BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clara Hätzlerin

um 1430 - 1476/77

 

 

Das Liederbuch

 

Bl. 121v-122r (II, 44)

 

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Ainer clagt sein ellends wesen

 

Nvn waisz ich armer, wav ich sol:

Ach vnd we vnd iamers vol!

Seid ich van ir geberret wardt,

 

Leb ich in Turteltauben artt;

5

Wann die ir lieb verlüisset,

Chain lieb sy mer erküisset

Vnd sitzt nit mer vff ‹grönes› zwey.

Das selb laid wont mir bey

In gleicher weis, als ich nun stavn,

10

Seid ich nyemands havn,

Dem ich armer clag mein laidt;

Dauon ist mein iamer praitt.

Nun hab ich anders trostes nicht,

Dann ob mir das hail geschicht,

15

Das ich ain ander lieb erwerb,

Ee ich also gar verderb,

Vnd far yrr in meinem můt,

Als ain zames välcklin tůt,

Das sy verschwingt also ferr,

20

Das sein vermiszt sein rechter herr.

Das wartt vnd specht ze hannd,

Wer Im raich sein hannd,

Also wartt ich zu diser stund,

Wellich rosenuarber mund

25

Zu mir sprech: got müsz dich grüssen.

Friund, ich will dir swär püssen:

Wellich fraw so grüsset mich,

Die sol das wissen sicherlich,

Das ich will sein ir vndertavn,

30

Die weil vnd ich das leben havn,

Vnd das vns chainerlay not

Geschaden kan, dann der tott.