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- D a s E h e b ü c h l e i n
E r s t e r T e i l , 2 . K a p i t e l
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Von lieb vnd keůſcheit der eeleůte vnd von
annder vnordenlicher lieb vnd vnkeůſcheit. VOn großer, begirlicher lieb, freůntſchafft vnd getreůe der eeleůt zuſagen, will ich das durch beýſpile vnd exempel auß bewerten hýſtorien geben zuuerſtien. Valerius maximus ſchreibt alſo: Do Marcus plautus auß gebote der Rỏmer in das lannd Aſiam ſchiffet vnd gen Tharentum zulenndet, Nachuolget im ſein liebe hawßfrawe Horeſtilla; die ſelb ging ab mit tode zu Tarentum. vnd als man ſie verprennen vnd eſchern wolt nach gewonheit des lannds, do ſalbet vnd kůſſet ſie ir man plautus vnd nam im ſelbs mit einem bloßen Schwert das leben. Do namen in ſein freund alſo gekleýdt vnd geſchucht, legten in zu des toten weýbes leichnam ſeiner frawen vnd verpranten ſie bede miteinander. Es ſchreibt auch Valerius, das in dem lannde India ſeý gewonheit, das ein man mer frawen můg haben, ſouil er mag erneren; vnd ſo der man ſterbe, kumen alle ſein frawen fůr gericht, doſelbeſt ir ýede vrſachen fůrbringet, das ſie die liebſt ſeý geweſt. das erkennt der richtter mit vrteil. welche dann die liebſte wirt erkannt, die get mit freůden zu dem feůr vnd legt ſich auff den toten man, mit im zuuerprennen. Die anndern gien von dannen mit ſchannden vnd mit trawren. Porcia, ein Rỏmerin, do ſie vernam, das Brutus, ir man, von den feinden vmbkomen was, vnd mocht nicht gehaben ein meſſer, damit ſie ſich tỏtet, do nam ſie vnd verſchlandt prinnende kolen, biß ir der geiſt enging. Hipſicratea, die kůngin, auß großer lieb ires mannes Mitridatis legt ſie abe ir weýpliche kleýder vnd geſtalt, name an ſich menlich kleýder, waffen, harnaſch vnd pferde vnd nachuolget [3b] irem manne mit beſchorem hawbte durch alle feind vnd ſtreýte, biß er wart überbunden. ſollich lieb vnd getreů der frawen was dem manne ein große freůde vnd ein frỏliche ergetzung ſeiner widerwerttigkeit. Thertia emilia, die do iſt geweſt ein haußfrawe Affricani des erſten, die hat ſich in ſolicher lieb, hůbſcheit vnd gedult gen irem manne erzeigt: da ſie vernam vnd weſte, das dem ſelben irem manne Affricano liebet vnd geneme was ein meýdlein des hawſes, duldet ſie es gůtigklich, das man nicht ſprechen mỏcht, ein fraw het geſtrafft vnd beſchuldigt den geſtrenngen Affricanum, der die ganntzen welt het gezemet; vnd nach ſeinem tode nam die fraw kein rachſal von dem meýdlein, ſunder ſie ließ es freý vnd gab ir einen man. Sollich große, ůberflůßige lieb vnd getreůe der eeleůte iſt nit in allem weg zuloben. Wann Sextus phýloſophus ſpricht: Der iſt ein eebrecher in ſeim weýbe, der ſie zu hitzigklichen lieb hat. In einem frembden weýb iſt alle lieb ein vntugend vnd ſtrafflich, vnd in dem eýgen weýb iſt große, ůberflůßige lieb ſchentlich. Wann lieb bringt vnrat, pricht hohe ſýnne vnd geiſt, nýmpt den menſchen von großen, guten gedanncken vnd bringt in zu vnendlichen vnd verworffen dingen. Darumb wo rechte, meſſige lieb zwiſchen eeleůten iſt, ſelig ſein dieſelben, die ſich alſo geſammet haben, vnd ſo ſie darzu an fremde lieb, keůſch vnd rein ſein. Doch ſchreibt Petrarcha, das nit dauon zegeůden ſeý, ſo ſich einer leſt beduncken, er hab ein keůſche haußfrawen oder tochter: Wann ýe großer die keůſche der frawen iſt, ýe mer wirt ſie angefochten mit der begir der vnkeůſche, vnd iſt ſchwere zubewaren, das ýderman begert zuhaben. Darumb iſt dein weýb oder tochter keůſch, ſo begere, das die keůſcheit ewig