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- D a s E h e b ü c h l e i n
E r s t e r T e i l , 3 . K a p i t e l
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Von der ſchỏn vnd vngeſtalt
der frawen. AVff die fůrgelegten frag, ob ein weýb zunemen ſeý oder nicht, Antwort Theophraſtus fůrpas vnd ſpricht: Haſtu ein hůbſche, wol[8a]geſtalte frawen genomen, ſo geuelt ſie auch annderen lewten wol vnd wirt von in lieb gehabt. Iſt ſie aber heſlich vnd vngeſtalt, ſo wirt ſie von dir vnd annderen verſchmecht, vnd iſt verdroſſen zu haben, dýe nýemant gefallen mag. doch iſt leidenlicher, als er auch ſpricht, ein vngeſtalte zuhaben, dann ein hůbſche zubebaren. keine iſt wol ſicher, do alle augen vnd begir des volkes auff ſehen vnd gedenken. So hilfft auch keýn vleiſſigs bebaren: wann einer keůſchen bedarff man nit hůten, ſo mag ein vnkeůſche nit wol behůtt werden. Als Juuenalis ſpricht: So du ſie beſchleůſt vnd hůtter ſetzeſt, wer hůttet dann derſelben hůtter? ſie iſt fůrſichtig vnd hebt an den hůttern an. Es ſchreibt Petrarcha alſo: So du ein hůbſche wolgeſtalte frawen genomen haſt, ſo iſt auch groſs ir hoffart vnd hochmut: Wann es iſt kaum ettwas, das alſo hochtragen macht als die ſchỏne der frawen; vnd iſt doch die ſchỏn ein ſchnỏde vnd kurtze wolluſt: nichtz vergeet ee vnd fleůhet ſerer dann die ſchỏne. Wer ein frawen lieb hat von der ſchỏn wegen, der wirt ir bald haſſig, ſo die ſchỏne verganngen iſt. Auch die ſchỏne des leibs freůet ſich ires gleýchen vnd verſchmecht, was ir nit gleých iſt. So du nun gleých ſchỏn biſt mit der frawen, ſo verzerſtu dich mit ir in wolluſt; biſtu aber nit ſchỏn, ſo wirſtu verſchmecht von ir. Iſt ſie ſchỏne, ſo wache vnd hůtte ir eben! Wann faſt ſchwere iſt zubehůtten, das einem itzlichen wolgefelt vnd wirt von ýderman angefochten vnd begert. Juuenalis ſpricht: wo die ſchỏne des amplicks wirt geliebt, als balde die runtzeln komen vnd die hawtt důrre vnd weýtt wirt, die zene ſchwartz, die augen klein vnd die naſen trieffende, ſo wirt die fraw verſchmecht, vnd iſt die lieb auß. Deßgleichen haſtu ein hůbſche tochter, ſchreibt Petrarcha, muſtu alzeit auff [8b] ſehen, wo man ir nach ſtellet vnd gewalt will erzeýgen: wann es iſt nit einer, ſunder es ſein tawſent, die ſie begeren vnd vleýſs thůn. Alſo biſtu in ſteter vorcht, ſorg vnd arbeit, dorauß du nit komen magſt dann durch iren tod oder ir alter; vnd wie wol du ir gibeſt einen man, dardurch wirt die ſorg nit genomen, ſunder wirt auff den man gefůrt vnd gewendet. Nu ſolt ich alhie bedeůten, was ein hůbſche fraw nach der geſtalt des leibs geheißen werde, wo mir das zýmen wolt. Es ſchreibt Plautus, das ein hůbſche, nackende fraw ſeý hůbſcher, dann ſo ſie iſt mit purpur gekleidet, vnd wie ſcheinperlich ein fraw gekleidet iſt, ſo ſie nit gut ſiten hat, ſo mag ſie nit hůbſch geheýßen werden: wann hůbſche kleýder vnd pỏſe ſiten werden gleýcht einem ſchwein in dem kote. Vgolinus ſchreibt, das die ein hůbſche fraw werd