Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
VIII. [VON DEN WUNDERLICHKEITEN]
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2.Von den wundermenschen.
Ain vrâg ist, von wannen die wundermenschen kömen, die ze latein monstruosi haizent, ob si von Adam sein komen? zuo der vrâg wil ich anders antwürten wan daz puoch ze latein antwürt, wan daz puoch spricht, daz die wundermenschen niht von Adam kömen, ez sei dan, sam Adelînus spricht, daz diu wunder komen von den widernâtürleichen werken der menschen, die sich vermischent zuo dem vich, sam diu wunder, diu onocentauri haizent, die sint oben menschen unz an die gürteln und sint niden ohsen. wizz, daz daz niht gesein mag, wan die sâmen, die sô gar verr von ainander sint, die zeprechent sich von ainander, und wirt kain lebentich dinch dar auz; würd aber ain lebentich dinch dar auz, daz stürb zehant. nu sprich ich Megenbergær, daz die wundermenschen zwaierlai sint: etleich sint gesêlet und etleich niht. die gesêlten wundermenschen haiz ich die ain menschleich sêl habent und die doch geprechen habent. die ungesêlten haiz ich die etswaz ain menschleich gestalt habent an dem leib und doch kain menschleich sêl habent. die gesêlten wundermenschen sint auch zwaierlai. etleich habent geprechen an dem leib und etleich an der sêl werk, und die koment paideu von Adam und von seinen sünden, wan ich glaub daz: hiet der êrst mensch niht gesünt, all menschen wæren ân geprechen geporn.Die wundermenschen mit geprechen an dem leib sint die ir glider niht ganz habent oder ir mêr habent dann si schüllen haben. daz kümt von manigerlai sachen. ain sach ist, daz die frawen in den werken der unkäusch sich niht reht habent und sich hin und her wegent, daz sich der sâm des mannes tailt in der frawen clausen; und tailt sich der gleich unden und oben, sô werden zwinlein dar auz und die mêrent sich, dar nâch und sich die zwinlein mêrent. tailt aber der sâm sich oben und niden niht, sô wirt ain mensch mit zwain haubten und mit aim nidertail, daz mêrt sich auch dar nâch und sich daz tailn mêrt. tailt aber sich der sâm unden und niht oben, sô wirt ain mensch niden gespalten und niht oben.Auch geschiht, daz des sâmen vil ist und daz sein kraft grôz ist, der macht ainen grôzen menschen über gemain läut; oder daz diu kraft oben ist und des sâmen ze wênich, sô gepricht der purt etleicher lider, sam die arm oder etleich vinger oder füez und pain. daz geschiht auch, wenn des sâmen genuog ist und diu kraft dar inn ze krank ist. wenn aber des sâmen wênich ist und diu kraft krank, sô wirt ain klainez menschel. ez geschiht auch, daz des sâmen eben genuog ist und diu würkend kraft ze stark ist, und an welhem gelit si stark ist, daz macht si grôz oder macht sein vil. dar umb hât ain purt dick ainen grôzen fuoz und den andern klain oder ain grôz haupt und ainen klainen leip oder sehs vinger an ieder hant oder sehs zêhen an iedem fuoz oder an aim und an dem andern niht. dar umb hât man ain kindel gesehen, daz het ainlüf münd und zwuo und zwainzich lebsen, die wâren unvolkomen, und wart tôtez geporn.Ez geschiht auch, daz zwuo würkent kreft gleich kreftich sint. der aineu würkt manneszaichen und diu ander frawenzaichen: die machent ain purt, diu paidez hât volkomen und würkt auch paideu werk. die läut mit paiden dingen haizent ze latein ermofrodite. ist aber ain kraft grzer wan die ander, diu macht ir werk volkomen und diu ander niht.Auch geschiht, daz diu muoter gar hitzig ist, diu zeitigt ir purt ê der zeit, alsô daz si des kindes ê der zeit genist, oder macht, daz daz kindel geporn wirt mit etleichen zändeln. alsô wart ain diernkindel