ſeý. Wann die frawen ſein vnſtet vnd wanckel: So in allen dingen [4a] die ſtetigkeit ſeltzam iſt, wirt in frawen kein ſtetigkeit gemerckt. Du haſt vil keůſche frawen vnd iunckfrawen geſehen, die vnkeůſche allte weýber worden ſein, das do vaſt ſpỏtlich vnd pillich zubeſorgen iſt. Du ſolt dich nit ſer bekummern, ob du ein vnkeůſchs weýb haſt, als fůrbas Petrarcha ſchreibt, Wann du haſt das gut da gegen, das ſie mýnnder zornig, mýnnder hoffertig vnd dir allzeýt deſter williger vnd gehorſamer iſt. Wann welliche keůſche iſt, will vil gepiten, vnd fůrcht ſich nit, die ſich nit ſchuldig weis. Vnd ob dein fraw vnkeůſch iſt vnd bricht den gelawben an dir, gedenck, ob du an ir auch nit gebrochen habſt. Es ſein gar vnrecht richter die menner, die vnkeůſch ſein vnd begeren keůſcheit von iren weýben, der ſie ſelbs nit haben, vnd die ſich mit hůbſchen worten entſchuldigen vnd ire weýber ſchwerlichen verdammen vnd ſtraffen, die in ſelbs alle ding erlawben vnd den weýbern verpieten. Fůr ware, ſpricht Plautus, die weýber haben ein ſchweres geſetze vnd hartes leben vnd ſein vil ellender dann die menner: wann ſo ein man bricht die Ee vnd das die fraw erfert, ſo iſt es ein ſpil vnd ſchýmmpff geweſt vnd iſt on ſtraffe. So aber die fraw neůr auß dem haws gangen iſt, ſo hat ſie vnrecht gethan vnd wirt geſtrafft. Aber ſo ſich dein tochter weltlich machen will, vnd beſorgſt, ſie ſeý auff vnkeůſch geneigt, ſoltu ſie in hutt haben, vnd laß ir den zaum nit zulangk, vndterkum das beý zeit, die weil ſie noch weich iſt, Als Petrarcha ſchreibt, Wann weiche ding ſein gutt zupiegen vnd zu hanndeln mit den hennden, ſo man herte ding mit eýſen arbeitten muß. Halt ſie gering mit eſſen vnd trincken, mit kleýdern, mit guldin ringen vnd mit anderm geſchmůck vnd zire, damit ſie ir ſelbs vnd den leůtten wol geuallen mỏcht; leg ir fůr geringe hawß arbeit als ſpýnnen, neen [4b] vnd wůrcken, die do linde vnd weiche hennd machen, vnd ůbertreýb ſie nit mit ſchwerer arbeit, das ſie nit ganntz vnwillig werde: wann was man zuuaft nỏttigt, das zerpricht gerne. laß ſie nit vil zu tanntze vnd zu anndern wolluſt gien, do die meng des volks hinkummen mag, do mit ſie in bỏſe gedanncken vallen mỏcht vnd den ſelben weýtter volge thun. wann gering eſſen vnd trincken, vngezierte kleýder vnd allzeýt ettwas arbeitten, tanntze, wolluſt vnd das volck meýden, vnd ſo dobeý iſt emſig ermanung vnd ſůßes droen vnd, ſo es not thut, droen mit ſcherpffe, – das ſein die ſchloß vnd rigel der keůſcheit wider die vnkeůſche; Als auch Therencius ſchreibt, Das an wol eſſen vnd trincken die vnkeůſcheit kalt ſeý. Es iſt aber ein allte gemeine ſucht vnkeůſcheit der frawen, als Juuenalis ſchreibt; Doch redt er von den frawen in dem lannde ýbernia: welliche frawen das nit anget, die darff ſich des nit annemen. Meinſtu, ſpricht Juuenalis, das ein fraw in ýbernia an einem man genůgig ſeý? vil ee erlangſt an ir, das ſie ſich an einem auge dann an einem manne benůgen ließ. Si haben einen ſtarken mut vnd ſein dỏrftig zu ſollichen ſchnỏden dingen. Spricht zu in der man: «kum her in das ſchiff! wir wollen auff dem mere faren», ſo iſt in das herte vnd ſchwere: ietz bekummert ſie der geſchmack des ſchiffs, ietz iſt der wint zugroß vnd widerwerttig, ietz iſt ſie krannck vnd will ſich vndeůen. Solle ſie aber mit einem fremden man, dem eeprecher, ſchiffen, ſo hat ſie einen gefunden, ſtarcken magen, ſie iſſet geringe ſpeýs mit den ſchiffleůten, laufft in dem ſchiff auff vnd nider, iſt frỏlich vnd zeůhet an den herten ruderen, das vnd annders ſchaffet alles die flamme der