angeſehen, die do iſt hübſch vnd geziert von haubt, wolgeſtalt von amplick vnd eines frỏlichen angeſichtes, von kleinen ſubtilen glideren vnd ſchmalen leibs, weýſs als milch vnd můrb als ein hůnlein, das du ſie mit einem nagel des vingers ſchneiden magſt, vnd iſt zůchtig, ſchýmpflich vnd ſchemig, eins ſittigen gangs vnd gutter ſitten vnd mit tugenden wol geziert, – dieſelb fraw ůbertrifft weýtt die hůbſche der venus vnd iſt zupreýſen. Das ſich aber die frawen můgen gezieren vnd wolgeſtalt erzeýgen mit geſchmůcke der kleýder, erlaubt Valerius maximus vnd ſpricht alſo: Es hetten vnſer elteren die frawen nit alſo geziert noch zuzieren verhengt, ſie weren dann ſỏllichs durch ir tugende wirdig geweſt, vnd iſt der geſchmucke der kleýder ein zeichen vnd gezeůgknus der tugende. Darumb ſpricht er, das die keůſcheit vnd ander tugende der frawen ſỏllen pillichen geziert werden mit gold, purpur vnd ſchỏnung des hares, da durch ſie iren mannen gefellig ſein, vnd die [9a] menner abwenden die augen von andern frembden weýbern vnd alſo beýde, man vnd frawen, in lieb vnd ſchame gen einander werden behůt. Doch ſoll ſỏlliche zierung der kleýder, als Tulius ſpricht, nit neýdiſch noch zu ſcheinperlich ſein, ſunder ſoll mittel vnd maße haben, als in andern dingen das mittel iſt zuloben, vnd Tulius helt es fůr ſchnỏd vnd vnzýmlich, ſo ein menſch in ůberflůßigen, eýteln dingen wolluſt enpfehet als in ůbriger ere, gepeů, kleýder vnd geſchmůcke des leibs. Plautus zelt es fůr laſter, ſo ſich ein fraw ůberflůßig zieret mit geſchmůcke, da durch ſie ir ſelbs zuuil wolgeuallen mag vnd fleýß ankeret, das ſie frembden mennern můg lieben vnd geuallen. Vnd ſpricht Plautus: Wer zuſchicken wỏll haben, der kauff ein ſchiff oder nem ein frawen: wann nit zweý ding ſein, die mere bedorffen außzurichten vnd zu zieren dann ein ſchiff vnd ein fraw, als das kůntlich ſein mag; als auch Therencius ſagt: die frawen, ee ſie ſich zieren vnd ſchmůcken, ſo iſt das iar vergangen. Es ſchreibt Petrarcha, ſo ein fraw von geſtalt hůbſch iſt, můg ſie leicht mit kleýdern geziert ſein; Wo ſie ſich aber mit ſcheinperlichen kleýdern beſchwert, ſo mindert der ſchein der kleýder die geſtalt der hůbſcheit vnd reitzet mer die augen der menſchen auff geſicht der kleýder dann der perſonen. So aber ein fraw, deßgleichen ein man, von geſtalt des leibs nit hůbſch iſt vnd will ſich mit kleýdern ziern vnd hůbſch machen, der wirt geſpot vnd bewegt die leůt zu gelechter, vnd das ſie ſprechen: «Was vnſawber iſt, dem muß man ein farb anſtreichen!» Plautus ſchreibt alſo, das nichtz mer zuſchelten ſeý, dann ſo die alten zanluckenden weýber ſich mit ſalben beſtreýchen vnd verben, die ir vngeſtalt damit meinen zuuerpergen: Wann ſo ſie ſchwitzen vnd die ſalben vnd der ſchweis zuſamen rýnnen, zu ſtund begibt [9b] ſich ein geſchmagk, ſam het ein koch mer průe vnd kaſpel zu ſammen goſſen. Nit mer von diſem teýl zuſchreiben!
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