt es alles überwunden mit sterk. Zu dem ersten das man gewaltiklichen an greif starke ding, und das ist unser flaysch. Ie mer wier das sterken, ie mer es wider uns gesterkt wird; dar umb so süllen wir im gewaltiklichen ab prechen unmässikayt und übrig fül. Das ander das man sich gen der welt weislichen halt in geduld, wan die weissen haben nit alles das gerochen das wider sy geschehen ist. Also süllen wir auch mit weißhayt in gedultikayt die welt überwinden, als Jesus Christus uns gelert hat, so er spricht: in gedultikayt besitzend ir ewer sel. Zů dem driten mal das ist: wir süllen fliehen vnd verschmähen das gevächt des flaischs, wan es sind etlich flayschlich veind, die můss man überwinden mit fliehen und mit verschmähen, als unküschayt. Es ist nit gůt vechten mit aim unflätigen und unsaubern menschen, man verunraint sich an im. Also under den Juden hatt Sampson erzaigt sein herschaft, der mit aim esselkinbakenzan vil taussend menschen erschlůg, und trůg das tor der stat enweg, und zerrayss den leo und nam auss seim maul das honig, und zerrayß nüe sayl als ain spinnenwepp. Also erzaygt auch David sein sterk an seiner starken weißhayt und geduld, do er vil grosser schmächayt layd von küng Saul, und endwaich im auss der stat; und auch die schmachayt die er layd von seim sun Absolon. Judas Machabeus erzaygt sein sterk an der hailikayt, [19b] das er in den wald flůch mit den seinen, und wolt sein sel nit vermalgen mit speis der hayden. Also hand auch die heiden ir sterk erzaygt, als Alexander mit seim gewalt, und Hector mit seiner weißhayt, und Julius mit seiner starken gerechtikayt. Auch hand die cristen erzaygt ir sterk, als der groß Karulus mit seinem gewalt, küng Artus mit seiner weisen geduld, und Sanctus Cristoferus mit seiner hailgen sterk, wan er belaib ain junkfraw, und ward ain martrer. Der ist nit weis der wol geseet hat und der nit schneidet, und schauff opfren on den schwantz das ist verpotten. Also ist geständikayt das pest in der sterck, das sind die marter durch gotz und durch des glauben willen.
Hie endent die riter und vahend an die roch des schaufzawelspils.
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