vnordenlichen lieb. Apuleius ſchreibt alſo, das die flamme der lieb des erſten klein ſeý vnd gelůſtig; darnach durch [5a] peýwonen vnd gewonheit werde ſie mer enzůndet vnd hitzig vnd verprenne den menſchen ganntz; vnd iſt nit allein die lieb vndter den menſchen gemein, Sunder, als Maro virgilius ſchreibt, alle geſchlecht auff erttreich, in waſſer vnd in luffte, es ſeý menſchen, willde oder gezeme thier, viſch oder vogel, die vallen alle in die vnſinnigkeit, vngeſtůmheit vnd in das feůr der lieb. Es ſagt plautus, das die lieb ſeý ſůß vnd ſaure, mit hỏnig vnd mit gallen gemiſcht. In dem anfang vnd verſuchen iſt ſie ſůße vnd in dem verdriſſen vnd ſetigkeit ſawr. Von der liebe verner zuſchreiben, iſt nit mein fůrnemen vnd meinung geweſt; auch pin ich des nit getriben vnd geůbet, vnd zýmmet mir nit, wie wol auch die lieb gelert vnd weýſe leůtt, als menigclig wiſſend iſt, ůbergangen hat vnd gefangen. Seneca ſpricht, er hab gekannt einen gelerten, weýſen man, der mit vleýßiger lieb alſo gefangen was, das er an ſein pruſt hieng einer frawen fůrſpangen, wenn er auß gieng, die in des ůberredt vnd gepoten het: das doch faſt ſchýmpfflich vnd ſpỏttlich zuachten was. Vnd leret fůrbaß Seneca, wie man ſich vor libe bewaren ſolle, vnd ſpricht, Man ſolle der liebe des erſten widerſtien vnd außtreiben: wer das thut, der iſt ſicher vnd ůberwindet die lieb. Therencius ſchreibt, Es ſeý peſſer, im anefang der lieb gedencken vnd vleýß thun, das dich die lieb nit ůberwinde, vnd wie du ſie auß deinem gemůt außtreýbeſt, dann das du der lieb vnd frawen nachuolgeſt, gedenckeſt vnd redeſt mit ir, wie du ir můgſt wolgefallen, da durch das feůr der lieb vnd dein begir verner vnd vnnůtzlich mỏchten enzůndet werden. Als ſo du zu der frawen ſollicher vnd dergleýchen wort wolſt geprauchen, als auch Therencius ſchreibt: «Liebe fraw! tag vnd nacht gedennck ich an euch, begere eůer vnd hab eůch lieb; mein hertz iſt ganntz peý eůch, [5b] empfehet wolluſt vnd freůden von eůch. Ich warte vnd hoffe, ir erhỏrt mich, vnd thůt mir deß gleichen.» Vnd ob du alſo der lieb nach wolſt gedencken, als Vgolinus parmenſis ſchreibt: Ich hab wol geſehen, das offt ein ſchůtze abelaſt hundert pfeýl von dem pogen, ee er das zýl mag getreffen, ſo kumpt offt ein gelůcke, das im erſten ſchuß der ſchůtz triffet das plat. Alſo geſchicht auch mit den frawen: ſie wỏllen hundert mal gepeten vnd gemůſſigt ſein, ſo kumpt offt ein gelůcke, das die fraw in einem tag gibt vnd gewerdt, das ſie ein gantz monat hat verſagt vnd abgeſchlagen. Solliche wortt vnd gedenncken vnd der gleichen ſolle ſich ein veſter man nit ůber gien vnd vahen laßen. So ſollen auch die frawen den mennern, die ſie in vnordenliche lieb wỏllen fůren, nit zu vil getrawen. Wann, als auch Vgolinus ſchreibt, Ein fraw ſolle ir gůttigkeit in dem nit laßen erkennen, das ſie hůbſchen vnd gedichten worten und den zehern des mannes gelawben gebe vnd ſolle nit erhỏrn, das vnzýmmlich iſt zupiten vnd zugeweren. Wann her fließende vnd ſchnell lieb, die gewýnnet gemeinlich pỏſen außganngk vnd erkaltet bald. das geſchit mer auß ſchulden des mannes dann der frawen. Ein frawe, die ir lieb im anfangk dem manne nit verſprechen will vnd ſchwere macht, als bald ſie die lieb hat zugeſagt vnd in ir hertz genomen, ſo iſt inbrůnſtiger vnd ſteter die lieb der frawen vnd ůberwinndet den man in der lieb. Aber der man, als etzlich menner ſein, als pald er der frawen willen hat erlangt, ſo gedenckt er im alſo: «die fraw iſt nach meinem willen geweſt vnd allzeit ſein wirdet. du wilt außgien vogeln vnd