geporn, daz het hangendeu prüstel und hâr under der üehsen und het auch hâr ob dem goltpüschel und hêt zwên zend oben in dem mund und zwên unden.Wir vinden auch, daz diu purt in der muoter leib sich schickt nâch der swangern frawen trahten, dar umb schüllen si niht ungestalteu dinch ansehen: si schüllent schn läut und schneu pild ansehen und allermaist des êrsten, wenn diu nâtûr daz kindel formiert, ê ez volprâht werd.Ez koment auch die wundermenschen von der stern kreft in der muoter leib, und dar umb pringt manig fraw ain purt mit ains viehes haupt oder mit ainer andern wunderleichen gestalt, oder ain viechmuoter pringt klaineu viehel mit menschenhaupten. alsô truog ain verhermuoter värkel, diu heten menschenhaupt, sam Albertus spricht in dem andern puoch physicorum. sô in maniger lai weis koment uns die gesêlten wundermenschen, die geprechen habent an dem leib.Aber die gesêlten wundermenschen, die geprechen habent an der sêl werken, die sint zwaierlai. etleich habent daz von gepurt und etleich von gewonhait. die den geprechen habent von gepurt, daz sint die nâtürleichen tôren, die ze latein muriones haizent, die habent ir zell der sêl kreft niht reht geschickt in dem haupt. daz prüeft man dar an, daz si ungeschickteu haupt habent, aintweder ze grôz oder ze klain. die würkent niht nâch den werken menschleicher sêl und habent doch menschensêl, sam diu kint.Die aber den geprechen habent von gewonhait, daz sint die in den wälden erzogen werdent verr von den vernünftigen läuten und lebent sam daz vieh. die wundermenschen sint alle von Adam her komen.Aber die wundermenschen, die niht gesêlet sint mit menschleicher sêl, die sint auch zwaierlai. etleich werdent von den menschen geporn, sam ich vor gesprochen hân. von der stern kreften, die koment auch von Adams sünden und von unsern sünden, wan ich gelaub, hiet der êrst mensch niht gesünt, sô hêt der stern kreft und ander crêatûr kain gewalt gehabt über den menschen. aber ez sint ander wundermenschen, die von rehten menschen niht geporn werdent und habent auch niht menschleicher sêl, die kindelnt ireu aigeneu kindel mit ainander und würkent etleich werk gleich dem menschen, sam die affen und die merkatzen, und die wurzelnt niht von Adam her, wan ez sint besundereu tier, diu got beschaffen hât ân des menschen werk. alsô prüef ich, daz man antwürten schüll zuo der frâg von den wundermenschen. nu sagt daz puoch ze latein von den und von disen under ainander ân alle ordenung. dem wil ich nu volgen unz an daz end.Ez wonent gar wunderleich läut enhalb des fliezenden wazzers, daz Gangen haizt, die gênt willicleich in ain feur durch die lieb, die si habent zuo dem künftigen leben.Ez sint auch läut, die vater und muoter ttent in dem alter und beraitent ir flaisch zuo ainer wirtschaft und ezzent daz mit irn freunden und ahtent daz für ain hailigz guotz werk, und wer daz mit in niht tuot, den prüefent si ainen ungötleichen menschen.Ez sint auch grôz läut sam die risen, die gar leiht über ainen elephant springent, daz doch gar ain grôz tier ist.Ez sint auch klaineu menschel, diu niht vil lenger sint wan ainer daumellen lanch.Ez sint auch weip, diu geperent ains mâls grâ früht, und wenn die früht lang lebent, sô wirt ir hâr swarz in dem alter.Auch sint frawen, die neur fünfstunt geperent und dar nâch mügent si niht lenger geleben denn aht jâr.Ander läut sint, die ezzent rôch visch und trinkent daz gesalzen merwazzer.Auch sint läut, die hinder sich gekêrt hend habent und an iedem fuoz aht zêhen.Ez sint auch läut, die habent die versen an den füezen her für gekêrt.Jeronimus der hailig lêrer sagt von läuten, die haizt er