beſehen, ob du ein andre auff den kloben bringen můgſt vnd gefahen!», vnd will es fůr ein lob haben, ýe mer er an die zedeln vnd kerben mag bringen, ſo die fraw [6a] für ſchenntliche achtet, ir lieb mit mer mennern zuteýlen. So aber die lieb ein man gantz ůbergangen vnd gefangen hat, als Valerius ſchreibt von eým iůngling, der ein eefrawen liebet vnd gen ir enzůndet was mit groſſer beſorgnus: den ſelben iůngling vntter weýſet ſein vater, das er ſolt gien zu einer ledigen frawen, da nit ſolliche beſorgnus vnd ſchade beý mỏcht geſein, vnd ſolt ſich gen ir freůntlich machen, das der iůngling dem vater alſo veruolgt vnd dadurch der eefrawen vergeſſen ward. Vnd wie wol das iſt, das vnordenlich lieb vnd vnkeůſche, als Cýcero ſchreýbt, eým ýtzlichen alter verpotten vnd ſchnỏde ſein, ýedoch ſein ſie alten mennern vnd frawen am meýſten verpotten vnd aller ſchnỏdigſt; Als dann der alte weýſe meýſter Sophocles wol betracht hat: da einer von im fragt, ob er auch der liebe vnd vnkeůſche gepraucht, do antwort er vnd ſprach: «Got wỏlle peſſers geben! Ich pin geren kumen aus einer ſollichen vngeſtůmen vnd vnſýnnigen herſchafft!» nit mere! wer darauß kumen iſt, der dannck vnd lobe got! Nu die keůſcheit zu preýſen, will nicht not ſein: wann die tugende vnd was gut iſt, loben ſich ſelbs. ýedoch mag die keůſcheit nit mer gelobt werden, dann das der allmechtig, ewig got, vnſer herr, die menſchlichen natur hat an ſich wỏllen nemen, als Lactancius ſchreibt, vnd geporen werden von der aller keůſchten Junckfrawen Maria, Wann er auch in ſeiner gỏtlichen menſcheit der aller keůſch[ſ]te iſt geweſt, vnd beý im kein grade auff erden oder im himeliſchen leben grỏſſer, genemer vnd neher geſein mag, dann der keůſchen, reýnen menſchen. Hýppo, ein krichiſche fraw, als ſie auff dem mere von den veýnden ward gefangen, von ſtund ſprang ſie in das mere vnd ertrencket ſich, das ſie nit ſchmehe an ir keůſcheýt ſolt leýden.
[6b] Haſtrubal was ein kůnig. do er ſtarb vnd die Rỏmer ſeiner gelaſſen frawen angewunnen die ſtatt vnd verpranntten, da name ſie ir kinder zu beýden ſeýtten vnd warff ſie von dem hawß hernýder in das fewr, das irem leib nit vnrecht widerfůre an der keůſcheit. Panthia was vnglawblichen ein ſchỏne fraw; die het iren man außdermaſſen lieb in rechter keůſcheit. der weiſet einem ſeinem guten freůnde panthiam nacket, das ſie es nit enweſt. das kam fůr den kůnig Cýrum; der ließ den man darumb tỏten. Da ſprach Panthia: «der kůnig hat recht gethan, das er meinen man hat laſſen tỏten. Ich erkenne, das er mich nit ſo lieb hat gehabt, als ich ine hab, das er mich hat laſſen nacket ſehen einen andern man.» doch beharret ſie in des todten mannes lieb vnd ſtach ſich ſelbs durch ir průſte, vnd ir wunden plut goß ſie in die wunden des toten mannes. Was ſoll ich nit ſagen von der großen keůſcheit, die Lucrecia, ein edle Rỏmerin hat gehabt! Alle hýſtorien ſagen, wie ſie hat gelitten groſſen gewalt an irer keůſcheit von dem kůnigkleichen iůngling Tarquino. der ſelb Tarquinus ward enzůndet in irer lieb vnd kam zu ir, do ſie lag nacket, vnbewart vnd ſchlieff vnd nichtz beſorget: der was bereýt, ſie zu ertỏten oder ſeinen willen der vnkeůſche von ir zuhaben. Sprach zu ir: «Lucrecia, du muſt meins willens ſein, oder ich will ein man tỏten vnd dich dartzu, vnd den toten man an dein tote ſeiten legen, das man můg ſprechen, man hab eůch beide in der vnkeůſch beý einander gefunden.» mit dem nỏttet Tarquinus lucreciam vnd thet ir gewalt, das ſie ſeines willen ſein muſt, wie wol ſie ſich gen im nit erczeigt als ein fleiſchlich