cynocephalos, die habent hundeshaupt und scharpf krumm negel an den lidern und sint rauch an dem leib und redent niht, si pellent sam die hund.Ez sint auch läut, die sô klain münd habent, daz si neur mit aim klainen halm saufendz dinch in sich ziehent und anders niht ezzent.Auch sint ander läut, die ezzent menschleich flaisch und volgent der menschen fuoztriten sô lang, unz daz si in etswâ über ain wazzer enpfliehent.Ez sint auch dâ selben ainäug läut, die haizent arismaspi und cyclopedes, und habent ain aug ze mittelst an der stirn.Läut sint, die habent neur ainen fuoz und laufent gar snell, und der fuoz ist sô prait, daz er ainen grôzen schaten gibt gegen der sunnen, und ruoent si under irm fuoz reht sam under aim obdach.Auch sint läut ân haupt, die habent ir augen an den ahseln und habent für munt und für nasen zwai löcher an der prust und sint über al rauch mit hertem hâr, sam diu wilden tier.Ez sint auch läut, die anders nihts habent des si leben dan daz si an aim apfel smeckent, und wenn si verr wellent gên, sô tragent si den apfel mit in, anders si stürben, wenn si ainen psen smack smeckten.Ez sint auch wild läut, der hât iegleichz sehs hend. Auch sint auz der mâzen schn frawen, die wonent in aim wazzer in dem land India, aber si habent grausam zend sam die hund und sint über al an dem leib weiz sam der snê.Ez sint auch klaineu läutel, die wonent auf ainem perg in India, die haizent pigmêi, diu sint zwaier daumellen lanch und streitent mit den kränichen. diu läutel kindelnt in dem dritten jâr und altent in dem ahten.Ez kümt dick, daz von stummen und von ungehrnden kindel koment, diu auch stummen sint und ungehrend, alsô daz si die siehtüem erbent, und der auzsetzel erbt auch gern. iedoch von plinden läuten koment gesehend und von gestümelten ungestümelt und von ainäuken die paid augen habent.Ez sint läut pei dem fliezenden wazzer, daz Btixantis haizt, die habent gar weiz leib und sint zwelf schuoch lanch und habent ain gezwitailtez antlütz und ain lang nasen und sint mager an dem leib.Auch sint läut, die haizent oxidrates oder gymnosophiste, daz sint plôz weis läut, die gênt plôz in armuot und in diemüetichait und versmæhent die üppigen werlt; die schadent niemant und werent sich niht mit wâpen, si wonent in hölern und in hürsten und geruochent kaines hauses noch kainer stat und ir kint und ireu weip wonent beseits von in mit den tiern und die ziehent si gar käusch und rain. dô die Alexander Macedo, der grôz kaiser, vant, dô wundert in und sprach zuo den selben läuten 'pitet mich, wes ir welt, daz gib ich eu.' dô sprâchen si 'gib uns unttleichait, der beger wir vor allen dingen und begern kaines andern reihtums niht.' dô sprach Alexander 'seint ich ttleich pin, wie mag ich eu unttleichait geben?' dô sprâchen si 'seint dû dich ttleichen erkennest, war umb tuost dû dann sô vil übels und verst irres in der werlt?'Ez sint auch läut enseit des wazzers Gangen, die haizent bragmanni, die sint wunderleichen schôn geziert mit gaistleichait, mit unschulden, mit siten und mit allem irem leben, die habent geschriben offenbâr von unserm herren Jêsu Christo, ê daz er mensch würd, und habent geschriben von des suns mitêwichait mit dem vater. wan ainer hiez Didimus, der was ir maister, den pat Alexander Macedo, daz er im etswaz schrib von irm leben und von irm glauben. dô schraib er im ainen sentprief von dem leben und von den hailigen siten der selben läut und wie si ainen got êrten und wie des gotes sun mitêwig wær mit dem vater, und spricht under andern sprüchen alsô: ainer pitt den andern niht, dâ gleich pei gleich lebt; ez hât auch haz dâ kain stat, wâ kain obrer ist, diu gleichait der armuot macht all läut reich, und alsô besitz wir alleu dinch, der wir niht begeren. er spricht auch mêr: ez ist ain grimmichait, daz wir unser prüeder twingen in unser dienst, die diu selb nâtûr hât geporn mit uns und den von aim got vater ain erb ist gelobt mit uns aller gemainen guoten ding. und spricht mêr: vasten ist uns ain hilf zuo erznei, wan vasten vertreibt niht allain die eingevallen siehtüem, ez fürsiht uns auch und beschermt uns vor den künftigen siehtüemen. er spricht auch: got ist daz wort und daz wort hât die werlt beschaffen und von dem lebent alleu dinch und daz wort êr wir und anpeten ez. got ist gaist und muot und dar umb nimt er niht anders denn ainen rainen muot.Ez sint ainerlai läut in dem land Sicilia, dâ der perch Ethna prinnet, die habent neur ain aug under ainer gar scharpfen stirn ains schilts prait oder aines puklers prait, die haizent cyclopedes, die sint sô lanch, daz si über hôch päum aufgênt, die ezzent pluot. man hât gesehen, daz ir ainer in seim hol gestrackt lag und het in ainer hant zwên man, die vraz er alsô rôch.Ez sint läut, die haizent Comani, die ezzent rôhz flaisch und trinkent pfärdspluot.Jacobus spricht, daz frawen sein in den landen gegen der sunnen aufganch pei den pergen, die Caspii haizent, die frawen haizent amazones und die reitent in den wâpen und streitent und wonent in ainer inseln, diu ist umbgeben mit aim wazzer, und der frawen sint mêr dann zwaihundert tausent und wonent ân man und ir man wonent beseits pei der inseln auch ain; und wenn ir frawen gesigt habent in streiten und wider haim zogent mit irr küniginn, sô anpetent si ir aigen man sam ir götinn. die frawen varnt ains mâls in dem jâr auz der inseln zuo iren mannen, dar umb, daz si von in swanger werden. wenn si dann wider haim koment und der kindel genesent, welhez ain knäbel ist, daz ziehent si siben jâr und sendent ez dann den vätern, aber diu diernkindel behaltent si pei in. alsô ist an etleichem gefügel, dâ sint die sien auch sterker wan die ern. die vorgenanten männinne habent die art, wenn si ie minner unkäuschent, sô si ie sterker sint und ie pezzer ze streiten.Ez sint man und frawen die gênt nackent und sint rauch an dem leib sam diu tier und wonent paideu auf erden und in wazzer, und wenn si fremd läut sehent, sô tauchent si sich under daz wazzer.Ez sint auch weip in etleichen wälden in dem land India, die habent pärt unz an diu prüstel und sint auch rauch an dem leib und lebent neur der tier, diu si gevâhent, wan si habent die leoparden pei in, die in daz wilt vähent, sam wir haben die hunt.Ez sint auch gar schn frawen, die wonent gegen der sunnen aufganch pei dem mer und ezzent rôhz flaisch und gar guot hönich.Ez sint auch etleich läut gegen der sunnen aufganch, die sint ebenmæzig an dem leib, niht ze grôz noch ze klain, der augen läuhtent sam ain lieht in ainer lucern.Ez sint menschen dâ selben die sint wild und sint gar grôz, die sint rauch sam diu swein und schreient sam diu tier.Ez wâren hie vor läut, die heten zägel, sam man list, und ander läut, die heten hörner, und etleich hât der maister des puochs ze latein gesehen, die peilten sam die hund.Ez ist ain lant, sam Jacobus spricht, dâ werdent diu kint geporn mit kroten, und welhez ân kroten wirt geporn, des muoter hât ir man für ain êprechærinn und schaitt sich der man von ir.Ez sint in etleichen landen und allermaist an dem end in Burgundenland pei dem geperg etleich frawen, die sô grôz kröpf habent, daz si sich streckent unz auf den nabeln, und der kropf ist sam ain kruog oder sam ain kürbiz.
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