weýb, ſunder als ein ſeůl von merbel. Dar nach kom lucrecia fůr iren lieben vater vnd mane vnd ander freůnde vnd clagt in den gewalt, der ir an irer keůſcheit von Tarquino was [7a] geſchehen, vnd begert rachſal von im zunemen vnd ſprach: «Ich armes weýb! ich mag nu nit anders auff diſem ertrich haben dann ſchand vnd laſter, vnd iſt mir weger, ich ſterb von der keůſcheit wegen, dann das ich leb als ein eeprecherin! vnd wie magſtu, mein aller liebſter haußwirt, in meinen armen geruen, vnd ich in deinen, ſo du gedenckſt, du habeſt nit dein hawßfrawen vmfangen, ſunder ein eeprecherin mit Tarquino? vnd du, mein lieber vater, wie magſtu mich fürbas dein tochter heýßen vnd halten, ſo ich die keuſcheit, die ich vndter deiner zucht vnd ruten hab gelernet, ſo unſeligclich verloren habe? We mir armen frawen! wie ſoll ich mein ſůße kinder anſehen, ſo ein eeprecher Tarquinus den leib, dar innen ſie gelegen ſein, hat gedruckt? vnd wie mỏcht ichs erbeýtten, ſo ſein vnſeliger ſame in meinem leib gewurtzelt het, das ich ſolt werden ein muter eins kinds von eým eeprecher? mein leben mag nit mere mit freůden geſein. wie mỏcht mein vnſchuldigs gemůet in diſem beflecten leichnam beleiben, vnd ſo mich dartzu die wolluſt des fleiſchs, als menſchlich iſt, het ůbergangen? Ich will diſe průſte, die Tarquinus hat lieb gehabt vnd geſchmecht vnd die er zu einer reýtzung der vnkeůſcheit hat getaſtet, mit einem meſſer durch ſtechen vnd mit meinem plute abwaſchen die mackel. Nu, du irdiſcher leichnam, durch dein ſchỏn vnd gute geſtalt biſtu geweſt ein vrſache diſes ůbels, gib her dein ſele vnd vergeůße dein plute! lieber man vnd lieber vater, eůch thar ich auß ſchannden, ſchame vnd vnſeligkeit nit mer anſehen vnd geſegen eůch, ir lieben freůnde, vnd wolt an Tarquino rechen diſes ůbel!» Da Lucrecia diſe clag mit ir ſelbs thet, name ſie ein meſſer mit menlichem mute vnd durchſtach ire keůſche průſt. Darumb ward der kůnig Tarquinus mit ſeinem ſun Tarquino, der die vntugent [7b] hett gethan, außgetriben vnd das reich ward im genomen von den Rỏmern. Wir leſen auch von ettlichen keůſchen frawen, die aus rechter keůſcheit nach dem tode irer menner ſich nit haben wỏllen weder eelich noch ſunſt geſellen. Dido, ein ſchweſter Pigmalionis, nach ires mannes tod ſammet ſie ein große ſume gelts von gold vnd ſilber vnd fur ůber mere vnd pawet die ſtatt Cartago. do das kom fůr den kůnig Hýarba von libia, da lies er vmb ſie werben zu der ee, aber ſie wolt im kein begirlich antwort geben vnd ſchub es auff, biß das die ſtatt wart volbracht. Nit lang darnach ließ Dido ein groſs feůr machen zu gedechtnus der lieb ires toten mannes Sichei vnd warff ſich darein vnd wolt lieber prýnnen vnd keůſch beleiben, dann ein annderen man nemen. Martia, ein tochter Cathonis, do ir man ſtarbe, wolt ſie keinen andern nemen; vnd ſo ſie ward gefragt, warumb ſie kein andern man nemen wolt, ſo ſie doch het ein lieblich antlůtz, einen ſchỏnen leib vnd groſs reichtum, Antwurt Martia vnd ſprach: «Ich weis nit, wie es geraten wirt gen dem vorigen mann, vnd beſorg, ich vind keinen man, der mich lieber hab dann mein gut, vnd als mich der vorig man hat geliebet.» Alſo ſůllen ſich die frumen, erbergen frawen in rechter lieb vnd keůſcheit gen iren mannen halten, doch nit ſchuldig an in ſelbs werden vnd ſollen allzeit thuen vnd handeln, als Plautus ſchreibt, in abweſen der menner, ſam wern ſie gegenwertig, vnd ein weýſe fraw ſoll ſich erkennen in glůckſeligkeit vnd in widerwertigkeit gedultig zuſein.
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